3. Wettbewerb von Funkenpfote

„Nean gibt Leben für Leben. Suche die Jadefeder! "

,,Aber was bedeutet das, Lorbeerfall?"

"Ich weiß es nicht."

Wie eine eisige Schlange glitt die Kälte durch Schattenfluss' Pelz, als ihre Pfoten sie entlang eines kleinen Blachlauf führten. Sein einst fröhliches Gurgeln war verstummt, längst hatte auch ihn die Gewalt der Blattleere eingeholt. Wartend wandte die Kätzin ihren Blick zum nachtschwarzen Himmel. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Bald würden Nean ihren Körper zersetzt haben, bald würde ihr Bewusstsein von Federn erstickt worden sein. Sie musste sich mit ihrem Vorhaben beeilen!
Dort, weit über den Wolken, regte sich eine dunkle Gestalt. Mit einem kehligen Schrei drehte das Wesen ab, senkte seinen Schnabel gen Boden und ließ sich schließlich hinab auf festen Grund gleiten. Schattenfluss schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, ihr Sicht war auf ein schwach, schimmerndes Bündel vor dem pechschwarzen Vogel gerichtet. „Ich sehe, du hast meinen Auftrag erfüllt, Kolrei!", ihre leuchtend gelben Augen blitzten gefährlich. „Koij'trix!" Aufgeregt hüpfte das Tier um ihre weißen Pfoten. „Koij'trix!" Leicht genervt, konnte sich Schattenfluss ein Augenverdrehen nicht verkneifen. Dummer Vogel! „Ja, ich habe es dir befohlen und du hast meine Befehl ausgeführt! Danke!" Kurz hielt die Kätzin inne und überlegte, bevor sie langsam miaute: „Kriox!" Aufgeregt schlug der Rabe mit seinen pechschwarzen Flügeln und umkreiste ihren Kopf. „Kriox'trix! Kriox'trix!" So ging es eine Weile lang, bis Kolrei schließlich Mühe hatte unter all den Rufen noch Luft zu finden und sich auf einen niedrigen Ast niederließ. Mit seine schwarzen Augen betrachtet er Schattenfluss neugierig, beobachtete fasziniert, wie sie mit ihren Pfoten über seine Beute strich. ,,Krinox'tix kox? Krinox'tix kox?" Die Gedanken der Kätzin rasten, bis sie sich umschlugen und in voller Wucht gegeneinander knallten. Doch etwas tief in ihrem Inneren blieb ruhig und flüsterte ihr sanft süßeste Worte ins Gedächtnis: ,,Du fliegst wohin?" ,,Zum Wächter.", entgegnete sie leise.

