December 1ˢᵗ
December 1st ,
9:30 a.m.
Northpole
~~
Der Sohn eines der wohl berühmtesten Menschen zu sein, wäre definitiv nicht Nöels erste Wahl gewesen, hätte er sich seine Familie aussuchen können. Jeder kannte seinen Vater, aber niemand kannte ihn,...naja außer natürlich den ganzen anderen Wesen, die hier arbeiteten und lebten.
Aber diese zählten für Nöel nicht wirklich als 'Jemanden'. Wichtel, oder 'Weihnachtselfen', wie sie sich gerne nannten, sahen zwar außer ihrer Blassen Haut und ihren spitzen Ohren aus wie Menschen, jedoch waren sie unsterblich und manche von ihnen über 10.000 Jahre alt. Auch pflanzten sie sich nicht fort, was der Schwarzhaarige vor Kurzem erfahren hatte.
Sie waren einfach schon immer da gewesen. Und sie verschwanden auch nie, immerhin starben sie nicht.
Eigentlich hätte man vermuten können, der 24 jährige sei dies nun gewohnt, jedoch war dem nicht so. Jedes mal, wenn ein Wichtel Geburtstag feierte (also gefühlt 3 an jedem Tag) war er wieder überrascht, wie seltsam diese eifrigen Wesen waren.
Schon seit er klein war, wurde ihm aufgetragen, wie wichtig seine Rolle in der Gesellschaft war und dass es seine Bestimmung war, diese auch einzunehmen. Das Weihnachtsgeschäft war wie ein Familienunternehmen. Es wurde von Sohn zu Sohn weitergereicht und niemand konnte aus dieser Schleife entkommen.
Das war auch der Grund, weshalb Nöel nie zu einer normalen Schule gegangen war. Unteranderem, weil es hier am Nordpol natürlich keine gab, aber auch, weil er sein Leben lang schon darauf vorbereitet wurde, später seinen Vater zu ersetzen. Wozu bräuchte er bei so einem Job Latein, oder Naturwissenschaften? Erdkunde, Mathe und verschiedene Sprachen, waren vielleicht dabei wichtig, aber diese wurden ihm privat gelehrt.
Im Großen und Ganzen, konnte man also behaupten, Nöel hatte ein ziemlich einsames Leben, trotz der Vielzahl von Lebewesen hier. Er besaß weder Klassenkameraden, noch Sandkastenfreunde und schon gar nicht einen Partner. Woher denn auch? Das nährste Dorf war knapp 1.300 Kilometer entfernt oben an der Spitze Norwegens und nur für eine Freundschaft würde Nöel diesen Weg sicher nicht zurücklegen.
"Die Arbeit macht sich nicht von selbst, Nöel!", Lucy hasste Unpünktlichkeit, das wusste der Schwarzhaarige nur zu gut, trotz allem musste sie ihn nicht um 9:30 aus dem Bett rufen. Er hatte doch gestern schon bis 3 Uhr nachts gearbeitet und konnte jetzt nicht mal 6 Stunden Schlaf genießen.
"Du weißt, dass dein Vater nicht besonders darüber erfreut ist, wenn du zu spät kommst." Ach ja, sein Vater. Man fand ihn wohl jetzt überall. In jedem Geschäft, auf jedem Plakat und in jeder Werbung. Mit dickem Bauch, wegen der ganzen Plätzchen, die er naschte, dem roten Anzug und dem weißen Bart.
Aufjeden Fall stellten sich die Menschen, außerhalb des Nordpols in sich so vor. Claus fand das ziemlich witzig und hatte die menschliche Tradition mit hier her gebracht. Es wurden Tannenbäume aufgestellt, überall hangen rote und weiße Lichter. Gefühlt jeder hatte einen persknalisierten Weihnachtspulli, sogar Nöel, und er fing an seine Rentiere zu benennen, denn die gab es tatsächlich. Aber wirklich genutzt wurden sie nicht mehr. Arme Viecher.
Das Bett ging an einer Seite runter, als sich Lucy darauf setzte. "Na komm, die Arbeit verschwindet nicht einfach. Außerdem ist es der erste Dezember, jetzt fängt der ganze Stress doch erst so richtig an". Nöel hätte vor Frust stöhnen können. Es gab nicht schlimmeres als die Vorweihnachtszeit, nun ja, vielleicht Weihnachten an sich, aber das war ein anderes Thema.
Der Schwarzhaarige stöhnte genervt in das Kissen. "Verpiss dich, die Sonne ist nicht mal aufgegangen", murmelte er schläfrig. Er fand diesen Spruch ausgesprochen amüsant. Immherhin ging am Nordpol ab September die Sonne nicht mehr auf. Er lebte also die Hälfte des Jahres nur im Hellen und die andere nur im Dunkeln.
Eigentlich könnte man denken, dass war der Grund warum er unter Schlafmangel litt, weil sein Körper nicht mit der Sonnenumstellung klarkam. Aber eigentlich lag das nur daran, dass er bis 5 Uhr morgens auf Discord unterwegs war, da er dort die einzigen menschlichen Kontakte zur Außenwelt hatte. Und vielleicht wird es sich komisch anhören, aber Nöel war ziemlich neidisch auf seine 'normalen Freunde'
Es blieb still im Zimmer und er hatte Hoffnungen, Lucy sei wieder gegangen, als es ein Quietschen gab und plötzlich von irgendwo her 'Last Christmas' erklang. Das absolut schrecklichste Weihnachtslied, dass es auf dieser großen schönen Erde gab!
