15. Chemicals React
Chemicals React
Wir entscheiden uns, dass wir für heute genug Sponsoren abgeklappert haben und steigen die Treppe auf die Dachterrasse hinauf. Ich bin etwas genervt von meinem Kleid, weil Haymitch mir schon wieder helfen muss, die Treppe hochzukommen.
Doch sobald ich den Kopf hebe, ist der Gedanke bereits verflogen. Die Sonne steht am Horizont. Nicht mehr lange bis sie untergeht. Die Leute tanzen und es herrscht eine ausgelassene Stimmung, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Wir stehen am Treppenabsatz und ich löse mich langsam von Haymitch, während ich mir einen Blick über die Terrasse verschaffe.
Die Terrasse ist rund und hat zwei Etagen. Auf der Unteren stehen Sofas an der Brüstung in regelmäßigen Abständen, auf denen man das Panorama genießen kann. Einige Meter von uns entfernt ist eine Bar. Rechts und geradeaus erstreckt sich die Stadt, links führt eine Treppe auf die obere Etage. Von dort ist Musik zu hören, die die gesamte Terrasse zum Leben zu erwecken scheint. Bunte Lichter scheinen von überall herzukommen und mir wären fast die kleinen Blumentöpfe entgangen.
Ich ziehe Haymitch weiter, an der Bar vorbei zur Treppe und als wir am oberen Treppenabsatz stehen drehe ich mich zu ihm um. „Tanz mit mir", fordere ich ihn auf.
Haymitch sträubt sich sofort dagegen und schüttelt den Kopf. „Süße, such dir einen anständigen Partner zum Tanzen." Er will sich schon umdrehen und sich an die Seite der Tanzfläche stellen, doch ich halte ihn am Arm fest.
„Dir ist klar, dass die Leute uns sowieso zusammen sehen müssen", erinnere ich ihn. „Wir sind das Team für Distrikt Zwölf und müssen etwas Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Vielleicht sprechen uns danach noch Sponsoren an." Ich werfe ihm einen Blick zu.
Er erwidert meinen Blick und seufzt. Dann tritt er einen Schritt auf mich zu und streckt mir seinen Arm auf eine angemessene Weise hin. Mit einem Lächeln hake ich mich bei ihm ein und wir gehen Seite an Seite auf das Parkett. Er lässt mich los und dreht sich vollkommen zu mir. Für einen Moment stehen wir uns gegenüber und schauen uns an.
„Kannst du in dem Ding überhaupt tanzen?", fragt er und grinst belustigt.
„Natürlich. Tritt mir bitte nicht auf die Füße, okay?", sage ich und stelle mich gerade hin.
Sein Grinsen wird breiter und er greift nach meiner Hüfte und zieht mich zu sich. Ich bin zu überrascht, um zu reagieren und taumele nach vorne, aber Haymitchs Griff stabilisiert mich und lockert sich keine Sekunde. Eine Hand ruht auf seiner Schulter und mit der anderen greife ich nach seiner Hand. Er schaut mir kurz in die Augen, bevor er anfängt zu führen, als ein neuer Takt beginnt.
Wir bewegen uns schnell über das Parkett und unsere Füße scheinen den Boden kaum zu berühren. Haymitch führt überraschend gut, besser als ich es ihm nach all den Jahren zugetraut hätte. Als wir etwas sicherer werden, lässt er mich mit einer Hand los und dreht mich mit der anderen. Desto länger wir tanzen, desto größer wird das Lächeln auf meinen Lippen. Unsere Augen finden sich und Haymitch erwidert mein Lächeln mit einem Schmunzeln, als er mich ein weiteres Mal dreht und mich dann sanft zu sich heranzieht. Seine grauen Augen funkeln im Schein der untergehenden Sonne.
Das Lied ist viel zu schnell vorbei. Mit geröteten Wangen löse ich mich von ihm und er führt mich von der Tanzfläche, hinunter auf die erste Etage der Terrasse. Das Schweigen zwischen uns ist alles andere als unangenehm. Eine Hand ruht auf meinem Rücken und mit der anderen berührt er kaum merklich meinen Ellbogen. Er navigiert mich an der Bar vorbei, hin zu einem einsamen Sofa. Wir setzen uns und beobachten leise das Kapitol, wie die Sonne es in eine überirdische Stadt verwandelt. Sie ist schon beinahe hinter den vielen Gebäuden verschwunden und taucht die Stadt in ein orangenes Licht, das von den vielen Fenstern abermals reflektiert wird.
