3. alte Freunde

"Wie lange bin ich schon hier?"

"Was?"

Sein perplexter Gesichtsausdruck verriet sofort, dass er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte.
Wahrscheinlich dachte er ich würde ausflippen. Beginnen zu weinen oder zu lachen. Doch das tat ich nicht.
Ich blieb einfach vollkommen ruhig auf meinem Platz sitzen.

"Du hast gehört was ich gerade gesagt habe, oder? Dein Bruder lebt."

Ja. Er lebte.
Genauso sehr wie er bei den anderen fünf Malen wieder lebte, als irgendwelche Idioten aus meiner alten Schule versuchten mich zu verarschen.
Wenn dieser Typ wirklich dachte ich würde auf diesen Mist reinfallen, dann hatte er sich getäuscht.

Desinteressiert zuckte ich nur mit den Achseln und aß den letzten Rest meines Essens.
"Also, wie lange bin schon ich hier?"

Die Verwunderung in seinem Gesichtsausdruck wurde der junge Mann leider immer noch nicht los.

"Seit etwas mehr als einem Tag. Ich weiß nicht was dir Jason gegeben hat, aber es schien nicht ganz schwach gewesen zu sein."
Als er zu Ende gesprochen hatte, öffneten sich seine Lippen bereits erneut, weswegen ich ihn erst garnicht zu Wort kommen ließ.

"Wer seid ihr?"

Ich sah ihm dabei zu wie er nervös mit einer seiner Haarstränen spielte. Ihm war diese Situation deutlich unangenehm. Aus irgendeinem Grund schien er dafür sorgen zu wollen, dass ich nicht dachte ich sei in Gefahr. Entweder war er einfach nur nett, oder er und seine Freunde spielten ein gefährliches Spiel mit mir.

"Alte Freunde von deinem Bruder. Zumindest Caleb und ich. Jason konnte er nie leiden."

Wenn er gewusst hätte, dass dieser Jason mich betäubt und entführt hatte, wahrscheinlich noch weniger.

"Wer ist Caleb? Und wer bist du?"

Meine Hände strichen die zerknitterten Bettlacken an meinen Seiten glatt um mich so lange wie möglich ruhig zu halten. Am liebsten hätte ich ihm sofort 1000 Fragen an den Kopf geworfen. Mich auf ihn gestürzt und angeschrien, dass sie mich sofort hätten gehen lassen sollten.
Aber irgendetwas stimmte bei dieser Sache ganz und garnicht. Ich war zwar innerlich so unruhig wie noch nie zuvor, hatte aber nicht den Hauch einer Sekunde Angst um mein Leben.

Ich schien aus einem bestimmten Grund hier zu sein. Ein Grund, der etwas mit meinem Bruder zu tun haben könnte. Grund genug um mich weiter mit dieser Sache zu befassen.

"Caleb wirst du noch kennenlernen. Er ist um einiges angenehmer als Jason", murmelte der Typ und hatte sich inzwischen von seinem Sitzplatz auf dem Boden erhoben. Anscheinend war mein Bruder nicht der einzige, der ein Problem mit Jason hatte.

"Und wer bist du?" Neugierig musterte ich ihn und zum ersten Mal fiel mir auf, dass er einen großen Pullover trug mit einem riesigen Sportswappen darauf, dass mir ungewöhnlich bekannt vorkam.

Noch bevor er jedoch Antworten konnte, riss jemand die Holztür auf, und das mit solch einer Kraft, dass ich das Vibrien der Wände bis zu mir spüren konnte.

"Verdammt Süße. Kannst du es das nächste Mal bitte vermeiden meine ganze Bude vollzuschreien?", säuselte Jason der ebenfalls ins Zimmer getorkelt kam. Hätte ich seine Stimme endlich aus meinem Kopf gekriegt, wäre ich bestimmt nicht dazu in der Lage gewesen ihn wieder zu erkennen.
In der einen Hand hielt er eine halbleere Weinflasche, wärend die andere durch die langen Ärmel seiner Jacke völlig überdeckt wurde.
Sein Haar war um einiges unordentlicher als vor wenigen Stunden und in der weiten Jogginghose die er trug, konnte man denken er wäre gerade erst aufgestanden.

Allerdings ließ sein heftiger Rausch darauf hindeuten, dass er wohl schon etwas länger damit beschäftigt war den Wein zu leeren.

"Jason, verschwinde einfach." Genervt wandte sich der Junge nun an seinen augenscheinlichen Verbündeten und versuchte ihn direkt aus der Tür zu schieben. Jason hingegen wehrte sich mit so viel Elan, dass er begann zu schwanken und beinahe zu Boden fiel. Mit schnellen Schritten fing er sich jedoch auf und kam auf mich zu.

