2. Wettbewerb von Funkenpfote


Geschichte: 

Sanft tätschelte der warme Wind Scotchs Stirn. Er spürte wie mit jedem Atemzug seine Lunge mehr und mehr süße Heimatluft aufsog und den schrecklichen Salzwassergestank endlich vertrieb. Zu Hause! Vorsichtig öffnete er seine gelben Augen und lies seinen Blick zufrieden über den Wald und das kleine Dorf vor ihm schweifen. Nichts hatte sich seit seiner Abreise verändert. Noch immer saß die alte Möwe auf ihrem Pfosten, nur das sie ein wenig zerrupfter aussah, als sie es schon immer getan hatte. Und noch immer wehte aus einer kleinen Zweibeinerbehausung neben ihr der Geruch von frischem Fisch durch die Luft. Scotch schleckte sich begierig ums Maul, doch heute würde er den Köstlichkeiten keinen Besuch abstatten, zumindest noch nicht! Fröhlich trappte er zwischen den Bäumen umher, bemüht einen aufkommenden Schauder zu vermeiden, als die Schatten begannen sich hinterlistig um seine Pfoten zu winden, und sich auf sein Ziel zu konzentrieren. Ein Schnurren kam in ihm hoch, als er an ihren großen, blauen Augen dachte, die ihn voller Erstaunen und Begeisterung entgegenblicken würden. An ihr weiches, weißes Fell und ihre rosa Schnauze. Bald bin ich da! Ein Regentropfen landete auf seinem schwarzem Ohr und veranlasste ihn, seine Pfoten, die nur an hölzernen Schiffsboden gewöhnt wahren, schneller voranzutreiben. Graue Wollen bedeckten die Sonne und die Luft wurde eigenartig drückend. Doch Scotch ging beständig weiter, Joe, sein wohlerzogener Zweibeiner würde ihm die rostige Katzenklappe schon offen lassen. Zumindest hatte er es immer getan, bevor Vio, diese räudige Streunerin gekommen war. Schon bei dem Gedanken an ihr glänzendes Fell sträubte sich seine Nackenhaare. Alun hatte sie nie leiden können, recht hatte sie damit gehabt!

Die Tropfen wurden allmählich dichter und ballten sich zu gewaltigen Kugeln zusammen, bis sie schließlich auf der feuchten Erde auftrafen und Tausende Jungen aus ihrem Körper flohen. Die weißen Flecken in seinem schwarzem Fell, waren kaum zu erkennen, als Scotch sich keuchend einer dunklen Silhouette am Horizont näherte. Ihre vielen Arme begannen sich bei seinem Anblick zu schütteln, sodass selbst die vorwitzigen Krähen sich in die Lüfte erhoben. Der Kater schluckte unbehaglich und erkannte plötzlich, dass seine Mühen vergeblich gewesen zu sein schienen. Keinen einzigen Pfotenabdruck, nicht einmal einen Geruch gab die Kreatur preis. Schwer wie Stein sackte die Enttäuschung in seinen Bauch. Sie ist nicht da.


Zwei schemenhafte Gestalten saßen zusammen auf einem kleinen Hügel. Die Sonne webte Goldmuster in ihren Pelz und doch war es unmöglich sie zu erkennen. Die eine, ein wenig größer schien die anderen etwas zu fragen, denn nun nickte ihr Gegenüber überzeugt. Schattenhafte Schwänze wogen sacht mit dem Wind, als sie beide aufstanden und hinaus, hinter den Horizont liefen.


Scotch seufzte niedergeschlagen und zwang sich weiterzugehen. Er fühlte wie mit jedem Schritt sein triefendes Fell schwerer und schwerer wurde, bis er glaubte bereits den schlammigen Boden auf seiner Zunge zu spüren. Ein Ächzen drang aus dem Wesen, als es merkte wie die Katze immer näher und näher an es heranschlich.


