Kapitel 3

Das ist Tokio


Ich werde durch ein sanftes Rütteln und Motorengeräusche geweckt.

Sofort bin ich hellwach und schrecke hoch. Was ist los? Wo bin ich? Dann fällt es mir wieder ein.

,,Wachen sie auf", begrüßt mich die leise Stimme von meinem Beauftragten. ,,Das Flugzeug wird gleich landen. Sie werden von einem Auto abgeholt und in die Arena gebracht. Dort werden die Teams bekanntgegeben. Danach werden Sie gemeinsam mit Ihrem Teamkameraden oder Ihrer Teamkameradin in Ihr Haus gebracht", erklärt er mir den Ablauf.

Ich nicke. Er entfernt sich wieder und lässt mich alleine zurück. Die Salatschüssel wurde weggebracht. Auf einmal rüttelt es leicht und ich kralle mich in den Lehnen fest.

Nachdem das Flugzeug steht, stehe ich auf und schultere meinen Rucksack. Der Weg zur Tür kommt mir viel zu kurz vor und als ich rausgelassen werde, kann ich nichts erkennen wegen dem Blitzgewitter. Einfach lächeln, ermahne ich mich und setze es dann auch um. Die Bodyguards machen wieder einen Weg frei und ich folge ihnen. Dabei lächel ich immer schön weiter. Man kann sowieso nicht sehr viel erkennen, nur meine Augen. Warum will man mich dann so viel fotografieren?

Vor einem schwarzen Auto halten wir an und mir wird die Tür geöffnet. Ich steige ein und schnalle mich an. Mein Beauftragter sitzt wieder auf dem Beifahrersitz und wer fährt das Auto? Ich lehne mich nach vorne um zu gucken und sehe ... Luft. Es wird einfach so gelenkt? Okaaay. Ich nehme wieder meine Kapuze und die Maske ab. Die Mütze lasse ich auf dem Kopf.

,,Gibt es etwas was ich beachten muss?", frage ich nach.

Der Mann dreht sich zu mir um. ,,Es werden Wetten abgeschlossen. Also sollten Sie ihre Fans begeistern."

Das weiß ich schon. Habe ich damals von meinem ... Bruder mitbekommen. Ich blicke nach draußen.

,,Wir sind in Tokio", beantwortet mein Beauftragter meine stille Frage. In Tokio? Ich war noch nie woanders außer in Deutschland. Dort lebe ich ja auch.

Hochhäuser mit Werbung ziehen an mir vorbei. Menschen gehen an den Straßen entlang, Autos hupen wie wild durcheinander.

,,Und sie sollten ebenfalls beachten, dass es schon mehrere Tote bei diesen Spielen gegeben hat."

Mein Blick schnellt zu meinem Beauftragten. ,,Warum stand das nicht auf dem Infobogen?", zische ich. Er zuckt ängstlich mit den Schultern. Tote also. Nun gut, ich werde nicht dazu gehören. Den Rest der Fahrt ignoriere ich ihn. Schon von weitem kann man die Halle entdecken. Groß ist nicht das passende Wort. Riesig passt eher.

Der Wagen hält auf einem Parkplatz davor und ich bin erstaunt dass keine Leute überfahren werden. Bevor ich aussteige setze ich wieder Maske, Brille und Kapuze auf. Dann wird mir die Tür geöffnet und ich steige aus. Diesmal ignoriere ich alles und rolle einfach den Bodyguards nach. Die Leute begaffen mich, schießen Fotos, strecken ihre Hände aus um mich zu berühren, halten mir Zettel hin und bitten mich etwas zu machen.

,,Was soll dieser ganze Scheiß?!", flüstere ich aggresiv. Zwei Bodyguards treten an meine Seite um mich von den Leuten abzuschirmen. Gejubel dringt vom Inneren der Halle zu mir.

,,Und nun kommen wir zu ..." Ich bleibe vor der Tür stehen und warte. ,,YouAreLow! Herzlichen Glückwunsch! Du bist in Team Nummer 13! Willst du dich den Leuten bekannt machen, oder lieber unter deinem Spielnamen bleiben?", fragt der Moderator verschwörerisch.

