K A P I T E L ♥️ 19


•MAGNY•

»Je stärker man gegen diese Liebe kämpft,
je öfter man sie zurückweist,
je lauter man sie leugnet,
desto heftiger,
wilder,
leidenschaftlicher
und vor allem liebender wird sie.
Aus Hass wird Liebe.
Darum ziehen Gegensätze sich an.«

Ich wusste nicht, wie mir geschah.
Aber Nathaniels Worte leuchteten mir ein. Sie waren wie ein helles Schild, das aus weiter Ferne leuchtete.
Ich wusste, dass wir nicht wirklich lebenswert fähig waren, ohne einander zu atmen.

Die Seelenverwandtschaft zweier Wölfe war und blieb etwas Besonderes.
Sie machte die Liebe stärker, machte sie aber auch zerbrechlicher.

Seelenverwandtschaft war ein Geben und Nehmen.
Sie überhäufte dich mit Gefühlen, Sehnsüchten und Leidenschaften, brachte aber auch teuflische Schmerzen, Qualen und Probleme.

Gerade letzteres konnte ich nicht gebrauchen. Denn ich hatte genug davon.
An jeder Ecke meines Lebens hing momentan etwas schief.
Am schiefsten, wenn es um Nathaniel ging.
Denn wenn ich ehrlich war, hatte ich mir bloß eingeredet Abstand zwischen uns gebracht zu haben.
Eigentlich war genau das Gegenteil geschehen und wir waren uns jeden Tag ein Stückchen näher gekommen.

Ich hatte ihm sogar von meinen Eltern erzählt!
Hatte mit ihm gekuschelt, geweint, gelacht, gegessen und geflirtet.
Und letztendlich hatte ich uns damit beide verloren.

Ich war gescheitert!
Kläglich, dämlich gescheitert!
Jeden Tag hatte ich mir eingebildet, dass eine kurze Berührung keinen Löffel rühren würde, dabei hatten wir Händchen gehalten, in einem Bett geschlafen, eng umschlungen!
Ich hatte nicht gerührt, ich hatte gekocht!

Ich hatte Nate nicht abgewiesen.
Ich dummes Ding hatte ihn in meine Arme getrieben!
Und jetzt konnte er sich jeder Zeit den Gefahren aussetzen, die ich von ihm hatte fern halten wollen.

Scheiße. Scheiße. Scheiße!

»Du kannst aufhören, darüber nachzudenken, Engelchen. Es ist sowieso zu spät.«

Nate hob meinen Kopf und zog ihn näher an seinen. Unsere Lippen schwebten Zentimeter voreinander und ich merkte, wie die Hypnose meine Glieder willenlos machte.

Wie gebannt sah ich in seine Augen und dann zu seinen Lippen. Nie waren sie so verrucht rot gewesen und nie hatten sie so anziehend auf mich gewirkt.
Ich spürte eine Spannung in mir, die ich nicht erklären konnte. Sie machte, dass alles in mir seinen Namen schrie.
Verlangen rauschte durch mich, unbändiges Verlangen nach diesem Mann.

»Was ist zu spät?«, hauchte ich und ließ mein Herz glühen, als unsere Lippen sich bei dieser Frage berührten.

Auch Nate schien jetzt abgelenkt. Unsere Münder standen einen Spalt weit offen und niemand achtete mehr auf irgendetwas. Wir sahen nur uns beide, spürten nur uns beide.

»Es ist für alles zu spät. Während du nämlich nach einer Möglichkeit es zu verhindern gesucht hast, habe ich mich längst in dich verliebt. Es ist also zwecklos weiterzukämpfen, denn wir sind längst am Ziel.«

Seine Worte waren wie ein Schwall heißes Wasser, dass man über meinen Kopf goss und meinen Körper hinablaufen ließ. Ich spürte eine Gänsehaut über mich fliegen, all meine Sinne blockierten sich und mein Kopf fiel in Ohnmacht.

Hatte er gerade wirklich behauptet, in mich verliebt zu sein?

Mein Herz wünschte sich nichts sehnlicheres und mein störrischer Kopf war plötzlich auch mit allem einverstanden.
Ich fühlte mich verraten und erleichtert zugleich. Denn ich hatte tief im Inneren immer gewusst, dass ich alles andere niemals verkraftet hätte.
Ich hatte immer gewollt, dass Nate und ich zusammenkamen.
Wir gehörten zusammen!

»Spann mich nicht mehr auf die Folter, Engel!«, raunte er leise und kam mir noch näher.
Ich sah schweratmend von seinen Lippen zu seinen Augen.

Was meinte er?
Etwa ...?

»Küss mich, Engelchen! Küss mich endlich! Du quälst dich selbst.«

Als hätte er seit meiner Ankunft auf diese Nähe gewartet, flehten seine Lippen mich an, ihn zu küssen.
Und ich wollte ihm nichts sehnlicheres erfüllen.
Ich war in allen Grundsätzen gescheitert, damit trat ein Fehltritt die Sache sowieso nicht mehr um.

Nate hatte sich verliebt und auch, wenn ich noch nicht ehrlich sein wollte, wusste ich, dass es mir ähnlich ging.

Ich liebte diesen Mann.
Von Kopf bis Fuß.
Mit Haut und Haaren.

