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Eine Weile beobachtete ich Riley über das Feuer hinweg wie sie sich mit Thomas unterhielt. Sie war wunderschön, wenn die Flammen tanzende Lichter über ihren Körper und das Kleid sandten und den Anhänger um ihren Hals immer wieder funkeln ließen. Keine Ahnung, wie ich zwei Jahre ohne sie überleben konnte. Im Moment erschien es mir unwahrscheinlich, fünf Minuten hier stehen zu können, ohne sie zu berühren.
Als hätte sie meinen Blick gespürt, sah sie auf. In ihren Augen spiegelten sich die Flammen und als Thomas mich erkannte, nickte er mir zu und erhob sich, um mir den Platz neben Riley freizumachen.
„Dawson, schade, wir hatten heute nicht viel Zeit, uns zu unterhalten", sagte er und hielt mir seine Hand entgegen, um mich verspätet zu begrüßen. Zögernd erwiderte ich die Geste. Etwas, ein kleiner harter Gegenstand, drückte sich in meine Handfläche.
„Das sind die Originale. Kopien gibt es keine mehr", flüsterte er. „Ich hatte nie vor, sie zu behalten. Das musst du mir glauben. Riley fotografieren zu dürfen, war mein Lohn. Leider hatten wir keine Gelegenheit, das zu klären, bevor du plötzlich von der Bildfläche verschwunden bist."
Er klopfte mir auf die Schulter. Dann ging er. Vollkommen perplex starrte ich in meine Hand und auf die SD-Karte darin, die Thomas mir so unauffällig überreicht hatte, dass nicht mal ein Drogenfahnder eine Übergabe bemerkt hätte. Nur hatte ich keine Ahnung, wohin mit der Karte. Deshalb umklammerte ich sie, als wäre sie ein Goldbarren und schob dann beide Hände in die Hosentaschen. Nicht cool, wenn man Anzug und Krawatte trug, es sei denn der Anzug war von Hugo Boss und man selbst ein angesagter Rapper. Rileys Blick und ihre hochgezogene Augenbraue signalisierten mir das mehr als deutlich. Warum ich mich gerade jetzt fragte, mit welchen hippen Typen sie und Leroy in Kalifornien am Wochenende wohl feierten, wusste ich selbst nicht genau. War auch unnütz, mir ausgerechnet jetzt, wo sie hier war, darüber Gedanken zu machen. Mein angekratztes Selbstvertrauen vertrug das nicht, stellte ich fest. Fuck. Hatte ich echt vor ihr sämtliche Karteikarten meiner Rede über den Boden verteilt und in das Mikro gestottert wie ein Erstklässler beim Vorlesewettbewerb?
Statt mich neben sie zu setzen, stellte ich mich hinter Riley und wie selbstverständlich lehnte sie sich gegen mich. Und kuschelte ihren Kopf gegen meine Brust. Sachte legte ich meine Hände auf ihre Schulter und streichelte ihre Oberarme hinab. „Tut mir leid, dass du so lange warten musstest", entschuldigte ich mich bei ihr. In meiner Phantasie war ihre Haut immer warm und weich gewesen, doch jetzt fühlte sie sich kühl an.
„Ist dir kalt?", fragte ich und sie schüttelte sofort den Kopf. „Aber umziehen würde ich mich trotzdem gerne. Der offizielle Teil ist für mich vorbei." Sie deutete in Richtung des Weges wo die Leute von „Be the match", gerade die Einzelteile ihres Standes zum Auto trugen.
„Meinen Koffer habe ich schon vor deine Tür gestellt, ich wollte nur nicht einfach reingehen, ohne dich zu fragen."
Sanft massierte ich mit dem Daumen ihren Nacken hinauf, bis zu ihrem Haaransatz und entlockte ihr damit ein leises Schnurren.
„Aber du warst doch schon öfter in meinem Zimmer? Da hast du vorher nie gefragt!", wunderte ich mich über ihre Entscheidung.
„Da hast du mich aber aufgefordert", erklärte sie schüchtern.
Sanft umschloss ich ihr Kinn und drückte es nach oben. Bis ich ihr von oben in die Augen sehen konnte.
