Wieder zurück
Ich hatte einen Entschluss gefasst. Einige Männer waren von der Mission wiedergekehrt, nur eben Legolas nicht. Ich war aufgewühlt und am Ende mit meinen Nerven. Legolas und ich fanden erst vor kurzem zusammen. Viele Jahre bildete er mich aus und wahrte eine gewisse Distanz. Doch die Schlacht der 5 Heere änderte alles, als er mich tot glaubte.
Bolg hatte mich niedergestreckt und liegen gelassen. Ich hörte Legolas verzweifelten Schreie. Er kämpfte sich zu mir durch und tötete das Scheusal. Der Prinz hob meinen Oberkörper an, drückte mich an seine Brust und flehte mich an, bei ihm zu bleiben und gestand mir seine Liebe. Das ganze war knapp ein Jahr her und ich genoss seit dem jeden Augenblick mit ihm.
Vor 2 Monden schickte Thranduil schweren Herzens Legolas auf eine Säuberungsmission. Der Abschied war grauenvoll für uns beide. Seine letzten Worte klangen immer noch in meinem Ohr: „Liebste - ich liebe dich und werde dich jeden Tag schmerzlich vermissen!"
Gedankenverloren packte ich einige Sachen zusammen. Im Stall fand ich fertig gesattelt mein schwarzes Pferd Rih. Ich wollte mich mit Klinge und Bogen auf die Suche nach Legolas machen. Plötzlich stand der König, Legolas Vater in der Stallgasse. „Lenya, was hast du vor?" Ich sah ihn an: „Ich werde ihn suchen Thranduil! Versuch bitte nicht, mich abzuhalten!" Mit großen Schritten kam er auf mich zu. Er umarmte mich und flüsterte mir ins Ohr „Pass auf dich auf! Ich kann nicht euch beide verlieren!" Ich war dankbar, dass er mich unterstützte. Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis zueinander. Obwohl ich eine Elbin vom einfachen Stand war, erlaubte er unsere Verbindung. Wie jeder Vater wollte er nur, dass Legolas glücklich war.
Thranduil half mir aufs Pferd und setzte mich in Kenntnis, wo ungefähr die letzte Schlacht stattgefunden haben muss. Ich verabschiedete mich und Rih galoppierte aus dem Stall, gefolgt von ein paar Wachen. Wir waren teilweise Tag und Nacht unterwegs, ich konnte ihn – meinen Liebsten, nicht finden.
Eines Nachts, der Vollmond dem ich mich immer so verbunden fühlte schien hell, gelangte ich an einem See. Ich sah eine Gestalt im Wasser. Schnell sprang ich vom Pferd und lief zum Ufer. Mein Herz pochte wie wild. Aus der Ferne sah der leblose Körper aus wie Legolas. Ich schrie mir die Verzweiflung aus dem Leib und watete zu dem Körper. Das Wasser wurde schnell tiefer und ich musste schwimmen. Der Körper war verschwunden. Auf einmal zog mich jemand oder etwas in die Tiefe. Ich kämpfte um mein Leben, bis ich dieses grelle Licht vernahm ...
Ich erwachte aus meinen kurzen Schlaf. Mir war eiskalt und ich wusste nicht, wo ich war. Mir liefen salzige Tränen der Hilflosigkeit über die Wange... Ich liebte Legolas und wollte nichts sehnlicher als zu ihm zu gelangen. Doch wie sollte ich das Wunder vollbringen. Ich hatte kein Pferd, keine Orientierung, keine Kraft und keine Ahnung was in diesen Landen vor sich ging. Ich überlegte, ob ich vielleicht nach Rih rufen sollte oder ob ich damit nicht nur meine Feinde auf mich zog. Hatte ich überhaupt Feinde? Ich musste mir einen Plan machen... den Kopf aus dem Sand ziehen. Zunächst wollte ich dafür sorgen, nicht zu erfrieren. Dann musste ich mir einen Überblick über die geographische Lage verschaffen. Mein Blick fiel auf meine Hände, sie waren schmucklos und erinnerten mich daran, was Legolas in der anderen Welt zu mir sagte. Er wollte mich heiraten, sobald er von seinem Auftrag zurückkehrte. Mein Kummer nahm wieder überhand und ich musste mich dringend mit sinnvoller Beschäftigung ablenken. Ich sammelte Holz, um ein Feuer zu machen. Es war riskant aber nicht unumgänglich, sonst würde ich erfrieren. Zum Glück fand ich einige Früchte und Wasser gab es hier genug. Ich legte mich nah ans Feuer und wartete bis die Nacht vorüber war und gönnte mir nur selten Schlaf. Zum Glück war der Nachthimmel klar und ich konnte den Nordstern ausmachen. Vielleicht war ich schon im Norden, doch ich hielt es für sehr unwahrscheinlich und so beschloss ich diesen Weg bei Sonnenaufgang einzuschlagen.
