Liam vertraut ihm!
UND JEDES MAL,
WENN ETWAS schönes PASSIERT,
TUT ES DIR WEH,
WEIL DU ES
WOMÖGLICH verlierst.
Das alles hier ging so rasant vor sich, das Theo noch nicht mal die Möglichkeit dazu gehabt hätte, seine sarkastische Sprücheklöpferische Ader in Form eines Wing mit dem Zaunpfahl, aus der untersten halb vergrabenen Ecke herauszugraben. So schnell Schlug ihn die Rechte, auf die perfekt geformte Nase, gespickt mit Krallen, die die Substanz der empfindlichen Haut regelrecht aufrissen. Die Chimäre hustete gequält auf, wobei ihm verschwommen flackernd die Lider aufgingen und sein Tränen versetztes Blaugrün, in leuchtendes unnatürliches Blau blickte. Die Farbe die er selbst plötzlich unerwartet entwickelte und die Nuance, die ihm in eine Zeit zurückkatapultierte, wo plötzlich alles anders war. Jedenfalls glaubte er es in diesen Moment, wo er wiederholt in seinen brennenden Mundraum Blut schmeckte und der erschöpfte brünette verstrubbelte Kopf, in den verschwitzten Nacken flog. Theo war das erste Mal bereit dazu dafür einzustehen, was er verbrochen hatte, sodass er die viel zu schweren Lider wiederholt flackernd verschloss, mit den Glauben diese niemals mehr selbstständig zu öffnen.
„Malia!!! Hör sofort auf!"
Das gab es auch schon einmal, wo der kleine unsichere Welpe zwischen den Fronten stand, mit den glitzernden vor sich daher schwenkende Schwert, was tief bis in seine Türkisfarbenen Augen leuchtete, ohne das direkte Ziel zu erkennen und vor Unsicherheit holpernd die schicksalshafte Worte von sich gab „Er ist meine Verantwortung" ohne zu wissen, was der kleine Dunbar damit anrichten würde.
„T-theo?" Dieses Mal verhielt sich aber doch etwas anders, als sich warme fast glühende Hände um seinen Kopf legten und ihm vorsichtig, jedoch bestimmend nach vorne zogen. „Kannst du mich hören?" Noch benommener wie zuvor, schlug Theo die Augen auf, wobei ihn eine Mischung aus feuchtfröhlicher Waschküche und hämmernden Presslufthammer empfing. Die Chimäre stöhnte resigniert auf, währenddessen er durch das vermehrte Aufeinandertreffen seiner langen dunklen Wimpern allmählich versuchte, wieder Licht uns Dunkle zu bringen. Auch wenn dies wohl kaum möglich sein konnte, war dieses doch gänzlich verschwunden.
„Lass es gut sein Scott. Ignoriere den Idioten einfach. Du wirst sehen, kaum strafst du ihn mit Missachtung, wird er wieder auf sonderbare weiße auferstehen und uns den Dolch des Verrates in den unvorsichtigen Rücken rammen." Es war also doch Scott gewesen, der ihm schützend den Rücken freihielt, den er damals ohne schlechtes Gewissens aufschlitzte und dessen Hände, die ihn vor nich allzu langer Zeit flehend von sich drückten, als sein Leben dabei war, hauchend den sterbenden Körper zu verlassen, Theo vorsichtig an der hinteren laufenden steinigen Wand ablegten.
Das Worte oft mehr wehtaten, als eine Zentimeter lange klaffende Wunde, das musste die Chimäre wohl schon früh genug lernen. Schicksalsschläge die ihn veränderten, Theo zum dem machten, was er heute war. Ein Wesen, was nicht selbst nirgendwo wiederfinden konnten, während die geglaubten alten verheilten Wunden wieder aufrissen. Keuchend ließ er seinen Kopf durch den Raum wandern, wandere von der knurrende Hyäne Malia zu den gelassen bleibenden Alpha Scott, bis hin zu den sterilen kalten Tisch, wo das Einzige lag, was ihm wirklich wichtig war. Ja es schmerzte, mehr als es sich irgendeinen der hier anwesenden jemals vorstellen konnte.
„Malia es reicht!"
Scott so aus der Haut fahren zu lassen, dazu brauchte es eine Menge und auch für die Chimäre war es mehr als verwunderlich als er argwöhnisch sich das Schauspiel zwischen den Beiden Protagonisten beäugte, während er verschnupft mit den abwischenden Handrücken versuchte die unweigerliche Blutung, die Gefälle artig aus seinen Nasenlöchern floss, zu stoppen. War es nur ein Gefühl, den er zurzeit eh nicht trauen konnte, oder setzte sich der Alpha gerade für ihn ein?
