Geschehnisse
Ein leises Klopfen riss mich aus dem Schlaf und dem wunderschönen Traum. Orophin steckt seinen Kopf durch die Tür. „Entschuldige – hab ich dich geweckt?"
Mit kleinen Augen nickte ich leicht. „Schon gut, die Reise war lang und anstrengend. Brauchst du etwas?"
Mein Freund schloss leise die Tür und setzte sich auf die Bettkante zu mir. „Komm her!", forderte er mich auf und hielt mir seine Arme einladend ausgestreckt entgegen.
Dankbar für die Geborgenheit, nahm ich seine Umarmung an. Fest presste mein Freund mich an seine Brust und strich mir übers Haar. „Ich habe dich vermisst!" flüsterte er und strich mir fürsorglich über den Rücken. Das erklärte seinen Besuch in meinem Zimmer. Ich kroch regelrecht in seine Umarmung hinein. „Du bist ein guter Freund! Doch deine Frau braucht dich Orophin. Ich möchte, dass du morgen zu ihr zurückkehrst und ich werde meinen Weg fortsetzen."
„Ich will dir erzählen, was zwischen Lavanya und Rumil vorfiel!" entgegnete er trocken, ohne auf meine Bitte einzugehen.
Mit gerunzelter Stirn suchte ich seinen Blick, der in die Ferne schweifte. „Ich höre dir zu!"
Tief durchatmend drückte er meinen Kopf wieder an seine Brust und ließ sich nach hinten fallen.
„Lavanya und ich hatten einen Streit. Sie hatte das Gefühl, dass sie gegen dich nicht ankam. Sie zweifelte an meiner Liebe zu ihr, was mich wiederum sehr verletzte. Wir befanden uns zu dieser Zeit hier in Schwertfelde. Voller Wut sagte ich ihr, dass ich dich liebte wie noch keine zuvor. Wahrscheinlich sagte ich es ihr, zum einen weil ich dich wirklich liebte und zum anderen, wollte ich ihr weh tun, so wie sie mir weh tat mit ihren Unterstellungen und Zweifel. In ihrer Trauer und Verzweiflung rannte sie vor mir weg – in die Arme meines Bruders. Nie hätte ich gedacht, dass er die Situation zu seinen Gunsten ausnutzen würde. Mein Fehler .... Rumil gab ihr die starke Schulter, die sie brauchte. Außerdem gab er ihr das Gefühl, dass es für ihn keine schönere Frau auf der Welt gab. Sie tranken viel Wein, sie redeten viel ... Mein Bruder verführte sie letztendlich, worauf sich Lavanya einließ. Sie gestand es mir direkt am nächsten Tag unter bitteren Tränen. Wie du dir vorstellen kannst war ich innerlich verwundet wie ein getroffenes Reh. Doch genau in dem Moment erkannte ich den Unterschied ... Ich fühlte mich furchtbar, als ich dich gehen ließ ... Mir ging es schlecht und ich war traurig. Doch als ich erfuhr, dass Lavanya mit meinem Bruder geschlafen hat ... brach für mich eine Welt zusammen – nichts und niemand außer sie war im Stande, mich zu retten! Ich machte ihr auf der Stelle den Antrag. Sie konnte es nicht fassen und ihre Schuldgefühle fraßen sie regelrecht auf. Ich erklärte ihr meine Gefühlswelt und sie sagte „Ja". Seit dem zuckt sie nicht mehr jedes Mal zusammen, wenn sie deinen Namen hört ... ein hoher Preis. Ich werde dich also begleiten bis zum Prinzen und werde an deiner Seite sein, wenn er wieder erwacht oder für immer die Augen geschlossen hält! Ich lasse dich nicht im Stich!"
Während er mir das erzählte, rannen Tränen über mein Gesicht. Diese Vermutung und Schuldgefühle trug ich schon sehr lange mit mir. Ich trieb damals kein Spiel mit Orophin, doch ich ließ mich auf ihn ein, obwohl ich wusste, dass ich ihm nicht geben konnte, was er wollte. Herzschmerz war eine schlimme Sache und wenn ich könnte, würde ich jedem Lebewesen der Welt diese Last nehmen. Dieser Schmerz bedeutete, egal auf welche Weise – Verlust. Damit zurechtzukommen, fiel von Mensch zu Mensch, Elb oder Zwerg, anders aus ... aber die Leere und Trauer war da – Immer ... bei jedem.
„Orophin, es tut mir so leid!" Das drückte nicht einmal zu einem Bruchteil die Entschuldigung aus, welche er verdient hätte.
„Nein – hör auf dich zu entschuldigen! Ich bereue nichts! Ich liebte dich und ich liebe Lavanya, wie ich es nicht für möglich gehalten habe! Vermutlich ist sie mein "Legolas"." Wie süß, er versuchte die Stimmung aufzulockern.
„Ich will, dass du weißt, dass du mir auch sehr viel bedeutet hast! Und es noch tust!" friedliches Brummen, war seine Antwort.
Noch ein paar Momente verharrten wir in dieser innigen, friedvollen Umarmung.
„Danke." sagte er leise.
Wir schauten uns tief in die Augen. Keiner sprach mehr, es war schlichtweg nicht nötig.
„Komm, wir stärken uns und bereiten die morgige Abreise vor." Mit einem Kuss auf meiner Stirn erhob sich Orophin schwungvoll und löste die Situation auf.
„Ich komme gleich." beteuerte ich und ließ ihn vorgehen.
Ich brauchte einfach ein paar Momente, um alles zu verarbeiten. Schuld war das Gefühl, das nach wie vor dominierte. Doch direkt danach Erleichterung ... für alles, wofür ich schuld war, wandte sich alles zum Guten und manches sogar zum Besseren. Immerhin vergab mir mein Freund – das war viel wert. Hoffentlich gab es auch ein „Happy End" - wie die Erdlinge sagten, für mich....
Mein knurrender Magen rebellierte, weshalb ich meinem Freund in die große Halle folgte.
Eh ich mich versah, saß ich plötzlich zwischen Orophin und seinem Bruder Rumil – eine merkwürdige Situation.
„Sag mal Lenya ... hat mein Bruder es drauf?" Ich verstand Rumils Frage nicht so recht, aber ich war mir sicher, dass sie ausschließlich dazu diente, um seinen Bruder zu ärgern oder bloßzustellen.
„Im Bett?!" half er mir auf die Sprünge – wohl wegen meines irritierten Gesichtsausdrucks.
Impulsiv griff ich ihn in den Schritt und spürte sein erregtes Glied. Rumil grinste dreckig und zog eine Augenbraue hoch.
„Wow ... richtig winzig... ich schätze dein Bruder ist dir da einiges im Voraus! Seine Frau und ich hatten definitiv die richtige Wahl getroffen ... DAS stellt doch keine Frau zufrieden.... Tut mir wirklich leid, Rumil."
Orophin brach in heiteres Gelächter aus, während sein Bruder vor Wut kochte.
„Du ...."
Ein Dolch wurde von meinem Freund warnend hoch gehalten. „Zügle dein loses Mundwerk – Bruder!"
Der Bedrohte sprang von seinem Platz auf und eilte von dannen.
„Mit dir sind Familientreffen richtig amüsant ... kann ich dich zum nächsten einladen?" witzelte mein Freund. Darauf stießen wir lachend mit schmackhaften Rotwein an. „Es ist wie früher..." bemerkte ich resignierend. Wir konnten schon immer viel lachen und verstanden uns ohne Worte.
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