Eine Katze sträubte ihr dunkles Fell, doch nicht einmal ihre Augen gab das seltsame Wesen neben ihr frei. Unter der Katze kauerte eine junge, kleinere Silhouette. Ängstlich hatte sie ihren Kopf geduckt, ihre Ohren waren angelegt.


Ein Schauder durchfuhr den Schiffskater. Für einen Moment sträubte sich jeder Muskel in seinem Körper weiterzugehen. Er sah auf und begegnete dem hämischen Blick der Kreatur vor ihm, beobachtete voller Hass wie sich ihre unzähligen Gliedmaßen durch Erde und Wind fraßen. Scotch bleckte die gelben Zähne und wag sich vor. Dicht neben seinem Feind lag ein Stein. Wie der Mond am Nachthimmel strahle er dem Kater entgegen und doch war sein Anblick so bitter wie die seltsame Flüssigkeit, die er von Joe in den Munde geschoben bekommen hatte. Scotch fühlte wie sich sein Magen zusammenzog, sich schmerzhaft verkrampfte. Die Mitte des Mondsteines wurde markiert durch einen rötlich schimmernden, riesigen Riss, der sich über die raue Oberfläche zog. Mit zitternden Pfoten trat der schwarz weiße Kater den letzten Schritt. Er spürte wie jedes Steinchen, jede Nadel sich gegen seine Ballen stellte und sich abmühte seine Haut zu durchbohren. Scotch schnüffelte. Ein grausiger Geruch stieg in ihm die Schnauze. Metallisch. Süß. Eigenartig. Der Kater kannte ihn, viel zu gut, hätte ihn jemand gefragt. Alun. Wie eine gewaltige Schiffsplanke traf in die Erkenntnis. Die Erkenntnis, für die er alles gegeben hätte, um sie zu ändern. Die gestaltlosen Augen der Kreatur brannten sich schmerzhaft in sein Fell und drohten es beinahe mit kaltem Feuer zu versengen.


In dem ausgelauchten Grass des Winters funkelte ein Kristall wie die Sterne am Nachthimmel. Neben ihm kauerte eine kleine Kätzin. Fasziniert beobachtet sie das Farbenspiel vor ihr. „Du willst ihn mir wirklich geben?", hauchte sie, nicht mehr fähig ihren Blick abzuwenden. „Ja das will ich. Er wird dich beschützen, so lange ich es nicht kann.",schnurrte ein schwarz weißer Kater zufrieden neben ihr. „Meine Alun." Die Kätzin sah auf, ihre Miene wurde plötzlich härter. „Birkenfeder. Ich bin Birkenfeder."


Eine Träne fiel auf den blutigen Stein, wenngleich sich Scotch nicht mehr sicher war, ob es sich nicht doch eher um einen Regentropfen handelte. Zu verschwommen war seine Sicht, als das er hätte irgendetwas wirklich erkennen können. Er richtete seine gelben, funkelnden Augen auf das Ungeheuer neben ihm. „Du!", spuckte er atemlos. „Du hast sie auf dem Gewissen, du ganz allein!"

Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, als der Kater mit zitternden Pfoten seinen Weg nach Hause suchte. Am Rande seines Blickfeldes regte sich plötzlich etwas. „Scotch?" Eine liebliche Stimme drang an sein eingrissenes Ohr und zwang ihn dazu, kurz inne zuhalten. Eine Kätzin zwang sich aus den Schatten hervor. Ihr cremefarbenes Fell schien dunkel und dünn, als sie ihren Schwanz auf die Schulter des Katers legte. „Was ist passiert?" Die Müdigkeit lastete zu schwer auf Scotchs Schultern, als das er die grauenhafte Berührung hätte verhindern können. „Frag doch ihn!", schnaubte er entrüstet und deutete blindlings zu dem Monster, seine Feind auf Himmel und Hölle, stehend auf dem einsamen Hügel. Doch anstatt ihm ein mitleidiges Lächeln zu schenken, wie sie es sonst immer tat, riss die Kätzin erschrocken ihr Maul auf, während ihre Augen drohten aus ihren Höhlen zu fallen. Ein gewaltiger Blitz durchschnitt den Himmel. Seine weißen Zacken schnitten tiefe, bläulich blutende Wunden in die Wolken. Scotch erfuhr ein kalter Schauder. Die Zunge der Lichtkralle schlängelte sich immer weiter vor, bis sie schließlich mit einem gewaltigem Schrei die Kreatur packte. Erst langsam, doch dann immer schneller begannen sich ihre Gliedmaßen in hässlichen Rauch zu wandeln. Ihre Arme begannen zu ächzen, als sie die Kraft verließ, bis sie schließlich auf dem Boden aufschlugen. 


