16. schmerzhafte Erfahrungen

Glücklicherweise hielt Aimee meinen Bruder davon ab mir nachzulaufen, als ich mich einfach in irgendeinen leeren Streifenwagen gesetzt hatte. Einer der Polizisten wollte mich gerade wieder wegschicken, als sein Boss, Aimees Dad, ihn darüber aufklärte wer ich war und sich neben mir ans Lenkrad setzte.

"Du bist dir sicher, dass du keinen Arzt brauchst?", fragte er mich und sah mich so besorgt an, dass ich sofort meinen Blick von ihm abwenden musste.

"Bitte bringen Sie mich einfach nach Hause, Officer Andrews."

"Das geht nicht. Du musst noch mit aufs Revier."

Seufzend ließ ich meinen Kopf auf das kalte Leder fallen und beobachtete meinen Bruder wie er ausserhalb des Wagens mit Aimee lautstark diskutierte. Sie tippte ihm mehrmals mit dem Zeigefinger gegen die Brust und schien ihm irgendwas direkt ins Gesicht zu schreien. Zumindest versuchte sie das.
Es war ganz amüsant zu sehen wie sie sich mit jemanden anlegte der sie weit mehr als einen Kopf überragte.

Aimee hatte sich zwar wahrscheinlich inzwischen mit dem Gedanken angefreundet, dass Cole wieder bei uns war, jedoch verstand sie wie schmerzhaft diese Erfahrung für mich war und ließ nun die gerechte Wut an ihm aus, für die ich momentan noch zu verwirrt und schwach war.
Obwohl die fahrt zur Polizeistation nur wenige Minuten lang dauerte, fühlte ich mich sicher genug um die Zeit zu nutzen und kurz etwas Energie zu tanken. Welche, wie sich herausstellte, bei meinem geplanten Verhör auch mehr als gebraucht wurde.

Ich versuchte mich an jedes einzelne Detail zu erinnern, das ich mit den Polizisten teilen wollte. Auch wenn es vielleicht nicht ganz richtig war, gab es einige Dinge, die ich lieber ungesagt ließ.
So mancher Moment zwischen mir und den Jungs, wollte ich einfach für mich behalten.
Ich wusste, es würde nicht viel an der Gesamtsituation ändern, wenn sie wussten, dass ich mich in dem ein oder anderen Moment auf eine eigenartige Weise zu Gabriel hingezogen fühlte.

Doch was mich vor allem an mir selbst verwunderte war, dass ich eine Information völlig unausgesprochen hielt.
Die Vergewaltigung von Calebs Schwester.

Er hatte so oft davon gesprochen, auf keinen Fall die Polizei mit ins Spiel zu bringen. Und wenn es etwas gab, das ich noch für ihn tun konnte und auch wollte, dann war es dieser Gefallen. Ich vertraute darauf, dass sie ihre Klappe hielten, was diese ganze Sache betraf. Also tat ich es auch.

Jeder den ich auf der Wache antraf übermittelte mir so viel Mitleid, dass ich davon hätte kotzen können. Ich hasste es, wenn Leute dachten sie könnten dadurch irgendwas besser machen. Stattdessen drückten sie einem die Sache nur noch mehr rein.
Schon als Cole und ich zu unserem Onkel ziehen mussten, vermied ich jede Konversation darüber. Genauso wie bei dem Scheintod meines Bruders.

Mir war es immer am liebsten, wenn die Menschen einfach nicht über meine Probleme sprachen und sie mich einfach vergessen ließen. Die einzige Person bei der ich solche Gespräche akzeptierte, war Aimee. Sie wollte nie versuchen meine Laune durch irgendwelche leeren Versprechungen zu bessern.
Sondern was mich immer wieder dazu brachte mit ihr darüber zu sprechen war, dass sie einfach nur verstehen wollte, wieso es mir so ging wie es mir eben ging.
Kein armseliges Alles wird gut oder Ich verstehe dich.

