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Trotz meines Vorhabens, ihre körperlichen Vorzüge zu ignorieren, glitt mein Blick zu ihren langen braungebrannten Beinen, die in umso kürzeren Hosen steckten und wanderte dann über ihr in schwarz und weiß geringeltes Strickoberteil unter dem sich deutlich ihre Brüste abzeichneten. Ihre Haare hatte sie zu einem hohen Knoten gebunden, aus dem sich aber bereits ein paar Strähnen ihrer glatten, hellbraunen Haare gelöst hatten. Egal, wie man es drehte und wendete, Riley war heißer als der Sommer in Alabama.
Und verdammt, ihr Arsch war einfach der Hammer in diesen knallengen Shorts. Vor allem, wenn sie sich wie jetzt nach vorne beugte, um ihren Rucksack über die Ladekante zu hieven. Hastig wendete ich den Blick ab, damit sie mich nicht beim Starren erwischte.
„Ist es weit bis zu der Pension?", erkundigte Riley sich, als sie sich angeschnallt hatte.
„Zehn Minuten mit dem Auto", gab ich einsilbig zurück und wendete. Während ich zurück auf die Landstraße fuhr, suchte Riley einen Sender im Radio, der ihr gefiel und als sie auf einen älteren Song von Jason Aldean stieß, lehnte sie sich zufrieden zurück und summte mit.
Die Ortsmitte, wo Rileys Pension lag, hätte aus einem Film stammen können. An die Hauptstraße schmiegten sich dicht an dicht Häuser mit ein oder zwei Geschossen. Vom Blumenladen über die Post bis hin zum Gemischtwarenladen, lagen alle Geschäfte ausnahmslos auf dieser Straße. Außerdem gab es eine Bar, ein kleines Restaurant und ein Café mit Konditorei.
„Hübsch", stellte Riley fest, als ich ihr verkündete, wir wären am Ziel. Ihr Blick huschte umher und ich suchte vergeblich nach einem Anzeichen, dass sie mich verarschte. Sie sah todernst aus, aber ihre Augen strahlten vor Begeisterung. Die Sprenkel schienen förmlich zu leuchten, als sie ihren Rucksack schulterte und mir folgte. „In der Bar spielen wir Freitagabend nach der Arbeit immer Billard", erklärte ich Riley. „Und in der Konditorei musst du unbedingt die Donuts probieren. Die mit der Honigglasur sind der Hammer. Aber ich mag die mit Schokolade lieber."
Ich hielt Riley die Tür zur Pension auf. „Hey Pearl!", begrüßte ich die Blonde hinter dem Tresen. „Sie ist Bertas beste Freundin", erklärte ich. Dann fiel mir ein, dass Riley Berta noch nicht kannte.
„Berta ist Rourkes Frau, oder?" Überrascht sah ich Riley an.
„Woher..."
„Du hast das mal erwähnt. Also, damals."
Damals. Ich schluckte, weil Riley plötzlich niedergeschlagen klang. Gar nicht mehr fröhlich und unbeschwert wie zuvor. Ich räusperte mich unbehaglich und sah zu Pearl. Bah, nicht echt. Sie musterte mich vorwurfsvoll. Hatte hier niemand ein Privatleben?
„Das ist Riley", stellte ich meine Begleitung vor. „Sam hat für sie ein Zimmer reserviert."
Riley trat nun ebenfalls zu Pearl an den Tresen und begrüßte die Inhaberin der Pension, dann legte sie ihre Kreditkarte und Führerschein auf den Tresen.
Mit dem Schlüssel in der Hand verschwand sie den Gang hinunter und hinter einer der gleichförmig weiß lackierten Holztüren.
„Sie ist unglaublich hübsch. Ich dachte immer, dass die Fotos für Magazine alle retuschiert werden. Bei ihr können die sich das wohl sparen."
„Hm", gab ich einsilbig von mir. Ich hatte Fotos von Riley gesehen, die so ehrlich und so hot waren, dass mein Blut sofort kochte, wenn ich an die Hand dachte, die entspannt zwischen ihren Schenkeln ruhte. Fotos, die nie entstanden wären, wenn ich Riley nicht zu viel aus meiner Vergangenheit erzählt hätte.
Als Riley aus ihrem Zimmer zurückkehrte, war meine Stimmung wieder ins Unterirdische gesunken. Der Ausflug zu Dave, der sich erdreistete, das wunderschöne Mädchen, das ich begleitete, als „Kleine" zu bezeichnen, führte bei mir zu erneuten Mordgedanken. Wenn ich die Grube für Bowbridge etwas tiefer aushob, dann konnte ich vielleicht Dave und sein hässliches Karohemd gleich mit begraben. Für was hielt er sich? Für einen Country-Star?
Ich drückte Riley ohne zu überlegen meinen Autoschlüssel in die Hand und ließ sie zur Werkstatt zurückfahren. Sie war ein großes Mädchen und sie konnte ein großes Auto fahren. Ob sie es parken konnte, das war wieder eine ganz andere Sache. Doch so wie ich sie kannte, würde sie vor dieser Aufgabe nicht zurückschrecken. Als sie nach dem Abendessen vom Hof fuhr, sah ich ihr lächelnd nach. Dämlich eigentlich, mich zu freuen, dass sie mein Auto fuhr, weil es keine echte Bedeutung hatte. Trotzdem war es so.