„Mein Zimmer ist dein Zimmer. Du musst nicht fragen, Riley. Du wohnst da bis Sonntagfrüh."
Mit Nachdruck zog ich sie von der Bank, auf der sie gesessen hatte. Unter dem neugierigen Blick der noch Anwesenden führte ich Riley durch den Garten, hielt ihr die Absperrkordel hoch und sie schlüpfte darunter hindurch. Belustigt schnaubte ich.
„Was ist so witzig?" Auf der anderen Seite verschränkte ich wieder meine Hand mit ihrer.
„Die anderen denken jetzt sicher, ich versuche dich abzuschleppen."
Sie legte den Kopf schief und lächelte kokett. „Tust du das denn nicht irgendwie?"
„Hm", murmelte ich, als sie ihre Hand löste und ihre Arme um meinen Hals legte. Ihre sanften weichen Kurven unter dem verführerischen Kleid schmiegten sich eng an mich und standen in Kontrast zu den festen Muskeln in ihrem Rücken, über die meine Hände fuhren.
Besonders weit waren wir nicht gekommen, bevor ich der Versuchung, Riley zu küssen, nicht mehr widerstehen konnte. Sie legte es ein bisschen darauf an, wenn man bedachte, dass ihre vollen Lippen nur Millimeter vor meinen schwebten, ihre Hände durch meine Haare fuhren und kein Blatt mehr zwischen uns passte.
Für raffinierten Scheiß und sanfte Annäherung hatte ich in diesem Moment keine Geduld. Hart presste ich ihren Körper gegen meinen und meine Lippen auf ihre, eroberte ihren Mund und trank ihr leises Seufzen.
Äußerst widerwillig löste ich mich von Riley und zog sie die letzten Meter bis zu Treppe und dann nach oben, wo ich die Tür zu meinem persönlichen Backofen aufstieß, sogleich Koffer und Riley hindurch schob, bevor ich die Tür mit dem Fuß von innen zudrückte. Ehe Riley nur zwei Schritte gehen konnte, umschlang ich sie von hinten mit beiden Armen und zog sie mit dem Rücken gegen meine Brust. Dann fummmelte ich eine Haarnadel nach der anderen aus ihrer Hochsteckfrisur und Strähne für Strähne ergossen ihre langen Haare sich über ihre Schultern. „Schon besser", murmelte ich und fuhr über ihre nackten Flanken, die von diesen zwei windigen Stoffstreifen vor ihrer Brust unbedeckt waren, schob meine Daumenspitzen dabei ein wenig unter den weißen Stoff, bis ich die Seiten ihrer Brüste berührte. Über ihre Schulter hinweg konnte ich genau sehen, wie sich ihre Nippel unter dem Stoff aufrichteten und in meinen Händen juckte es. Ich wollte ihre Brüste umschließen, die harten Perlen mit den Fingern umkreisen, während die andere Hand sich durch den bis zum Oberschenkel reichenden Schlitz im Rock den Weg zu einer anderen Perle bahnte. Vor lauter Frust, dass ich mich zurückhalten und es langsam angehen sollte, hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen die Tür geschlagen. Stattdessen küsste ich ihren Hals und ihre Schulter und streichelte beinahe züchtig ihren Oberschenkel durch den Schlitz dieses Kleides, das von vorne bis hinten eine einzige schmutzige Phantasie war.
Wie sollten Riley, dieses Stück Stoff und ich in einem kleinen stickigen Raum anständig bleiben? Bestimmt sprach nichts gegen ein bisschen Schmusen, aber meine unanständigen Gedanken zerrten bereits an der obersten Nachttischschublade, wo schon seit einiger Zeit meine Kondome sehr zurückgezogen ein absolut unausgefülltes Leben führten. Ablenkung musste her. Und ein junges Mädchen wie das in meinen Armen hatte pure Romantik verdient. Ich hatte schon eine Vorstellung, wo ich Romantik herbekam, wenn im Garten lauter Fremde herumlungerten, die nicht wussten, wo ihr zu Hause war.
„Zieh dich um, Riley", wisperte ich heiser. „Ich würde dir gerne etwas zeigen."