"Weißt du Samantha. Echt schade, dass du so ein hübsches Ding bist."
Die Matratze sank neben mir ein, als er sich zu mir setzte, die Flasche auf den Boden fallen ließ und einen Arm grob um mich legte. Sofort verleiteten mich meine reflexe dazu von ihm wegzukommen und ich versuchte mich aus seinem Arm zu winden und vom Bett zu rutschen. Doch sein Griff war so dominant und hatte so viel Zorn in sich, dass mir nichts anderes übrig blieb als mich versteift seiner Berührung hinzugeben.

Vielleicht war ich ja deswegen hier. Jason wollte mich für seine eigenen Vorteile benutzen, wärend sein Helferlein dafür sorgte, dass ich nicht komplett ausflippte.
Innerlich hoffte ich von jemandem gerettet zu werden, als Jasons Hand langsam über meinen Arm und zu meiner Schulter strich. Dort verharrte er ein Wenig, bis er sich so nahe zu mir beugte, dass mir der ätzende Gestank von billigem Alkohol in die Nase stieg.
"Weißt du wieso es schade ist? Weil dein Bruder ein totales Arschloch ist. Und du das jetzt wohl begleichen musst."

Ich zählte jede einzelne Sekunde die er damit verbrachte mit seinen rauen Fingern den Ansatz meines kaum vorhandenen Dekolletes zu umranden. Zum ersten Mal war ich froh darüber, bei der Arbeit meine Kleidung immer hochgeschlossen tragen zu müssen.
Als sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete, bildete sich in seinem Gesicht ein breites Grinsen. Doch diese Reaktion meines Körpers war nur die Folge davon, dass mich jedes Mal ein eisiger Schauer durchfuhr, wenn seine Finger ein Stück näher an die Knöpfe meiner Bluse strichen. Ich brachte kein Wort mehr heraus. Meine Augen versuchten sich auf etwas anderes zu konzentrieren als den ekelhaften Typen direkt neben mir. Ich suchte den Raum nach etwas ab, was mir half die Ruhe zu bewahren.
Es dauerte nicht lange bis ich den quälenden Blick des anderen Jungen entdeckte, der sich noch immer im selben Raum wie wir befand und versuchte uns nicht zuzusehen.
Er wusste nicht, dass ich wollte, dass Jason aufhörte. Ich hatte weder etwas gesagt, noch mich bewegt.

Beschissener Körper.
Wieso konntest du nicht wie jeder andere normale Mensch reagieren, wenn man in Panik gerät?

Als ich erneut zu dem Jungen bei der Tür sah, war er verschwunden. Er stand nun hinter Jason neben dem Bett und sein Ausdruck war gefüllt mit Verachtung und Selbstbeherrschung. Im nächsten Moment wurde ich mit solch einer Erleichterung überflutet, dass ich schon fast vergessen hatte, von irgendwelchen Fremden entführt worden zu sein.
Jason wurde grob am Kragen seiner Jacke gepackt, von mir gezogen und in Richtung Tür gestoßen.

"Verpiss dich Jason. Das war nicht Teil der Abmachung", fauchte er und drängt Jason immer weiter, bis Beide in dem Raum vor dem Zimmer standen.

Schwer schluckend sah ich an mir hinab und merkte, dass Jason meine Bluse bereits so weit aufgeknüpft hatte, dass ebenfalls der Ansatz meines Bhs zu sehen war. Meine Hände zitterten, als ich nach den Knöpfen griff und sie langsam wieder verschloss.

"Sam.", flüsterte die Person die mich gerade noch zurück in die Wirklichkeit geholt hatte.

Der besorgte Tonfall in diesem Wort ließ mich sofort hellhörig werden.

"Ich werde mich um Jason kümmern und komme danach wieder. Tut mir leid für das gerade eben. Er ist noch unausstehlicher wenn er trinkt."

"Wer bist du?", fragte ich so schnell und so leise, dass ich sogar daran zweifelte die Frage laut ausgesprochen zu haben.

"Du kannst mich Gabriel nennen."

Seine Lippen verzogen sich zu einem entschuldigenden Lächeln und noch bevor ich etwas darauf antworten konnte, fiel die Tür erneut ins Schloss.
Ich wartete darauf das leise Klicken zu hören, das jedes Mal ertönte wenn jemand die Tür ab- oder aufsperrte.
Doch ich hörte es nicht.
Auch nicht, als Gabriels Schritte sich immer weiter und weiter entfernten.

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Uhh. Hat da wohl jemand vergessen die Tür abzuschließen?^^

Vielen vielen dank für bereits über 100 reads nach nur 3 richtigen Kapitel. Das freut mich wirklich sehr♡

Ich hoffe natürlich dass die paar Leser die hier sind, auch weiterhin dieses Buch verfolgen

Mir macht es jedenfalls riesigen Spass es zu schreiben. Und darum geht es doch oder? :)

Ich würde mich natürlich auch über ein ☆ und Kommentare freuen.

lg ines

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