Kapitel 15

Mit meinem neuen Kleid sah ich schon ganz anders aus. Ein letztes Mal richtete ich meine Haare, dann sah ich zu Cinna. „Bereit?" fragte er besorgt.
„Bereit."
Dann öffnete ich meine Zimmertür und ging zum Aufzug, der sich direkt öffnete und mich stocken ließ.

Ich hatte erwartet Finnick, Johanna, die komischen vier oder Peeta und Katniss dort drin zu sehen. Doch nicht die alte klapprige Frau aus Distrikt 4. „Hallo..." murmelte sie vor sich hin und sah mich freundlich an. „Hallo." entgegnete ich. Dann stellte ich mich neben sie und wir fuhren hinunter ins Erdgeschoss. Wir beide blieben bis nach unten still. Kein einziges Wort und auch kein einziger Mensch passierte diesen Aufzug. Dann kamen wir endlich unten an. Alle anderen waren schon da, selbst mein Mitstreiter.

Da erst erblickte ich zwei Menschen, die mir mehr als sehr am Herzen lagen und sofort stürmte ich auf sie zu. „Beetee! Wiress!" freute ich mich. Fragend legten beide den Kopf schief. Ich weiß, dass ich lange keine Gefühle mehr gezeigt hatte. Umso unangenehmer war, dass alle mich ansahen... jedenfalls fühlte es sich so an, als würden sie mich wie eine Außerirdische halten. Im Fall der Hungerspiele vielleicht nicht ganz ungewöhnlich... immerhin kam ich aus dem Kapitol. „Was? Darf ich mich nicht freuen zwei alte Bekannte wiederzusehen?" fragte ich in die Runde. Keine Antwort, dafür widmeten sie sich allerdings wieder ihren eigenen Dingen. Ich war sowieso viel zu aufgeregt, als das ich jetzt vernünftig argumentieren könnte, was für mich normal war und was nicht.

Dann hörte ich plötzlich wie das Publikum applaudierte. Ich sah zu Johanna... sie hatte gerade irgendwas zu Katniss gesagt, welche im Hochzeitskleid erschienen ist. Ich glaube so etwas wie „Lass es ihn büßen". Bei allem Respekt konnte man nicht sagen, dass sie nicht mutig und rebellisch war. Auf einmal stellten sich alle Tribute in eine Schlange und es ging los. Leicht zitternd folgte ich mit meinem Mitstreitern den Anderen nach draußen zur Bühne. Dort wurden wir auch schon von Caesar und den Zuschauern begrüßt. Auf einem Podest bei der Tribüne erwarteten uns Sitzplätze. Doch statt uns zu setzen blieben wir stehen. Wir blieben stehen und warteten darauf, dass alle Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war. Als es danach schien, nahm jeder einzelne Tribut die Hand eines anderen, hob seine Hände in die Luft und sagte indirekt „Ein letztes Mal.". Dafür bekamen wir natürlich noch mal ordentlich Beifall und Applaus. Die Stimmung war im Gegensatz zu meinen ersten Hungerspielen war es bedrückender hier zu stehen. Erst als Caesar die ersten aufgerufen hatte, setzten sich die Anderen.

Die Zeit verging fast wie im nichts, ich wurde immer ungeduldiger. Nicht einmal als Johanna das Kapitel beschimpfte, Finnick Annie grüßte und Peeta irgendwas von einem Kind geschwafelt hat, verschwand meine Nervosität. Dann hörte ich plötzlich meinen Namen. In Schockstarre dauerte es eine Minute bis ich mich gefangen hatte. Meine Hände fingen an zu zittern.
Ohne noch weiter nachzudenken lief ich hinunter zu Caesar. „Und hier haben wir unsere eiskalte Katze! Komm zu uns Flake!" begrüßte er mich währenddessen. „Hallo Caesar..." begrüßte ich ihn. „Nun dann Flake... erzähl uns doch mal... wie war es, die vorletzten Hungerspiele zu gewinnen?" fragte er.

Ich blickte in die Menschenmenge. Es sind erst zwei Jahre vergangen, ich war gerade erst 14. Ich war viel zu jung! Für all das... und doch, doch war ich hier. Zum zweiten Mal. Und zum zweiten Mal freiwillig. Unweigerlich fließ eine Träne meine Wange hinab. „Ich... hab sie eigentlich nicht fair gewonnen Caesar." kam die Wahrheit über meine Lippen ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte. „Wie bitte?" fragte er ein wenig verwirrt und lachte dann auf. „Wenn man es so sieht waren die Hungerspiele noch nie fair!" richtete er sich zum Publikum. Doch ich schüttelte energisch den Kopf. „Sie verstehen nicht ganz... haben sie noch die alten Videos?" fragte ich und mein Blick wich auf einmal zu Cinna. Mit einem Nicken zeigte er mir, dass es das richtige war was ich tat. „Na...Natürlich... lass uns sie noch mal abspielen!" forderte Caesar sogleich auch schon die Kameraleute auf und sie spielten alle Videos mit mir und... und Brownie ab. Obwohl man ihn nicht sehen konnte. „Nun, dass sieht mir ganz danach aus, als hätten sie jeden einzelnen umgebracht?" richtete sich Caesar zu mir. „Nein. Nein, dass stimmt nicht. Ich habe keinen einzigen von ihnen umgebracht. Ich habe ihn nicht umgebracht. Ich war die letzte Überlebende, weil er mich gewinnen ließ." wurde ich immer mehr hysterisch. „Er?" entgegnete aber nur Caesar.

„Er."

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