Ein altes, bekanntes Gesicht
Der Morgen brach an und Theodén wies mir den Weg, welcher mich schnellstmöglich nach Lothlorien bringen würde. Indes kehrte der Prinz nach Edoras zurück. Der Abschied war herzlich, einprägsam und freundschaftlich. Theodén würde mir als ein guter Freund stets in Erinnerung bleiben. Ich hoffe den Menschen in meinem Leben noch einmal zu begegnen.
Doch insgeheim hoffte ich auch auf ein weiteres Wiedersehen. Arrian, Haldir – meine Freunde ... und auch Orophin ein ganz besonderer Freund.
Baron war gut gelaunt und galoppierte leichtfüßig auf die goldenen Wälder zu, welche ich bereits sehen konnte. Das Blätterdach der Bäume hatte immer, egal zu welcher Jahreszeit einen goldenen Schimmer und ließ einen bei dem Anblick für einen Moment alle Sorgen vergessen. Diese Ruhe und der Frieden übertrug sich auf die Bewohner. Nirgendwo wird man ausgeglichenere Elben finden, als in diesem Lande. Ich nahm mir einen Moment zum durchatmen - hier konnte ich es. Hier war ich in Sicherheit und unter Freunden.
Wie erwartet waren die Grenzen gut bewacht und so kamen mir bereits noch auf dem freien Feld Krieger Lothloriens entgegen. Ich zog meine Kapuze vom Kopf und gab mich zu erkennen. „Mein Name ist Lenya. Mein Weg führt mich nach Düsterwald, doch ich möchte Haldir, Orophin und Arrian besuchen."
Ein brünetter Elb trat vor und grüßte mich. „Seid willkommen Lenya. Die Herrin Galadriel erwartet euch bereits. Ich begleite euch zu unserem Heerführer, der Euch zu unserer Herrin begleitet."
Ich verstand und nickte freundlich. Da die Wachen zu Fuße waren, stieg ich von Baron und er trottete seiner Wege. Das Tier war äußerst Freiheitsliebend, aber kam sofort, sobald ich ihn rief. Das mochte ich so sehr an dem Hengst - wir waren uns ähnlich. Nur weil man seine Freiheit genoss, hieß das nicht, dass man Loyal war oder nicht in der Lage eine monogame Beziehung zu führen. Man war nicht automatisch ein einsamer Wolf ... oder Pferd.
Wir liefen eine Zeit lang an einem Fluss entlang zum Lager. Das Wasser glitzerte in der untergehenden Sonne, als wir es endlich erreichten - das Zentrum Lothloriens.
„Mein Heerführer, Ihr habt Besuch. Herrin Galadriel wünscht, dass ihr sie zu ihr bringt."
Der blonde Elb welcher mit Heerführer angesprochen wurde drehte sich um und sah mich erstaunt an.
„Lenya...."
„Orophin!" Stürmisch umarmte ich ihn. Der Elb erwiderte dies und hielt mich in seinen Armen ganz fest. Es fühlte sich so gut an, nach so vielen Monaten endlich jemand vertrauten anzutreffen. Geborgenheit umhüllt mich wie ein Mantel und ich wollte ihn nicht so schnell loslassen. Mein früherer Verehrer war es, der sich langsam von mir löste. „Geht es dir gut?" war seine erste Frage. Meine Verzweiflung gewann die Oberhand und Tränen kullerten über meine Wange. Sofort zog er mich wieder an sich und tröstete mich so gut es er nur konnte.
„Orophin?" fragte jemand nach ihm. Eine sanfte Frauenstimme um genauer zu sein. Seine Umarmung lockerte sich und stattdessen legte er eine Hand auf die Schulter der schönen Elbin, welche nach ihm fragte. Verschwommen betrachtete ich sie durch den Schleier meiner Tränen. Blaue Augen blickten liebevoll in meinen. Das braune Haar wiegte in dem Wind und verströmte einen angenehmen Geruch. Auf ihrer makellosen Haut fiel mir eine Narbe am Hals auf, sie stach regelrecht hervor und warf Fragen auf.
„Lavanya – das ist Lenya. Lenya, das ist meine Frau – Lavanya." Die restliche Verwirrung wich gänzlich aus ihrem Gesicht. Sie näherte sich mir, musterte mich kurz und umarmte mich herzlich. Überrascht ließ ich mich darauf ein.
„Lenya, wo warst du?" fragte mich mein Freund.
„Orophin!" zischte seine Frau mahnend.
„Keiner weiß, wo sie die letzten 19 Jahre war und Legolas Zeit läuft ab!"
