1. eisblaue Augen

...3 Jahre später...

Völlig ausser Atem kam mein Chef in den Pausenraum gestürmt wo ich gerade gemütlich meinen Kakao zwischen den Händen hielt, um mich zu wärmen.

"Sam!"

Sein Gesicht war bereits rot angelaufen und überall auf seinem Hemd waren dunkle Kaffeflecken verteilt. Ich konnte mir ein einfaches Schmunzeln nicht verkneifen.

"Deine Pause endet heute früher. Da draußen ist gerade die Hölle los. Wir können jede Bedienung gebrauchen."

Ohne auch nur auf ein Einverständnis meinerseits zu warten, eilte er zurück in den öffentlichen Bereich des Cafès und ließ mich dadurch alleine. Da mein Getränk sowieso noch viel zu heiß war um alles in einem Zug wegzutrinken, löste ich meinen Griff davon und machte mich einfach sofort wieder an die Arbeit. Als ich die Tür öffnete, flog mir nicht nur der plötzliche Lärm der vielen Menschen um die Ohren, sondern auch der eisige Winterwind, der jedes Mal durch den ganzen Laden rauschte wenn jemand das Gebäude betrat.

Heute war der erste Tag im Dezember an dem man zu einer schneeweißen Landschaft aufwachen konnte. Es war kein verheerender Schneesturm, der die Leute daran hinterte zur Arbeit zu kommen. Lediglich ein paar Flocken, die die Straßen so aussahen ließen, als hätte man sie mit feinem Staubzucker bestreut. Es sah einfach aus wie in einem Märchen. Kein Wunder, dass Winter meine Lieblingszeit im ganzen Jahr war.

Sofort wurde mir ein Zettel mit einer langen Liste von Bestellungen in die Hand gedrückt, wärend manche Kunden sogar schon versuchten neue Bestellungen bei mir zu machen. Mit einer flüchtigen Handbewegung schickte ich sie zu meinen Kollegen und fing an die Getränke auf meiner Liste vorzubereiten und zu den jeweiligen Tischen zu bringen. Nach etwas mehr als zwei Stunden kehrte wieder angenehme Ruhe ein, weswegen ich meine Schürze abnahm und mich seufzend zu Aimee und ihrem neuen Freund an den Tisch setzte.
"Ich hasse diesen Job", murmelte ich genervt und versuchte meinen schiefen Pferdeschwanz irgendwie in Ordnung zu bringen. Meine Locken zu bändigen, war jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung.

"So wie du aussiehst, würde ich eher sagen dieser Job hasst dich."
Grinsend spielte sie mit dem letzten Rest ihres Kamillentees der bestimmt schon längst kalt geworden sein müsste. Aber ich konnte ihr ihr dämliches Grinsen wirklich nicht verübeln. Sie wusste, dass ich eigentlich unheimlich froh darüber war diesen Job zu haben. Schließlich war er die einzige Möglichkeit für mich um genug Geld zu verdienen um meine Wohnung zu finanzieren.

"Bring mir am besten noch Einen." Ihr Lächeln war zuckersüß, als sie mir ihre leere Tasse in die Hand drückte und mich damit wieder an meine Arbeit erinnerte.

"Würde ich liebend gerne, aber meine Schicht ist jetzt zu Ende."
Ich erhob mich von meinem Platz und brachte auch noch das letzte herumstehende Zeug hinter den Tresen und stellte es abwaschbereit neben die Spüle. Eilig wurde ich von Aimee verfolgt, ihr Freund dicht hinter ihr.
Im Gegensatz zu mir war meine beste Freundin geradezu ein Zwerg. Wenn auch eher eine Elfe. Ihre langen, blonden Haare hingen ihr immer perfekt um die Schultern. Und ihre zarten Kurven ließen sie trotz ihrer Größe, wie eine junge 18 jährige wirken.
Ihre Verabredung überragte sie fast mehr als einen Kopf. Sein Haar war ebenfalls hellblond und nicht so kurz geschoren wie die Mähne ihres letzten Freundes. Ausserdem verliehen seine strahlenden Augen ihm eine interessante Ausstrahlung.

"Perfekt", sagte Aimee und klatschte dabei zuversichtlich in ihre Hände.
"Dann kannst du mich ja nachhause fahren. Der letzte Bus ist vor..." Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr. "..20 Minuten abgefahren."

"Mein Auto ist seit einer Woche in der Werkstatt. Wie wäre es mit Taxi?"

Aimee ließ enttäuscht ihre Schultern hängen, verpasst dadurch dem blauäugigen Jungen hinter sich einen Stoß in die Rippen und riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken fuhr sein Kopf in die Höhe und er steckte sein Handy ohne zu zögern zurück in seine Hosentasche obwohl er gerade noch pausenlos auf den Bildschirm gestarrt hatte.