„Reicht? Reicht? Ich fasse es nicht dass du sich auch noch auf seine Seite stellst. Dieses Monster gehört in die Erde und zwar Metertief."
Definitiv tat Scott McCall, Alpha seines kleinen schusseligen Welpen gerade das und trotz alledem, konnte er seinen vorlauten Mund einfach nicht halten. Es war wie ein Drag, kleine lachende grüne Männchen die todesmutig mit winzigen Scheren, die von ihm gespannten Netzte durchschnitten, sodass er sarkastisch im Unterton lächelnd, sich mal wieder in das Gespräch einmischte. Was sollte er auch sonst tun? „Da war ich schon. Hat mir aber nicht gefallen."
„Du...na warte!" Großer Fehler, ein ganz gewaltiger.
Das erkannte Theo direkt, also die eiskalten getränkten blauen Augen der Wolfskojotin gierig aufblitzten und sich die Krallen, die eigentlich gewöhnliche Fingernägel sein sollten, in sein Richtung schwangen. Und auch wenn Theo dies nicht gerne zugab, blieb ihn sein sonst so auferlegte Visage im Halse stecken, während er schützend seine erzitternden Arme vor das blutverschmierte Gesicht legte, in Erwartung endgültig das Zeitliche zu segnen.
„Damit machst du es mit Sicherheit nicht besser Theo." Was aber wohl nicht so schnell und schmerzlos vonstatten gehen würde. Stattdessen sah die erschöpfte Chimäre, unter den gequälten Tonlaut von Scott, wie er Malia kraftvoll mit den Rücken an sich presste. „Lass mich sofort los Scott!!! Es ist an der Zeit es endgültig zu Ende zu bringen." Ihr bestialisches Knurren, dass sogar das stärksten angefertigte Panzerglas zum Sprung bringen würde, unterstrich das Ganze nur noch und auch wenn Theo in diesem Moment umschwenkte und Malia gewissermaßen Recht gab, war es doch der Chef des Rudels, der ihn mal wieder vollkommen überraschte und ihn darauf fokussieren ließ, warum er eigentlich gerade jetzt hier war.
„Liam vertraut ihm!"
Da war er wieder, der Name, der alleine beim ersten betonten Buchstaben sein panisch klopfendes Herz kurzzeitig zum Stillstand brachte. Die Beschreibung einer Person, die ihn ohne darüber nachzudenken holprig aufrichten ließ, wobei er schwer atmend auf allen Vieren, sein Ziel absuchte.
„Lachhaft! Einfach nur lachhaft Scott. Was hat dein kleiner Schützling denn davon? Seit er hier aufgetaucht ist, steckt er in Schwierigkeiten. Seit er diese Tür durchschritt, zog er Liam mit in die Verdammnis!"
Auch wenn Theo dies gerne abstritt und lasziv Malia mit perlweißen strahlenden Zähnen entgegen lächeln würde, wusste die Chimäre doch ganz genau, dass der Ursprung des Ganzen doch durch ihn entstand. Er hatte Tara zurück an die Oberfläche gelassen und nur durch ihn war es ihr möglich gewesen, ihn zu finden. Den kleinen nervigen Jungwolf, der ihn mit seiner Schusseligkeit in die Weißglut trieb. Denn er kopfschüttelnd in jedes Abendteuer folgte, um nahezu alles auf ihm gerichtete tödliche Werkzeug, mit seinen eigenen Körper abfederte, wobei es wahrlich die einzige zarte kleine Faust war, die sich schmerzhaft in sein Gesicht kämpfen durfte, ohne dafür mit seinem jungen unvernünftigen Leben zu bezahlen. Theo wimmerte leicht auf, währenddessen er sich Handflächen patschend auf rutschigen glatten Untergrund, zu dem kahlen sterilen Tisch robbte. Der Gegenstand, worauf das lag, was ihn als einziges wichtiges schien, dessen verführerische Duft nach süßlich cremiger Erdbeere seine Sinne benebelte und das einzige menschliche Wesen, was das scheinbar Unmögliche geschafft hatte. Den monströsen Gesteinsbrocken seiner Selbst, mit einen winzigen Hauch des Pustens zu zertrümmern. Selbst dazu in der Lage zu sein, den einzigen Erzfeind den Schmerz zu nehmen, gab er Liam als Ursprung an und genau das war es jetzt was die vor unersättlichen Traurigkeit zerfressenden Chimäre vorantrieb. Mit manisch keuchenden Luftzügen, griff er nach der erst besten Hand, die er zu fassen bekam. Rutschend war ihr Übereinkunft, während Theo noch immer auf dem Boden saß und die mit seinem Blut verschmierten Hände, einfach nicht dort bleiben wollten, wo sich hingehörten. Mit wackelnden Knie zog er sich etwas höher, die glasigen blaugrünen Augen sahen starr in das schlafend wirkende Gesicht, bevor er tief den süßlichen Geruch des ausströmenden Körpers abermals erfasste und sich intensiv zu konzentrieren begann.
