»𝟷𝟶«
»Guten Morgen!« Ich betrete das Gästezimmer, in dem sich Marlene bereits eingerichtet hat.
»Schiebst du mir die Vorhänge mal beiseite«, bittet mich meine beste Freundin und steckt sich im Bett.
»Klar!«, entgegne ich und laufe zum Fenster.
»Du hattest Sex, stimmt's?«, kommt es plötzlich von ihr.
Ich verschlucke mich fast an meiner eigenen Spucke. »Verdammt!«, entfährt es mir. »Hat uns etwa jemand gesehn?«
Marlene lacht auf. »Ganz ruhig!« Sie deutet auf meinen Hinterkopf.
»Was?!«, frage ich völlig unbeeindruckt.
»Du...naja, du hast da ein Vögelnest.« Sie kichert.
»Ein was?!« Erschrocken drehe ich mich zum Spiegel auf der Schranktür und versuche mir meinen Hinterkopf anzusehen, ohne mir den Hals zu verdrehen. Und tatsächlich: Meine gesamte Lockenpracht ist am Hinterkopf beinahe zu einem Filzklumpen verschmolzen. Na toll! Das ist also das Letze, was Lucas von mir gesehen, als ich aus dem Zimmer bin. Er sollte übrigens auch schnell wieder verschwinden. Wenn das Noah mitbekommt, dann gibt es rollende Köpfe.
»Na«, erkundigt sich Marlene schmunzelnd und räkelt sich auf der Matratze, »Wer ist es?«
»Das kannst du dir schon denken«, murmle ich und merke, wie mir heiß vor Verlegenheit wird.
»Verdammt, du hast Luca gevögelt«, kichert sie.
»Mann, halt die klappe!«, kreische ich lachend und springe auf sie drauf, um sie zu kitzeln.
Plötzlich klopft es an der Tür.
Marlene und ich halten in der Bewegung inne und sehen uns fragend an.
Wir brauchen gar nicht an die Tür zu gehen, denn im nächsten Augenblick steht Noah auch schon im Türrahmen. In seinem Ausdruck spiegelt sich ein Seufzen.
»Hier ist deine Tasche«, knurrt er und hält Marlene ihre kleine silbrige Umhängetasche hin.
Marlene kommt auf ihn zu und nimmt ihm das Ding aus der Hand. Sofort beginnt sie nervös in der Tasche zu wühlen.
»Suchst du etwa das hier?«, fragt Noah mit seinem unerschütterlichen Ausdruck im Gesicht und jongliert die Verpackung des Abführmittels in einer Hand.
In diesem Augenblick gefriert mir das Blut in den Adern. Er weiß es also.
Ich werfe einen Blick zu Marlene. Sie ist kreidebleich geworden.
»Sowas Kindisches hätte ich selbst euch nicht zugetraut«, sagt er dann ernst.
Ich will schon irgendwas sagen. Etwas zu unserer Verteidigung, aber da wirft Noah Marlene bloß das Medikament zu und verlässt das Zimmer.
Verdammte Scheiße, mein betrunkenes Gehirn ist offenbar mehr als dumm.
• • •
Als ich später mein Zimmer betrete, bemerke ich, dass sich mein »Problem« bereits von selbst gelöst hat. Lucas ist nicht mehr da. Einerseits bin ich natürlich froh, aber irgendwie tut es irgendwo in mir drin auch weh.
Ich beschließe das Frühstück auszulassen, verkrieche mich den ganzen Tag in meinem Zimmer und ernähre mich bloß von Schokoriegeln. Marlene muss irgendwann am Vormittag nach Hause gegangen sein, doch sie kommt mich am Nachmittag besuchen und wir machen einen Harry-Potter-Marathon. Sie lebt eigentlich fast nur noch in dem Gästezimmer nebenan und stattet ihrem Zuhause nur noch gelegentlich einen Besuch ab.
Mitten in Harry Potter und der Orden des Phönix, meinem Lieblingsteil, beginnt mein Magen mächtig zu rebellieren. Er will etwas zu essen, was nicht fast ausschließlich aus Zucker und Fett besteht.
In der Küche treffe ich zum Glück auf niemanden. Mann, das wäre auch zu peinlich gewesen, wenn ich Lucas begegnet wäre. Und dann auch noch vor den anderen.
Dann fällt mir jedoch noch eine andere Sache des gestrigen Abends ein. Unglaublich, dass sie mir erst jetzt in den Sinn kommt. Lucas hat gestern doch was von diesem DNA-Test gesagt.
