24

„Flaschendrehen? Miles, bitte! Das kann doch nicht euer Ernst sein? Wie alt seid ihr?"

„Komm schon, Riley! Bitte mach mit, sonst sagt Stacey niemals ja", quengelte mein Bruder.

Was man nicht alles für den lieben Bruder tat.

„Okay, aber nur ein paar Runden. Und ich verschwinde mit niemandem im Schrank!"

„Auch nicht mit Justin?" Anzüglich wackelte Miles mit den Augenbrauen.

„Nein, auch nicht mit Justin."

Er zuckte mit den Achseln. „Dann musst du eben immer die Wahrheit sagen, meine Liebe!"

Die ersten zwei Runden liefen ganz gut und die Fragen waren nicht zu persönlich. Die dritte Runde wurde kniffliger und prompt versaute ich es.

„In wen warst du bis jetzt am heftigsten verknallt?", fragte mich Hillary.

Dawson, schoss es mir durch den Kopf und der Name war draußen, bevor ich mich stoppen konnte. Ein Johlen ging durch die Runde und mein Kopf lief feuerrot an. Justin stand wütend auf und verließ die Runde. Miles sah mich mitleidig an. Stacey erschrocken. Alles nur ihre Schuld. Sie hatte gesagt, mehr Whiskey-Cola würde heute Abend alles etwas leichter machen. Von wegen!

„Justin?", rief ich und folgte ihm nach draußen. Seine Silhouette verschwand gerade am Waldrand. Hastig ging ich die zwei Stufen runter, lief den Waldweg entlang, an dem etliche Autos und Motorräder parkten. Die Vorstellung, welche Mengen Alkohol drinnen durch die Kehlen flossen und wie viele der Gäste später betrunken oder zumindest angeheitert fahren würden, verursachte mir wie immer ein ungutes Gefühl.

Schließlich stöberte ich Justin auf. Er lehnte an einem dicken Baumstamm, sein Gesicht war kurz in dem bläulichen Schimmer seines Handys zu erkennen, bevor er dieses wieder in seine Hosentasche steckte. Der winzige Augenblick hatte jedoch gereicht, um zu sehen, dass er verletzt aussah.

„Justin?", wisperte ich leise und schemenhaft konnte ich erkennen, wie er den Kopf zu mir drehte.

„Was?", seine Stimme klirrte vor Kälte.

„Es tut mir leid!", sagte ich tonlos. „Mir ist das nur rausgerutscht, weil es seit zwei Jahren meine Standardantwort auf diese Frage ist", behauptete ich mit zittriger Stimme.

„Verdammt, Riley! Ich bin so verknallt in dich, dass ich Tag und Nacht an nichts anderes denken kann als an dich und du haust sowas raus?" Er klang nicht wütend, nur Enttäuschung sprach aus ihm und schnitt mir ins Herz.

„Ich wollte dich nicht verletzen." Meine Stimme klang jetzt fester. Bestimmter.

„Komm her, Baby", flüsterte er sanft und breitete die Arme aus. Froh, dass ich dies Klippe so schnell umschifft hatte, kuschelte ich mich an ihn und er legte sein Kinn auf meinen Scheitel.

„Bist du denn wenigstens ein bisschen in mich verliebt?"

Da musste ich nicht lange überlegen.

„Ja, sehr!", hauchte ich in die Dunkelheit. Justin hob seinen Kopf.

„Dann beweise es mir, Riley", flüsterte er heiser und küsste mich fordernd. Die Situation fühlte sich seltsam an. Seltsam wie... falsch. Trotzdem fragte ich, neugierig, was er sich vorstellte: „Und wie soll ich das beweisen?"

„Mir würde da so einiges einfallen, Babe." Wieder küsste er mich. Heißer, leidenschaftlicher als zu vor, seine Zunge strich über meine Lippe und hinterließ ein brennendes Verlangen nach mehr. Er schob seine Hand unter meine Bluse und erschrocken schnappte ich nach Luft. Seine Finger waren eisig auf meiner erhitzten Haut. Sanft lockend und forschend bahnte er sich seinen Weg zwischen meinen Lippen hindurch. Eine fremde Zunge im Mund zu haben war zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig. Warum alle so scharf auf Zungenküsse waren, konnte ich auf Anhieb nicht nachvollziehen. Erst die Kombination aus seinem hastiger werdenden Atem, seinen rauen Händen auf meiner Haut und der Reibung seines Körpers ergaben schließlich einen gewissen Reiz, der meine anfängliche Nervosität in Neugier verwandelte.

„Lass uns nach oben gehen", wisperte er und diese Worte wirkten wie ein Kübel Eiswasser.

Er will dir ja auch an die Wäsche!

Dawsons Mahnung schwebte durch meinen Kopf. Trotzdem wollte ich nicht, dass Justin aufhörte. Was er mit mir und meinem Körper anstellte, löste brennendes, nagendes Verlangen nach mehr aus. Nach mehr Küssen, nach mehr Streicheln, nach mehr nackter Haut.

