6 JA, der Niffler gehört mir

Was dann geschah, hätte ich nicht gedacht. Al lächelte plötzlich schelmisch und umarmte mich fest. ,,Al!", schimpfte ich, während ich hilflos mit den Armen ruderte. ,,Das ist deine Art uns zu zeigen, dass du uns tief in deinem Inneren wirklich magst", grinste er. ,,Nein, ist es nicht. Jetzt lass mich los! Ich muss Miran holen", wies ich ihn unwirsch ab.

Erstaunlicherweise war Miran an Ort und Stelle stehengeblieben. Das ganze Geschehen schien ihm nicht ganz geheuer zu sein, denn er blickte mich aus großen Augen verwirrt an. Kein Wunder - er kannte mich ja nun auch schon ein Stückchen. Sanft lächelnd hob ich ihn problemlos hoch. ,,Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt", sagte ich ihm.

,,Du gehst sehr vertraut mit ihm um", stellte Al verwundert fest. ,,Ja" Eigentlich wollte ich nichts weiter sagen. Doch, als ich Abbys grübelnden Blick sah, fand ich es besser diese Antwort zu erweitern. ,,Ich habe Miran schon öfters bei Hagrid besucht" ,,Miran? Ein schöner Name", lächelte Abby. ,,Ja, er bedeutet so viel wie, Ruhe oder Frieden. Leider scheint der kleine Racker das nicht zu wissen. Er ist nämlich alles andere als ruhig", lächelnd streichelte ich ihn.

Al und Abby waren während meiner Worte ganz still geblieben. ,,Was ist jetzt?! Kommt ihr nun mit oder nicht?", schnautzte ich sie an. ,,Gott sei Dank, sie ist wieder die Alte", grinste Al. ,,Was soll das heißen?", fragte ich scharf. ,,Du gehst mit diesem Viech so liebevoll um. Das sind wir nicht von dir gewohnt", erklärte er mir ernst. ,,Das ist ein Niffler, falls ihr das noch immer nicht mitbekommen habt - keine Ratte, kein Kaninchen und erst recht kein Viech. Miran bedeutet mir so viel und ich akzeptiere nicht, dass du so eine abfällige Bezeichnung für ihn verwendest", gab ich ihm zu verstehen.

,,Bist du dir sicher, dass das noch Hagrids Niffler ist?", kicherte Abby. Sie verstand das wahrscheinlich als Spaß, doch mir war keineswegs zu lachen zumute. Sie hatte ins Schwarze getroffen. Miran gehörte nicht mehr Hagrid. Er gehörte ihm nie. Mit einem fast unmerklichen Lächeln erinnerte ich mich an jenen Tag zurück.

Damals hatte ich mal wieder eine Auseinandersetzung mit den Weasley Zwillingen gehabt. Ich war am Boden zerstört und wusste nicht, was ich tun sollte. Sie hatten mir vorgeworfen komplett unfähig zu sein was soziale Interaktionen anging. Und als wäre das nicht schlimm genug gewesen, wandten sich auch Abby und Al kurzzeitig von mir ab, da ihre Eltern der Meinung waren, dass ich kein guter Umgang sei. Zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht die Kommentare problemlos an mir abprallen lassen. Das hatte ich erst Monate später gelernt. Früher, vor allem als Erstklässlerin, hatte mir das sehr zu schaffen gemacht. Jeden einzelnen Kommentar hatte ich mir zu Herzen genommen. Das hat mich innerlich zerfressen und ich schwor mir, dass ich so etwas nie mehr spüren werde. Stattdessen wollte ich keine Emotionen mehr zeigen. Niemand sollte erkennen, wie ich mich fühlte.