Leicht niedergeschlagen stöhnte Schattenfluss, als sie zum dritten Mal über eine alte Wurzel gestolpert war. Selbst die Augen einer DonnerClan-Katze, schienen dieser endlosen Dunkelheit längst nicht mehr stand zuhalten. Kolrei stieß eine erstickten Ruf aus, ließ sich dann auf Schattenfluss' Schulter nieder und begleitet mit einem wütenden Fauchen waren seine Federn ebenso schnell wieder in Betrieb. Verwirrt kniff Schattenfluss die Augen zusammen. Vier schwache Flammen durchschnitten die Dunkelheit, tanzten dicht nebeneinander wie SternenClan-Katzen. Selbst die schwarze Kätzin konnte sich ein Schlucken nicht vollständig verbergen, als sie sah, zu wem die kleinen Hoffnungsschimmer gehörten. Auf einem Ast, dessen Rinde längst vom Alter besiegt worden war, saß eine ungewöhnlich breite Gestalt. Ihr Fell bestand aus zahlreichen weißen Federn, die mit schwarzen Strichen und Punkten übersät waren, als hätten Feuerkugeln in ihnen eingeschlagen. Und doch waren das Seltsamste die zwei Köpfe des Wesens. Sie waren klein und rund und in ihrer Mitte saß ein großer, scheinbar verbogener Schnabel. Schattenfluss riskierte einen schnellen Seitenblick zu ihrem Begleiter. Noch nie hatte die Kätzin einen Vogel gesehen, der anders, als Raben und Elstern, einen gekrümmten Schnabel hatte. Wie sollte er damit bloß fressen? Wortlos brannten sich die glühenden Augen in Schattenfluss' Pelz, als wollten sie in das Innerste ihrer Seele eindringen. Wieso sagt er nichts? Die Kätzin musste sich bemühen, seinem Blick stand zu halten und ihre Verwirrung nicht lauthals in die Welt zu schreien. Eine Welle der Panik, schlich sich allmählich unter ihre bereits vereiste Haut. Was sollte sie tun, wenn diese Gestalt nicht antwortete? Es ignorieren? Sie zu Rede stellen? Verzweifelt betrachtete sie ihr Gegenüber, bedachte noch einmal diesen seltsamen Schnabel, diese teuflischen Augen und ... ihre Federn. Schattenfluss erstarrte. Das waren keine sinnlosen Punkte, nein, das war die Schrift, Nean's, Göttin der Federseelen. Die Kätzin spürte wie etwas in ihr erwachte, bis plötzlich alles um sie herum verschwamm, nur um in einer gewaltigen Explosion auf zu erstehen. Ihre Sicht begann sich zu schärfen und langsam mischten sich neue Farbtöne in ihren Blickwinkel. Doch auf dem Körper der Gestalt, sah sie längst kein Schwarz mehr, viel eher ein gleißendes Weiß, dass ihr aus der Dunkelheit entgegen leuchtete und selbst die Schönheit alter Geister in einen meilenweiten Schatten stellte. Wie in Trance murmelte Schattenfluss die eigenartigen Worte vor sich hin, überrascht, als ihr Bewusstsein begann, ihren Sinn zu erfassen. „Man nennt mich Erloschener Ruf, Wächter der Herrscherin. Was hast du, Halbschwester, zu sagen, dass du in der Kälte zu mir kommst?" Mit bebenden Pfoten trat die Kätzin einen Schritt näher und senkte den Kopf. „Man nennt mich Schattenfluss, Kriegerin der Katzen. Ich habe dir, Halbbruder, zu sagen, dass in dieser Kälte dein Schlüssel zur ewigen Macht liegt." Kurz änderte sich nichts in Erloschener Ruf's Schrift, doch dann formten sich die Punkte plötzlich um und Schattenfluss betete, dass er nicht wieder mit seinem Namen anfangen würde, wie es in Nean's Sprache üblich war. Noch einmal wollte sie nicht, so unsinnige Worte wiederholen müssen. Doch ihre Botschaft schien den Wächter aus seiner heiligen Fassung gebracht zu haben. „Bei allen toten Seelen, du hast es wirklich vollbracht? Eine halbe Federseele bringt mir nach all den tausend Jahren das, was mir zusteht?" „Es gibt nur eine Bedingung!", bestätigte Schattenfluss, während ihre Pfoten vor Erregung zu kribbeln begannen „Was willst du?" „Nean's Feder!" Zum ersten Mal glaubte sie eine Bewegung in dem Gesicht vor ihr zu erhaschen. „Die Jadefeder, die dir deinen sehnlichsten Wunsch erfüllen kann?" „Ja, ich werde endlich wieder eine Katze sein können!" Sich damit anfindend nickte die Gestalt und funkelte Schattenfluss gierig an. „Das lässt sich einrichten! Her damit!" Schnell winkte die Kätzin Kolrei zu sich, der bereits eine kleine Tasche hervorzog. Geschickt wie er war, zupfte er nur kurz und seine Beute rollte auf den gefrorenen Boden. Ungläubig  starrte Erloschener Ruf auf das, was vor ihm lag. Zwei kleine Kugeln, unterschiedlicher Farbe, zusammen mit tausenden Stückchen von Kristallen zierten scheinbar willkürlich den Untergrund. „Sonne und Mond, sie sind es wirklich!" Zu benommen von diesem atemberaubenden Anblick nickte die Kätzin nur schwach. „Weißt du was Schattenfluss? Wieso solltest nur du eine Federseele sein? Wenn doch jede Katze einen Federseele sein kann!" Die feurigen Augen blitzten gefährlich. ,,Wieso sollten sich die Vögel von Katzen jagen lassen?"

Selbst in dieser Kälte knisterte die Luft bedrohlich. Schreie zerschnitten die Nachtluft. Schattenfluss Atem ging schnell, als sie zum Lager des DonnerClans raste. Der Wald war erfüllt von dem Geruch der Angst. Neben sich hörte Schattenfluss Kolreis krächzende Rufe, nur mit Mühe und Not, war es ihr in dem Lärm möglich seine Worte zu verstehen. "Du tust warum? Du tust warum?" Niedergeschlagen seufzte die Kätzin. Was hatte es auch für einen Sinn ihm alles zu verheimlichen? Er würde es ja doch nicht verstehen! ,,In den Clans gibt es ein Gesetz, Kolrei. Eine Federkatze, das ist eine Katzen, die von einem Wächter gebissen wurde und nun eine halbe Federseele ist, muss den Clan verlassen, während Nean ihren Körper langsam verschlingt. Aber Lärchenpfote ..." Eine scharfe Erinnerung durschnitt ihr Bewusstsein und für einen Moment schien es Schattenfluss unmöglich weiterzusprechen. ,,Lärchenpfote musste bleiben." Der Gedanke an die kleine Schülerin, erlosch schließlich doch auch den letzte Funken, der ihr noch zum Reden Kraft gegeben hätte und erstickte das Gespräch mit grausamer Stille. Ach, Kolrei, wenn du mich bloß verstehen könntest! „Katze traurig! Katze traurig! Katze will Familie?", kam es plötzlich von Schattenfluss Flanke. Überrascht sträubte sich ihr Nackenfell. Wie kann das sein? Fast glaubte sie, sich getäuscht zu haben, doch Kolrei beäugte sie erwartungsvoll mit seinen kleinen, schwarzen Augen, als wartete er auf eine Antwort. „Ja...", war dennoch das einzige, was Schattenfluss herausbrachte. Ja...