Wir hängen beide unseren eigenen Gedanken nach. Ich schaue in die Ferne, ohne die Ferne wirklich zu sehen, und frage mich, was mit uns passiert ist. Alles was ich sehe ist er und ich frage mich, was sich verändert hat. Ich frage mich, was er darüber denkt. Verhält er sich immer so, wenn er nüchtern ist oder ist es auch für ihn etwas Besonderes?
Nach einer Weile, die Sonne ist schon lange untergegangen und die Nacht hat bereits den letzten Rest der Wärme in sich aufgesogen, schlägt Haymitch vor, zurück ins Penthouse zu gehen. Katniss und Peeta schlafen bereits, wie mir ein Blick auf den Bildschirm verrät und jedes Geschäft mit Sponsoren können wir auch von dort tätigen. Ich nicke langsam. Haymitch steht auf, schaut kurz unschlüssig auf die Stadt und hält mir dann eine Hand hin.
oOo
Ich beobachte Haymitch von meinem Sessel aus, wie er sich an der Bar einen Drink einschenkt. Seine Augen schnellen alle paar Sekunden zum Bildschirm. Ich bemerke, wie nervös er ist. Nicht wegen Katniss und Peeta, ihnen geht es gut, aber wegen Chaff.
Chaff hat sein Nachtlager nicht weit von Katniss, Peeta, Finnick und Mags aufgeschlagen. Einen Sektor weiter. Er schläft nicht, sondern betrachtet den Himmel, während er das Messer schärft, das er am Füllhorn erbeuten konnte, nachdem alle anderen bereits fort gewesen waren.
Seeder hat den ersten Tag nicht überstanden. Ich kannte sie nicht genug, um um sie trauern zu können, doch sie erschien mir wie eine halbwegs vernünftige Frau.
Haymitch wirft sich neben mir in seinen Sessel und reicht mir ein Glas. Es ist nicht dasselbe, was er sich eingeschenkt hat, aber ich vertraue darauf, dass er mir etwas nicht allzu Starkes gibt. Schweigend starren wir auf den Fernseher. Katniss und Finnick wechseln sich mit der Wache ab.
Sie zeigen kurz Chaff, der gegen einen Baum gelehnt ist, jedoch keine Anstalten macht einzuschlafen.
„Machst du dir Sorgen um ihn?", frage ich ihn. Erst jetzt, wo ich das Schweigen gebrochen habe, bemerke ich, dass es kein angenehmes Schweigen war.
Haymitch ist tief in Gedanken und braucht einen Moment, um zu realisieren, dass ich etwas gesagt habe. Langsam neigt er seinen Kopf in meine Richtung. „Er hätte mit Finnick gehen sollen, so wie ich es ihm gesagt habe", murmelt er leise, dreht sich dann wieder zum Bildschirm, ohne meinen Augen zu begegnen.
Ich verstehe, was Haymitch durch den Kopf geht. Chaff wäre in einer Gruppe sicherer. Sollte er jetzt einschlafen, riskiert er, dass ihn einer der anderen Tribute findet und ausschaltet. Allerdings ist es mir ein Rätsel, wieso er sein Lager so nah an den anderen aufstellt, denn ich glaube nicht, dass er ihnen etwas tun würde.
Ich schweige. Nach einer Weile setze ich mich auf. Es ist nichts Spannendes passiert und ich weiß, dass Haymitch sowieso nicht schlafen gehen wird. „Ich gehe ins Bett", sage ich, stelle das Glas auf den Tisch und stehe auf. „Gute Nacht."
„Gute Nacht, Süße."
oOo
Ich bin noch nicht völlig in die Tiefschlafphase gefallen, als mich irgendjemand an den Schultern packt und rüttelt. Für eine Sekunde setzt mein Herz aus. Ich zucke zusammen. Adrenalin schießt mir ins Blut und mein erster Instinkt ist es, mich nicht zu bewegen. Dann dringt seine Stimme an mein Ohr. „Effie, wach auf." Er muss mein Zucken bemerkt haben, der er streicht mir beruhigend über die Wange.
Ich atme auf, rolle mich zur Seite und blinzele. „Haymitch." Es klingt eher wie eine Frage als wie eine Feststellung.
