Kapitel 7
Ich wache durch die Sonne auf, welche durch mein Fenster scheint. Die Strahlen von ihr scheinen auf mein Gesicht.
Ich muss niesen und werde dadurch richtig wach. Auch wenn ich es nicht will räkel ich mich und traue mich unter meiner warmen Bettdecke hervor.
Das war die erste Nacht seit 3 Jahren, die ich auf einer ganzen Matratze verbracht habe. Viel zu bequem eigentlich, aber mit Luxus wie diesem kann ich noch ganz knapp leben.
Als meine Füße den Boden berühren zucke ich zurück. Er ist kalt. Aber ich weiß, dass wenn ich jetzt nicht aus dem Bett gehe wieder einschlafe. Und das möchte ich auch nicht. Also stelle ich mich hin und tapse zu meinem Kleiderschrank.
Kapuzenpullover, Hose, Unterwäsche, Socken, T-Shirt, Maske. Alles in schwarz. Ich ziehe mich an und betrachte mich im Spiegel. Man sieht nur meine Augen und meine Hände. Ich gehe wieder zum Kleiderschrank und hole schwarze Handschuhe.
Jetzt sieht man nur noch meine Augen. Perfekt. Ich schaue auf die Uhr. Es ist erst 7 Uhr. Also noch fünf Stunden bis zum Training. Während ich den Screen aufrufe ziehe ich mir meine schwarzen Sneeker an.
Ich habe eine neue E-Mail von Fighterworld. Neugierig öffne ich sie und lese sie mir durch.
What's if I kill you,
im Anhang werden Sie sehen gegen wen Sie und Ihr Teampartner den Parcours absolvieren werden. Außerdem werden dort - ,auch wenn sie vielleicht nicht bis in das Finale kommen - ,die ganzen Daten von den Wettkampftagen stehen.
Wir wünschen Ihnen noch eine schöne Zeit und viel Glück.
Ihr Fighterworld-Team
Ich öffne den Anhang. Wir werden den Parcours gegen Team 3 schaffen müssen. Okay, wer ist in Team 3? Ich scrolle durch die Seite bis zu den Teams.
Where is my opponent? und I'm here!.
Sagt mir nichts, obwohl ... ne. Ich habe den einen Namen nur schon einmal gelesen.
Ich drücke oben bei dem Verzeichnis auf Videos und suche nach Where is my opponent?.
Eine Reihe von Videos werden mir angezeigt und ich tippe auf das neuste. Dann schaue ich es mir an.
Es ist ein Mädchen. 16 Jahre alt und Hüftlange schwarze Haare. Ich finde sie symphatisch, auch wenn ich sie nicht einmal kenne. Allerdings hat sie Probleme mit der Höhe. Die Arme. Aber das schafft sie bestimmt.
Ihre Wangen haben sich vom Anfang des Videos bis zum Ende rot gefärbt, was bei ihrer fast weißen Haut natürlich auffällt. Ich schaue mir noch weitere Videos an.
Das Mädchen ist sehr schnell, nur bei der Höhe zögert sie eben. Ich suche nach I'm here! und stoße sofort auf Videos.
Ein Mädchen, ein Ebenbild von dem anderen sieht in die Kamera. Zwillinge also. Nur das I'm here! nicht sehr gut das Gleichgewicht halten kann, dafür aber mit der Höhe kein Problem hat.
Als ich Hunger bekomme gehe ich nach unten. Lorcan scheint noch zu schlafen, worüber ich auch sehr froh bin. An Essen gönne ich mir nur einen Apfel und trinke eine Glas Wasser.
Ich spüre wie es in meinem Körper hinunterläuft und genieße das Gefühl. Danach gehe ich hoch und auf meinen Balkon.
Die Aussicht ist schön, auch wenn man fast nichts sieht. Hohe Häuser an denen Werbung für die Spiele sind, Autos, Autobahnen und viele Personen.