Meine Hände glitten hinauf zu seinem Gesicht und verschränkten sich an seinem Nacken, ehe ich ihn ruckartig an mich zog und das tat, was er von mir verlangt hatte.
Erregt und explosionsartig fielen unsere Lippen aneinander.
Mein Denken sprang über Bord und ich blendete alles aus, bis auf meine Lippen, die endlich von seinen kosteten und sich einen wilden Kampf lieferten.

Nate schmeckte nach Kakao, Winter und Kälte. Seine Wangen fühlten sich kühl an, als meine Hände auf Wanderschaft gingen, aber seine Lippen waren weich und warm.
Ich spürte, wie ich süchtig nach ihnen wurde.
Ich wollte mehr, wollte sie immer, ohne je wieder atmen zu müssen.

Und ich wusste, dass es Nate genauso ging.
Auch seine Hände blieben nicht erstarrt. Sie griffen nach mir und meinem Körper und zogen ihn auf seinen Schoß.

Ohne es wirklich zu realisieren saß ich auf seinen Oberschenkeln und presste meine Lippen nach einer Millisekunde wieder an seine.

Das Feuer brannte gnadenlos.
Es war, als hätte man uns beide in die Steckdose gesteckt und angeschaltet.
Wir waren voller Energie, hellwach und aufgeleuchtet.

Ich hatte nie zuvor so etwas Perfektes, Großartiges, Gutes gespürt.
Ich wollte es nie mehr missen.

Nate, Nate, Nate ...

In meinem Kopf und Herzen gab es nur noch ihn und seine Lippen und seine Hände, die sich an meiner Hüfte festhielten und mich an ihn drückten.

Mein Herz raste mir bis zum Kopf. Meine Glieder standen in Flammen. Ich fühlte mich besser, als jemals zuvor.
Ich fühlte mich vollkommen, ausgefüllt und so, als hätte ich endlich begonnen meine Sehnsucht zu stillen.

Meine Sehnsucht nach diesem Mann.

»Wieso haben wir das noch nicht früher gemacht?«, fragte mich Nate in einer Sekunde des Luftholens.
Ich wusste es nicht.
Bei Gottes Willen, ich hatte keinen blassen Schimmer.
Ich wusste nur, dass auch ich es bereute.

Ohne Worte begann ich Nate wieder zu küssen.
Doch diesmal waren wir nicht derartig wild, sondern viel leidenschaftlicher.
Nate wusste, wie er mich küssen musste. Er hatte die Kontrolle und ich hatte sie ihm zu keiner Sekunde lieber überlassen.

Nates Lippen lösten sich von meinen und wanderten über mein Gesicht. Auf jeden Fetzen meiner Haut platzierte er einen Kuss und ich schloss die Augen vor Genuss. Ich fühlte mich wohl, fühlte mich gut und wie in einem Element.
Seine Lippen fanden meinen Hals und ich hielt mich an seinen Schultern fest, weil ich trotz der Energie noch immer mit der aufkommenden Spannung kämpfte. Sie war überall.
Nate küsste mich verrucht weiter. An einer empfindlichen Stelle blieb er hängen und während ich leise keuchte, biss er mir in die Haut und erweckte etwas, das derartig noch nie da gewesen war.

Lust.
Unglaubliche, spannende Lust.

Ich war verloren in meinen Gefühlen. Emotionen droschen wie Peitschenschläge auf mich ein. Nur das diese Schläge samtweich und süß waren und ich sie abgöttisch liebte.
Ich stöhnte leise und ich schämte mich für nichts.

Denn Nate schien zu gefallen, was er hörte.

Ich verlor all meine Beherrschung. Dabei knutschten wir bloß. Mehr geschah nicht. Noch nicht.
Er spielte mit meinen Gefühlen, wusste, dass er sie gewonnen hatte und mit mir anstellen konnte, was er wollte.
Ich war ihm verfallen und so ängstlich mich das auch machen sollte, so tat es das nicht.

Ganz im Gegenteil.
Ich war entzückt von meinem Kontrollverlust. Ich wollte es so. Denn nur auf diese Weise stillte es meinen Hunger.
Meinen Hunger auf eine völlig neue Welt der Erfahrungen, einer Welt, für die ich vielleicht noch nicht geschaffen war.

»Weißt du, dass du betörend bist, mein Engel
Nate biss wieder in meine zarte Haut und entlockte mir eine Antwort.

»Und weißt du auch, dass du die schönste Frau auf dieser Erde bist? Du bist umwerfend, lustig, wunderbar. Du bist mein Engel

Sein Engel.

Die Gänsehaut war und blieb.
Er musste damit aufhören.
Denn diese Worte machten mich kaputt. Ich fiel immer tiefer in den Zwiespalt, den ich im Moment vergaß, aber eigentlich immer sah.

Hail und Asher oder Nate.

»Und du wirst immer mein Engel bleiben. Da kannst du machen und versuchen was du willst.
Irgendwann wirst du bemerken, dass es ist, wie es ist. Dass ich dir gehöre. Alles von mir und dass du es niemals loswerden kannst. Es niemals wirklich loswerden willst.
Du wirst noch so viel mehr bemerken.«

Seine Lippen küssten endlich wieder meine.
Aber er hatte noch nicht zu Ende gesprochen.

»Zum Beispiel, dass nur ich dich so fühlen lassen kann.
Dass du dich nur bei mir fallen lassen und derartiges spüren kannst.
Nur bei mir. Nur bei dir. Nur wir, mein Engel

Nur wir.

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