72

Ich ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen und knipste meine Lampe an. Dann fuhr ich den PC hoch und zog meine Schubladen auf. Alles in feinster Ordnung. Meine Ordner standen noch wie im Juli, als ich sie verlassen hatte. Alles Bestens. Wäre da nicht... mein Körper, der Sams Schwangerschaft äußerst attraktiv fand und sich laut beschwerte, dass diese Fruchtbarkeitsgöttin mir gehören sollte und nicht dem wortkargen Rooney. Der verschluckte eher seine Zunge, als Sam schmutzige Sachen ins Ohr zu flüstern.

Sam hatte zugenommen, stellte ich fest. An den richtigen Stellen und das sah sowas von verdammt sexy aus. Das sollte ihr dringend jemand zuraunen.

„Ist noch was?", fragte ich Sam, die noch immer in meine Richtung starrte. Ha. Auch ich hatte an den richtigen Stellen zugenommen, dafür konnte ich meinen Arsch verwetten. Bizeps, Brust und Bauch waren in Bestform und garantierten mehr Ausdauer, als sie sich vorstellen konnte. Und mal rein evolutionär betrachtet: ich würde ihren Nachwuchs besser beschützen können, als die blonde halbe Portion. War unerheblich, aber eine Tatsache, die ihr Instinkt mit Sicherheit auch gerade erkannte. Wer konnte denn raus aus seiner Haut?

Ich stöpselte meine externe Festplatte an den PC. Während ich wartete, dass die Daten auf den PC kopiert wurden, verschränkte ich meine Hände in Nacken und beobachtete Sam. Sie ging Bestelllisten durch.

„Was soll das, Grady?", zischte sie leise. „Kannst du bitte aufhören mich anzustarren?"

Hätte ich nur allzu gerne. Doch sie sah unglaublich hübsch aus. Wie sollte ich sie also nicht ansehen? Wie sollte ich mir nicht Drakes Krallen vorstellen, die sich in Sams schwere Brüste bohrten und nicht an die schuppigen grauen Beine die nun ihren Babybauch umklammerten?

„Die Schwangerschaft steht dir", stellte ich möglichst neutral fest. „In der wievielten Woche bist du jetzt?"

„Ich hab zu arbeiten. Small-Talk kannst du beim Abendessen machen." Sam lächelte süßlich. Dann wendete sie sich wieder dem Papierzeug zu. Bis fünf arbeiteten wir schweigend, was für mich nur gute zwei Stunden waren, trotzdem reichte es eigentlich auch mir für heute, obwohl ich nicht schwanger war. Erst die lange Autofahrt, Sam und Rooney, dann das Einsortieren meiner Dateien in die Ordnerstruktur. Mein Kopf stand kurz vor dem Explodieren. Vermutlich hatte ich die eine oder andere Datei ohnehin schon falsch eigeordnet.

Ich löschte das Licht, machte auf dem Weg zum Geschirrspüler aber noch einen kurzen Schlenker in die Werkstatt, Rourke begrüßen.

„Hey", begrüßte er mich. „Rooney hat schon gemotzt, weil du wieder da bist."

Er zwinkerte mir zu. „Fürchtet die Konkurrenz."

„Bin keine", gab ich knapp zurück.

Rourke musterte mich eingehend. „Sag das Rooney", sagte er mit einem weiteren Zwinkern.

Dann wechselte er das Thema: „Deine Teile hab ich dir alle im Lager zusammengestellt. Wenn du Hilfe brauchst am Abend, Wochenende, nachts, egal wann. Sag einfach was, okay?" Er nahm die Brille ab, rieb über seine Augen, dann setzte er die Brille wieder auf. „Oder frag Abraham, der kennt die Motorräder besser als seine eigene Tochter."

„Klar, mach ich. Können wir beim Abendessen mal reden. Wer kümmert sich jetzt darum, wo Sam schwanger ist?"

„Sam", seufzte Rourke.

„Ist jetzt ein Scherz, oder? Sie kann doch nicht so viele Stunden am Stück arbeiten. Sie braucht doch mal ne Pause!"

Rourke zuckte mit den Schultern. „Sam wird schon wissen, was sie sich zumuten kann und will."

„Vielleicht, vielleicht auch nicht", gab ich vage von mir. „Ich geh dann mal hoch und kümmre mich um mein Zeug. Morgen um sieben geht's ja wieder los."

„Freu mich schon", sagte Rourke und widmete sich wieder seiner Arbeit.

Meine Tasse in der Hand lief ich weiter in die Küche. In der Tür blieb ich stehen. Wenigstens etwas: Sam saß am Tisch, schnitt Gemüse für die Salatbeilage. Sonst hatte sie das üblicherweise im Stehen an der Küchentheke getan. Abwesend rieb sie sich über den Nacken und erneut fragte ich mich, wieso zur Hölle sie das Essen machen nicht Rooney, Rourke oder Abraham überließ. Acht Stunden Arbeit waren mehr als genug. Eigentlich sollte sie mit einer Tasse Tee auf der Couch chillen und ihrem Baby Mozart vorspielen. Lydia behauptete, davon würden Babys klüger und das sei der Grund, warum Mo so ein überaus aufgeweckter kleiner Knirps war. Ich tippte eher auf Grady-Gene. Ich stieß mich vom Türrahmen ab und betrat die Küche.