Theo war sich absolut nicht bewusst gewesen, ob er dazu nochmals in der Lage sein konnte, als er die fast schwarzen Linien, die sich wie Geäst über seine leicht gebräunten Arm, hoch hinauf zu dem Herzkranzgefäßen zogen, genauestens erfasste und auch wenn die Chimäre, auf nahezu alles vorbereitet gewesen war, traf es ihn doch heftiger, als erwartet. Der mit gerechnete Schmerz blieb wohl nahezu aus, aber die Empfindungen die sich wie ein frisch benutzter Kaugummi quälend langsam über sein gesamten selbst zogen, ließen ihm hilflos röcheln. Mit nach hinten gelegten Kopf, die feuchten flimmernden Augen weit aufgerissen und fest gekralltem Nägeln, auf empfindlicher blanker weißen Haut, rauschten wie zusammenhängende Bilder, die im Ganzen den Sinn ergaben, an ihm vorbei.
„Menschen fühlen eine Emotion nach der anderen, Liam."
Ja das tat der 17-jährige Teenager, der hoffnungsvoll mit seinen leuchtenden Türkisen Kulleraugen in das Blaugrün der Chimäre schaute, die ihn versuchte damals die Welt zu erklären, worin Theo selbst gnadenlos gescheitert war. Welch eine Ironie ausgerechnet ein bis obenhin gefülltes Pulverfass an seiner Seite zu wissen. Dessen Aggressionen schlagartig umschlugen. Von einzig unersättlicher Trauer im Leben völlig allein zu sein, zu rasender Angst, nicht zu wissen, wie er sein jetziges übermenschlichen Dasein seinen Stiefvater erklären sollte, zu einem in Wahnsinnigkeit entwickeltes Gefühl, sich selbst zu hassen. Für Theo, der Emotionen mit übergeblieben Makel der Entwicklung assoziierte, war es das erste Mal, dass er spürte wieviel mehr dahinter steckte. Ehrliche zueinander hingezogene Liebe. Erhaschende Blicke, die sich kreuzten. Vor Nervosität gefaltete Hände, die sich vorsichtig berührten und gierig fordernde Lippen, dich sich endlich vereinigten.
Dinge, von der die Chimäre wohl schon gehört hatte, aber niemals selbst erfuhr. Empfindungen, die er vorsichtig in seine groben Innenfläche legte, jedes einzelne Krümelchen und sie vor der brutalen Außenwelt zu verwahren, um bei jeder doch noch hinzugekommende nachempfundene Unsicherheit, den Beweis mit eigenen blaugrünen Augen zu sehen. Den Ausdruck dass es jemanden gab, auf dieser gottverdammten unfairen nach Dunkelheit und Missgunst triefenden Welt, der ihn brauchte.
„Theo!!!"
So hell wie die ersten zwitschernden Vöglein im anklopfenden Frühling, so hörte es sich an, als er seinen Namen rief. Schwach fing Theo an zu lächeln, als er das zierliche Handgelenk des ruhenden Welpen noch prägnanter umschlang. Elektrisierend waren die Stiche, die ihm trafen, sich bis zum Limit des möglichen ausbreiteten und die Chimäre zähneknirschend durchschüttelten. Aber sich seinen kalten zerbrechlichen Finger entziehen, darauf würde er nie kommen. Denn alles was er wollte war, ihm nahe zu sein. So nahe, um den kleinen Beta, die etwas zu lang geratenen mittelblonden Haarsträhnen unter Bedacht, aus dem Gesicht zu streichen, während er flackernd das unerforschte kilometerweite Türkis, an die Oberfläche ließ. Zaghaft die niedliche hervorstehende Stupsnase mit der seinen zu berühren und ihm das aller erste Mal, ein erst gemeinstes vollkommen ehrliches Lächeln zu schenken, was nur alleine ihm gehörte.