Er nickt sanft, doch sein Gesicht ist angespannt. Er hockt am Rande meines Bettes, als würde er jeden Augenblick aufspringen. „Es hat sich was getan", sagt er vorsichtig, um mir keine Angst zu machen. „Beeil dich."
Dann steht er auf und verschwindet durch die Tür. Der letzte Rest der Müdigkeit ist verflogen. In Windeseile springe ich aus dem Bett und eile ins Badezimmer. Ich schlüpfe schnell in meinen rosa Bademantel und renne dann ich ins Wohnzimmer, um nichts zu verpassen.
Haymitch hört mich nicht kommen, denn ich habe keine Highheels an, die mich bemerkbar machen würden. Keine Zeit dafür. „Was ist passiert?", frage ich stattdessen und er dreht den Kopf in meine Richtung.
Haymitch mustert mich von oben bis unten und schmunzelt dann. „Schicker Bademantel, aber war der mit Glitzer schon ausverkauft?" Ich werfe ihm einen Blick zu und er lacht. „Noch alles okay, aber ich wollte dich lieber früher wecken, denn ich habe das Gefühl, dass hier gleich die Post abgeht."
Ich setze mich neben ihn auf das lange Sofa und ziehe die Beine an. In diesem Moment bewegt sich Katniss plötzlich. Unsere Köpfe schnellen zum Bildschirm.
Ein Nebel schleicht sich langsam durch das Unterholz des dunklen Dschungels. Katniss verharrt für einen Augenblick, lehnt sich nach vorne und streckt die Fingerspitzen aus. Sie hält die Luft an. Wir halten die Luft an. Der Nebel rollt an und versengt ihre Finger.
Obwohl wir darauf vorbereitet waren, lässt ihr Schrei uns zusammenzucken. Ich drücke mich gegen den Sofarücken und bette mein Kinn auf meinem Knie. Jetzt geht alles blitzschnell. Katniss hat die Gefahr realisiert, springt auf, dreht sich zu den anderen noch Schlafenden um und brüllt.
„Rennt! Rennt!" Finnick springt sofort auf und reißt seinen Dreizack defensiv nach vorne. Als er den Nebel registriert, schnappt er sich Mags und rennt. Peeta braucht länger, doch Katniss zerrt ihn durch die Wälder. Sie ruft ihm etwas zu und er taumelt zur Seite. Sein Bein.
„Oh nein, Haymitch, sein Bein!", entfährt es mir, als er wieder strauchelt. „Wir müssen etwas tun, wir haben noch Sponsorengelder, wir müssen-"
„Was denn?", unterbricht er mich beinahe harsch, aber ich wende meine geweiteten Augen nicht vom Bildschirm. „Wir können nichts tun, Effie."
Hilflos sehe ich zu, wie Peeta zu Boden stürzt und Katniss mit ihm. Sehe die Nebelwand, die sich hinter ihnen aufbaut. Sehe wie Katniss Peeta anfleht, ihm etwas zuflüstert. Tränen bahnen sich an. Sie dürfen nicht sterben. Sie müssen es schaffen. Und ich weiß, dass es irgendwie einen Weg gibt. Es kann doch nicht jetzt einfach so zu Ende sein, oder? Es muss ein Trick sein, ein Traum, den mein Gehirn mir vorspielt.
Sie keuchen. Ich keuche. Ich habe das Gefühl nach vorne zu fallen, obwohl ich mich zurückgelehnt habe.
Dann kommt der Punkt, auf den ich die ganze Zeit gewartet habe. Nur läuft es nicht so, wie ich es erwartet habe.
Finnick kommt zurück, greift sich Peeta und hievt ihn sich auf die Schultern. Seine Hände zucken unkontrolliert. Mags klettert auf Katniss' Rücken. Aber sie kommen nicht weit. Katniss kann ihr Gewicht nicht tragen, denn ihr Bein zuckt wie verrückt. Sie fällt dreimal, kommt aber nur zweimal hoch.
„Was ... Was macht sie da?", frage ich, aber meine Stimme klingt so verzerrt, dass die Worte kaum zu verstehen sind. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen.
Noch vor einer Sekunde saß Mags auf Katniss' Rücken, dann hat sie sich schon aufgerappelt und drückt Finnick einen Kuss auf die Lippen. Dann bevor es irgendjemand von ihnen verhindern kann, macht Mags auf dem Absatz kehrt und rennt geradewegs in den Nebel.