„Warum bist du noch hier?", erkundigte ich mich scheinheilig und spülte meine Tasse vor. „Hast du kein zu Hause?"

„Essen macht sich nicht alleine", seufzte Sam. Sie sprach so leise, dass ich sie kaum über das Wasserrauschen verstehen konnte.

„Dein Vater könnte kochen. Rourke. Der glorreiche Vater deines Kindes."

„Haben wir probiert, aber das hat sich nicht bewährt. Ihr Essen schmeckt noch übler als meins."

Ich trat hinter Sam und spähte über ihre Schulter. „Kann ich irgendwas Hilfreiches tun?"

Sie schüttelte den Kopf. „Ne, Grady, lass mal. Bin schon beinahe fertig."

Behutsam legte ich meine Hände auf Sams Schultern und sie zuckte zusammen, versteifte sich leicht unter meinem Griff. Sanft strich ich mit den Daumen ihren Nacken hinauf, ertastete die Verhärtungen in der Muskulatur.

„Ich bezog mich nicht nur auf das Kochen. Ich bin sehr vielseitig begabt."

Mit vorsichtigen kreisenden Bewegungen lockerte ich Sam Verspannungen und sie belohnte meine Bemühungen mit einem wohligen Seufzen. Schwierig, sich da auf eine Nackenmassage zu konzentrieren, wenn sie Geräusche von sich gab, die mich an unsere Zweisamkeit erinnerten.

„Das tut unglaublich gut", flüsterte Sam. „Könntest du nur etwas tiefer und vielleicht ein bisschen fester?", bat sie.

„So tief und so fest wie du möchtest", raunte ich, was Sam mit einem Schnauben quittierte.

Meine Finger wanderten wie gewünscht nach unten und Sam stöhnte wohlig. Ein sehr betörendes Geräusch. Meine Hände rutschten tiefer massierten entlang der Wirbelsäule zwischen den Schulterblättern. Das schien besonders schmerzhaft zu sein und entlockte Sam ein erneutes Stöhnen, das meinen Körper in eine vollkommen unangebrachte Erregung versetzte.

Sam lehnte ihren Hinterkopf gegen meinen Bauch. Sie genoss die Massage und ich die Aussicht, die mir diese Position bot. Sie trug keinen gepolsterten BH, sondern zarte cremeweiße Spitze. Alles, was das Shirt mit dem runden Ausschnitt füllte, war nur ihr kaum von Stoff verhüllter Busen. Alles echt. Und so sexy wie eh und je, von der weichen Haut bis zu den harten Perlen, die sich durch den Stoff abzeichneten.

Wie von selbst wanderten meine Hände nach oben, massierten ihre Schultern und Stück für Stück wanderte meine Rechte über ihre Schulter nach vorne massierte die Muskeln unterhalb des Schlüsselbeines bis zu ihrem Ausschnitt.

„Grady, nicht", protestierte sie leise, hielt mich aber nicht auf, als ich meine Fingerspitzen in ihren Ausschnitt und unter den weichen Stoff ihres BHs schob. Ihre Brust lag schwer in meiner Hand und mein Daumen der über ihren Nippel strich, brachte sie zum Keuchen. Ihre Fingernägel kratzten über meinen Unterarm. Schritte auf dem Gang beendeten unser erregendes Gefummel. Ich riss meine Hand aus Sams Ausschnitt, trat zwei Schritte zurück.

„Ist noch Kaffee da?" Rourke ging zur Kaffeemaschine und schüttelte die Thermoskanne. Sein Blick wanderte zwischen Sam und mir hin und her. Bestimmt sahen wir wie zwei Kinder aus, die er beim Naschen erwischt hatte.

Als er die Tasse in der Hand die Küche wieder verließ, stieß ich die Luft aus, die ich angehalten hatte. Das war höllenknapp. Warum hatte ich mich nicht besser im Griff? Sam mied meinen Blick. Nach einem Räuspern sagte ich: „Ich geh dann mal rauf. Auspacken."

Ihr Blick hob sich, dann ihre Mundwinkel. „Ich könnte dir beim Auspacken helfen. Dann bist du viel schneller fertig."

Grob geschätzt würden mir dreißig Sekunden reichen, wenn sie mich jetzt anfassen würde. Als wenn dieser Satz nicht zweideutig genug war, hob sie zusätzlich eine Augenbraue und machte damit ein eindeutiges Angebot, das mich in ernste Versuchung brachte.

„Danke, ich komm schon alleine klar."

Ihr Grinsen wurde breiter. Ganz toll! Erst denken, dann reden, Dawson!

„Bis später", grummelte ich und ging zum Auto, um mein Gepäck zu holen. Da kamen bis Weihnachten noch ein paar harte Tage auf mich zu und eine Menge Handarbeit, um meine Gelüste im Griff zu behalten. Blieb nur zu hoffen, dass der Boiler ausreichend heißes Wasser für die akut notwendige Dusche ausspuckte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top