„Theo!!! Hör sofort auf!"
Die Klappe fiel und aus strahlenden,
in den blaugrünen Augen brennender Helligkeit, wurde erstickende, kaum erblickende Dunkelheit, als er fast manisch keuchend, in den starken Armen von Scott erwachte. Zitternd lief ihm der Schweiß über den Schauer durchzogenen Rücken, wobei sich seine eben noch so verbrennenden fordernden Finger nahezu taub anfühlten. Ungläubig blinzelte er vor sich hin, denn Theo konnte einfach wahrhaben, dass es tatsächlich Scott war, der ihm so schützend im arm hielt. Der Alpha, der seinen Beta mit Argusaugen bewachte und der Mensch, der ihn überraschenderweise eine zweite Chance gab.
„W-warum funktioniert es nicht?" In tiefster Trauer gab er diese ehrlichen Worte von sich, währenddessen die warmen Hände von Scott, beruhigend über seinen Rücken strichen und ihm in diesen Moment das gaben, was er so dringend brauchte. Halt, jemanden der für ihn da war, während er auf erschütternder Weise erkannte, das nichts von alledem etwas gebracht hatte. Sehnsüchtig sah er nach oben, wo nach wie vor die leblose Hand, seines selbsternannten niedlichen Welpen, nach unten hing, als ihm dicke Tränen über das vor angstregend gezeichnete Gesicht liefen. Dieses unerträgliche Gefühl etwas verloren zu haben, was er doch gerade erst wiederfand. Eine von der Öffentlichkeit ausgeschlossene Chimäre, die nur ganz still und leise in seinen anthrazitfarbenen Pickup sein wahres ich zeigte, hatte seinen Gegenpol endlich gefunden und zeitgleich unfreiwillig hergeben müssen und auch wenn Theo es bis eben noch mit enormer Stärke schaffte, seines Konflikte mit sich selbst auszumachen, waren es wohl diese unerträglichen sorgenvollen braunen Augen, die ihm schluchzend durch die Haut gingen, wobei er sich nahezu schreiend in dessen Armen warf.
„Warum? Sag mir verdammt nochmal warum?"
🐺
Mehr schlafend als wach lehnte sich der 17-jährige Teenager mit dem viel zu schweren Kinn auf seiner ausgebreiteten Handfläche auf, währenddessen sein Ellenbogen stützend auf den harten hellen Oberflächen seines Sitzplatzes ruhte. Liam konnte nicht genau sagen wieviel Uhr es war und wie er überhaupt den Weg zur Beacon Highschool fand, nur dass er jetzt urplötzlich in zweiter Reihe, direkt am Fenster saß, den Platz, den er nahezu immer bevorzugte. Sein schwermütigen Lider flackerten verräterisch bis die unerträgliche Müdigkeit ihn übermannte und das leuchtende Türkis in fantasievolle undeutliche Welten führte...
„Die griechische Inseln, lange schmale geschwungene Straßen treffen alle aufeinander. Eindringlinge würden sich in Ihnen verlieren, als wären sie ein Labyrinth und sie würden versuchen herauszufinden, welchen Weg sie gehen können."
Liam war sich sicher, dass diese Worte höchstpersönlich aus seinen Mund kamen, nur den Zusammenhang dazu verstand er nicht, geschweige
den wo er sich überhaupt befand. Unzählige Eingänge die ins Nirgendwo verliefen, mit kunterbunten Symbolen verschmierte Wände, deren Substanz sich als fraglich erwiesen und wundervolle blaugrünem Augen, die ihn unglaubwürdig ansahen? Unrichtig schob er seinen abgenutzten hellen Sohlen über den sandigen Boden.
„Was? Ich mag Geschichte!"
Das stimmte wirklich, doch eigentlich gingen ihn ganz andere Dinge durch den Kopf, die nervend quietschend über seine pochende Hirnhinterwand kratzten. Wer war bitte dieser Junge und warum fing sein Herz urplötzlich so enorm aus dem Takt zu schlagen, während ihm der seltsam bekannte Duft von frischen hellgrünen Kiefernnadeln mit einer besonderen Unterton von Waldhonig, die jünglichen Sinne vernebelten?
„Ich bin beeindruckt."
