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Ich hatte noch nie ein ganzes Wochenende im Bett verbracht, wenn ich nicht krank war und ich hätte es mir nicht so vorgestellt. Es war schon fast anstrengend. Ich schaffte es keine zehn Minuten, Sam nicht zu berühren oder zu küssen. Ich war erfüllt von permanenter Ungeduld. Als ich Montag neben ihr aufwachte, erschien es mir unvorstellbar, den Tag zu überstehen, ohne sie im Arm zu halten und ich freute mich jetzt schon auf den Abend mit ihr.

Ihre Abschiedsworte nahmen mir aber ziemlich schlagartig den Wind aus den Segeln. „War wirklich ein nettes Wochenende mit dir. Vielleicht können wir das ja irgendwann mal wiederholen."

Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und dann verschwand der Stoff, aus dem Männerträume gemacht worden waren durch die Tür und ließ mich einfach stehen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Nett? Nur nett? Das war wirklich frustrierend!

Den Rest des Tages schraubte ich lustlos mit Rooney und Rourke an Daves Motor. Dienstag durfte ich Abraham helfen, seinen Zaun zu streichen. Ich genoss die Zeit in der Natur, denn wenn ich draußen war, musste ich nicht gegen meine Grünfixierung kämpfen. Wann immer ich Sam begegnete, beobachtete ich sie bei jeder Bewegung, um einen winzigen Blick auf das schuppige Fabelwesen zu erhaschen, das ihren Körper in Besitz nahm. Seit ich wusste, dass die Tätowierung da war, nahm ich sie ständig wahr. Mal einen winzigen Streifen am Ausschnitt, mal oberhalb der Kante ihrer Ballerinas oder ein zarter Schimmer durch ihr helles Oberteil. Ich war wie ferngesteuert. Die Blicke, die sie mir gelegentlich zuwarf, machten es nicht besser und ihre scheinbar zufälligen Berührungen auch nicht. Sie machte mich absichtlich heiß und sich gleichzeitig rar, was sich absolut verheerend auswirkte.

Am Mittwoch war es warm und die Tatsache, dass Sam einen Rock trug, brachte mich beinahe um den Verstand. Ich konnte mich genau erinnern, wohin der Drache an ihrem Bein sich schlängelte und wie sich Sams Haut anfühlte, wie sie roch und schmeckte.

„Langsam wird es heißer", bemerkte Rooney mit einem knappen Blick auf die wohlproportionierten Beine und zwinkerte mir zu. Am liebsten hätte ich ihm meine Faust ins Gesicht gerammt, wegen der Anspielung und damit ein für alle Mal klar war, dass es nichts zu gucken gab.

Als Sam ihren Bürotag beendete und in die Küche neben der Werkstatt ging, um das Abendessen zu machen, passte ich einen Moment ab, wo Rourke und Rooney rauchen gingen und folgte ihr in die Küche.

Sam schnitt Gemüse, das es am Abend geben sollte. Ich trat hinter sie und stemmte meine Arme rechts und links von ihr auf den Küchentresen, dann spähte ich über ihre Schulter und schielte in ihren Ausschnitt.

„Was wird das?", erkundigte Sam sich und bohrte einen ihrer Ellbogen abwehrend in meinen Bauch.

„Das gleiche wollte ich dich grade fragen", hauchte ich in ihren Nacken. Feine Härchen stellten sich auf ihren Armen auf, stellte ich mit Zufriedenheit fest.

„Hör auf, ich versuche hier zu kochen", murrte sie. Ihren spielerischen Unterton hörte ich aber deutlich raus.

„Und ich versuche, dich davon abzuhalten", bemerkte ich unerschrocken und küsste ihren Hals.

„Das merke ich."

„Und? Klappt es?", fragte ich lauernd. Sie legte das Messer zur Seite und drehte sich in meinen Armen um. Ihre Hände legten sich auf meine Unterarme. „Besonders überzeugend bist du noch nicht, Grady!"

„Komm mit nach oben, dann zeig ich dir, wie überzeugend ich sein kann", raunte ich ihr ins Ohr, zog eine Spur Küsse über ihren Kiefer und küsste sie auf den Mund. Verlangen brodelte in mir wie in einem Hexenkessel, als ihre Zunge meine umspielte. Ich schob das Schneidbrett zur Seite und setzte Sam auf die Arbeitsplatte.

„Jetzt?" Ungläubig starrte sie zu mir hoch.

„Ja, Sam. Jetzt." Ich drängte mich zwischen ihre Beine, zog sie am Becken an die Kante der Arbeitsfläche, bis ihre und meine Mitte sich berührten, um mein Verlangen zu untermalen.

„Wenn Dad uns hier erwischt, ist die Hölle los", murmelte sie leise ohne Abwehr.

„Ist mir gleich", knurrte ich und legte ihre Hand zwischen meine Schenkel. Ihre Augen weiteten sich verlangend. „Ich lauf seit drei Tagen damit rum. Ich will dich, Sam. Jetzt."

„Und was ist mit dem Essen?"

Ich küsste ihren Hals, knetete ihren hübschen Apfelpo.

„Ich mag mein Gemüse knackig."

Sie stöhnte leise, als ich meine Mitte an ihrer rieb.

„Nicht hier. Oben", kapitulierte sie und legte ihre Arme um meinen Hals.

Ich schob meine Hände unter ihren Po und hob sie hoch. Sie schlang ihre Beine um meine Hüften. Immer wieder küsste ich Sam, während ich sie nach draußen und dann die Treppe hochtrug.

