Kapitel 8

Ich öffne die Tür von dem Haus und gehe rein. Der Duft von Kuchen schlägt mir entgegen. Ich wusste nicht dass der Roboter backen kann. Aber kann mir auch egal sein: Ich habe keinen Hunger. Aber warte, Lorcan muss dann den Roboter angestellt haben, was ich mir bei seiner mangelnden Symphatie allerdings nicht vorstellen kann.

Also heißt das, dass Lorcan gebacken haben muss. Aber warum? Ist heute etwas besonderes? Nicht das ich wüsste.

Ich trete die Tür zu und gehe nach oben in mein Zimmer. Ich schrecke zurück, als ich Lorcan auf meinem Bett sitzen sehe. Sicherheitshalber halte ich mich am Türrahmen fest.

Er scheint amüsiert darüber zu sein, dass es mich aus der Fassung bringt.

Also verschränke ich die Arme vor der Brust. Hatte ich gestern nicht gesagt dass das Zimmer abgeschlossen werden sollte? Perfekter Schutz. Mit meinem einen Arm deute ich auf die Tür. Meine eine Seite will wissen, wie er hier hinein gekommen ist, die andere möchte ihn aber sofort rausscheuchen. Das Problem ist nur, ich kann mich nicht entscheiden welche Seite ich nehmen will.

Lorcan bemerkt meine Unsicherheit. ,,Ich dachte du wüsstest wie Parcour geht?", fragt er nach.

Auf einmal komme ich mir sehr dämlich vor. Ja, ich weiß es. Und durch das Fenster ist er reingekommen. In dem Moment weht eine leichte Brise rein und ich halte meine Kapuze fest, welche ich wieder aufgesetzt habe. Mein Arm sinkt langsam runter. Er kann doch mehr als ein paar Mädchen durchzumachen.

Lorcan schaut mich wissend an. ,,Bist du stumm?", fragt er nach.

Ich blinzel ein paar mal. Ist das wirklich Lorcan der da sitzt? Ohne zu zögern schüttel ich den Kopf. Vielleicht hätte ich sagen sollen dass ich stumm bin, da es schlauer gewesen wäre. Aber jetzt ist es zu spät.

Er steht auf und ich starre ihn an.

Mein Blick gleitet zu dem Messer, welches ich auf meine Kommode gelegt habe. Es ist weg. Ich schaue wieder zu Lorcan.

Er ist meinem Blick gefolgt. ,,Waffen im Zimmer zu haben ist nicht sehr ratsam", bemerkt er.

Wow. Dankeschön. Willst du mir jetzt auch noch erklären dass es den Weihnachtsmann gibt? Viel Glück dabei. Ich verspanne mich als er mir näher kommt.

,,Die Unterrichtszeit beginnt", sagt er. Dabei geht er durch die Tür.

Ich hasse mich dafür, dass ich mich von ihm habe einschüchtern lassen. Warum bin ich nur so bekloppt!?

,,Ach ja, warum redest du nicht mit mir?", fragt Lorcan nach.

Ich seufze, so dass er es nicht hört. Dann gehe ich in mein Zimmer und flüster:,,Screen." In dem Messenger-Modul, schicke ich ihm eine Nachricht, in der drinnen steht dass ich ihm nicht sagen möchte wer ich bin.

Lorcan schaut zu mir, nachdem er die Nachricht gelesen hat. Dann zieht er eine Augenbraue hoch.

,,Gut, wie du meinst." Warum ist er jetzt so freundlich? ,,Kommst du?"

Kann ein Mensch von einem Tag auf den andere so freundlich werden? Ich glaube eigentlich nicht. Das heißt Lorcan wäre ein Wunder, was ich aber auch wieder nicht zugeben möchte.

Er schaut mich immer noch fragend an.

Ich kapiere erst nicht was er meint, dann nicke ich. Lorcan geht die Treppe runter und ich folge. Dabei gehe ich noch einmal im Kopf durch, ob heute wirklich nichts besonderes ist. Aber nein, so ist es nicht.