Seine Stimme, so markant dunkel mit leichten charmante lächelnden Auszügen und einer Spur Knurren, Liam verzerrte sich sofort streckte seine Fühler gierig danach aus, was in seinem Fall eher zarte Finger waren, die er im letzten Moment unentschlossen in seinen mittellangen mittelblonden Haar bettete, währenddessen er das Gespräch holprig wieder aufnahm..."E-Es ist eine gute Idee, ja, ohne Eindringlinge." wobei es ihm immer noch vorkam, als würde ihm jemand anderes die Worte in den knabbernden Mund legen. Unruhig schüttelte er den Kopf. Irgendetwas lief hier gewaltig schief.
„Was ist so falsch daran?"
„Was meinst du?" Seine festkrallenden Hände, sie fanden ein jähes Ende, als der ihm eigentlich fremd kommende, sie sich im nu aneignete, wobei so ein enormer wolliger Schauer auf den Kleineren der beiden entstand, dass er die größte Mühe hatte, sich nicht doch noch in die muskulöse Arme zu werfen. Liam resigniert Augenverrollend. Anscheinend verlor er langsam den Verstand und doch wirkte alles so real. So intensiv wie der süchtig machende Duft, der Liams zuckende Stupsnase so prägnant berührte, dass er garnicht anders konnte, als schluckend, wobei der Adamsapfel ersichtlich hervortrat, sich dem so besonderen Menschen entgegenzustrecken. Der Junge, den in ihm etwas hervorrief, was er einordnen konnte. Wie die heiß ersehnte Süßigkeit, um die man zappeln und tränenreich mit seinen zarten kurzen Kinderleben kämpfte und wenn man sich dann endlich zerdrückend mit seinen speckigen Patschehändchen an sein pochendes vor Freunde springendes Herz drückte, in den Zwiespalt kam, Lippen beißend die quietschend bunte Verpackung mit strahlenden Kulleraugen fixierte, weil es für einen doch zu schade war, es im nu zu verschlingen.
„Vielleicht ist es das, was wir brauchen."
„Brauchen?" Liams eh schon sehr helle, eher unmännliche Stimme, war fast kaum noch zu hören, als er die zarten warmen Finger des größeren auf seinen blässlichen Gesicht gespürte. Er schluckte wiederholt hörbar auf, währenddessen er versuchte unauffällig in sein Gesicht zu starren. Leichte Sorgenfalten, lagen zwischen Stirn und Augenpartie, während das so interessant wirkende blaugrün, ihn feurig entgegenschlug. Sonnenstrahlen die nachdem nächtlichen Herbstregen durch die wenigen Lücken des noch an den Bäumen hängenden verfärbten Herbstlaub, sich zum frischen Taugrünen nachgegebenen Boden kämpften. Ohja Liam liebte nicht nur alte staubige Bücher, die von Personen handelten, die schon seit Jahrhunderten nicht mehr unter uns weiten. Er verzerrte sich auch nach dem geheimnisvollen Gefühl, des dunklen einsamen Waldes, Käuze die Richtung Himmel riefen und der kühlen frisch duftenden Brise, die ihm an der süßlichen Nasenspitze kitzelte, sowie er es tat.
„Um die tatsächliche Wirklichkeit zu sehen."
So unglaublich nah, geringer wie der Abstand einer empfindlichen dünnen Stecknadel. Erschrocken hielt er die Luft auf, wobei seine türkisfarbenen Augen, abwechselnd zwischen den erleuchteten Seelenfenstern und dem tiefrot seiner einladenden Lippen wechselten. Die leicht geöffneten empfindlich den erhitzten Atmen gegen die seine bliesen, bevor sie diese endgültig umschlossen und ein Gefühl zurück brachten, was poltern in einer Kiste, umhüllt von alten massiven Ketten von ihm verschlossen wurde. Und ihm jetzt etwas enorm wichtiges, in die auf Strom stehende Ohren flüsterte.
„Theo......."
„Hey Bro!"
