K A P I T E L ♥️ 27
•MAGNY•
»I'm so sorry for loving you in distance.
I'm so sorry for loving you from afar.
I'm so sorry for loving you
in dusk and daylight.
I'm so sorry for loving you
between death an life.
I'm so sorry for loving you
between tears and happiness. I'm so sorry for loving you
endlessly.
I'm so sorry for
everything.«
Es war soweit.
Für meinen Aufbruch war alles vorbereitet.
Nate war nach unserem Gespräch am Mittwoch so verletzt und sauer gewesen, dass er sich bis spät abends nicht mehr gezeigt hatte.
Ich war mit Valerie losgezogen. Nach unserem Gespräch war sie sofort bereit gewesen mir bei meinen letzten Vorbereitungen zu helfen. Dass sie sich so auf meine Seite stellen würde, hatte ich nie von ihr erwartet, aber es freute mich zutiefst.
Wir waren eine ganze Weile gefahren. Ich hatte das Mondscheinkraut auf einer Lichtung außerhalb des Territoriums gefunden. Unser Aufbruch war dementsprechend auch nicht ungefährlich gewesen. Aber wir hatten die Risiken in Kauf genommen und ich hatte erhalten, was ich am allermeisten gebraucht hatte.
Mondscheinkraut war ein teuflisches Pflanzengewächs.
Es sah wunderschön aus. Violette Blüten, ein sternförmiges Blattmuster. Aber mit geschickten Händen und einem präparierten Gemisch aus Efeu, Jasmin und Aloe Vera ließ es dich stundenlang in Tiefschlaf fallen und noch dazu vergessen, was Stunden zuvor mit dir geschehen war.
Meine Grandma war Ärztin gewesen. Sie hatte zu ihrer Zeit die meisten Wunden mit Pflanzen geheilt und jede noch so kleine Tücke einer Blume gekannt.
Sie hatte mich oft mit in den Wald genommen und von ihr wusste ich, dass das, was ich vorhatte, hohe Konsequenzen haben konnte.
Es war niemals einzuschätzen wie der Körper auf das Mittel reagierte. Es war nicht tödlich, aber es konnte Details deines Gedächtnisses löschen, die vielleicht nicht beabsichtigt waren.
Je höher die Dosis, desto eher die Gefahr.
Ich hatte meine Großmutter oft beobachtet, wie sie einen Tee mit Mondscheinkraut vorbereitet hatte.
Sie hatte gut damit umgehen können. Und ich hoffte, dass ich ihr gut genug zugesehen hatte damals. Denn Nate wollte ich gewiss nicht seine Existenz vergessen lassen.
Die gekauften Deos und Parfümflaschen hatte ich allesamt ausgeleert und mich damit eingesprüht, um meinen Geruch so gut es ging zu überdecken. Es war niemals schlecht, Vorsorge zu treffen. Auch wenn diese bedeutete, dass man förmlich nach Parfüm stank.
Weil Nate nicht zuhause gewesen war, hatte ich ganz entspannt meine Sachen packen können.
Mein treuer Rucksack war vollgefüllt mit Lebensmitteln und Trinken. Weil wir Wölfe waren und unsere Wunden innerhalb von Stunden verheilten, brauchte ich kein Verbandszeug.
Dafür hatte ich noch Decken eingepackt und natürlich die vollgefüllten Sprühflaschen, die hoffentlich ihre Wirkung zeigen würden.
Es war bald Zeit aufzubrechen. Es war Donnerstagnacht und ich wartete auf Nate.
Er hatte, unauffällig, Wachen positioniert. Anscheinend hatte er mein Gespräch, obwohl wir schon eine Menge dieser Art geführt hatten, als ein Warnsignal aufgefasst.
Er wollte nicht, dass ich alleine das Gelände verlassen konnte.
Genau deswegen hatte ich meinen Plan ergänzen müssen und auch für ihn eine Flasche auffüllen müssen.
Die Dosis darin war deutlich geringer. Aber mir war trotzdem nicht wohl dabei.
Es muss sein.
Und es war sowieso zu spät.
Mein Rucksack lag unter dem Bett versteckt, ich hatte mich von oben bis unten mit billigem Geruch begossen und lag angezogen im Bett.
Es war bald Mitternacht. Nate war gestern und heute den ganzen Tag so lange weg gewesen.
Er ging mir aus dem Weg.
Und gleichzeitig stockte er die Wachen und Sicherheiten rund um das Rudel auf.
Er versuchte die Kontrolle zu bewahren, versuchte mich bei sich zu behalten. Er hatte panische Angst um mich, auch wenn er es niemals laut ausgesprochen hatte.
Trotz all meiner Worte, liebte er mich.
Trotz dessen, dass ich ihn eine Milliarden Male abgewiesen, verletzt und zurückgewiesen hatte.
Er liebte mich.
Und ich konnte ihm trotzdem nicht vertrauen.
Konnte ihm trotzdem nicht anvertrauen, um was es ging.
Es muss sein.
Und es war sowieso zu spät.
Zu spät für alles.