Schnell schiebe ich mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen und renne dann nach oben, um im Internet nach so einem Test zu suchen.
Tatsächlich werde ich schnell fündig. Die Test-Pakete sind zwar etwas teuer, aber das stört mich im Moment am wenigsten. Viel mehr beeindruckend finde ich, dass zahlreiche Leute auf der Webseite davon berichten, verschollene Verwandte gefunden zu haben.
Mit Herzklopfen drücke ich auf den Bestellbutton.
Weil laut Marlene heute Abend wohl eine weitere Party steigen soll, beschließe ich, mich unter die Dusche zu stellen.
Als ich mich danach vor den an den Rändern beschlagenen Spiegel stelle, schaue ich mich an.
Meine Haut hat einen gleichmäßigen mokkafarbenen Ton. Meine Nase ist nicht besonders schmal, aber als sehr breit würde ich sie auch nicht beschreiben. Die Lippen sinnlich geschwungen und voluminös. Das war schon immer ein Teil meines Gesichts den ich sehr mochte. Ich öffne den Turban, den ich mir mit einem Handtuch um meine nassen Haare gebunden habe und meine vollen schwarzen Strähnen fallen heraus. Und auch, wenn sie jetzt noch sehr feucht sind, beginnen sie sich schon zu kräuseln. Zum Schluss blicke ich in meine mandelförmigen großen Augen, deren Iris beinahe so schwarz wie mein Haar ist.
Ich kann es kaum glauben, schon bald werde ich wissen, wo all diese Gesichtszüge her kommen, woraus ich gemacht bin.
Meine Freude darüber hält jedoch nicht all zu lange an, denn da fällt mir die Pizza im Ofen wieder ein.
Augenblicklich sprinte ich barfuß in die Küche. Leider bestätigt sich mein Verdacht schon im Treppenhaus, weil sich der verbrannte Geruch bereits bis dort ausbreiten konnte.
Seufzend öffne ich das rauchende Backrohr und die Fenster, damit die Luft durchziehen kann. Mann, so 'ne Tiefkühlpizza ist echt zu viel Verantwortung für mich.
Meine Gedanken wandern zu meiner Mutter. Wenn sie jetzt da gewesen wäre, dann hätte das hier auch nicht passieren können — einfach, weil sie mir die Pizza in den Ofen geschoben hätte. Ich vermisse sie, Dad und Tante Karla plötzlich sehr. Einer von ihnen war einfach immer da und ich hatte immer jemanden zum Reden, wenn es mir mal scheiße ging. Aber jetzt hab ich manchmal einfach gar niemanden mehr. Außerdem muss auch angemerkt werden, dass es mit Mums Anwesenheit undenkbar gewesen wäre, in der Sofaritze ein altes Sandwich zu finden. Auch ein angenehmer Nebeneffekt.
Vielleicht sollte ich die drei doch einmal anrufen. Das Haus wäre schließlich gerade fast abgebrannt, das zählt doch als Notfall, oder? Ich gehe in meinem Handy zu den Nachrichten von Mum und tippe auf die Nummer mit fremder Vorwahl, die sie mir zuletzt geschickt hat. Wahrscheinlich ist es die des verrückten Gurus.
Während das Telefon auf dem anderen Kontinent hoffentlich läutet, beginnt mein Herz wild gegen meine Brust zu klopfen.
»¿Diga?«, meldet sich plötzlich eine völlig fremde Stimme am anderen Ende der Welt, die vermutlich diesem Öko-Guru gehört.
Verdammt, ich hab ganz vergessen, dass dieser Freak nicht unsere Sprache spricht.
»¿De parte de quién?«, fragt die Stimme mit starkem Akzent über die wackelige Verbindung.
Hmm...so entspannt klingt der gar nicht, denke ich. »Ähhh...«, stammle ich. Ich weiß, ich muss schnell was sagen, sonst legt er bestimmt wieder auf. »Ähhh, Quisera hablar con el...äh la Señora Schuster?«, frage ich und bin im Moment unglaublich froh, dass ich in der Schule Spanisch als zweite Fremdsprache gewählt hatte.
»¿Podría repetirlo por favor?«, fragt der Guru und in meinem Kopf rattert es.
Ich muss das Gesagte wiederholen. »¿Quisera hablar con la Señora Schuster, por favor?«, wiederhole ich schließlich ohne Versprecher.
»Un momento.«
Im Hintergrund höre ich tropische Vögel zwitschern und irgendwo rauscht ein Bach. Mann, es klingt echt nicht so übel.
»Buenos días«, meldet sich eine Frauenstimme.