Oh und wie Nöel es hasste! Er könnte Lucy dafür umbringen. Sie wusste nämlich ganz genau, wie der Schwarzhaarige Weihnachtslieder verabscheute. Generell Weihnachten. Jap, der Sohn des Weihnachtsmannes hasste Weihnachten, was für eine Tragödie.
Wie sollte er denn jemals den Kindern Geschenke bringen und sie glücklich machen, wenn er doch lieber in seinem dunklen Zimmer hockte und in den Computer starrte. Nöel hatte da eine ganz einfache Lösung: Einfach gar nicht. Die Kinder heutzutage bekamen doch sowieso alles in den Hintern geblasen, ein bisschen Kindheitstrauma würde da nicht schaden.
"Gut, da du jetzt wach bist...BEWEG DEINEN F*CKING ARSCH AUS DEM BETT UND GEH ARBEITEN!", brüllte Lucy ihn an und schmiss ihm eines seiner Kissen ins Gesicht. "Es ist schon 9 Uhr...", kurz Stille, dann ein überraschtes Aufschnappen "40! 40 Minuten Verspätung, Nöel!" Und kurz darauf war seine Decke weg.
~~~
Zwischen einem Berg aus Briefen und Zettel und Kekskrümeln, fand Nöel tatsächlich noch eine Tasse Kaffee mit der Aufschrift "It's the most wonderful time of the year". Fast überlegte er die Tasse verschwinden zu lassen und es einem der Wichtel anzuhängen, aber interessanterweise war Nöel heute gut gelaunt, dafür, dass er noch kein Frühstück hatte und früh geweckt worden war.
Wenigstens hatte er seinen Kaffee und saß gemütlich in seinem Sessel an seinem Schreibtisch und sah seinen Arbeitnehmer zu, wie sie verschiedene Wunschzettel in verschiedene Kategorien sortierten. Die meisten davon waren Kategorien, wie: Aus welchem Land er kam, Technik Zeug (Die Kategorie war jedes Jahr die größte), Kleidung usw. Nach dieser Einteilung würden die Briefe zur Untersuchungsbehörde kommen...nein, wenn Nöel ehrlich war, wusste er nicht wie sie hieß, aber er nannte sie so, weil sie schauten ob die Kinder "naughty or nice" waren.
Und das konnten die tatsächlich gut. Da gab man ihnen einen Brief, sie schauten ihn kurz an und konnten dir dann an Kriterien erklären, ob er sein Geschenke haben sollte, oder nicht. Er hatte diese Magie als Kind immer bewundert, doch jetzt, mit 24, fand er dies extrems gruselig. Egal was du angestellt hattest, diese Wichtel waren sowas wie die "Wichtelpolizei", sie wussten alles, kannten jeden und konnten einem gefühlt sagen, wann jemand zuletzt auf der Toilette war.
Der Schwarzhaarige schlürfte weiter seinen Kaffee und fragte sich im Geheimen, ob er es wohl schaffen würde, den Lautsprecher, aus welcher Weihnachtsmusik drang, mit seiner Tasse zu treffen. Aber dann würde auch der kostbare Kaffee verschüttet werden. Also zuerst austrinken, dann werfen.
"Steht der Plan eigentlich noch?" Cole, Lucys Zwillingsbruder hatte seinen Tisch am nähersten an Nöels und so konnten sich die zwei Freunde ganz einfach unterhalten, ohne dass es jemand mitbekam. Er und Lucy waren eigentlich außer den weißen Haaren ziemlich unterschiedlich. Lucy war die Art von Mädchen, die dich gekonnt runter machte weil du ein falsches Ergebnis in Mathe raushattest, sich dann aber bei dir ausheulte, weil sie keine freunde hatte.
Cole hingegen war ein wahrer Sonnenschein, zwar dumm wie ein Stück Brot, aber wenigsten immer ehrlich und freundlich, auch wenn er nicht gerade das netteste Aussehen hatte. Die zwei waren sowas wie Nöels einzigen Freunde hier, oder er würde eher Kameraden sagen, dass würde es wohl besser treffen.
"Ich hab meinen Rucksack schon längst gepackt, du musst mir sagen, wann du dafür bereit bist. Wie schon gesagt, es gibt kein zurück mehr." Flüsterte der Schwarzhaarige. Cole knabberte an dem Ende seines Kulis Ein Zeichen dafür, wie nervös er war. "Ich weiß, aber..." Er drehte sich zu Nöel. "Was wenn etwas schiefgeht? Wir kennen da draußen doch niemanden. Ich meine ich lebe hier schon immer, ich kenne keinen anderen Ort außer diesen hier"
Er zeigte theatralisch mit seinen Händen umher. der Sohn des Weihnachtsmannes musste nicken. Ja, er wusste wie Coole sich fühlte. Er war hier geboren worden, war hier aufgewachsen und würde hier wahrscheinlich auch wieder sterben, wie es seine Vorfahren schon vor ihm getan hatten. Er würde nie eine richtige Schule oder ein Collage besucht haben, nie Halloween gefeiert oder Urlaub gemacht haben. Nöel würde schlechtweg sein ganzes Leben wegschmeißen, dass er hätte haben können.
"Ich weiß wie du dich fühlst, aber wünschst du dir nicht auch die Welt da draußen zu entdecken? Die ganzen Städte, Menschen, Landschaften? Da draußen gibt es soviel mehr, als nur Schnee und Weihnachten. Ich möchte Surfen gehen, mich verlieben, in einer Band spielen, zu Konzerten gehen und noch so vieles mehr", er lehnte sich zum Weißhaarigen vor. "Ich kann das nicht einfach aufgeben", sagte er verzweifelt.
Er musste einfach hier raus!
~~~
First chapter,
Ideen für die Story immer gerne reinwerfen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top