Mächtige Vogelkörper knallten gegen die Pelze der Katzen, scharfe Klauen gruben sich in weiches Fleisch. Schattenfluss schluckte unbehaglich. War das nun ihr Werk? War das das, was sie sich mit ihrer Eigennützigkeit verdient hatte? Sie wagte einen schnellen Blick zum Himmel. Graue Wolken, zogen an einem verlassenem Himmel entlang, kein einziger Lichtpunkt durschnitt die Endlosigkeit, kein Sonnenstrahl kitzelte ihre Schnurrhaare. Sollte das Lärchenpfotes kurze Zukunft werden? Allmählich begannen sich Schattenfluss' Gedanken zu sammeln und ballten sich zu einem gewaltigen Entschluss zusammen. Nein, so kann es nicht enden! Nicht für Lärchenpfote

Es mochte dunkel sein, doch Erloschener Ruf, war nicht schwer zu finden mit dem leuchtenden Beutel in seinem rechten Schnabel. Die Kätzin spürte, wie die Energie des Kampfes, durch ihre Adern schoss, ihr Fell aufplusterte und ihre Krallen ausfahren lies. Sie war bereit. Mit einem Schrei stürzte sie sich auf den Wächtern, ihre Sicht verschwamm zwischen all den Federn. Doch der wohltuende Geschmack von Blut war nur von kurzer Dauer. Geschickter als ein Gepard wirbelte Erloschener Ruf herum und stieß sie von sich. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst, als Schattenfluss auf dem harten Boden aufkam. Nach Luft schnappend, sah sie aus dem Augenwinkel, wie er sich aufbäumte, seine Federn zu knistern begannen, nur um in einem Feuerstrahl auf zu gehen. Dunkelheit erfasste Schattenfluss. Es ist zu Ende! Es tut mir so leid Lärchenpfote, wie konnte ich die ganze Zeit nur an mich selbst denken? Doch zu ihrem Erstaunen verebte der tosende Lärm der Kämpfenden nicht, nein, viel eher wurde er immer Lauter, bis er die Ohren der Kätzin zu zerfetzten drohte. Mit zitternden Lidern bemühte sich Schattenfluss ihre Augen zu öffnen. Die Welt um sie herum schwankte bedrohlich und doch: Tot war sie nicht. Sie lebte! Ein Stöhnen lies sie zusammenzucken. Neben ihr lag, ausgestreckt auf dem dreckigen Staub, eine schwarze, fedrige Gestalt. Ihr Atem ging stoßweise, panisch schnappte sie nach der kühlen Nachtluft. „K-Kolrei?" die Kätzin spürte, wie sich ein harter Klos in ihrem Hals bildete. „Kirojxs? Kirojxs?", krächzte der Rabe verzweifelt. Schattenfluss eilte zu ihm, Tränne begannen das dichte Fell um ihre Augen zu nässen. „Ich bin da! Alles ist gut, ich bin's!" Erleichterung flackerte wie ein einsames Glühwürmchen in den trüben Tiefen auf. „Kolrei hat beschützt! Kolrei hat Geschenk!" Auf der verkohlten Unterseite seines Flügels, bildete sich langsam eine lange, leuchtende Feder. Schattenfluss hielt den Atem an. War das dis Bedeutung von Lorbeerfalls Worten? Konnte Nean so grausam sein? Konnte sie ein so unschuldiges Leben für eine Feder zugrunde gehen lassen?  „Nein, Kolrei, nein!" Immer intensiver wurde das Funkeln, mit jedem Herzschlag nahm die Feder immer mehr an Gestalt und Form an. Und mit jedem Herzschlag wurden Kolreis Augen silbriger und silbriger, seine Atem schwächer und schwächer. „Bitte, bitte Kolrei, nein!" Schattenfluss, spürte, wie ihr Herz zu zerspringen drohte. Nein! Ein Lächeln schien über das Gesicht des Raben zu huschen. „Katze hat Wunsch. Katzehat Familie. Kolrei glücklich!" Ein letzter Schauder durchfuhr seinen Körper, bevor er für immer erschlaffte. Blind und mit verschwommener Sicht hob Schattenfluss seine leuchtende Gabe auf. Aus den Augenwinkel erkannte sie Lärchenpfotes schlanke Gestalt. Nein, sie wusste, was sie zu tun hatte. Ein letztes Mal bedachte sie Kolreis schlaffen Körper, ein letztes Mal liebkoste sie gedanklich ihre kleine Tochter und ein letztes Mal sah die Welt zwei hässliche, orangene Augenpaare. 