Er musterte mich intensiv mit seinen eisblauen Augen, ehe er aufgeregt zu meiner besten Freundin blickte und vorschlug: "Ich kann euch fahren. Wenn wir uns rechtzeitig auf den Weg machen, hab ich genug Zeit jeden von euch bei sich daheim abzusetzen."

Aimee schien geradezu vor Begeisterung zu platzen und warf sich dem Typen sofort um den Hals. Ich glaubte ein leises "Danke J" aufzuschnappen, da sie sich so nahe zu seinem Ohr beugte, dass ich kaum noch die Bewegungen ihrer Lippen wahrnahm als sie ihm den lächelnden Dank zuflüsterte.

Im Wagen bekam ich nur die Rückbank, obwohl mich Aimees Freund nach ihr absetzte. Inzwischen hatte ich auch schon herausgefunden, dass sein richtiger Name Jason war und er sich seit drei Wochen mit Aimee verabredete.

In dem Moment, wo Aimee ihre Haustür hinter sich schloss und Jason erneut den Motor startete, fing es in dem Auto an unerträglich heiß zu werden.
"Hey, könntest du vielleicht die Heizung etwas runter stellen?", bat ich so höflich wie ich konnte, da ich gerade damit beschäftigt war den Reißverschluss meiner Jacke zu öffnen.
"Würde ich gerne, aber dein Auto ist wohl nicht das Einzige, das repariert werden muss."
Ein sanftes Lachen drang zu mir nach hinten, wärend er in seinem Handschuhfach nach etwas suchte und dabei bestimmt froh darüber war, dass auf den Straßen momentan keine anderen Fahrzeuge zu sehen waren. Nach einer Weile zog er eine halbvolle Plastikflasche hervor und reichte sie mir.
"Hier. Damit dein Kreislauf mit dieser Hitze klar kommt."

Dankend nahm ich das Wasser entgegen, schraubte den weißen Deckel ab und konnte es mir nicht verkneifen kurz meine Nase vor die Öffnung zu stecken und daran zu riechen.
Hätte ich einfach willkürlich drauf los getrunken, wäre die Möglichkeit bestanden plötzlich einen großen Schluck Wodka im Mund zu haben. Glücklicherweise roch ich nichts außer den schwachen Geruch von Plastik, der für so alte Platikflaschen schon ziemlich normal war.
Ich führte die Flaschenöffnung an meinen Mund und trank sofort die Hälfte des Wassers aus, da ich schon beim ersten Schluck merkte, wie trocken mein Hals durch die erdrückende Wärme im Auto geworden war.

Zufrieden nahm Jason mir die Flasche wieder ab und richtete nun seine Konzentration wieder vollkommen auf die Straße.
Erst jetzt bemerkte ich an den mir unbekannten Gebäuden, dass Jason bereits an meinem Zuhause vorbeigefahren sein muss.

"Wir müssen umdrehen. Du hast das Haus verpasst."
Erschöpft lehnte ich meine Stirn an die kühle Fensterscheibe und konnte meine Müdigkeit einfach nicht länger zurückhalten. Der harte Arbeitstag hatte mir bereits viel Energie geraubt, doch die Wärme von der ich gerade umgeben war, erinnerte mich viel zu sehr an mein eigenes Bett und sorgte dafür, dass für den Bruchteil einer Sekunde immer wieder meine Augenlider nachgaben.

"Oh. Ja natürlich. Mein Fehler, tut mir leid." In Jasons Stimme war nur ein winzig kleiner Hauch von Einsicht zu hören und ich wartete darauf, dass sich mein Körper in eine andere Richtung verlagerte, wenn Jason das Lenkrad drehte um zurück zu meinem Haus zu fahren.
Doch er fuhr weiter gerade aus.

Zumindest so lange, bis ich vollkommen von dieser plötzlichen Müdigkeit zerdrückt wurde und mich endgültig dazu entschied einfach einzuschlafen.

Wäre ich nur ein paar Minuten länger wach geblieben, hätte ich vielleicht gemerkt dass Jason auch in den nächsten mehreren hundert Metern nicht die Absicht hatte zu wenden, sondern einfach durchgehend geradeaus fuhr um mich an einen Ort zu bringen, von dem ich nicht wusste, wo er lag oder wie lange es für mich andauern würde, wieder nachhause zu finden.

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Meinungen zur neuen Riverdale Folge?
Ich spreche gerne in den Kommentaren darüber :'/

Und jetzt zum Buch:
Das ist wie ihr seht das erste Kapitel. Ich werde morgen vielleicht einen Trailer bzw Teaser zum Buch posten und hoffe dass er meine Leser etwas neugierig macht :)

Ansonsten freue ich mich über jegliche Kommentare zu meinem Buch

Lg ines

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