Mein Herz machte einen Sprung, als ich die Haustür unten zuschlagen hörte.
Ich kniff die Augen zusammen und sprach mir in Gedanken Mut zu, ehe ich auch schon Schritte auf der Treppe vernahm.
Ich zog die Bettdecke enger um mich. In Winterjacke, Pullover und langen Hosen darunter zu liegen, ließ mich beinahe schwitzen. Aber Nate durfte keinen Verdacht schöpfen, ehe er nicht auch im Bett lag. Als seine Schritte der Tür nahe kamen, biss ich mir auf die Lippe, unterwarf meinen Herzschlag und Körper meiner Kontrolle und schloss die Augen, als würde ich schlafen.
Die Schlafzimmertür schwang langsam auf und mit leisen Schritten trat der Mann meines Lebens ein.
Ich spürte seinen Blick auf mir. Seinen tiefen, verletzen, innigen und doch so liebevollen Blick, trotz all den Streitereien und Differenzen, die wir gehabt hatten.
Oh, Nate, wenn du doch wüsstest, wie gerne ich dich einfach frei heraus lieben würde ... so wie du es verdienst.
Er seufzte verletzt.
Dann verschwand er im Bad, putzte sich die Zähne, zog sich um.
Ich hatte in all den Nächten, die ich neben ihm oder in seinen Armen hatte schlafen dürfen, festgestellt, dass Nate nicht in Boxershorts, sondern in Jogginghose schlief. Alle Männer, meine Brüder oder welche, die ich aus Büchern kannte, schliefen immer in Unterhose, aber Nate nicht.
Mir war das sehr angenehm.
Eine lange Hose ließ mich nicht komisch denken, wenn er sich von hinten an mich presste. Irgendwie ... wäre es anders doch komisch, oder?
Vielleicht war ich auch ein wenig verklemmt.
Sehr bestimmt sogar.
Aber ich war auch noch jung und unerfahren und Nate war sowas wie mein erster Freund, wenn man es so nennen wollte.
Er ist auch der letzte.
Denn einen anderen als ihn, konnte und wollte ich mir nicht an meiner Seite vorstellen.
Die Badezimmertür schwang auf und raschelnd bewegte sich ein erhitzter Körper in meine Richtung.
Das Bett neben mir gab nach und kurz darauf spürte ich heiße Lippen auf meiner Wange.
Nate küsste mich.
Trotz allem.
»Dich kann auch niemand ersetzen, Engelchen. Ich werde dich lieben, egal was du mir auch antust. Dein Herz gehört mir. Und meines ist dein.«
Er küsste mich ein zweites Mal, dann ein drittes, ein viertes Mal.
Seine Lippen wanderten von meinen Wangen, über meine Stirn, wieder hinunter an meinen nackten Hals und wieder hoch zu meinem Kinn.
Hitze stieg in mir auf und verteilte sich in meinem Körper, den ich immer noch dazu veranlasste, sich schlafend zu stellen.
Nate hatte aber schon längst gemerkt, dass ich wach war.
»Öffne deine Augen, Engel!«
Ich hörte das Grinsen aus diesen Worten raus.
Aber ich wollte noch nicht nachgeben oder ihm einen Grund geben, mit seinen Lippen aufzuhören mich zu lieben.
Ich ließ meine Augen geschlossen und das sah Nate als Anreiz mich weiter zu liebkosen. Plötzlich waren seine Lippen überall. An meinen Wangenknochen, auf meiner Nase, tief unter meinen Augen und immer wieder an meinem Hals, dessen Haut er am intensivsten in Beschlag nahm.
»Ich weiß, dass du wach bist«, hauchte er mit tiefer Stimme an mein Ohr. »Und ich weiß auch, dass dir das, was ich tue gefällt.« Ich erwiderte noch immer nichts. Aber das ließ er nicht auf sich sitzen.
Mit einem amüsierten Schnauben beugte er sich wieder tiefer, bis seine Nase von meinem Hals hinauf bis zum Ohr. Er küsste mein Ohrläppchen, bis es voll prickelnder Wärme war, und biss dann hinein.
Ein Keuchen entwich mir. Ich konnte es nicht zurückhalten, so plötzlich kam diese Regung. Nate grinste an meiner Haut.
»Willst du deine Augen immer noch nicht öffnen?«, fragte er leise raunend und sah zu meinen geschlossenen Augen und den geöffneten Lippen.
Was machte er hier?
Und was machte ich hier?
Wieso fühlte sich das so gut an? Diese Hitze, diese Leidenschaft, diese glühenden Augen?
Mein Körper stand in lichterlohen Flammen und mir entwich ein erneuter Laut, als Nate plötzlich an der Haut nahe der Halsschlagader saugte.
Mein Herz hatte ich längst nicht mehr unter Kontrolle. Es war mir abhanden gekommen in all den Gefühlen und Empfindungen der letzten Minuten.
Ich verlor die Kontrolle mit jedem Kuss mehr auf meiner Haut.
Aber das durfte nicht sein.
Ich brauchte einen klaren Kopf.