»Mama?«, frage ich völlig verwirrt, weil ich tatsächlich Zweifel habe, dass sie es ist.
»Leia, Schätzchen, warum rufst du an?«, fragt sie völlig entspannt. Eigentlich hätte ich erwartet, sie würde völlig durchdrehen und sich alle möglichen Horrorszenarien ausmalen.
Eigentlich hätte ich sie nur gern gesprochen, um sie zu fragen, wie es ihnen geht, aber ganz unerwartet packt mich die Wut.
»Mama, warum zur Hölle ist Noah hier im Haus!?«, zische ich, um mein Brüllen zu unterdrücken.
»Leia, jetzt schick' doch nicht die ganze schlechte Energie durch die Leitung«, sagt sie ohne auf meine Frage einzugehen. »Wenn du kurz tief durch—« Aber sie kommt nicht weiter, denn jetzt brülle ich wirklich.
»Mama!«, schreie ich. »Sag mir endlich, warum Noah sich hier breit macht und so tut, als wäre er hier der Hausherr!«
»Sie machen doch ein wissenschaftliches Projekt an der Uni Berlin, das in Kooperation mit der Uni Aachen ist«, entgegnet sie völlig ruhig, als hätte ich in normalen Ton mit ihr gesprochen. Verdammt, was haben diese Öko-Freaks denn mit meiner gestressten Mutter gemacht? Hat die grad 'ne Friedenspfeife geraucht, oder was?
»Das hab ich auch schon kapiert, aber warum hast du Noah gesagt, er kann sich hier wie der Chef aufführen!?«, rege ich mich weiter auf.
»Vielleicht ist es ja deine negative Aura, die in diesem Zustand einfach nicht durchsetzungsfähig ist.«
In diesem Augenblick wird mir klar, dass ich mit dieser Frau nicht mehr reden kann. Sie macht mich noch wahnsinnig mit ihrer gelassenen und zufriedenen Art. Keiner mag diese Menschen! Diese verdammten Menschen, die so ganz und gar im Einklang mit sich und der Natur sind. Gebt mir gefälligst meine gestresste Mutter wieder zurück!
»Mama, ich will doch einfach nur wissen, ob du Noah gesagt hast, dass er auf mich aufpassen—« Aber an dieser Stelle bricht das Gespräch einfach ab.
Frustriert blicke ich auf das Display meines Handys. Die Meldung Guthaben aufgebraucht poppt auf. Mit einer tiefen Falte zwischen meiner Stirn muss ich feststellen, dass mich diese paar Minuten mit meiner offenbar völlig zugedröhnten Mutter über zehn Euro gekostet haben.
Am liebsten würde ich mein Handy gegen die Wand pfeffern, aber ich zwinge mich an Schokolade und Wein zu denken, um mich wieder zu beruhigen. Ich öffne den Kühlschrank und nehme mir einen der gekühlten Schokoriegel raus. Als die ersten Bisse auf meiner Zunge zerschmelzen, kann ich förmlich fühlen, wie mein Puls nach unten geht. Kacke, ich bin inzwischen echt süchtig nach diesen Dingern!
Im nächsten Moment muss ich an Lucas denken. Es macht mich irgendwie ganz nervös, dass ich nicht weiß, woran ich bin und was das mit uns eigentlich ist. Wenn meine Mum noch da wäre — und damit meine ich meine alte Mum! — dann wäre das alles hier nicht passiert und mein Leben wäre noch in bester Ordnung.
Aber jetzt bin ich nun mal allein, und ich kann rein gar nichts dagegen tun. Und keine Ahnung, warum, aber irgendwie ist es genau das, was mich vor dem Durchdrehen bewahrt.
• • •
Als ich mir in der Küche mein erstes Bier holen will, sind ein paar Jungs schon ordentlich am trichtern. Eigentlich will ich darüber mächtig den Kopf schütteln, aber zum ersten Mal merke ich, dass ich selbst vielleicht auch nicht gerade viel besser bin.
Als ich davor Lucas, Noah und Alexander am Pool gesehen hab, da hat Lucas mich einfach nicht weiter beachtet. Noah hat wieder mal den Erzieher raushängen lassen und mir befohlen um elf wieder auf dem Zimmer zu sein. Blödmann! Einzig Alexander hat sich einen dummen Witz erlaubt und damit die Stimmung wenigstens etwas aufgelockert.
