Kapitel 20
Wie betäubt lasse ich das Handy sinken.
Ich weiss ganz genau wer am anderen Ende der Leitung war.
Er hat jeden Grund mich zu hassen.
Nachdem er aufgelegt hat, weigere ich mich, mich weiter mit meinen Brüdern zu unterhalten und schließe meine Augen, um meine Umwelt einfach ausblenden zu können.
Um in Erinnerungen schwelgen zu können, als noch alles in Ordnung war und als er mich noch nicht gehasst hat.
Als Dean noch gelebt hat.
Einer nach dem Anderen verlässt mein Zimmer und nur ich bleibe zurück.
Am Nachmittag wache ich auf und meine Mutter sitzt neben mir, mit Tränen in den Augen.
"Mein Baby. Endlich bist du wieder wach. Es tut mir so leid, dass ich nicht da war. Ich bin extra für einen Tag hierher geflogen. Wie geht es dir?"
"Alles in Ordnung Mama..." sage ich und nehme ihre Hand.
"Deine Brüder haben mir erzählt, dass Hektors Männer das getan haben. Ich habe mit Marc gesprochen. Wir müssen eine Lösung dafür finden. Niemand wird mein Baby nochmal verletzten."
Mühsam blinzle ich und lächle sie an.
"Übrigens stehen Miranda und Hunter draußen vor der Tür und wollen dich sehen. Ich bleibe noch bis heute Abend hier, dann muss ich aber leider wieder los."
Sie lächelt mich noch einmal traurig an, streicht mir über mein Gesicht und geht dann zur Tür, um sie für Hunter und Miranda zu öffnen, die davor warten.
Als die beiden eintreten, verlässt meine Mutter das Zimmer und verschwindet in den Flur.
Die beiden bleiben aber nicht lange, denn Miranda muss ihrer Mutter mit ihren kleinen Geschwistern helfen und Hunter hat mir eben eröffnet, dass er Morgen für zwei Wochen in die Karibik fährt.
Sie verabschieden sich und ich schlafe kurz danach wieder ein.
Ich wache auf, als ich merke, wie mir jemand über die Haare streicht.
Dieses Mal sitzt Aidan neben mir und sieht mich besorgt an.
"Wie geht es dir?" fragt er mich.
"Ganz ok."
Ich merke die Schmerzen zwar noch sehr stark, trotz Schmerzmittel, aber das brauch er ja nicht zu wissen.
Er nimmt meine Hand und küsst sie.
"Du hast mich so erschreckt. Uns alle. Wir hatten solche Angst um dich."
Sein Gesicht ist dicht an meinem, so als würde er mich gleich küssen.
Unangenehm berührt drehe ich mein Gesicht weg und er beobachtet mich schweigend.
Meine Augen schließen sich schon fast wie von selbst und ich verfalle in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen wache ich auf und sehe Aidan mit seinem Kopf auf meinem Bett schlafen.
Ich lächle und streichle ihm über die Haare.
Die nächsten Tage sind langweilig und ereignislos.
Nach sieben Tagen im Krankenhaus will ich unbedingt weg hier und überrede den Arzt, gegen den Willen meiner Brüder, Aidan und Jason, mich schon einen Tag früher zu entlassen.
In der Zeit, in der ich im Krankenhaus lag, haben sie mich alle häufig besucht und auch Miranda ist jeden Tag vorbeigekommen.
Von Hunter bekomme ich dauernd Nachrichten mit wunderschönen Bildern vom Strand.
Zuhause werfe ich mich erst einmal wieder ins Bett.
Endlich wieder in meinem schönen, kuscheligen weichen Bett.
2 1/2 Jahre früher
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"Komm schon. Der Hacken muss schneller kommen, sonst komme ich durch deine Deckung durch. Los. Versuche es noch einmal."
Ich strecke meine Hand aus und helfe Miranda vom Boden hoch.
Zum x-ten Mal habe ich sie jetzt zu Boden schlagen können, weil sie sich noch zu langsam bewegt.
"Deckung wieder hoch und nochmal." befehle ich und sie hält sich wieder ihre Hände schützend vor das Gesicht.
So trainieren wir weiter, bis ich im Augenwinkel eine Bewegung sehe, die auf uns zukommt.
Kurz spanne ich mich an, bis ich realisiere, dass es Dean ist.
Miranda und ich pausieren kurz den Kampf und er kommt auf sie zu geschlendert.
"Hey." sagt er und küsst sie zur Begrüßung.
"Ich habe nicht viel Zeit. Muss gleich schon weiter in die Arena, aber ich wollte mir nur noch kurz mal Glück wünschen lassen vor meinen Kampf."
Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.
"Du brauchst kein Glück. Du bist einer der besten Kämpfer die ich kenne."
Trotzdem umarme ich ihn auch nochmal fest.
"Ich warte auch auf dich, bis du wieder da bist." höre ich Miranda leise sagen.
Er lächelt angespannt, ein Gesichtsausdruck, den wir nur zu gut von ihm kenne, und streicht ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Bis nachher." verabschiedet er sich und geht auf die Tür zu.
Dort angekommen dreht er sich nochmal zu ihr um und zieht leicht seine Mundwinkel hoch.
"Oh ihr beiden seid so süß." schwärme ich.
Schon am Ende unseres Trainings kommt er blutverschmiert wieder durch die Tür.
In seinen Augen sehen wir die Leere, die jeder von uns hier spürt.
Er küsst Miranda auf den Scheitel und gemeinsam gehen wir zu unserem "Schlafsaal".
Er wird Schlafsaal genannt.
Eigentlich ist es nur eine riesige Lagerhalle, wo alte Matratzen herumliegen.
Hier schlafen alle Kämpfer und wir sind ungefähr 80, also ist es hier auch immer ziemlich laut, aber daran hat man sich schon nach kurzer Zeit gewöhnt.
Die anderen beiden legen sich sofort schlafen, glaubt mir, dass braucht man bei den Bedingungen unter denen wir hier leben, aber ich bleibe wach.
Seitdem ich hier bin kann ich nur sehr wenig schlafen.
Ein bis zwei Stunden pro Tag, wenn es hochkommt.
Jede Woche, finden zwei Mal jeweils drei Kämpfe statt und die Sieger kehren nach dem Kampf immer in den Schlafsaal zurück.
So erkennen wir, wer es nicht geschafft hat.
Es ist uns nicht erlaubt die Kämpfe anzusehen.
Die Zeit vergeht langsam und ich warte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich Schritte im Flur höre.
Ein Lächeln breitet sich schon auf meinem Gesicht aus.
Bis die Kämpfer den Raum betreten.
Es sind nur zwei.
Ich stürme auf die Jungen zu.
Beide kenne ich nur vom Sehen.
"Was ist passiert? Wo ist der Dritte?"
Sie werfen sich unbehagliche Blicke zu und der, mit einem stark geschwollenen Auge erhebt die Stimme.
"Er hat verweigert."
"Was meinst du, er hat verweigert?"
Plötzlich fühle ich mich ganz kalt.
"Er sollte einen kleinen Jungen töten und er hat es nicht getan. Du weißt was dann passiert."
Wie betäubt nicke ich, drehe mich um und gehe zu meiner Matratze zurück.
Mein Blick ist starr geradeaus gerichtet.
Jeder weiss was dann passiert.
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