Genau deswegen riss ich endlich meine Augen auf und stieß Nate ruckartig auf seine Seite des Bettes. Nun saß ich über ihn gebeugt und anscheinend war das genau das, was er erwartet hatte.
»Du bist noch viel schöner, wenn dein Körper voller Liebe und Lust in Flammen steht«, raunte er heiser in die Stille und starrte mir in die Augen.
Schwarz traf auf schwarz.
Denn diese Knutscherei hatte uns beide nicht kalt gelassen.
Sie hatte uns nur wieder bewiesen, was wir mit einander anstellen konnten.
Ich war leicht verwirrt. Er müsste sauer sein. Er wR mir die ganzen Tage über aus dem Weg gegangen, hatte mich keines Blickes gewürdigt und mir nur seine Wachhunde aufgehetzt. Wieso war plötzlich wieder so ... mein?
Ich schluckte unter seinem Blick voller Liebe und Sänfte und Vertrauen.
Ich schluckte unter den rasenden Schlägen unserer Herzen und der tiefen Sehnsucht einfach weiterzumachen. Mehr Küsse, mehr Wärme, mehr Haut, mehr Liebe.
Aber das durfte nicht sein.
Es war Zeit.
»Nate?«
Ich sah mit ernstem Blick zu ihm auf.
Er schien zu bemerken, dass die lustvollen Minuten umschlugen. Sie vergingen, so sehr ich sie auch zurücksehnte.
Er würde sie vergessen.
Genauso wie alles, was ich ihm jetzt erzählte.
»Es tut mir leid.«
Und damit meinte ich alles.
Ich meinte verdammt nochmal alles. Weil mir alles leid tat.
»Das muss es nicht. Und das habe ich die schon mal gesagt.«
Er warf seinen Kopf ins Kissen und musterte mich über sich.
Ich biss mir auf die Lippe.
Erstens, weil es verdammt heiß aussah, wie er seinen linken Arm unter seinen Kopf geklemmt hatte und wie sein gebräuntes Sixpack mein Körpergewicht auf sich hielt und zweitens, weil ich nervös wurde.
Nervös und traurig.
»Und ich habe dir gesagt, dass ich es mir trotzdem nicht nehmen lasse, mich zu bedanken und Entschuldigung zu sagen.«
Er nickte lächelnd, dann strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hielt seine Handfläche an meine Wange, damit ich mich daran schmiegte. Und das tat ich.
»Mein kleiner, perfekter, wilder Engel«, flüsterte Nate in die Stille.
»Es gibt keine, die so ist, wie du.«
Ich spürte die Tränen in meinen inneren Augen brennen. In diesem Moment wollte ich alles tun – ALLES! – nur nicht Abschied nehmen.
Bitter und mit zitternden Lippen, die ein Schluchzen verbargen, sah ich in seine Augen.
»Ich liebe dich, Nate. Das weiß du, oder?«
Er nickte sanft lächelnd und kraulte mit seinen Fingern über meine Wange. Ich legte meine Hände über seine.
»Ja, das weiß ich, Engelchen.«
»Und du weißt auch, dass es niemanden gibt, den ich auf diese Weise liebe, wie ich dich liebe, oder?«
Er nickte wieder.
»Ich glaube dir alles, was über deine Lippen fließt. Und wenn du sagst, ich bin der einzige Mann an deiner Seite, dann bin ich der einzige.«
Ich lächelte zaghaft. Er war sowas von der einzige.
»Du bist und wirst immer der einzige Mann an meiner Seite sein, Nate.«
Ich küsste seine Hand an meiner Wange.
Dann fiel meine erste Träne und mit ihr ging meine Zeit.
»Wir sehen uns wieder, Nate.«
Seinem sanften Blick wich ein Fragezeichen.
Es schien, als sei die Traumblase um uns geplatzt.
Es roch plötzlich derbe nach Parfüm, die Decke zeigte meine angezogenen Wintersachen und er erkannte auch die Sprühflasche in meiner Hand.
»Lebe wohl, mein Herz. Und vergiss mich nicht.«
Und mit diesen tränenerstickten Worten ließ ich ihn in seinen aufkommenden Fragen untergehen und sprühte ihm das Mondscheinkraut ins Gesicht.
Ich hielt meinen Atem an.
Für Nate war es zu spät.
Seine unschuldigen Augen verdrehten sich nach hinten, dann sackte alles an seinem Körper schlapp zusammen.
Sein Herzschlag fiel auf die Sekunde in eine Regelmäßigkeit und ich konnte willenlos davonziehen.
Lebe wohl, mein Herz!
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Hallo,
ich hoffe es geht euch trotz der schweren Zeit einigermaßen gut.
Wie fandet ihr dieses Kapitel?
Es wurde ein bisschen ... leidenschaftlicher zwischen den beiden. Gut oder schlecht?
Was glaubt ihr, wird jetzt geschehen? Wird Magny es alleine schaffen?
Ich bin gespannt auf eure Kommentare, wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffe, ihr bleibt gesund. 💕
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