Um viertel vor sieben schwang ich mich auf mein Kindermotorrad. Sehr vorsichtig setzte ich den Helm auf. Ich hatte mir mit meinem Outfit richtig Mühe gegeben und Terence hatte mir seine Frisiercreme überlassen, damit ich mir, wie er sagte, die Haare mal anständig machen würde. Mein Spiegelbild hatte dank der fähigen Hände von Terence einen sehr guten Eindruck gemacht. Mit dem Helm meine Frisur in Chaos zu verwandeln, wäre schade gewesen.
Die Tochter von Miller war noch nicht da, als ich ankam. Genug Zeit die Frisur zu restaurieren und ein Haar neben das andere zu legen. Dann stieg ich ab und ließ meinen Blick über den Garten schweifen. Am Apfelbaum könnte ich für Izzie eine Schaukel befestigen. Und es wäre genug Platz, damit Hund hierherziehen und eine Hundehütte haben könnte. Dann wäre ich hier nicht so allein.
Das Haus an sich lag in der Abendsonne wie ein rotglühendes Juwel. Einfache weiße Holzverkleidungen und eine Veranda, von der die helle Farbe abblätterte. Eingefasst wurde sie von gedrechselten hüfthohen Pfosten, auf denen ein massives Geländer ruhte. Den Schaukelstuhl wollte ich unbedingt übernehmen. Der passte einfach vors Haus.
Ein Wagen, der hinter mir die Einfahrt hochfuhr, riss mich aus meinen Visionen und forschend blickte ich der Fremden entgegen, die nun ausstieg. Bisher hatte ich nur am Telefon Kontakt zu Millers Tochter gehabt und keine Vorstellung von ihr gehabt.
Trudy Summers hatte stahlgraue Augen wie ihr Vater, ihre zu einem modischen Bob geschnittenen Haare hatten die Farbe von Karottenbrei.
„Schön sie zu sehen, Mister Grady", begrüßte sie mich. Sie sah sich um. „Es ist noch immer wunderschön hier. Da könnte ich gleich sentimental werden", stellte sie fest und klang dabei wirklich ein bisschen wehmütig. „Kommen Sie, sehen wir uns das Haus mal von innen an."
Sie schloss die Tür auf und hinter ihr betrat ich den Eingangsbereich. Dieser war klein und eng und mit Garderobenmöbeln vollgestopft. Nach rechts ging es zur Küche, die einen eigenen Ausgang zur Veranda hatte und ein wenig verwahrlost wirkte.
Dafür war das Wohnzimmer mit den offenen Balken ein Kleinod. Ebenfalls im Erdgeschoss befand sich ein kleines Badezimmer, das Miller vor kurzem hatte renovieren lassen. Vom Wohnzimmer aus betraten wir die Terrasse, die auf Holzdielen lag.
Im oberen Stockwerk gab es ein etwas größeres Badezimmer sowie drei Zimmer, die alle eine Dachschräge hatten, die mit tiefen Einbauschränken genutzt wurden.
„Dad hat die selbst gebaut", sagte Trudy und zog an einer Tür. Diese schwang nicht auf, sondern ließ sich wie ein Apothekerschrank herausziehen. Das war außerordentlich praktisch, denn so musste man nicht kopfüber in den Schrank tauchen, um an Gegenstände zu gelangen, die weiter hinten lagen. Eines der Zimmer würde Izzie gehören, eines mir und das dritte würde mein Büro werden. Zumindest zur Hälfte, die andere Hälfte würde ich für eine Hantelbank reservieren.
„Was sagen sie Mister, Grady? Denken sie es ist das, was Ihnen vorschwebt?"
Ich nickte. „Ja, es ist perfekt. Nicht zu groß, nicht zu klein. Nur was den Preis anbelangt. Also Mister Miller hatte damals angedeutet, es sei kein Problem, wenn ich einen Teil des Kaufpreises für ein Jahr schuldig bliebe. Mehr Kapital kann ich nicht aufnehmen, ohne dass die Bank weitere Sicherheiten verlangt."
Mrs. Summer lächelte dünn. „Ich habe ihnen bereits am Telefon erklärt, dass ich mich auf eine solche Regelung nicht einlassen kann. Wenn mein Vater zu einem früheren Zeitpunkt dazu bereit war und ihnen dies zugesichert hat, dann tut mir das sehr leid. Er hat ihnen in der Hinsicht leider falsche Hoffnungen gemacht. Wir können uns eine solche Großzügigkeit einfach nicht leisten."
Ihr Bedauern wirkte aufrichtig und meine Hoffnung, mit ihr zu einer Einigung zu gelangen schwand. „Und sie denken, sie können einen anderen Käufer finden, der daran Interesse hat und bereit ist, den Preis zu zahlen?"
Mrs Summer nickte. „Wir haben landesweit inseriert und eine große Anzahl an Rückmeldungen erhalten, mit der Bitte, Bildmaterial zu versenden." Sie schwenkte ihr Handy hin und her.
Ich atmete tief durch. Was würde es mich kosten? Was würde ich verlieren? War es das wert?
„Ich habe jemanden, der für mich bürgen würde", stieß ich hervor.
„Das freut mich. Meinem Vater war sehr daran gelegen, dass sie sein Haus übernehmen. Es war ihm immer wichtig, dass jemand hier wohnt, der es zu schätzen weiß. Jemand, den er kennt. Und mag."
Mrs Summer lächelte verhalten. „Bitte geben Sie mir bis Ende nächster Woche Bescheid, ob sie den ganzen Kaufpreis aufbringen können, andernfalls würden wir andere Interessenten einbestellen."
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