Ein Kater blinzelte. Sein Nachtschwarzes Fell stand ihm struppig von allen Seiten ab und seine einst blauen Augen, waren nichts mehr als ein grauer Nebelschleier. Seine Stimme drohte zu brechen, als er leise miaute. „P-Pass auf sie auf Scotch. Pass auf auf meinen kleinen Kristall." Eine schwaches Husten entfuhr ihm, bevor sein Kopf zu den Füßen des Monsters fiel.

„Papi? Paapii?" „Was ist Süße?" „Ich habe jemanden getroffen!" „Das ist schön." „Kann ich zu ihnen?" „Zu wem?" „zu den Katzen die ich getroffen habe!" „Wie nennt man sie denn?" „Der FarnClan!"

Eine Kätzin schlängelte sich grazil durch die Nacht ihre Augen so wunderschön und ruhig wie zwei große Seen. Ihr cremefarbenes Fell wurde selbst von den Kieselsteinen reflektiert und ihr federiger Schwanz wippte grazil hin und her. Sie nickte freundlich und miaute mit einer Stimme, wie das zwitschern der Vögel am Morgen: „Vio. Darf ich nicht bei euch bleiben?"

„Papa?" „Ja, mein Sonnenschein?" „Vio, Ich mag sie nicht." „Wieso denn?" „Sie mag mich nicht." „Das stimmt doch nicht!" „Wieso konnte ich nicht zu Mama gehen, als mein echter Papa gestorben ist?" „Woher weißt du das?" „Das hat Vio erzählt."

Die Farne teilten sich als ein großer breitschultriger Kater aus dem Dickicht trat. Seine ernste Miene hellte sich auf, als er dicht neben einer seltsamen Kreatur eine schlanke Kätzin erblickte. Sanft berührten sich ihre Nasen, bevor sie sich glücklich liebkosten und einander mit leisen Worten lockten.

„Scotch!?" „Ja, mein Herzstück?" „Darf ich nicht weggehen?" „Wohin willst du denn gehen?" „Zu Brombeerfall!" „Dein Freund?"

Ein Fauchen entfuhr der Kehle des Katers, als er sich über die cremefarbene Kätzin beugte. „Wieso hast du das getan?" Die Kätzin wand sich aus seinem eisernen Griff und funkelte ihr Gegenüber wütend an. „Willst du etwa die Jungen einer Wildkatze an deinen Pfoten hängen haben? Was ich getan habe war zu deinem besten!" Wie aus dem nichts schnellte ihre Pfote hervor und traf den Kater auf der Schnauze. Das Blut sickerte in sein Fell, als sich die Kätzin zu ihm beugte und flüsterte: „Du bist ein alter Dummkopf Scotch!"

„Birkenfeder?" „Ja. Was ist?" „Ich muss gehen. Sie wollen Joe auf dem Schiff haben." „Bedeutet das?" „Ja, das tut es..." „Aber..." „Sag Brombeerfall er soll auf meine klene Goldrose aufpassen!"