Der Junge unter der tief hinuntergezogenen blauen Jacke lacht. Ich weiß, dass er ein Junge ist. Warum? Keine Ahnung aber irgendwie merkt man das.

,,Ich will mich doch wohl vorstellen!" Schleimer! Ich verschränke die Arme vor der Brust, während das Gejubel weiter ansteigt. Im nächsten Moment reißt er sich die Kapuze nach hinten und verstrubbelte braune Haare kommen zum Vorschein. Es wird gepfiffen und ein Blitzgewitter entsteht. Ich lehne mich nur gelangweilt gegen den Türrahmen. Wer ist das?

Er lächelt zum Publikum. ,,Ich bin Lorcan Sullivan. 17 Jahre alt und komme aus Hamburg. Den Englischen Nachnamen habe ich wegen meiner Mutter."

Als er das Wort Mutter sagt mustere ich ihn mit zusammengekniffenen Augen. Aha. Sein Schwachpunkt scheint seine Mutter zu sein.

,,Gut, Lorcan! Dann wollen wir doch mal dafür sorgen, dass das Team vollständig wird, oder nicht? Wir bitten nun, nach dem unvergesslichen Abstieg heute morgen"

Nein. Nein! NEIN!!! Nicht ich. Bitte alle, nur nicht ich! Das kan doch nicht war sein! Die bestimmen die Teams doch nicht erst am Morgen, oder etwa doch? Verunsichert schaue ich auf die Bühne und schlucke trocken. Bitte nicht.

,,What's if I kill you hinein! Einen Applaus bitte!"

Ich sehe das Entsetzen in dem Gesicht von Lorcan und ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. Spott. Spott, über ihn. Vergnügt darüber, wie es ihn aus der Fassung bringt, gehe ich in den Raum.

Sein Blick schnellt zu mir und diesmal ist er es der mich mustert. Ich betrete die Bühne. Team 13. Wie wunderbar, meine Glückszahl.

,,Ich habe mitbekommen dass ihr beide euch Tag um Tag ein Duell um den 40. Platz liefert! Tja, du", er deutet auf mich, ,,bist jetzt endeutig weiter vorne! Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite aus!" Applaus kommt auf, mit den Füßen wird getrampelt und es wird gepfiffen.

Ich sonne mich aber nicht in dem Dank, sondern im Entsetzen von Lorcan. Und das existiert gerade sehr gut. Wahrscheinlich wirke ich jetzt von außen wie so ein eingebildeter Typie. Aber ist mir doch egal.

,,Willst du sagen wer du wirklich bist?", fragt der Moderator weiter.

Ich blicke in die Erwartungsvollen Gesichter vom Publikum. Langsam schüttel ich meinen Kopf. Ab jetzt darf ich nicht mehr reden. Ich muss Verwirrung stiften. Und zwar sehr doll. Nicht das man mich bei der Polizei anzeigt.

,,Gut, meine Damen und Herren, dann können sie ja raten! Ist What's if I kill you ein Mädchen oder Junge?" Beides wird durcheinandergerufen. ,,Gut, dann würde ich sagen, wir sehen uns beim ersten Kampf um den Sieg des Parcours! Euch wird eine E-Mail geschickt in der ihr weitere Infos finden werdet! Einen letzten Applaus für Team 13 bitte!", schreit er.

Nutzt er immer Gut vor dem Satz? Ich werfe einen schnellen Blick zu Lorcan und unsere Blicke treffen uns. Hinter seinem Rücken, zeigt er mir den Mittelfinger. Ich muss mich zurückhalten um nicht aufzulachen und ignoriere ihn dann einfach.

Wir werden von der Bühne geleitet. Gemeinsam steigen wir in ein Auto ein.

Die Berater fehlen.

,,Ich sage dir wann die Übungszeiten sind", sagt er, geradezu sanft.

Verwundert schaue ich ihn an, doch er blickt aus dem Fenster. Ich blicke auf meiner Seite raus. Jetzt ist der Trubel erst einmal weg.


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