Kapitel 12
Angehalten bei der letzten Zahl die der Aufzug bot, sah ich mich erstmal um. Es gab exotische Pflanzen, wie beim Kapitol üblich. Meistens waren die Wände in grellen quietschenden Farben gehalten. Alles in allem wirkte es ziemlich abschreckend. Doch als ich zur langen Tafel ging, hörte ich ein Feuer knistern. Auf einmal ertönte dann ein Blubbern von einem Aquarium auf einem Eichenholztisch. Tatsächlich fühlte ich mich dadurch gleich viel wohler. Die Frage wieso das so war, wusste ich ganz genau. Schon immer hatte ich das Gefühl, nicht zum Kapitol zu gehören. Ich fühlte mich zu Wasser hingezogen und schwamm oft in einem See Nähe des Kapitols. Abends genoss ich dann immer das Lagerfeuer, welches ich mir selbst anzündete. Das waren die einzigen Dinge die sich wirklich nach Zuhause für mich anfühlten.
Als ich herausfand was es mit meinen Eltern und Snow auf sich hatte, erfuhr ich auch warum. Meine Mutter war aus Distrikt 4 und mein Vater konnte vom Kapitol aus irgendwie nach Distrikt 12 gelangen. Dabei passierte er natürlich auch alle anderen Distrikte und lernte meine Mutter kennen.., da waren sie beide gerade mal sechzehn. Als meine Mutter ihm dann einen Übernachtungsplatz bei ihr gab, war es um beide geschehen und sie waren in einander verliebt. Mehr konnte ich allerdings nicht herausfinden. Von meinem Gefühlschaos, dem morgigen Tag und den Mädchen im Aufzug völlig durcheinander, legte ich mich schlafen.
Es war eindeutig nicht mehr das Kapitol. Alles war auf einmal so schön ruhig und friedlich... erst da merkte ich, dass ich in einem riesigen endlos zu sein scheinenden Wald stand. Links von mir hörte ich ein Plätschern, was eindeutig von dem See stammte, welchen man allerdings komischerweise nur durch warme Kohle erreichen konnte. Es roch nach Meersalz und ein Teil von mir, hätte nichts lieber getan als in den See zu gehen. Doch etwas hielt mich auf. Etwas mächtiges und beinahe bekanntes. Das Kapitol. Präsident Snow... mit einem Schritt entfernte ich mich vom Wasser. Plötzlich spürte ich jemanden hinter mir Atmen. Geschockt drehte ich mich um und erstarrte im selben Augenblick in meiner Bewegung.
Schwer atmend erschrak ich aus meinem Traum. Es war Brownie. Mein ganzer Körper bebte und ringt nach Luft. Eindeutig eine Panikattacke. Über das Jahr waren sie immer öfter aufgedrehten. Doch seit dem entschlossen wurden war, dass die Hungerspiele den Gewinnern galten und ich freiwillig wieder mit dabei war, kamen sie mindestens in einem fünfstündigen Takt herbei. Umso näher die Hungerspiele kam, desto mehr verkürzte sich die Zeit zwischen den Panikattacken.
Nach einer Weile hatte ich es irgendwie geschafft wieder richtig ein und auszuatmen. Mit einer Bewegung stand ich auch schon auf und ging zum Aufzug. Es war gerade mal 4 Uhr, dennoch machte ich mich auf zum Trainingsparcour. Unerwarteter Weise erblickte ich dort schon zwei andere. Joana Mason und Finnick Odair. Wer hätte es geahnt... schnurstracks ging ich einmal durch den Raum und blieb vor dem Bogenschießstand stehen. Natürlich könnte ich auch Dolche werfen oder mit Schwertern kämpfen... aber irgendwas zog mich zum Bogen. Im nächsten Moment schon nahm ich mir ein und ein Köcher voller Pfeile, ging zu einem Pult wo man die Schwierigkeit des Schießstandes einstellen konnte, tippte auf die höchste Zahl und schielte drauf los. Binnen drei Minuten hatte ich alle Gegner ausgelöscht.
Mit einem leichten Lächeln auf meinem Gesicht, ging ich zum Buffets und aß einen Apfel. „Du bist immer noch so gut wie vorher." sagte auf einmal Joana zu mir und ich drehte mich zu ihr um. Ich wusste ich hatte mich nicht stark verbessert im Bogenschießen und sie wollte mich damit nur runter ziehen, damit ich falls ich den Bogen später beim Punkte erzielen nehmen sollte, scheiterte. „Du bist ja wie immer lustig drauf. Gut geschlafen?" entgegnete ich trotzdem. „Nun... ja sogar sehr gut." antwortete sie.
Doch ich wusste das sie eigentlich sagen wollte: „Ich wollte nicht ganze Zeit dumm rum liegen und vom Kapitol ungeachtet werden"
Es war eine Art geheimer Code den nur wir verstanden. „Wie lange trainiert jetzt eigentlich schon Odair?" fragte ich nebensächlich und schaute zu ihm rüber, während er dabei war einen Dreizack zu werfen. Der Dreizack... wer hätte geahnt das er immer noch so sehr an ihm hing? „Seit drei Uhr waren wir gemeinsam hier. Er hätte sich eigentlich noch Ausruhen können... aber der verliebte Dummkopf musste ja weiter trainieren, um als Sieger zu seiner Geliebten zurückkehren zu können." erläuterte sie mir. Das war ja klar. Etwas an diesem Satz versetzte mir einen mächtigen Stich. Ich wusste auch ganz genau was es war... aber ich versuchte es einfach zu ignorieren.
Mein Blick viel auf eine Hologrammuhr. Es war fünf. Auch Finnick ging nun einfach zum Fahrstuhl. Ich würde nach ihm mit Joana hochfahren. Dachte ich und wartete ab. „Vielleicht sollten wir jetzt auch langsam hoch. Ich muss noch ein dämliches Outfit für heute Nachmittag anziehen." meinte Mason auch schon im selben Moment und wir nahmen den nächsten Aufzug.
Bei dem Stock Nummer 7 verabschiedend wir uns voneinander und ich fuhr wieder zur 13, wo ich erstmal zwei Stunden duschte und mich danach auf den Weg zu Cinna machte, welcher mich ankleiden würde. Doch weder das Training, noch das Oufit was ich anziehen würde schwebte mir dabei im Kopf herum. Alles woran ich noch denken konnte, war Brownie und der verliebte Finnick Odair...
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