Weil ich auf ein Bier aus dem Fass verzichten kann, kämpfe ich mich bis zum Kühlschrank durch und nehme mir eine Flasche raus. Mit einer Falte zwischen der Stirn stelle ich fest, dass offenbar jemand die letzten verbleibenden Schokoriegel gegessen hat. Ein leichter Anflug von Panik überkommt mich bei dem Gedanken, meine aktuelle Lebenssituation ohne die längst zur Droge gewordenen Dinger aus Kakaobutter und Zucker zu überstehen. Doch ich versuche mein zum Schokoriegel-Junkie mutiertes Ich zu beruhigen, indem ich beschließe, mir morgen gleich eine ganze Palette davon aus dem Großhandel zu besorgen. Außerdem ist das Bier in meiner Hand im Moment gerade ein guter Ersatz.
Ich nehme gerade den ersten Schluck aus der kühlen Flasche, da sehe ich plötzlich Lucas im Türrahmen der Küche stehen.
Augenblicklich quetsche ich mich an den betrunkenen Leuten vorbei.
»Lucas!«, rufe ich, damit er mich sieht, aber da sehe ich auch schon Noah, der neben ihm steht.
Schnell schmeiße ich die Flasche in die Spüle neben mir.
Noahs Blick trifft mich wie der Schuss eines Pfeils. Seine eisblauen Augen durchbohren mich förmlich. Stumm zeigt er auf die Uhr an seinem muskulösen Armgelenk.
In diesem Augenblick, entdeckt mich auch Lucas.
Ich fange seinen Blick auf, doch er sieht schnell weg und zieht mit Noah weiter. Und das fühlt sich an wie ein Stich mitten in meine Brust.
Anscheinend will er mich echt den ganzen Abend lang ignorieren. Und das auch noch nachdem, was gestern zwischen uns vorgefallen ist.
Zu meinem Glück entdecke ich Marlene in diesem Moment — allein. Wir vernichten mit zwei Kerlen, die wir noch nie gesehen haben ein paar kurze und springen dann in den Pool. Eine Weile lang ist das auch ganz lustig, aber irgendwann werden die Gedanken um Lucas zu laut in meinem Kopf. Als ich Lucas dann auch noch allein am Beckenrand vorbeischlendern sehe, da ziehe ich mich augenblicklich aus dem Wasser und versuche ihm zu folgen und ihn dabei zwischen all den Leuten nicht aus den Augen zu verlieren.
Durch die schwitzende Menschenmasse kann ich sehen, wie Lucas Richtung Keller geht. Wahrscheinlich holt er eine Kiste Bier oder andere Getränke. Verstohlen sehe ich mich um, bevor ich ihm heimlich nach unten folge. In unserem Keller riecht es wie immer etwas nach frischem Beton, eben wie einem typischen Neubau. Und ich mag diesen Geruch.
Lucas geht durch die erste Tür in den Flur und ich warte kurz, bis er in das Kellerabteil geschritten ist. Dann betrete ich den unterirdischen Gang ebenfalls und tapse bis zu der Tür von der ich weiß, dass er in diese verschwunden ist. Ich öffne die Tür und sehe ihn. Er hat mir den Rücken zugewandt und hebt gerade eine Kiste Bier hoch.
Kurz zögere ich noch, weil ich nicht weiß, wie er reagieren wird. Schließlich hat es vorhin so gewirkt, als wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben. Aber es ist der Alkohol in meinem Blut, der mir in diesem Moment das nötige Selbstbewusstsein gibt, um alles auf eine Karte zu setzten. Wenn dann, so richtig!
Bevor er mich sieht, lege ich also den Lichtschalter um.
Augenblicklich ist es stockdunkel.
»Hey, Alter, mach wieder das Licht an«, seufzt Lucas, ich kann aber auch etwas Belustigung aus seiner Stimme hören.
Er denkt also, ich wäre Noah. Ich muss schmunzeln.
Meine Augen haben sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt, die durch das Kellerfenster nun gar nicht mehr so dunkel ist und ich schreite auf Lucas zu. Der denkt noch immer, ich sei Noah, weil er die Bierkiste noch nicht abgelegt hat und somit keine freie Hand hat, um die ohnehin nutzlosen Sonnenbrillen abzulegen. Warum verdammt trägt er die Dinger nachts?
»Alter, sag was, das ist grad echt ziemlich creepy«, lacht er jetzt etwas verunsichert, aber seine Stimme klingt noch immer etwas belustigt.
Im nächsten Moment stehe ich auch schon vor ihm und lasse meine Finger über seine Arme streifen.
»Alter, ich weiß, du hast dir was eingeschmissen, aber das wird mir jetzt echt zu krank«, er zieht seine Hand weg, beugt sich nach unten und stellt die Bierkiste nun endlich ab.