Die Sonne ging auf, ich löschte das Feuer und machte mich bereits in der Dämmerung auf den Weg. Ich musste sehr achtsam sein. Ich hatte zwar einen Bogen aber keine Pfeile. Wenigstens hatte ich noch einen Sichel dabei, der aber in einem ernsten Kampf keine große Hilfe war. Meine Kurzschwerter und Pfeile werden auf dem Grund des Sees liegen. Konnte ich überhaupt noch kämpfen? Verlernt man sowas? Das brachte mich wieder zum nachdenken, warum ich überhaupt hinein gesogen wurde. Oberste Priorität hatte Legolas, doch dieses Phänomen wollte ich auch noch lösen. Was auch noch ein Problem war... wie lange war ich fort? Auf der Erde war ich 19 Jahre alt. Jedes Jahr, dass man älter wurde, wurde ausführlich gefeiert. Ein ewiges Rätsel für mich, warum der langsam fortschreitende körperliche Zerfall gefeiert wurde. Ich habe es nie verstanden und als Elbin musste ich das nun auch nicht mehr. Ich war nur kurz wieder hier in Mittelerde und trotz der Tatsache, dass ich nicht wusste, wo genau ich bin, fühlte ich mich hier mehr zu Hause als all die Jahre auf der Erde, bei meinen Eltern und Mitschülern.
Dort hatte ich Eltern, die sich stets bemühten, mich in meiner Reiterkarriere zu unterstützen. Hier hatte ich keine Eltern. König Thranduil fühlte sich für mich verantwortlich und sagte auch einst, ich sei für ihn wie eine Tochter, die er nie hatte. Elrond nahm mich damals auf und zog mich mit Arwen groß. Er kannte meine Eltern und fühlte sich verpflichtet sich um mich zu kümmern. Seine Tochter ging ihm über alles, doch ich kam gleich danach und dann seine Söhne. Elrond bildete Arwen und mich aus – Kampfkunst, Sprachen, Kultur, Geschichte und die höfische Etikette eines jeden Landes. Er war der Meinung, das mein Talent im Bogenschießen von jemand sehr guten gefördert werden musste und so lernte ich Düsterwald und Legolas kennen. So gesehen gab es in der Art und Weise, wie ich aufwuchs, parallelen.
Es lag nahe, dass ich 19 Jahre fort war. 19 Jahre waren für einen Elb nicht nennenswert, doch für den Wandel der Welt sehr wohl. Allianzen bildeten sich oder brachen innerhalb von wenigen Tagen. Freunde werden zu Feinde. Völker wurden ausgelöscht oder neue siedelten sich an. Könige starben oder wurden ausgetauscht, was entscheidend für die Gastfreundschaft anderer Völker war.
Würde ich Zwerge begegnen, so hätte ich vor 19 Jahren keinerlei Unterstützung oder gar Gastfreundschaft von ihnen erwarten können. Vielleicht sieht das nun ganz anders aus? Immerhin haben vor einigen Jahren Elben an der Seite der Zwerge gegen Orks, Trolle und anderen widerlichen Kreaturen gekämpft – für die Heimat der Zwerge. Ich war selbst dort. Doch so ein Zusammenhalt bedeutete nichts, wenn ein anderer Herrscher regierte. Meine Welt war voller Gefahren und Ungewissheit und dennoch spürte ich mit jeder Faser meines Körpers, dass ich hierher gehörte.
Es wäre gefährlich jemanden zu begegnen, doch könnte ich denjenigen fragen, wo ich war oder anhand seiner Spezies es ungefähr zuordnen. Ich wanderte in einem grünen gesunden Wald. Ich erkannte sofort, dass es nicht der Düsterwald, Fangornwald oder die Wälder Lothlóriens waren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top