Ich denke an die schäbige Wohnung wo ich vorher war. Die Aussicht dort war vielleicht schöner wenn man auf das Dach ging, aber hier habe ich eine ganze Matratze und auch ordentliche Klamotten. Ordentliche Klamotten sind für mich ja Kapuzenpullover in schwarz und schwarze Hosen.
Nach fünfzehn Minuten merke ich leichten Regen auf meinem Körper. Statt reinzugehen bleibe ich aber draußen und genieße das Gefühl. Da fällt mir etwas ein, was ich machen kann um Lorcan zu ärgern.
,,Screen", flüstere ich und schaue auf die Uhr. 9:37 Uhr ist es. Perfekt. Ich tippe drauf herum und stelle einen Wecker um 9:40. Zwei Minuten muss ich nur warten, dann ist ein Piepen zu hören.
Ich stelle es bei mir aus und gehe auf den Flur im Haus. Sein Gesicht möchte ich nur zu gerne sehen.
Wie aufs Stichwort tritt Lorcan auf den Flur und zeigt mir den Mittelfinger. Seine Haare sind noch zerzauster als sonst und er sieht müde aus. Wie viel Schlaf der werte Herr wohl sonst hat?
,,Du bist blöd!", knurrt er und geht nach unten.
Ich verdrehe nur die Augen und folge ihm nach unten. Im Wohnzimmer setze ich mich auf die Couch und denke nach. Lorcan ist also ein Mensch der nicht gerne früh aufsteht. Nützlich zu wissen.
Es klingelt an der Tür und ich stehe auf. Lorcan ist mir aber zuvorgekommen und knallt sie gerade wieder zu.
Ich seufze, so dass er es nicht hört und öffne.
Jessica steht davor. ,,Willst du mit zu uns kommen bis ihr wieder Übungszeit habt?", fragt sie nach.
Ich nicke und gehe raus. Hinter mir schließe ich die Tür, bevor Lorcan noch etwas sagen kann.
,,Danke, Jessie. Der ist echt nicht zu ertragen. Bis 9:40 Uhr lag der im Bett und ist jetzt noch total mies gelaunt, auch wenn er genug schlafen konnte."
Sie lacht. ,,Wahrscheinlich fehlen ihm seine Girls."
Stimmt. Wahrscheinlich ist er so ein Macho-Typ, der die Mädels der Reihe nach durchmacht. Schon der Gedanke daran ist mir zu ekelhaft. Also schiebe ich ihn beiseite und quatsche mit Jessia über Gott und die Welt. Es macht Spaß, mal wieder mit jemandem zu reden.
Bei der Tür geht sie rein und ich kann nachkommen. Die Wände haben heute Farbübergänge, welche aber mild sind.
,,Hey", begrüßt Thomas mich, als er sieht wen Jessica mitgebracht hat.
,,Morgen", gebe ich zurück und nehme Maske und Kapuze ab.
,,Sag mal, ich habe gestern von einem Aufstand gehört, der stattgefunden hat. Weißt du worum es da ging?", fragt Jessica nach.
Auch Thomas scheint neugierig zu sein.
Ich hingegen trete unruhig von einem Bein auf das andere.
,,Naja, ihr wisst ja dass ich gesucht werde ... sie wollten mich umbringen", erkläre ich es schnell. ,,Außerdem haben sie Fighterworld gehackt, aber das hat nur für kurze Zeit funktioniert."
Jetzt starren mich beide entsetzt an. Es kommt ja auch nicht jeden Tag vor dass man davon erfährt dass eine bekannte Person ermordet werden soll.
,,Putain de merde!", ruft Jessica lautstark. Was hieß das jetzt?
,,Ähm, Ava. Du hättest bescheid sagen müssen! Das ist nicht mehr normal, dass dich jemand umbringen will!", sagt Thomas aufgebracht.
Ich hebe beschwichtigend meine Hände. ,,Das Mädchen wusste wer ich bin. Außerdem würde ich sowieso irgendwann erwischt werden. Und da bringe ich das hier lieber erst einmal hinter mich."