„Das weiß ich wohl Liebster! Sieh sie dir an! Sie leidet ... sie braucht unsere Hilfe und sie braucht vor allem dich als Freund! Gib ihr also wenigstens einen Moment, bevor du sie ausquetschst!"
Versöhnlich trat ihr Mann auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie hielt mich immer noch in ihren Armen und er umschloss uns mit seinen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, beschützt und behütet für den Moment.
Endlich konnte ich aufatmen und die Burg der Geborgenheit um mich löste sich langsam. Lavanya brachte mich zu einem Platz am Lagerfeuer und reichte mir Essen und Wein. Die anderen Krieger, bemüht diskret zu bleiben, versammelten sich um mich. Alle wollten die Geschichte hören... was mit mir geschah, wo ich mich aufhielt in den letzten Jahren. Orophin schickte sie mit harschen Worten fort.
Er setzte sich neben mir und ergriff meine Hand. „Morgen bringe ich dich zur Herrin des Lichts. Doch ich kann dir nicht sagen, was sie mit dir zu besprechen hat. Danach werde ich dich zu Legolas bringen, so schnell es nur geht."
Dankbar lächelte ich meinen Freund an. Er war schön wie eh und jeh. Seine Ausstrahlung – vertrauensvoll, wunderschön und aufbauend – er hatte sich nicht verändert, abgesehen von den Bund den er einging.
Es war an der Zeit meine Geschichte zu erzählen. Meine Zuhörer waren Geduldig und neugierig – nicht einmal unterbrachen sie mich. Sie litten und fieberten mit mir, solange bis das Feuer nur noch Glut war.
Die Nacht war nicht mehr so jung, da entschlossen wir uns, unsere Kräfte aufzutanken. Lavanya wird Orophins Posten übernehmen, so lange bis er zu ihr zurückkehrte. Die beiden legten sich zusammen schlafen. Ein Bild zum neidisch werden. Sie liebten sich, waren einander vertraut und verstanden sich ohne Worte. Lavanya erfüllte sein Herz, welches ich vor einiger Zeit verletzte. Er hatte nun eine Lebensgefährtin – wunderschön innerlich wie äußerlich, von der Orophin nicht genug bekommen konnte. Das Paar konnte man ohne weiteres als Seelenverwandte betiteln. Sie hatten all das, was Legolas und ich auch hatten. Würden wir es je wieder erleben?
Am kommenden Tag verging der lange Weg zur Herrin rasant schnell. Mein Freund und ich hatten so viel zu bereden und auszutauschen.
Zu meinem Bedauern bestätigte er das Gerücht, dass Thranduil nahezu jede Elbin zum Prinzen ließ, in der Hoffnung, sie könnte ihn erwecken. Mein Blut gefror in den Adern, bei den Gedanken wie hunderte Elbinnen ihr Glück versuchten.
Orophin berichtete mir auch, dass Arrian und Haldir in Imladris waren, doch ihre Rückkehr schon bald erwartet wurde. Leider hatte ich keine Zeit um auf sie zu warten – nur zu gerne hätte ich meine Freundin wieder bei mir.
Der blonde Krieger berichtete mir auf mein Drängen, wie er Lavanya kennen und lieben lernte. Es war eine romantische Geschichte, die er fast peinlich berührt erzählte.
„Ich hatte lange Hoffnung, dass du zu mir zurückkehrst Lenya. Ich will nicht in alte Wunden stochern ... Lavanya trat in mein Leben wo ich die Hoffnung auf erfüllter Liebe bereits aufgab. Sie hat eine wunderschöne Seele, ist herzlich und lacht den ganzen Tag. Ihr beide habt viel gemeinsam."
„Sie ist eine wundervolle Frau!" bestätigte ich ernst. Orophin legte seinen Kopf an meinen. „Ebenso wie du. Ich hoffe so sehr, dass du ihn wieder zurück bekommst. Stirbt Legolas ... so fürchte ich um dein Herz. Ich will dich nicht verlieren! Dein Verlust würde mich sehr schmerzen!"
Ich legte eine Hand an seine Wange. „Du wirst nicht sterben, wenn ich es tue. Du liebst Lavanya mehr als mich! Es tut so gut dich wieder zu sehen, mein Freund. Vor allem dich so glücklich zu erleben! Du ahnst nicht, wie viel mir deine Freundschaft und Unterstützung bedeutet."
Gütig lächelte er mich an. „Du hast immer einen Platz in meinem Herzen - meine Freundin!"
„Sowie du in meinem – mein Freund."
Nach dieser gefühlvollen Pause setzten wir unseren Weg fort. Die Herrin des Lichts war nicht mehr fern – ich spürte ihre Wärme und eine Leichtigkeit.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top