Mit dem Ellbogen drückte ich die Tür auf, schob diese mit dem Fuß zu und pinnte Sam schließlich mit meinem Körper gegen das Holz, während ich sie wie von Sinnen küsste. Meine Hormone drehten völlig durch.

„Grady, mach schon", stöhnte Sam erregt. Das brauchte ich nicht zweimal hören. Ich trug sie zum Bett, legte sie ab und schob ihren Rock hoch, küsste mich genüsslich ihren Oberschenkel hinauf. Genau den Weg entlang, denn ihr tätowierter Dämon mir wies, und zog ihr Höschen runter.

Ich schluckte bei dem Anblick der roten Krallen, die sich in ihr Fleisch bohrten und nun feucht glänzten. Lust, pur und animalisch, strahlte das Wesen aus, spiegelte damit, was ich empfand.

Ich krallte ihre Hände auf dem Bett fest, verschränkte meine Finger mit ihren und lebte dieses ursprüngliche Drängen aus, das sie in mir weckte.

„Schmeckt heute anders", stellte Rourke beim Abendessen fest. „Hast du was am Rezept geändert?" Forschend blickte er Mechaniker Sam an.

„Sie hat das Gemüse heute mal nicht totgekocht", stellte Rooney wenig diplomatisch fest. „Ist viel besser als dieser Einheitsmatsch."

„Stimmt", pflichtete Abraham ihm bei.

Sam blickte säuerlich in die Runde. „Hättet ihr mir ja gerne früher sagen können, dass Euch mein Essen nicht schmeckt."

„Dein Essen war immer gut. Nun ist es eben noch besser", beruhigte ich Sam und die anderen pflichteten mir bei, dass sie genau das gemeint hatten und bestimmt nichts anderes.

Nach dem Abendessen verzog ich mich zum Duschen nach oben. Das hatte ich nach dem Arbeitstag und dem Quickie mit Sam bitternötig. An sie zu denken reichte schon, damit ich Lust auf eine weitere Runde mit ihr bekam. Aber ihr schneller Abgang nach dem Abendessen, während die anderen und ich noch ein Feierabendbier tranken, hatte klargemacht, dass von ihrer Seite heute kein weiteres Interesse bestand. Ob das mit der allgemeinen Thematik beim Abendessen zusammenhing oder mit mir im Speziellen, konnte ich nicht einordnen. Unterm Strich war es auch egal, denn das Endergebnis blieb gleich: keine Frau in meinem Bett.

Dass warme Wasser entspannte meine verhärteten Muskeln. Die Arbeit war nicht so schwer, dass mein Körper überfordert war. Sie war nur wenig abwechslungsreich und nach dem langen Arbeitstag brachte ich nicht mehr die Energie auf, Sport zu machen. Und das Wochenende, wo ich Zeit für ein schweißtreibendes Workout gehabt hätte, hatte ich mit Sam im Bett verbracht. Und unter der Dusche.

Ein genussvolles Lächeln wanderte über mein Gesicht, als ich an unsere gemeinsamen Ausflüge in mein Bad dachte, an die feuchte Haut, die erregenden, heißen Küsse. Sam war Sex pur und in hoher Dosis. Sie machte beinahe süchtig. Gerne hätte ich ewig unter dem warmen Strahl gestanden und in Erinnerungen an ihre Berührungen und die Geräusche geschwelgt, die sie von sich gab.

Aus leidvoller Erfahrung wusste ich jedoch: das Duschvergnügen war hier endlich und die Wassermenge im Boiler der limitierende Faktor. Zu zweit konnte der Kältereiz sehr aufregend sein. Allein unter der Dusche war kaltes Wasser nur ätzend und sonst gar nichts.

Als ich das Wasser abstellte, hörte ich mein Handy klingeln. Genervt brummte ich und zog das Handtuch von der Heizung, wo ich es zum Trocknen aufhängte.

Noch tropfend und nur mein Handtuch um die Hüften geschlungen, trat ich an den Tisch, wo ich beim Reinkommen alles abgelegt hatte, was ich nicht brauchte. Nasse Flecken entstanden um meine Füße herum und färbten die unebenen Holzbretter dunkler.

„Ja?", meldete ich mich.

„Hey. Ich bin es, Mum", antwortete sie.

„Das sehe ich. Steht auf dem Display, weißt du." Ich schmunzelte. Das mit der Technik war nicht ganz ihre Welt.

„Oh, was? Aber ja, natürlich. Das vergesse ich immer wieder." Mum klang ein wenig zerstreut. Im Hintergrund hörte ich leise eine Tür klappen.

„Was gibt es denn, Mum?", erkundigte ich mich. Sie rief selten an und ich war froh drüber. Wirklich gerne telefonieren tat ich nämlich nicht und das galt glücklicherweise auch für Mum. Generell unterhielt ich mich schon von Angesicht zu Angesicht nicht sonderlich gerne. Am Telefon fand ich es noch schlimmer.

„Wollte mal hören, wie es dir geht?" Das klang banal und oberflächlich, täuschte mich aber keine Sekunde. Automatisch umklammerte ich mein Handy etwas fester. Sie wollte mit der Frage nur abklopfen, wie die Lage war, bevor sie mit dem Grund ihres Anrufes rausrückte. Weil sie sich Gedanken machte. Und das beunruhigte mich über alle Maßen.

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