Der Geruch verbrannten Holzes stieg Scotch in die Nase. Kraftlos schickte das Monster die letzten Füncken gen Himmel, bevor auch das letzte seiner Blätter zu Boden viel. Doch Scotch nickte zufrieden. Dieser Kreatur hatte er zu verdanken, dass er jede Erinnerung wieder und wieder leben musste, von ihnen verfolgt wurde, wie ein Wolf eine Schafsherde. Nun jedoch, ja nun, war sie tot und mit ihr war die Jagd zu ende.


Drei Schattenwesen tanzten über den einsamen Hügel. Ihre Pfoten schienen im Rauch zu versinken. Traf ein Funke ihren unwirklichen Pelz so wurden ihre kraftvollen Sprünge nur noch höher und höher, bis sie an den Wolkenschwaden anzustoßen drohten. Und doch wagten sie es nie, sich von der Leiche in ihrer Mitte fortzubewegen. Wie ein fröhlicher Trauertanz wirkten ihre Figuren, ihre hellen Stimmen schallten durch den Regen wie das Klimpern des Frostes. Doch dann senkten sich ihre Körper langsam zum Boden hin. Ihre Bewegungen wurden langsamer, bis die Nebelgeister schließlich still standen und mit ihren glühenden Augen in die Richtung einer kleinen Zweibeinersiedlung blickten. Ein verzweifeltes Knacksen entfuhr der Kreatur und mit ihrem Todesschrei begannen die seltsamen Wesen stück für Stück zu verblassen, bevor sie wie loser Rauch vom Wind weggetragen wurden.

Still lagen die Überreste eines alten Baumes auf dem Hügel. Um ihn herum schien das Gras schwarz und verkohlt, nicht einmal die Vögel wagten es ein Lied anzustimmen.

So ist es gut. Keine Erinnerung, kein Schmerz!

~~

~ 1670 W.


Vorgaben:

-Hauskätzchen (10)

-Baumbild (15)

-Feind (10)


Zum Inhalt:

Leider ist mir diesmal bei bestem Willen kein passender Titel eingefallen, ein Cover spaßeshalber musste auch  aus Zeitgründen ausbleiben...                                                                                  Ich hoffe es macht nichts, dass ich meinen Beitrag so spät abgebe? ^^^

Wieder eine kleine Erläuterung meinerseits (chronologisch geordnet und nicht ausformuliert! xD):

Aluns Vater, der Bruder des Protagonisten Scotch, stirbt, als Alun noch sehr klein ist. Scotch nimmt sie daher bei sich auf, ohne ihr jedoch zunächst zu sagen,  dass er nicht wirklich ihr Vater ist. Schließlich kommt jedoch Vio, eine Streunerin zu der kleinen Familie. Sie möchte Alun loswerden und erzählt ihr daher, wer ihre echten Eltern sind und tut alles um sie von ihrem zuhause weg zu ekeln. Alun trifft in jungen Jahren den FarnClan und lernt mit der Zeit den Kater Brombeerfall immer besser kennen und selbstverständlich lieben. Am ende kann sie Vio vertrieben (Die Szene in der man nur eine große Katze über einer kleinen Katze sieht) Scotch erfährt dies und bereut von diesem Tag an Vio bei sich aufgenommen zu haben. Er kann sich jedoch kaum bei Alun, nun Birkenfeder entschuldigen, denn Joe, sein braver Zweibeiner, wird auf ein Schiff gerufen, scotch muss mit ihm gehen. Als er nun wieder zu Hause ankommt findet er den Stein, den er Alun gegeben hat, wo durch mehr oder weniger indirekt verdeutlicht wird, dass Alun gestorben ist. 

All dies sieht Scotch-Leser, immer wenn er den Baum, das "Monster" ansieht, solange bis dieser schließlich vom Blitz getroffen wird und abstirbt.

Kleiner FunFact:
      -Aluns Name leitet sich von dem Namen "Alaun" ab. Diese "Kristalle" sehen tatsächlich so               aus wie der beschriebene Stein. Hach, ich war schon wieder kreativ! xD 







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