,,Du kannst dich hinsetzen! Wir schauen uns jetzt von den Mitbestreitern Videos an!", ruft er von irgendwoher.

Was? Stopp mal: Bin ich hier im falschen Film? Das ist doch nicht mehr normal. Aber nun gut, es kann mir ja auch egal sein. Also gehe ich ins Wohnzimmer und lasse mich auf den Sessel fallen. Dabei verrutscht meine Kapuze und ich richte sie schnell wieder. Eine Minute später kommt Lorcan in das Zimmer. In seinen Händen hält er ein Tablett, wo Muffins drauf sind. Naja, fast Kuchen also. Aber weshalb backt er Muffins? Ich meine, den Roboter hat er nicht angestellt, sonst wäre der nämlich schon längst hier gewesen.

Er stellt das Tablett auf dem Tisch ab und setzt sich auf die Couch. ,,Greif zu. Und glaub mir: Ich habe nicht vor dich damit zu vergiften." Um seine Worte noch einmal zu bestärken, greift er sich selber einen und beißt rein.

Ich warte vorsichtshalber eine Minute, aber nichts passiert. Also nehme ich mir auch einen und ziehe meine Maske runter. Dann beiße ich vorsichtig ab und stelle fest dass sie gut schmecken. Verdammt gut! Ich zeige ihm einen Daumen nach oben. Wenn er nett sein kann, dann ich auch. Ich esse weiter und warte.

Zwei Minuten später wirft Lorcan seinen Screen an die Wand. ,,Also, ich hoffe du hast gesehen wer unsere Gegner sind."

Ich nicke. Das habe ich ja schon.

,,Mir ist aufgefallen dass Where is my opponent? Probleme mit der Höhe hat, während ihre Schwester nicht so gut das Gleichgewicht halten kann", erklärt er mir, was ich schon weiß.

Also nicke ich erneut und beiße in den Muffin.

,,Du hast Videos von ihnen gesehen?", rät Lorcan.

Jap, das habe ich. Also nicke ich wieder. Irgendwie ist das nervig.

Er klickt auf ein Video von Where is my opponent? und startet.

Ich kenne es noch nicht, aber es sieht sehr gemacht aus. Zu gemacht. Ich bedeute Lorcan dass er anhalten soll und schaue es mir erneut an. An der einen Stelle tritt sie mit ihrem Fuß in die Luft und springt von da ab. Na also. Sie schummelt.

Lorcan hat es ebenfalls bemerkt. ,,Das ist Betrug", stellt er fest.

Tja, scheint wohl so. Allerdings habe ich auch schon öfter mal betrogen ... nicht bei den Videos natürlich! Nur bei Geld und so weiter und sofort.

Er lässt das Video weiterlaufen und wir schauen zu, während ich meinen Muffin aufesse.

Sonst entdecken wir nichts, was auf weiteres Schummeln hinweist. Es ist zwar gut gemacht, aber nicht gut genug.

Lorcan öffnet ein Video von ihrer Schwester I'm here.

Dieses ist ebenfalls woanders aufgenommen worden und sie wurde hineingeschnitten. Einmal schwingt sie sich über einen Block, den man aber nicht sieht. Deshalb sind darunter auch viele nicht nette Kommentare. Wir ignorieren sie weiterhin. Dann öffnet Lorcan ein weiteres Video, während ich mir noch einen Muffin schnappe. Die sind so lecker!

Er sieht aus dem Augenwinkel was ich mache und lächelt leicht.

Ich ignoriere sein Lächeln und genieße das Essen stattdessen. Es kann ja nicht schaden, einmal etwas zuzunehmen. Ich schaue an mir hinab. Vor allem bei meinem Gewicht ...