Ich nutze die Gelegenheit als er sich wieder erhebt, drücke ihn gegen die Wand hinter sich und nehme ihm die Brille ab. »Ich bin's doch«, flüstere ich.
»Mann, Leia, du bist doch verrückt«, grinst er und ich merke ihm seine Erleichterung deutlich an.
»Aber verrückt ist doch gut«, hauche ich mit meiner angetrunkenen Selbstsicherheit. Und wenn ich mich nicht recht täusche, da fühle ich jetzt erneut eine Beule in seiner Hosengegend.
»Ja, eindeutig.« In seinen Augen liegt plötzlich wieder diese Begierde von gestern Abend. Ich liebe es, wenn er mich auf diese Weise Ansieht, das ist wie ein verdammter Rausch. Denn ich hab gerade das Gefühl, das schönste Wesen auf dieser Welt zu sein.
Ich lasse meine Hände unter sein Shirt gleiten und stöhne leise auf, als ich all die harten Muskeln unter meinen Fingerspitzen fühle.
Im nächsten Augenblick bin ich völlig erschrocken, als Lucas meine Hände nimmt und sie von sich weg drückt. »Leia, wir können das nicht mehr machen!«, versucht er mir klar zu machen.
Was?, schießt es mir durch den Kopf. Erst vögelt er mich und dann macht er einen auf hard to get?!
Lucas bemerkt mein irritiertes Schweigen. »Leia, versteh mich bitte nicht falsch...«, will er ansetzen.
Ja klar, so fängt es immer an, schnaube ich für mich. Es liegt nicht an dir, es liegt an mir, führe ich seine Worte in Gedanken fort.
»Leia, wir können nicht so weitermachen. Das gestern war ein Ausrutscher«, kommt es aus seinem Mund.
Ich entferne mich einen Schritt von ihm. Ich bin also ein Ausrutscher. Autsch! »Wow, als ‚Ausrutscher' wurde ich echt noch nie bezeichnet«, kommt es schließlich von mir. Ich versuche, verwirrt zu klingen, um meine Verletztheit zu verbergen.
»Nein, Grundgütiger, nein, du bist echt kein Ausrutscher, aber wir dürfen das einfach nicht«, versucht er mir zu erklären.
»Und warum nicht?«, hake ich nach.
Er gibt einen tiefen Seufzer von sich. »Weil ich es Noah hoch und heilig versprechen musste«, gibt er schließlich zu.
Nicht zu fassen! Will Noah mich hier etwa wie eine Nonne halten? Ich trete wieder auf Lucas zu. »Aber das hat er doch nicht zu entscheiden«, rede ich ihm zu. »Du kennst ihn doch, er mischt sich immer in alles ein.«
»Ja, aber er ist auch mein bester Kumpel und ich fühl mich einfach schlecht, ihn zu hintergehen«, gesteht er mir. »Ich konnte ihm gestern und heute nicht mal mehr in die Augen sehen.«
Verdammt, dieses Weißbrot ist echt so eine manipulative Schlange! Ich kann es nicht fassen, dass er mein Leben so sehr bestimmen will und offenbar auch noch dazu in der Lage ist. Aber nicht mit mir! Ich habe sein Spiel schon zu lange mitgespielt. Wenn er sein Verhalten nicht ändert, dann werde ich ihn eben mit denselben unfairen Waffen schlagen.
Ich sehe Lucas tief in die Augen. Unser Blick trifft sich in der Dunkelheit.
»Leia...«, will er schon wieder beginnen, doch ich lege ihm behutsam den Finger auf die Lippen. Er stöhnt unter meiner Berührung kaum hörbar auf.
»Schhht«, mache ich und fühle mich unheimlich sexy dabei. Verdammt, warum nur fühle ich mich in seiner Gegenwart plötzlich immer so selbstbewusst und attraktiv?
Dann lege ich meine Lippen auf seine und küsse ihn langsam und innig und er erwidert den Kuss. Einen Moment später lasse ich mich an seinem Körper nach unten gleiten und mache mich am Gürtel seiner Hose zu schaffen.
»Leia, das ist eine schlechte Idee!«, versucht er mich aufzuhalten.
Ich halte mitten in der Bewegung inne. Dann sehe ich zu ihm hoch und grinse teuflisch. »Ich soll also aufhören?«
»Verdammt, nein!«, entfährt es ihm. »Nein, hör nicht auf!«
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Wie denkt ihr, würde Noah reagieren, wenn er das mit Leia und Lucas erfährt? Habt noch einen schönen Nachmittag!
Eure Anna Vanilla ♥️
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