14. Just keep breathin'
Tony Stark kam auf mich zu und setzte sich, so gut wie es ihm möglich war, in seinem Anzug neben mich auf einen Sitz im Quinjet, der genau gegenüber Lokis war. Wir hatten uns bereits wieder auf den Rückweg nach Amerika gemacht und da ich nicht wirklich Lust hatte mit Rogers zu interagieren saß ich nun lieber hier und durchlöcherte den Gott mit bösen Blicken. Mein Rücken schmerzte immer noch vom Aufprall an der Mauer, doch außer ein paar Kratzern, die zwischenzeitlich wieder verheilt waren, fehlte mir wunderlicherweise rein garnichts.
Stark hatte seinen Helm abgesetzt und nun sah ich den Milliardär und selbst ernannten Playboy das erste Mal höchstpersönlich. "Sie sind also die kleine Alice Morgan", sagte er und grinste verschmitzt. Er reichte mir seine Hand mit den Worten: "Ich bin Iron Man alias Tony Stark."
"Ich weiß wer Sie sind, Stark", entgegnete ich ihm und ließ seine Hand unbeachtet.
"Besser ist es. Du hast mich einiges an Geld und Ansehen gekostet, Kleines." Pah. Das kleinste Übel an diesem Satz war wohl, dass er soeben beschlossen hatte mich einfach zu duzen. Empört zog ich Luft ein und konnte sogar für längere Zeit meinen Blick von Loki lösen.
"Sie haben mich mein normales Leben gekostet!", blaffte ich laut zurück, und selbst Loki, den unsere Unterhaltung bis jetzt nicht wirklich gekümmert hatte, sah nun neugierig auf. Auch die anderen im Flugzeug, die sich über das weitere Vorgehen unterhalten hatten, verstummten plötzlich kurz. Doch das interessierte mich nicht. Viel zu groß war der eigentliche Hass auf mein Gegenüber im blechernen Anzug. Wegen ihm war ich überhaupt in dieser Lage. Bin Teil einer Geheimorganisation, besitze fast schon magische Kräfte und wurde vor nicht mal einer Stunde von einem Gott gegrillt. All das wäre niemals passiert, hätte er nicht so unverantworunglos seinen Atommüll transportieren lassen!
"Na, Na, Na, jetzt werd mal nicht persönlich", tadelte er mich und zog einen aufgesetzten Schmollmund. "Ich selbst hatte nichts mit deinem Unfall zu tun und wäre ich nicht gewesen, würden dich die Paparazzi bis heute noch verfolgen." Am liebsten wäre ich ihm an die Gurgel gegangen, doch er hatte Recht. Eventuell, vielleicht nur ganz eventuell, hatte ich unterbewusst für mein Schicksal einfach eine Person auserkoren, die die Schuld für meinen Unfall trug. In diesem Falle einfach Tony Stark. Vielleicht hatte ich überreagiert und ihn fälschlicherweise beschuldigt. Damit wäre ich dann kein Stücke besser als Rogers. Zudem hatte Tony sich auch Mühe gegeben alles bedeckt zu halten und hat alle aufgekommenen Kosten gedeckt.
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Na schön, vielleicht haben Sie da ja Recht."
"Weißt du, in mir stecken Granatsplitter, die jeden Moment in mein Herz eindringen könnten und das hier-" Er tippte auf den Arc-Reaktor in seiner Brust, "-verhindert es. Dieser kleine Lichtkreis ist jetzt ein Teil von mir. Es ist ein schreckliches Privileg."
"Aber Sie können es richtig kontrollieren", entgegnete ich ihm und musterte seinen Anzug.
"Weil ich gelernt habe wie."
"Das ist was anderes." Ich seufzte. Bei mir hang noch so viel mehr an dieser Veränderung. Die ständige Angst ich könne mich nicht nur mich in Gefahr bringen, sondern auch mein Umfeld, zerfrass mich förmlich in stillen Momenten. Zwar konnte ich es für die meiste Zeit kontrollieren, doch in manchen Situationen überkam es mich immernoch vollkommen unerwartet.
"Hey, ich habe alles von deinen Unfall gelesen. Eine so hohe Strahlung hätte dich eigentlich töten müssen."
"Also meinen Sie, dass das hier-" Ich hob meine Hand an und ließ ein Feuer darauf entfachen, "- mein Leben gerettet hat? Ein netter Gedanke", seufzte ich und beobachtete die tanzende Flamme auf meiner Handfläche. "Aber gerettet wofür?"
"Das werden wir wohl noch sehen", entgegnete er und verzog seine Lippen in ein Grinsen, welches ansteckend wirkte.
"Danke Stark, ich schätze das habe ich mal gebraucht." Ich lächelte und ließ die Flamme auf meiner Hand verschwinden. Einen Grund musste es nun ja wirklich geben, weswegen ich überlebt habe. Nur ich kannte ihn schlichtweg noch nicht. Meine Leben hatte sich dadurch zwar um 180 Grad gewendet, doch ich könnte nun auch unter der Erde liegen.