Abrupt wende ich den Kopf ab und schließe die Augen. Ich kann es nicht fassen, dass ihre Kameras durch den Nebel hindurch filmen können. Mein Magen macht einen unangenehmen Satz und ich bin dankbar, dass ich kaum etwas zu Abend gegessen habe.
Dann erinnere ich mich an Haymitch, der still wie ein Grab neben mir auf dem Sofa sitzt. Mags hat eine große Rolle für ihn gespielt. Sie war wie eine Mutter für sie alle.
Ich weiß, dass ich nichts tun könnte, um ihn zu trösten und trotzdem lege ich meine zitternde Hand auf seine. Ich habe erwartet, dass er sie wegzieht, doch sein ganzer Körper zuckt vor meiner Berührung zurück. Erschrocken hebe ich den Kopf. In seinen Augen funkelt blinde Wut. Und dann sehe ich den Vorwurf. Kapitol. Das Kapitol ist dafür verantwortlich.
Und ich bin das Kapitol.
Ohne etwas zu sagen, ziehe ich meine Hand zurück und starre ihn für eine Sekunde einfach nur an. Er erwidert meinen Blick, aber sein Ausdruck ändert sich nicht. Dann drehe ich den Kopf nach vorne und beiße mir auf die Lippe.
Katniss, Peeta und Finnick haben den Nebel hinter sich lassen und ich kann erleichtert aufseufzen, auch wenn die Affen mir ein ungutes Gefühl im Magen bereiten. Sie erreichen das Wasser und lassen sich erschöpft in den Sand fallen. Chaff hat es aus dem Sektor rausgeschafft, bevor ihm der Nebel zu nah kommen konnte. Er sitzt in der Ferne, beobachtet die Gruppe, die sich bedürftig am Strand niedergelassen hat und isst ein paar Nüsse.
Mein halbleerer Drink von eben steht immer noch auf dem Tisch. Ich schnappe mir das Glas und gehe zur Bar, um mir neu einzuschütten. Auf dem Weg trinke ich den Rest. Ich schütte mir dasselbe ein, das Haymitch noch vor ein paar Stunden getrunken hat. Ich schenke ihm auch ein Glas ein.
Ich weiß, dass er es nicht trinken wird, weil er wütend auf mich ist. Aber es ist amüsant ihm dabei zuzusehen, wie er dem Alkohol widersteht, nur um seinen Dickkopf durchzusetzen.
Ich stelle ihm das Glas vor die Nase und setze mich wieder. Wie erwartet würdigt er es keines Blickes. Mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen wende ich mich ab.
In der Zwischenzeit haben Katniss und Peeta angefangen, sich von dem Gift in ihrer Haut zu befreien, indem sie sich langsam ins Wasser bewegen. Finnick liegt immer noch am Strand und sieht aus, als wäre er tot. Sobald die beiden ihre Körper wieder genug unter Kontrolle haben, ziehen sie Finnick Stück für Stück in das Salzwasser. Ich bin erleichtert, dass das Gift des Nebels keine langwierigen Folgen hinterlässt.
Mein Glas ist schnell geleert und ich wundere mich darüber, dass ich plötzlich so viel vertrage. Der Alkohol war stark, aber mein Kopf fühlt sich kaum benebelt an. Ich seufze und werfe Haymitch einen Seitenblick zu. Er beäugt den Fernseher skeptisch. Seine Miene hat sich etwas entspannt, aber das Glas hat der trotzdem nicht angerührt.
Peeta verlässt den Strand und beginnt ein Loch für den Zapfen zu bohren. Die Kamera zoomt zurück und die Affen fahren ins Bild, die sich wie eine riesige Meute um ihn gescharrt haben und ihn schweigend beobachten. Peeta scheint sie nicht zu bemerken.
Scharf atme ich ein und halte die Luft an. Katniss und Finnick folgen ihm. Sie bemerken die Affen sofort. Katniss greift nach ihren Pfeilen und Finnick hält den Dreizack schützend vor seiner Brust. Angriffsbereit. Langsam nähern sie sich Peeta, doch sie wagen es nicht, einen zu hektischen oder lauten Schritt zu machen.