Mein Umschwenken schien sie ein wenig zu irritieren, vielleicht war sie aber nur erleichtert, dass ich auf die Bremse trat. Sie nickte jedenfalls, legte ihren hübschen Koffer kurzerhand und mühelos auf den Tisch, wo sie ihn aufklappte. Unschlüssig sah sie auf die Kleidung, die sie gepackt hatte. Wie sie so dastand und erst dies, dann das betrachtete, wurde mir wieder mal bewusst, wie jung Riley noch war und wieviel diese verblödeten sechs Jahre zwischen uns manchmal ausmachten. Und dann kam sie plötzlich aus dem Nichts: diese irrationale, unerklärliche Angst, dass unsere Gefühle nicht reichen würden. Wir im Bett vielleicht inkompatibel waren, ohne es jetzt zu ahnen. Vielleicht würde sie nie mit der Leidenschaft auf mich und meine Berührungen reagieren, die ich mir wünschte. Oder meine Vorstellungen würden sie ängstigen. Was wenn, sie es nicht in den gleichen Stellungen mochte, wie ich? Oder noch schlimmer: wenn ich mich blöd anstellte und sie nach dem ersten Mal Angst vor mir hatte. Diese Vorstellung ließ meine vormals pochende Erektion sehr effektiv erlahmen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte. Ich hatte noch nie mit einem Mädchen geschlafen, dass nicht ein Minimum an Erfahrung mitgebracht hatte. Ratlos strich ich über mein Gesicht.
„Einfach was Bequemes", half ich ihr, weil sie nicht recht wusste, was sie auswählen sollte.
Ob es da im Netz Ratgeber gab? Wie entjungfere ich meine Freundin, ohne sie zu traumatisieren? Und wie finde ich raus, ob meine Freundin meine Freundin ist, ohne sie direkt zu fragen?
Ich nahm mir ein Shirt aus dem Schrank und angelte nach Jeansshorts. Ohne Anzug fühlte ich mich wieder mehr wie ich selbst.
Sogar Riley sah mehr wie sie selbst aus in ihren Shorts und dem Oberteil, das mal wieder nur knapp den Saum ihrer tiefgeschnittenen Hose erreichte.
Der Wald lag still vor uns, als wir den Garten durchquerten. Abraham hatte sich zu den letzten Gästen gesellt und dem Lärmpegel nach feierte er den gelungenen Abend mit einigen Bekannten aus dem Dorf. Um die eine der Feuerschalen hatten sie vier Bänke gestellt und eine Flasche, der eckigen Form nach Whiskey, kreiste in der munteren Runde. Leise pfiff ich nach Hund, der sich schwerfällig erhob, sich dann streckte und angetrottet kam.
Ich öffnete für ihn und Riley das Tor, verriegelte es hinter den beiden wieder.
„Ist das nicht gefährlich? Im Dunkeln im Wald?"
„Keine Sorge. Es sind nur ein paar hundert Meter", beruhigte ich sie. Und ab der Hälfte ist alles gut ausgeleuchtet. Wir könnten sonst noch die Hauptstraße nehmen. Aber das ist weiter."
Vertrauensvoll schob Riley ihre Hand in meine. Sie stellte keine Fragen und schien nach meiner Erklärung kein bisschen besorgt.
„Hast du dein Handy dabei?", erkundigte ich mich nach ein paar Metern.
„Nein. Du?" Erschrocken sah sie mich aus ihren bunten Augen an, die in der Dunkelheit beinahe schwarz wirkten.
„Hm, klar."
Eine Weile gingen wir schweigend und Hund lief direkt neben uns.
„Wem hast du Bescheid gegeben, wohin du gehst, Riley?", stichelte ich.
„Dawson weiß Bescheid. Im Notfall würde er mir immer helfen."
Völlig entwaffnet von ihrem blinden Vertrauen blieb ich stehen und zwang sie damit, ebenfalls zu stoppen. Eigentlich hatte ich ihr gerade klar machen wollen, dass sie nichts, aber rein gar nichts dazulernte und dann sagte sie sowas Süßes! Vorsichtig küsste ich ihre Nasenspitze.
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