Deswegen liebte ich sie so sehr. Und genau deswegen wollte ich auch einfach nur noch zu ihr und einfach schöne 12 Stunden durchschlafen.

Es traf sich ziemlich gut, dass meine Wohnung zuerst von der Polizei nach Einbruchspuren und anderen Beweisen durchsucht werden musste. Das war nämlich nur ein weiterer Grund, weswegen Aimees Eltern mir angeboten hatten bei ihnen vorläufig zu wohnen.

Da Mr. Andrews mich direkt nach dem Verhör zu ihnen brachte, dauerte es auch nicht lange wieder mit meiner besten Freundin vereint zu sein.

Ich atmete tief ein, als hinter mir die Haustür ihrer kleinen Villa zugezogen wurde und ich mich endlich wieder in vertrauter Umgebung befand. Sofort kam Aimee auf mich zugelaufen und ich schloss sie für einen kurzen Moment in meine Arme.

"Du wirst in meinem Zimmer schlafen", beschloss sie kurzerhand und schob mich sanft durch ihr Haus bis zu ihrem Zimmer.

Ich warf einen Blick auf alle Bilder und Möbel an denen wir vorbeihechteten und musste unbewusst Lächeln.
Hier war alles beim Alten geblieben.
Ordentlich, streng und nahezu perfekt.
So wie ich die Familie Andrews kannte.

Oder besser gesagt, Aimees Eltern.

Meine Freundin war das komplette Gegenteil von dem, was sich ihre Eltern von ihrer Tochter wünschten. Als Einzelkind hatte sie viele Erwartungen zu erfüllen, von denen sie jede nacheinander in den Dreck warf.

"Ich werde dich bestimmt nicht aus den Augen lassen, solange diese Psychos nicht hinter Gitter sitzen."
Der Gedanke von jemandem wie Aimee beschützt zu werden, lockerte die ganze Situation ein wenig auf.

Grinsend setzte ich mich auf ihr riesiges Bett und genoss den Duft von frischer Bettwäsche. Als sie sich direkt gegenüber von mir auf der Matratze platzierte, wurde mir sofort bewusst, was nun auf mich zukommen würde.
Die Freude war aus meinem Gesicht verblasst, als ich seufzend nach ihren Händen Griff um den unruhigen Ausdruck in ihren Augen zu beseitigen.

"Wo fange ich am besten an..."

"Am besten bei meinem komplett gestörten ex Freund, der sich Jason nennt", schlug sie so schnell und gereizt vor, dass ich mir sicher war, die Geschichte nun vor Aimee zu wiederholen würde mir deutlich einfacher fallen, als auf dem Polizeirevier.

Gerade als ich meinen Mund öffnete, um mit dem Vortrag zu beginnen, entfuhr mir ein lautes Gähnen und meine Lider wurden so träge, dass ich hätte schwören können ich würde gleich in Ohnmacht fallen.

"Kannst du dich mit einer Kurzfassung zufrieden geben?", fragte ich bittend und ließ mich müde in ein Kissen sinken.

"Für dich doch immer, Curly."

"Nagut. Dann mal los."

Verdammt.

Vielleicht würde es doch schwerer werden, als ich dachte.

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Das Kapitel ist nicht lang und es passiert auch nicht viel aber ich hoffe ihr freut euch trotzdem.
Ich bete dafür, dass wattpad seine Störungen jetzt endlich unter Kontrolle hat.

Wurdet ihr bei diesem Kapitel benachrichtigt?

Natürlich werden absofort nicht mehr mehrere Kapitel pro Woche kommen können, da bei uns jetzt die Schule wieder los geht.

Sind eure Ferien auch zu Ende?
(Wenn ihr welche hattet)

Vermisst ihr sie auch schon so sehr? X(

Und was ich euch für die nächsten Kapitel verraten kann...auch wenn Sam am liebsten diese Vorfälle vergessen möchte, wird sie noch ziemlich viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

lg ines

♡♡♡

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