„Peeta", sagt Katniss ruhig. „Ich brauche hier mal deine Hilfe."
„Okay, nur eine Minute noch. Ich hab's gleich", murmelt er, zu sehr mit dem Baum beschäftigt. Er bemerkt wirklich nichts. „Hast du den Zapfen?"
„Hab ich, aber wir haben etwas gefunden, das du dir unbedingt mal ansehen solltest. Beweg dich leise in unsere Richtung, damit du es nicht erschreckst."
„Okay", erwidert Peeta ahnungslos und dreht sich um. Sein Gesichtsausdruck ist vorsichtig und er bewegt sich langsam, wie Katniss es ihm gesagt hat. Seine Augen gleiten nach oben, es dauert keine Sekunde. Das nächste was ich sehe ist eine Herde aus Affen, die mit ausgefahrenen Klauen auf Peeta zustürzt.
Katniss lässt ihre Pfeile fliegen. Finnick macht einen Satz nach vorne und sticht mit seinem Dreizack wahllos auf die Körper der Affen ein. Sie kämpfen Seite an Seite. Peeta rappelt sich auf und sie drehen sich mit dem Rücken zueinander, um der wild gewordenen Meute aus Mutationen gegenüberstehen zu können.
„Hättest du ihn nicht verdammt noch mal warnen können?", zischt Haymitch neben mir. Seine Stimme klingt wütend.
Es ist als würden für jeden gefallenen Affen, zwei neue vorrücken. Es dauert nicht lange, bis Katniss die Pfeile ausgehen. Sie dreht sich zu Peeta, der einen zweiten Köcher trägt, als sie die Mutation sieht, die im hohen Bogen auf Peeta zufliegt. Sie rennt auf Peeta zu, ohne brauchbare Waffe in den Händen und die einzige Möglichkeit, die sie hätte, wäre sich vor ihn zu werfen und ihn mit ihrem Körper abzuschirmen.
Aber Katniss ist zu weit weg. Sie schafft es nicht rechtzeitig zu Peeta. Im Gegensatz zu der morphinabhängigen Frau aus Distrikt 6. Keiner hat sie bemerkt, nicht einmal die Affen. Ihr drohte keine Gefahr und doch springt sie mit einem Schrei dem Affen in die Arme, dessen Klauen sich sofort in ihre Brust bohren.
Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, was sich gerade ereignet hat. Die Frau liegt auf dem Boden. Ihre Brust ist in Blut getränkt und sie atmet flach. Sie haben den Affen sofort getötet. Katniss und Peeta tragen sie zurück zum Strand und legen sie sanft im Sand nieder.
Die Augen der Frau sind groß und starren in den Himmel. Sie wimmert vor sich hin. Katniss streicht ihr sanft über die Wange und Peeta beginnt zu erzählen. Man hört nichts, sie haben seine Stimme rausgeschnitten, aber man sieht, wie die Siegerin ihre Hand hebt und ihm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen eine Blume auf die Wange malt.
Die Szene sieht so friedlich aus, so völlig aus dem Kontext und doch wunderschön. Als könnte nichts, nicht einmal die Arena, den grundlegenden Wert des Miteinanders aus ihren Herzen verbannen. Dann ertönt die Kanone und setzt alles wieder auf Anfang.
Eine Träne rinnt mir über die Wange. Ich hebe meine Hand, um sie wegzuwischen, nur um von einer Welle von ihnen ersetzt zu werden. Ein Schluchzen entfährt meiner Kehle. Ich wende meinen Kopf diskret zur Seite. Ich will es nicht mehr sehen. Ich kann es nicht mehr sehen. Diese Sinnlosigkeit. Katniss und Peeta sollen leben, aber wie lebt man, wenn jeder Tod dich ein bisschen mehr tötet? Bringt man sich bei dem Versuch zu überleben nicht auch selbst um? Zu welchem Preis?
Ich lasse das Notepad auf dem Tisch liegen als ich aufstehe und in mein Zimmer fliehe. Falls irgendetwas passiert, hat Haymitch die Mittel, um sich mit den Sponsoren in Verbindung zu setzen, was sowieso von Anfang an seine Aufgabe gewesen wäre.
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Heute doch schon ein neues Kapitel, weil ich heute auf FF.de geuploaded habe und ich die Updates ja eigentlich parallel machen will. :) Wie hat euch das neue Kapitel gefallen?
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