Licht.

~1784  W.

~~~

 Jaja, von einer kleinen Erläuterung, werdet ihr mich so schnell nicht abhalten können! xD

Zum Inhalt: Die Idee ist mir als Folge kompletter Ideenlosigkeit gekommen, als ich einfach irgendetwas geschrieben habe! Schattenfluss, eine DonnerClan-Kätzin und Mutter von Lärchenpfote, wird von einem Wächtervogel gebissen und wandert fortan an als "halbe Federseele" bzw. "Federkatze" durch die Wälder. Als halbe Federseele kann sie jede Sprache der Vögel verstehen, sei sie auch noch so ausgefallen. In früheren Versionen, als Kolrei mehr von seiner Zungenbrechersprache preisgeben durfte, auf deren spontan Entwicklung ich sogar ganz stolz war, konnte man das noch ein wenig deutlicher erkennen, jetzt ist seine einzigartige Sprechweise wegen Platzgründen ein wenig verschwommener geworden. Eine Federseele stirbt jedoch gleichzeitig auch nach mehreren Monden, an einem solchen Biss. Einziger Weg dagegen sind die Verwandlung in eine komplette Federseele (Vogel) (Diese Information war für den Verlauf so irrelevant, dass ich sie nicht erwähnt habe) oder eine Zurückverwandlung. Hier kommt die Jadefeder ins Spiel, die Schattenfluss so sehr begehrt. Sie erfüllt einem, den sehnlichsten Wunsch, mit ihr könnte Schattenfluss wieder zu ihrer Tochter, von der sie wegen dem Clangesetz getrennt ist und müsste nicht mehr um ihr Leben bangen. Sie weiß jedoch noch nicht, dass jemand die Jadefeder nur erhält, wenn sich eine Federseele für ihn freiwillig opfert. Deshalb begeht sie den Fehler, für einen Wächter, Erloschener Ruf, Sonne, Mond und Sterne von ihrem treuen Begleiter einfangen zu lassen, im Tausch gegen eine Jadefeder. Endlich die Macht besitzend, erfüllt Erloschener Ruf ihr jedoch nicht diesen Wunsch und greift stattdessen die Clans an, schließlich besitzt er nun endlich genügend Kraft dazu. Als Schattenfluss sieht, welchen Fehler sie begangen hat, greift sie den Wächter an, wird allerdings schnell wieder zurückgestoßen. Als Erloschener Ruf (-> eine Andeutung auf seine stille Art der Kommunikation) gerade einen feurigen Strahl auf sie schießen will, springt Kolrei dazwischen und rettet seine Gebieterin. Dadurch erhält Schattenfluss doch noch die Jadefeder. Kurz überlegt sie, ob sie nun ihr großes Ziel verwirklichen soll, entscheidet sich aber schnell dazu, sich für ihren Clan und ihre Tochter zu opfern und vernichtet Erloschener Ruf. Dadurch befreit sie schließlich Sonne, Mond und Sterne, wie mit "Licht" angedeutet.

Nachwort: Wie schon gesagt gab es einige Dinge, die ich noch gerne eingebaut hätte allerdings doch aus Platzgründen wieder gestrichen habe, was sich in meinen kritischen Augen doch ziemlich auf die Qualität auswirkt, ich finde das Ganze recht holprig geschrieben mit einer unlogischen Zeitverteilung. Trotzdem hat es auf jede Fall einmal gut getan, sich länger mit einem Text zu beschäftigen und sich zu fragen, was nun wirklich wichtig ist oder welches Detail die Sache ein wenig unlogisch erscheinen lässt.  Immerhin habe ich nun 300 Wörter weniger, das ist wahrhaftig ein großer Tag für mich! xD Ich glaube mich zu erinnern, dass ich einmal in den Regeln gelesen hätte, 100 weitere Wörter nach der 1700-Grenze wären noch in Ordnung, ich hoffe trotzdem, dass meine breite Auslegung von 1700 kein allzu großes Problem darstellt, ich habe mich wirklich bemüht!^^

Aber es hilft nichts, nun heißt es: Kurz fassen! 


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top