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Ich sah Cindy nach, wie sie auf ihren glitzernden High Heels zur Tür stöckelte. Ihr mit Pailletten besetztes Oberteil funkelte und ihre silbernen Hotpants saßen enger als die von Riley und tatsächlich ging es noch kürzer als bei ihr.
Ich stieß mich von der Wand ab und folgte Cindy. Blieb dann aber stehen wie angewurzelt. Riley stand neben der Tür und sah Cindy nach. Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Sie war mir nachgegangen, als ich die Bar verlassen hatte. Ich war ihr nicht egal, obwohl sie wütend war und ihr Blick von Pesttod gesprochen hatte.
Mein Blick begegnete ihrem. Gott, wie ich diese Augen liebte. Das amüsierte Funkeln. Man musste Cindy nur sehen, dann wusste man, warum ich mit ihr ins Bett gegangen war. Ich stand eben auf einen bestimmten Typ Frau. Mit blauen Augen. Langen dunklen Haaren. Vollen Lippen. Und einem spöttischen Lächeln. So wie das, das gerade Rileys Lippen kräuselte. Ich spürte wie meine Wangen sich röteten. War echt peinlich, dass Riley von der Geschichte mit dem falschen Namen wusste.
Langsam ging ich zu ihr. Hielt ihren Blick gefangen. Wie hätte ich mir damals nicht wünschen sollen, dass sie es war, die ich mit nach Hause nahm? Ich war lattenvoll gewesen. Und wären da nicht all diese verdammt unanständigen Bilder in meinem Kopf gewesen, dann hätte ich an dem bewussten Abend vermutlich nicht mal mehr einen hochgekriegt.
Direkt vor Riley blieb ich stehen. Fragte mich, ob es etwas zu bedeuten hatte, dass sie hier stand. Und wenn ja, was. Dass ich ihr nicht so egal war, wie ich befürchtete?
Gott, ich wollte für sie doch nur alles richtig machen. Aber je mehr ich mich bemühte, desto verfahrener wurde das Ganze zwischen uns.
Sie stand noch immer einfach da. Sah mich an. Sagte nichts. Tat nichts. Mir fiel das Atmen schwer, mein Herz raste. Außer ihr nahm ich nichts mehr wahr. Es war, als würde ich in einem Tunnel stehen oder Scheuklappen tragen. Vielleicht sollte ich irgendetwas sagen.
„Riley", krächzte ich. Brillant, Dawson. Ihren Namen wusste sie selber. Ihre Mundwinkel hoben sich leicht. Ein Grübchen bildete sich auf ihrer Wange. Vorsichtig strich ich mit dem Daumen darüber.
„Hast du es schon getan?", fragte sie leise. „Ich meine, die Fotos, hast du sie..."
„Ja, heute Nachmittag", bestätigte ich und ließ meine Hand wo sie war, traute mich nicht, mich zu bewegen, weil ich Angst hatte, die Verbindung zu ihr endgültig zu verlieren, wenn ich meine Finger von ihrem Gesicht löste.
Tu irgendwas, flehte ich. Tu irgendetwas, dass mir sagt, wohin das hier führen kann. Ob ich nur die kleinste Chance hatte, dass sie mir die Sache mit der SD-Karte verzeihen konnte. Welche Macht auch immer, sie erhörte mich und Riley trat einen Schritt näher. Legte ihre Arme um mich und ihren Kopf auf mein Brustbein. Bestimmt hörte sie das hektische Pochen meines Herzens.
Ich hatte keine Ahnung, wohin mit meinen Händen. Der Stoff ihrer Bluse war so zart, meine Hände rau von der Arbeit und ich hatte Angst, den Stoff zu beschädigen.
Sie hob den Kopf. Tanzende funkelnde, zimtfarbene Flecken zogen mein Gesicht wie magisch zu ihrem. Ich küsste sie ganz sacht. Sie schmeckte betörend nach Cola und Whiskey. Stöhnend strich ich mit der Zunge über ihre Unterlippe und leckte den Geschmack von der weichen Haut.
Riley knabberte vorsichtig an meiner Unterlippe, begegnete dann mit ihrer Zunge meiner. Diese Berührung war so sanft und zögerlich, gleichzeitig verführerisch sinnlich. Am liebsten hätte ich ihren Zopf gelöst, meine Hände in ihren Haaren vergraben.
Mein Körper schmerzte vor Verlangen. Ich zog sie enger an mich. Näher. Aber nichts war nah genug, um dieses brennende Feuer zu lindern.
Keine Ahnung, wie lange wir uns küssten. Ich verlor mich in ihren Berührungen und Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Meine Welt bestand nur noch aus Sehnsucht und pulsierender Lust.
Ich hatte einfach keine Idee, wie das hier weitergehen sollte. Zu einer anderen Frau, einer mit mehr Erfahrung, die so eindeutige Signale sendete, hätte ich gesagt: „Lass uns zu mir gehen." Aber bei Riley sagte ich unter Aufbietung meines Anstandes: „Lass uns wieder reingehen." Ich war so fixiert darauf, alles richtig zu machen, dass ich überhaupt nicht wusste, wie ich anders reagieren sollte.
„Okay", sagte sie mit rauer Stimme. Ihre Hände wanderten meinen Oberarm hinauf. Ihr Daumen strich den Saum meiner Ärmel entlang. Ihre blauen Augen musterten mich intensiv.
„Wenn wir wieder reingehen, Dawson...", sie kam ins Stocken. „Was sind wir dann? Nur damit ich weiß..." Nervös nestelte sie an dem Knoten ihrer Bluse.
Vorsichtig zog ich sie zurück in meine Arme, drückte meine Nase in ihre Halsbeuge. Ich liebte ihren Duft. Ihre Augen. Ihren süßen Mund. Ich wollte, dass sie mein war. Mit Haut und Haar.
