Kapitel 16
Ich setzte ein falsches Lächeln auf. "Mach dir keine Sorgen. Der Typ vorhin war mein Ex-Freund Ben. Mason ist nur sauer auf ihn. Der Rest braucht dich gar nicht zu kümmern."
Denkt er etwa ich bin die Schwächste von uns Vieren und er kann mich einfach so ausquetschen?
Idiot.
"Komm mir nicht mit 'das geht dich nichts an'. Mason hat mir eben gedroht, falls du das Vergessen hast. Er will, dass ich dich im Unterricht die ganze Zeit begleite und das alles wegen deines Ex-Freundes? Was hat er den getan, dass ihr so reagiert?"
Mein Lächeln verrutscht leicht. "Wie du grade gesagt hast: Es geht dich nichts an. Komm jetzt! Ich muss noch zu meinem Spind."
Wütend stapft er an mir vorbei und ich folge ihm, das falsche Lächeln mittlerweile völlig aus meinem Gesicht verschwunden.
Deutsch läuft genauso ab wie Englisch.
Gedankenversunken schwelge ich in Erinnerungen.
Ich war 15, als ich mit Ben zusammen war.
Jemand greift nach meiner Hand und zieht mich zurück, als ich grade Ben aus der Eingangstür unserer Schule folgen will.
Graue Augen starren mich an.
In ihnen spiegelt sich Wut und ... ist das Eifersucht?
Ich bleibe abrupt stehen.
"Was willst du von mir?" frage ich verwirrt.
"Geh nicht mit ihm! Er ist gefährlich! Du kannst ihm nicht vertrauen!" presst er hervor.
Ich lache ihm ins Gesicht.
"Bist du etwa eifersüchtig?" frage ich ihn ungläubig.
"Natürlich nicht." antwortet er schnell und ich merke, wie sich bei seiner Antwort mein Magen zusammenzieht.
"Dann kann ich dir auch egal sein." fauche ich zurück und will mich von ihm abwenden.
Tränen bilden sich in meinen Augen und ich versuche mühsam sie zurückzuhalten.
"Selene, warte so meinte ich das nicht!" seufzt er, aber ich reiße mich wütend und gleichzeitig enttäuscht los.
"Lass mich in Ruhe, Ryder!"
Ich werfe ihm über meine Schulter einen letzten wütenden und gleichzeitig verletzten Blick zu und laufe dann Ben hinterher.
Es sollte das letzte Mal sein, dass ich Ryder für eine lange Zeit sehen werde.
Aidan setzt sich neben mich, schweigt mich dafür aber die ganze Zeit an und ignoriert mich so gut es eben geht, wenn man jemanden bewachen muss.
In der Mittagspause geht er, immer noch wütend, mir voran in die Cafeteria.
Dort sitzen meine Brüder schon an ihren Stammplatz und haben ihre Köpfe zusammengesteckt.
Als Aidan sich neben sie setzt verstummen alle drei und seine Miene verfinstert sich weiter.
Ich setzte mich neben Jace, der mich an sich drückt.
Ehh ok.
Langsam fange ich an, mich von allen ein bisschen eingeengt zu fühlen, darum entferne ich seinen Arm von meiner Schulter und rutsche ein Stück weg.
Er sieht mich daraufhin beleidigt an und ich strecke ihn meine Zunge raus.
"Warum bist du nicht bei deiner Freundin Miranda?" frage ich ihn mit einem fiesen Lächeln.
Es passiert was, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe.
Er wird doch tatsächlich total rot.
Ohh wie süß.
"Hunter ist doch bei ihr." grummelt er.
Sehe ich da so etwas wie Eifersucht in seinen Augen?
Ich sollte echt versuchen die beiden zu verkuppeln.
"Als ob je was zwischen den beiden laufen würde." schnaube ich.
Glaubt mir die beiden sind nur richtig gut befreundet.
Er ist wie ein Bruder für sie.
Außerdem hat sie mir auch selber gesagt, dass sie nichts von ihm will.
Jace Blick hellt sich wieder ein bisschen auf. "Wirklich?" fragt er hoffnungsvoll.
Als er merkt, was er grade gesagt hat läuft er wieder rot an und lässt seinen Blick auf den Tisch fallen.
Lachend haue ich ihm auf die Schulter.
"Wirklich." sage ich und er lächelt mich doch tatsächlich an.
"Warum ist Miranda nicht in der Schule und warum ist Hunter bei ihr?" schaltet sich Aidan ein.
Keine Antwort.
Wütend steht er auf und wendet sich zum Gehen.
"Aidan, hinsetzen! Oder hast du unser Gespräch von vorhin etwa vergessen?" fragt Mason bedrohlich.
Aidan schluckt und setzt sich wieder auf seinen Platz.
Meine Brüder fangen wieder an leise miteinander zu reden und ich drehe mich um, um mich in der Cafeteria umzuschauen.
In einer Ecke sehe ich Emily und Jamie sitzen.
Traurig blicke ich zu den beiden rüber.
Ich vermisse sie wirklich.
Der Rest der Schulzeit verläuft ruhig.
Aidan sitzt die ganze Zeit stumm neben mir und ich fahre nach der Schule mit Mason nachhause.
In meinem Zimmer langweile ich mich und fange sogar an aufzuräumen.
Um 17.00 höre ich es an der Tür klingeln.
Meine Tür steht offen und darum höre ich überhaupt erst seine Stimme.
Ganz entspannt gehe ich die Treppe runter, sehe ihn mit dem Rücken zu mir stehen und sich mit Aidan unterhalten.
Wenn man das unterhalten nennen will.
Er hält ihm eine Pistole an den Kopf.
Er war noch nie der Geduldigste.
"Du wirst mir jetzt sofort sagen wo sie ist verstanden? Sonst hast du gleich eine Kugel im Kopf."
Aidan sieht mich kurz über seine Schulter hinweg an.
Seine Augen flehen mich an wieder nach oben zu gehen und er schüttelt seinen Kopf.
"Nein werde ich nicht."
Das reicht.
Ich stelle mich hinter Ben, ziehe meine Pistole, entsichere sie und drücke sie gegen seinen Hinterkopf.
"Hallo Ben." sage ich und lächle ihn kalt an.
Er wendet seinen Kopf leicht in meine Richtung. Auch er lächelt.
"Selene. Wie schön dich endlich mal wiederzusehen."
Kalt lache ich.
"Das kann ich leider nicht behaupten. Mutig von dir dich nach drei Jahren wieder hierher zu trauen. Was willst du?"
Aus dem Augenwinkel sehe ich meine Brüder und Onkel Marc mit gezückten Waffen aus dem Wohnzimmer näherkommen.
In der Tür stehen fünf von Bens Männern.
Vor ein paar Jahren gehörten sie mal zu uns.
Jeden von ihnen kenne ich mit Namen.
Sie haben mir beim Aufwachsen zugesehen, für meinen Vater und später auch für meinen Onkel gearbeitet.
Und jetzt wagen sie es ihre Waffen gegen uns zu richten?
Das macht mich unglaublich wütend.
Ben dreht sich zu mir um und streckt an meiner Waffe vorbei seine Hand aus und legt sie auf meine Wange.
Schneller als einer der anderen reagieren kann habe ich ihm, mit aller Kraft, ein Schlag in sein Gesicht verpasst.
Seine Nase fängt an zu bluten und sein Gesichtsausdruck verdüstert sich.
Berechnend wandert sein Blick über meinen Körper.
Unruhig treten seine Männer von einem Bein zum anderen und blicken Ben abwartend an.
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