„Okay", stimmte ich schließlich zu. Nicht nur weil ich es wollte, auch weil ich den Eindruck hatte, es Justin nach meiner unüberlegten Äußerung schuldig zu sein. Worte konnte man nicht zurücknehmen. Ihm zeigen, dass er mir etwas bedeutete, konnte ich vielleicht auf dem Weg.

Hand in Hand gingen wir zur Hütte zurück und Justin zog mich gleich hinter der Tür die schmale Treppe hoch, die von Jagdtrophäen gesäumt war. Die erste Tür, die wir probierten war verschlossen. Die zweite führte in eine kleine Kammer mit einer schmalen Pritsche.

Justin verriegelte die Tür, bevor er sich dagegen lehnte und mich umarmte. Wieder und wieder küssten wir uns. Nach einer Zeit wilden Knutschens schob er meine Haare zur Seite und küsste forsch meinen Hals, saugte an der empfindlichen Haut. Meine Haut brannte und prickelte, dort wo er saugte und knabberte und schließlich wanderten seine Hände von meinem Rücken tiefer, bis er meinen Po knetete. Alles in allem war das gut. Verdammt aufregend. Als er aber Anstalten machte, mich Richtung des schmalen Bettes zu schieben, schlug meine Besorgnis mit Macht zu. Das ging alles viel zu schnell.

Justin hingegen schien meine Bedenken und mein Zögern nicht zu spüren. Seine Hände lagen inzwischen auf meinen Brüsten, seine Finger machten sich an den Knöpfen meiner Bluse zu schaffen.

Mitten im Kuss drehte ich den Kopf weg und schob Justin zur Seite. Aus verhangenen Augen sah er mich an.

„Was ist los? Gefällt es dir nicht?"

„Doch, schon", druckste ich und schon lag sein Mund wieder auf meinem. Mein Widerstand schmolz ein wenig. Zumindest bis ich die Bettkante in meinen Knien spürte und er mich rückwärts auf die Matratze drückte.

Wieder drehte ich den Kopf weg. „Mir geht das zu schnell", wehrte ich ab, spürte gleichzeitig wieder seinen Mund an meinem Hals. Seine Hände unter der Bluse.

„Tut mir leid. Ich will dich nicht bedrängen, Baby", beruhigte er mich und zog mich seitlich in seine Arme. „Keine Ahnung warum, aber du machst mich total verrückt. Ich kann meine Finger nicht von dir lassen."

Wie zur Bestätigung fuhren seine Hände wieder unter meine Bluse, suchten seine Lippen nach meinen. Seine Versicherung, dass er mich nicht bedrängen würde, trug dazu bei, dass ich mich ein wenig entspannte. Trotzdem blieb ich hin und hergerissen zwischen der Erregung, die Justins Berührungen auslösten und einer gewissen nervösen Abwehr. Erneut schob ich seine Hände weg.

„Jetzt sei nicht so prüde, Riley!", schnaubte Justin genervt.

„Ich bin nicht prüde. Mir geht das nur alles viel zu schnell", verteidigte ich mich. Im selben Augenblick fragte ich mich, warum ich mich überhaupt rechtfertigte. Ich wand mich aus seinen Armen und stieg wenig elegant von dem schmalen Bett.

Justin schien langsam zu dämmern, wie ernst mir meine Worte waren. „Komm wieder her, Süße", schmeichelte er. „Ich benehme mich auch", versprach er, als ich nicht reagierte.

Dann wurde er ungeduldig. „Du meine Güte! Dafür, dass du angeblich auf mich stehst, bist du echt verklemmt. Wenn ich nicht mal deine Titten anfassen darf, wofür hab ich dann eine Freundin?"

Mein Mund klappte auf, aber ich brachte keinen Ton hervor. Das war ja wohl das allerletzte! Verdiente so eine Aussage eine Antwort? Eigentlich war damit alles gesagt.

„Ich bin nicht deine Freundin und werde es auch nie sein. Von mir aus mach rum, mit wem du willst, aber lass mich in Ruhe!", keifte ich und spürte eine Träne meinen Hals hinunter rinnen. Scheiße! Wo kam die jetzt urplötzlich her? Hastig wischte ich sie weg.

„Genau, Riley, so machen wir das! Ich such mir jetzt eine andere und wenn du rausgefunden hast, dass Paare sich nun mal gegenseitig anfassen, dann können wir weiterreden! Bis dahin kannst du deinem tollen Dawson noch ein bisschen nachlaufen, in den du ja so verknallt warst."

Wie gelähmt starrte ich Justin an. Dann dämmerte mir langsam, wie der Hase lief.

Beweise es mir, Riley.

„Du hast nicht wirklich geglaubt, dass ich die Beine breit mache, nur um dir zu beweisen, dass ich dich wirklich mag?", fauchte ich und kniff meine Augen zu Schlitzen zusammen. „Sorry, da lauf ich wirklich lieber weiter Dawson nach, als mich so unter Wert herzugeben! Er ist wenigstens ehrlich."

Ohne Justin nur noch eines Blickes zu würdigen durchquerte ich den Raum und sperrte die Tür auf. Inzwischen liefen heiße Tränen der Demütigung in Sturzbächen über meine Wangen.

„Riley...", rief Justin mir nach. Ich machte mir nicht einmal die Mühe mich nach ihm umzudrehen.

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