Ich fühlte ihren warmen Atem auf meinem Schlüsselbein. Gierig drückte ich meine Lippen auf ihren Hals, saugte an der empfindsamen Haut. Ich hörte ihr Stöhnen, spürte die Vibration des Lautes in meinen Händen, die unterhalb ihres Schulterblattes lagen. Ihr Becken drückte sich gegen meines als ich an der Haut knabberte. Das war verdammt erotisch. „Du gehörst zu mir, Riley", keuchte ich, bevor ich mich wieder festsaugte. „Und heute Nacht werde ich mein Schokohäschen so gründlich lecken, dass sich diese Frage nie wieder stellt."
Mit einem anzüglichen Grinsen sah ich in Rileys Gesicht. Ihre Wangen wurden flammend rot. Ich konnte ihre schmutzige Phantasie beinahe hören, so deutlich war sie in ihr Gesicht geschrieben. Gott, steh mir bei. Ich würde vermutlich meine gesamte Beherrschung brauchen, um sie nicht heute Nacht zu ... nicht vögeln oder ficken. Das war es nicht. Der Begriff den ich vorzog, war ein anderer. Ein sanfter. Zärtlicher. Einer der meine Gefühle widerspiegelte. Ich wollte sie lieben.
Der Abend artete zu einer Party aus. Cindy sang einen bekannten und beliebten Song nach dem anderen. Riley kannte jeden. Sie sang mit, tanzte und feierte. Und trank mehr, als gut für sie war. Ganz ehrlich wunderte es mich, dass sie nach den Mengen noch in der Lage war, sich an Texte zu erinnern und sich koordiniert zu bewegen.
Kurz nach eins schaltete Keith die halbe Beleuchtung ab. Eine herbe Erinnerung daran, dass er in einer Stunde zusperren würde. Cindy kündigte den letzten Song an und als die ersten Takte erklangen, hellte sich Rileys müdes Gesicht noch einmal auf. Sie sang mit, tanzte und ich wusste, irgendwann, nach einer solchen Party wie heute, wäre lieben nicht mehr genug. Manchmal musste Sex kochendheiß im Hinterhof einer Bar genossen werden.
Als Cindy die Bühne verließ, leerte sich die Bar zusehends. Zum Schluss blieben nur die üblichen Verdächtigen am Tresen übrig, die beinahe hier wohnten. Und natürlich wir von der Werkstatt und ein paar Typen, die nicht gehen konnten, weil sie zu betrunken zum Aufstehen waren, was Keith ziemlich stresste.
Riley beobachtet belustigt, wie der Barkeeper sich abmühte, die drei Betrunkenen vor die Tür zu setzen.
„Man muss einfach wissen, wann man genug hat", teilte Riley mit schleppender Stimme ihre Gedanken mit uns.
„Ja, so wie du, Riley!", hänselte Thomas die Dunkelhaarige, die sich an meinen Oberarm gelehnt hatte und damit die neugierigen Blicke der anderen am Tisch auf uns lenkte. Prüfend sah ich sie von der Seite an. Definitiv hatte sie genug. Ich nahm ihr das Glas Cola ab, in das sie einen guten Schuss Whiskey von der Flasche auf unserem Tisch geschüttet hatte.
„Für eine Nacht reicht das", teilte ich ihr mit.
„Du hast doch nur Angst, dass ich wieder so betrunken bin wie damals bei Stacey und wieder versuche, dich zu küssen!", wisperte sie und entlockte mir ein Lächeln.
„Du solltest eher Angst vor den Dingen haben, die ich mit dir tun will", flüsterte ich ihr zu und zog sie von ihrem Stuhl und mit einem knappen „Man sieht sich" an die anderen, bugsierte ich sie zum Auto. Lios Blick brannte in meinem Rücken. Von der Entwicklung war er nicht begeistert, das war ihm anzusehen. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er sich um das hübsche Mädchen sorgte, das an meiner Seite in Richtung Truck schwankte.
„Dawson?" Mitten auf dem Parkplatz blieb Riley stehen. Hoffentlich erzählte sie mir jetzt nicht gleich, dass ihr schlecht war. Auf Haare halten beim Kotzen, hatte ich nicht wirklich Lust. Getan hätte ich es für sie natürlich trotzdem. „Ich habe wirklich ein bisschen Angst." Aus großen blauen Augen sah sie mich an.
„Wovor, mein Häschen?", fragte ich sie.
„Dass es wehtut?" Sie biss sich auf die Lippe.
Es. Mir wurde heiß und kalt zu gleich. Sie hatte über Sex nachgedacht. Mit mir. Und wie es wäre.
„Es wird nicht wehtun", behauptete ich.
Zweifelnd sah sie mich an. „Alle sagen, dass es beim ersten Mal beschissen wehtut."
What? Das war mal ganz neu, dass wir uns unverblümt über Sex unterhielten. Wieviel hatte sie bitte getrunken, dass sie so unumwunden über diese Dinge sprach?
„Riley, mein Häschen", beruhigte ich sie. „Ich werde sicher nicht mit dir schlafen, wenn du betrunken bist. Und wenn es soweit ist, dann..." Meine Stimme war so belegt, dass ich mich räusperte. „...werde ich gut auf dich aufpassen."
Sie sah mich an. Legte den Kopf schief. „Dann hab ich mir also heute völlig umsonst Mut angetrunken?"
Oh. Mein. Gott. Heute? „Du bringst mich noch um, Riley."
Ich umfasste ihre Hand und zog sie weiter zum Auto, wo ich die Musik anschaltete und hoffte, sie würde nichts mehr von sich geben, das mich in Versuchung führte. Mich zu etwas verleitete, dass nicht umkehrbar war.
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