Der Stoß des Ellenbogens zu seiner Linken geschah so heftig, dass Liam jegliche Form von Halt verlor und ungebremst mit der hervorstechenden Kinnspitze der wirklich sehr harte Tischplatte traf. „Aiiii" wimmerte der 17-jährige jauchzend vor sich hin, wobei er die etwas zu klein geratenen Innenflächen seiner Hände dazu nutzte, um diese so gut wie möglich an den dröhnenden Kopf zu drücken. Den Jugendlichen schwindelte es enorm, wobei er seine Lider mehrfach auf- und zuflattern ließ, um wieder gerade Sicht zu erlangen. Obwohl ihm etwas prägnant störte, so enorm sodass er markant aufknurrte, währenddessen sein mittlerweile verstrubbelt mittelblonder Schopf sich Richtung Lärmquelle drehte. Dunkle Schokoaugen, die sich durch den Tränenfluss mit abperlenden Tropfen füllten und ein breit aufgerissener Mund, der die strahlend weisen Zähne aufblitzen ließ, begegneten ihn so frontal, dass Liam missmutig die freigelegte Stirn in Falten legte, wusste er doch ganz genau, das sein angeblicher bester Freund, mit dem er den letzten Krümel seiner heiß und innig geliebten Karamellplätzchen teilen würde, ihn gerade knallhart auslachte.
„A-Alter dein E-Ernst Li? Du schläfst im Unterricht?"
„S-Schlafen?"murmelte der verstimmte Teenager wie die Funktion einer Stimmgabel vor sich hin, währenddessen er sich schon fast gedankenverloren an die noch immer kribbelnde fühlenden Lippen fasste.
Konnte man wirklich es mit dieser Umschreibung benennen, was gerade stattgegeben hatte? Gerade weil es sich so verdammt real anfühlte, wobei der unsichere Jugendliche glaubte, mit den zitternden Fingerkuppen eindeutig eine leichte Schwellung seiner Kirschenmundes zu erfassen, was ihn nur noch mehr verwirrte und daraufhin erschrocken im Affekt die Finger wegzog. Was ging hier nur vor sich?
„Vielleicht weil es real war, kleiner Beta."
Sein mit einen leichten Schweißfilm verschwitzter Nacken, lag sofort in einem leichten prägnanter Schauer, als Liam diese Stimme erfasste. Das männliche verführerisch duftende Individuum, was kichernd knurrend seine Kreise zog und den Jungen lippenbeißend zurückließ. Das nervige Gekicher seines Sitznachbarn geriet vollkommen in den Hintergrund, als in der zarte Atem von Kiefernnadeln gemischt mit der klebrigen Süße von goldgelben Honig an den empfindlichen Ohren streifte.
„Welche drei Dinge können nicht lange verborgen bleiben?"
Da! Da war sie schon wieder und ließ Liam panisch zusammenfahren. Wie von Wahn getrieben drehte er sich sitzend im Kreis, konnte aber nichts ungewöhnliches entdecken, als das Stimmengewirr seine grölenden Mitmenschen, die sich mit selbstgebastelten Spuckkügelchen bewarfen, von den der 17-jährige nicht mal ihren Namen kannte. Eine Aussage seines schreiendes Verstandes, was ihm allmählich über das alles hier zweifeln ließ, sahen seine türkisfarbenen Kulleraugen nicht mehr, als dunkle undeutliche Schatten vor sich.
„Komm schon kleiner Beta du weißt es!"
„Hör auf! Hör sofort auf!" Schrie Liam wimmernd auf, wobei er seine verschwitzten Handflächen auf die vor ihm liegende Tischplatte knallte. Mittlerweile viel ihm das denken immer schwerer. Warum nannte ihn der Fremde ständig kleiner Beta? Warum fühlte er sich mit jeder schlagenden Sekunde unwohler, während er hier verweilte und warum hatte er das unerträgliche Gefühl etwas für ihn extrem wichtiges
vergessen zu haben? Wahrscheinlich weil es so war und es seine verschnupfte hochziehende feine Stupsnase ihn aufzeigte, als sie ihn stoßend darauf hinwies, bei dem kläglichen Versuch Liams,
den viel zu schweren mittelblonden Schopf, resigniert abzulegen. Eine Triskele, ersichtlich in puren schwarz befand sich darauf. Der von Geschichte besessene Teenager erkannte sie sofort und zog vorsichtig mit seinen hervorstreckenden rechten Zeigefinger die nicht zu übersehenden Linien nach. Drei Kreisbögen, die für den Weg des Lebens standen und die Zahl 3, die etwas bedeutsames hervorrief.
So enorm wichtig, dass es wie ein stark aufgeladener Gedankenblitz vor ihm auftauchte und ihn holprig aber deutlich, die Worte über den formschönen Schmollmund flüstern ließ, auf die gestellte Frage, die Liam eben noch glaubte, niemals beantworten zu können.
„Die Sonne, der Mond, die Wahrheit."
Und weiter gehts wo so langsam das Drama weiter voranschreitet, oder gibt es noch Rettung für Liam und wenn ja, um welchen Preis?
Manu ❤️
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