,,Cela ne peut pas être vrai!", schimpft Jessie weiter.
Thomas winkt mit der Hand um uns beide erst einmal richtig hereinzuholen.
Ich lasse Jessie den Vortritt und wir setzen uns im Wohnzimmer hin. ,,Hatten sie Waffen mit denen sie dich verletzen wollten?", fragt Thomas.
Ich denke kurz nach. Das Mädchen mit der Blumen-Bluse hatte nur ein Megaphon. Also schüttel ich den Kopf. Niemand anderes hatte sonst noch eine.
Er seufzt erleichtert.
Ich beobachte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
,,Warum machst du dir nur solche Sorgen um mich? Ich habe die letzten Jahre in Ruhe und Frieden gelebt und auch überlebt." Ich lehne mich im Sessel zurück.
Ruhe und Frieden stimmt jetzt nicht so ganz. Ich wurde zwei Jahre nach dem ich weggerannt bin gesucht. Dann hat man es aufgegeben und mich in Ruhe gelassen. Die Zeit war schön. Ich erinnere mich noch gut daran. Täglich habe ich mich in Konten gehackt und vier oder auch mal fünf Euro gestohlen. Es ist eindeutig illegal und ich denke es zählt auch zu Diebstahl. Allerdings hat man es ja nicht bemerkt. Mit dem "gewonnenen" Geld habe ich mir Lebensmittel gekauft. Und dann konnte ich nur warten bis die alte Frau, in der Wohnung wo ich hinwollte gestorben ist. Und nein: Ich habe sie NICHT ermordet. So grausam bin ich dann doch nicht. Und das tolle daran war, niemand wusste dass die Frau tot war und so konnte ich dort leben. Die Miete habe ich mit ihrem übrig gebliebenen Geld bezahlt. Worunter zählt das denn? Ach, keine Ahnung.
,,In Ruhe und Frieden?", reißt mich die Stimme von Thomas wieder aus meinen Gedanken.
Ich schaue ihn an.
Er weiß was ich damit sagen möchte. Thomas verdreht die Augen. Tja, meine Ruhe und mein Frieden waren schon immer sehr ... naja, interessant. Und das weiß er. Mein Bruder und er haben früher immer Quatsch gemacht. Und ich war nicht immer ganz unbeteiligt.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass ich mich noch nie richtig an Regen gehalten habe.
,,Wie geht es mit dem verehrten Prinzen vorran?", fragt Thomas weiter.
Ich verschränke die Arme vor der Brust. Pff, er ist niemals mein verehrter Prinz gewesen und das wird er auch nicht! Ich sehe aus dem Augenwinkel wie Jessie aufsteht und rausgeht um etwas zu holen.
Ein Grinsen stielt sich auf mein Gesicht. ,,Wie geht es denn mit deiner verehrten Prinzessin vorran?", schlage ich zurück.
Die Wangen von Thomas färben sich leicht rot und ich kann es mir nicht verkneifen zu lachen.
Er lehnt sich vor und schlägt mich spielerisch gegen den Oberarm.
Ich funkel ihn an.
Jessie kommt wieder und schaut verwirrt zwischen uns her. Die Arme.
,,Besser als es bei dir je laufen wird", beantwortet Thomas meine Frage.
Ich nicke bestätigend. Da hat er wohl recht.
,,Ist alles gut bei euch?", will Jessie wissen, nachdem ich aufgehört habe zu lachen.
Thomas und ich tauschen einen Blick aus. Dann antworten wir mit einem einstimmigen:,,Ja."
Ich atme tief durch um nicht wieder anfangen zu lachen.
Jessie verdreht die Augen. ,,Ihr benehmt euch wie Kinder."
Tja, damit mache ich meinem Alter volle Ehre. Ich bin ja noch nicht erwachsen, also kann mir das ja auch egal sein.
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