"Duze mich doch bitte", meinte er und zog ein angewidertes Gesicht. "So alt wie Captain Iglo dort hinten bin ich ja nun auch nicht." Er deutete mit einer abwertenden Handbewegung in Steves Richtung, der direkt reagierte und sich zu uns drehte. Doch anstatt sich wieder mit Natasha zu unterhalten, kam er auf uns zu gelaufen.
"Sie haben dort unten nicht meine Anweisung befolgt, Agent Morgan", sagte er ruhig mit einem gewissen strengen und bissigen Unterton und kam vor meinem Sitzplatz zum Stehen. Gemächlich stand ich auf, stellte mich ihm gegenüber und baute erneut den intensiven Blickkontakt auf wie auf dem Helicarrier vor einigen Stunden.
"Ich wüsste nicht wieso ich Anweisungen von Ihnen annehmen sollte, Eisprinzessin." Vor allem das letzte Wort spuckte ich förmlich aus. Er mochte vielleicht vor 70 Jahren die Welt gerettet haben, doch gab es ihm nicht das Recht sich so etwas herauszunehmen. Und außerdem war doch in Deutschland alles gut gegangen. Niemand wurde gegrillt und wir haben Loki gefasst.
"Hah, ich mag sie", lachte Tony, stand ebenfalls von seinem Platz auf und klopfte mir auf auf Schulter. Was mit seiner eisernen Hand jedoch deutlich mehr schmerzte als gedacht.
Steves Antwort hingegen wurde mir zum Glück erspart, da er durch ein lautes Donnern unterbrochen wurde. Ein Blitz traf beinahe den Jet und ließ ihn heftig erzittern.
"Wo kommt das denn her?", fragte Natasha erschrocken und wich einem weiteren Blitz aus. Erneut ertönte ein mächtiges Donnergrollen und ich suchte Halt an einem Sitz im Jet.
Mein Blick ging zu Loki, der aufmerksam aus dem Fenster starrte. Steve hatte dies anscheinend ebenfalls bemerkt und fragte hämisch: "Was ist denn? Machen ein paar Blitze Ihnen etwa Angst?"
"Ich bin nicht sonderlich erpicht auf das was folgt", entgegnete ihm der Gott und sah erneut aus einem der Fenster, als eine erneute Erschütterung den Qinjet traf. Tony schnappte seinen Helm und setzte ihn sofort auf. Er öffnete die Rampe, um sich draußen umzusehen. Doch gerade als er einen Fuß auf die Rampe setzte, tauchte dort ein blonder Kerl auf. Er verpasste Tony einen Schlag mit einem Hammer, der ihn auf Rogers schleuderte, schnappte sich Loki und flog anschließend einfach wieder raus.
"Noch so einer", seufzte Stark und rappelte sich wieder auf.
"Noch einer aus Asgard?", kam es verwirrt von mir und ich probierte meine Haare aus meinem Gesicht zu entfernen, die mir aufgrund des starken Windes, beinahe die Sicht versperrten.
"Ist das ein Verbündeter?", fragte Steve ebenso verwundert und richtete sich auf.
"Unwichtig. Wenn er Loki befreit oder tötet, ist der Tesserakt verloren." Tony drehte sich um und machte sich bereit aus dem Jet zu springen.
"Wir brauchen einen Angriffsplan, Stark!," rief ihm Rogers hinterher, doch das kümmerte ihn nicht.
"Ich habe einen Plan: Angriff." Und schon sprang er aus dem Flugzeug, um dem Entführer zu folgen. Blitzschnell griff Steve zu einem der Fallschirme, schnallte ihn sich um und sprang ihm hinterher, als wäre es nichts besonderes.
Nun griff auch ich zu einem Fallschirm und begann ihn mir anzulegen, doch Natasha unterbrach mich: "Ich würde den Tanz auslassen, Alice!"
"Ich glaube das kann ich nicht."
"Diese Typen kommen aus ner' andern Welt und sind im Grunde Götter", entgegnete sie mir und probierte gleichzeitig den Jet stabil zu halten.
"Genau deswegen kann ich sie da unten nicht alleine lassen!" Ich schloss den letzten Verschluss und näherte mich entschlossen dem Ende der Rampe. Doch dort verpuffte die plötzlich erschienene Entschlossenheit. Der Wind wirbelte meine Haare durcheinander und pfiff mir rauschend um die Ohren. Unter mir war nichts mehr außer Dunkelheit.
Ich kniff meine Augen zusammen und atmete tief durch. Los Alice, du wolltest soetwas schon immer einmal alleine machen. Und so viel schwerer konnte es doch auch nicht sein, wie damals bei meinem ersten Mal mit Clint. Außerdem konnte ich mir den Spaß dort unten doch nicht entgehen lassen! Was hatte Clint damals gesagt? Just keep breathin'.
Ich nahm einen tiefen Atemzug. Und dann noch einen. Just keep breathin', Alice. Dann machte ich ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang dann mit einem kreischenden Schrei ins tiefe Nichts.
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