,,Diese Mädchen können nichts. Sie nehmen vor einem Green Screen auf und tun dann so, als würden sie in einer Großstadt einen sehr schwierigen Parcour laufen. Die werden also leicht zu besiegen sein", sagt er.

Ich stimme ihm durch ein weiteres Nicken zu. Wenn man nichts kann, hat man hier nichts zu suchen! Okay, dass klang angeberisch. Aber wenn man eben nur umher rennen kann, ist es sinnlos hier aufzutauchen. Auch wenn man eine Einladung hat. Auf einmal finde ich die Mädchen nicht mehr sympathisch, sondern fies. Sie haben zwei anderen Leuten den Platz weggenommen. Aber was habe ich da schon zu sagen? Ich meine: Ich ja eigentlich auch. Eigentlich dürfte ich nicht hier sein, da ich mit illegalen Machenschaften zu tun hatte. Oder auch noch habe. Wieso haben sie mich also eingeladen?

Auf einmal höre ich leise Schreie und Jubel. Ich konzentriere mich auf den Bildschirm und schaue gleich danach zu Lorcan.

Er hat meinen "Abgang" von vorgestern geöffnet.

Ich springe gerade runter ... und stoppe. Unwillkürlich fasse ich mir an die blauen Flecken an der Seite. Ich bin gut davongekommen. Normalerweise hätte ich einen Bluterguss oder schlimmeres. Tja, der kleine Laden kommt zum Vorschein. Dann bin ich weg. Im nächsten Moment renne ich über das nächste Dach und verschwinde wieder. War ich wirklich so lange hinter dem Busch. Ich schaue fünf weitere Sekunden auf den Bildschirm. Erst dann stelle ich fest dass das Video angehalten wurde.

,,Warum bist du nicht einfach rausgegangen wie ein normaler Mensch?", fragt Lorcan nach.

Ich drehe mein Gesicht zu ihm. Wenn ich nun erzähle dass ich gesucht werde, weiß er wer ich bin. Also brauche ich eine Ausrede. Ich öffne mein Messenger-Modul und schreibe:

Ich: Da ich große Menschengruppen hasse.

Wow. Ich lese mir die Nachricht noch einmal durch und schicke sie dann ab. Das ist keine Ausrede, das ist die Wahrheit. Und ein normaler Mensch wäre da unten rausgegangen. Egal ob er Menschengruppen nicht mag oder nicht: Man macht immer das, was das Beste ist. In dem Fall, die Einladung zu den Spielen von Fighterworld. Wer sich das entgehen lassen würde, wäre dumm. Nichts gegen diejenigen, welche Meinung nicht teilen!

Lorcan schaut zu mir. Er hat die Nachricht gelesen. ,,Okay. Wie groß meinst du denn? Ich meine: Ich kann dich verstehen; Da waren fünfhundert Leute vor der Tür des Hauses."

Ich zucke mit den Schultern. Große Megen jedenfalls.

Er scheint mich zu verstehen und lässt das Video weiterlaufen.

Ich beobachte mich, wie ich auf den Bürgersteig rolle und das sehr schnell. Der Stau hinter mir wurde auch aufgenommen und überall stehen Autos und Fahrräder. Große Fahrzeuge für einen kleinen Aufwand. Für eine Jugendliche, Straftätige, welche zu den berühmtesten Spielen der Welt eingeladen wurde. Wer würde schon auf die Idee kommen das zu machen? Das Video bricht an der Stelle ab, wo mein Beauftragter zu mir kommt. Ich lehne mich wieder zurück, da ich mich während des Schauens vorgelehnt habe.

Dabei spüre ich den Blick von Lorcan auf mir. Widerwillen bekomme ich Gänsehaut, welche man unter meinem Pullover zum Glück nicht sieht.

,,Ganz schöner Auftritt", bemerkt er.

Ich zucke nur mit den Schultern. Wir schauen uns noch weitere Videos von Leuten an. Darunter auch von Jessie. Und man muss sagen, sie ist flink und schnell. So wie gestern.

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