Gerade, als ich in emotional komplett am Ende war, fand ich Miran im Verbotenen Wald. Eigentlich hatte ich eine ganz andere Absicht. Ich wollte im Wald leben. Das war jedenfalls das gewesen, was ich allen anderen erzählt hatte. In Wahrheit hatte ich vor aus Hogwarts zu fliehen. Ich wollte nur einen Neuanfang. Zu meinem Glück fand ich den kleinen Niffler. Er wirkte so einsam und verlassen. Irgendwie erinnerte er mich an mich selbst in diesem Moment. Also fasste ich kurzerhand den Entschluss ihm zu helfen. Er sollte ein besseres Leben führen, als ich. So kam eins zum anderen und schlussendlich kam Miran bei Hagrid unter, wo ich ihn täglich besuchen konnte.

Als ich dann an jenem Tag jedoch ins Schloss zurückkehrte, wurde ich ausgelacht. Ich hätte mich wohl zu sehr gefürchtet - hätte mich gar nicht erst in den Wald getraut. Ich wäre eine entsetzliche Lügnerin. Nach solchen Bemerkungen hatte ich keine Lust mehr mich auch nur in irgendeiner Hinsicht mit diesen Leuten abzugeben. So wurde ich zur Außenseiterin Madison Fawcett. Den Menschen, die mich damals immer dumm angemacht hatten, hatte ich nicht verziehen. Doch ich wollte auch nicht nachtragend sein. Wir lebten einfach nebeneinander her. Das war schon großzügig genug von mir.

,,Erde an Maddie", Abby fuchtelte mit ihrer Hand ungeduldig vor meinen Gesicht herum. ,,Nimm die Hand weg", fauchte ich. ,,Ja, okay", meinte sie kleinlaut. ,,Ich bringe Miran jetzt zurück", schnaubte ich und sprintete fast schon los.

,,Jetzt warte doch!", rief Al hinter mir. ,,Lauf doch einfach schneller", erwiderte ich zickig. ,,Ja ja", keuchte Abby. ,,Wir sind doch gleich bei Hagrid. Jetzt strengt euch doch einfach mal ein kleines bisschen an" ,,Die spielst Quidditch und bist dementsprechend auch fiter", bemerkte Al. ,,Quidditch", überlegte ich, ,,Keine schlechte Idee" Grinsend drehte ich mich zu den Carmichael Zwillingen um. Doch, als ich ihre fassungslosen Gesichter sah, sank meine Laune wieder rasant in den Keller. ,,Was?!", rief ich. ,,Du hast doch gerade erst trainiert", antwortete Al entrüstet. ,,Ohne Fleiß kein Preis", war meine knappe Antwort. ,,Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?", fragte Abby kleinlaut. Schon komisch - früher hatte ich vor den anderen Angst. Jetzt hatten sie Angst vor mir.

,,Ich übertreibe sicherlich nicht", schnaubte ich, ,,Damit ist das Gespräch beendet!" ,,Okay, wenn du meinst", erwiderte Al gelassen. Wie konnte dieser Junge nur, nach all den Jahren mit mir, immer noch so ruhig bleiben. Dabei wusste er genau, das mich das reizte.

,,Maddie, da bist du ja. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Nicht auszudenken, wenn ihn jemand gefunden und gemeldet hätte. Dabei ist das doch alles meine Schuld. Gott sei Dank hast du deinen kleinen Freund gefunden", rief Hagrid. ,,Ja, Dunn wäre mir fast in die Quere gekommen. Aber ich habe es geschafft", lachte ich. ,,Ganz schön aufdringlich diese Dunn", bemerkte der Halbriese schmunzelnd. ,,Das kannst du laut sagen", stimmte ich ihm zu. ,,Aber das ist ja jetzt egal. Immerhin hast du deinen Niffler wieder" Hagrid ließ uns in seine Hütte und reichte uns Tee und Kekse.

,,Das ist dein Niffer?", fragte Al überrascht. Gut kombiniert. ,,Ja, der kleine Racker gehört Maddie", grinste Hagrid stolz. Ich funkelte ihn wütend an. ,,Hätte ich das bloß nicht gesagt, hätte ich das bloß nicht gesagt", fluchte er dann leise. ,,Ähm, was? Nein, Miran gehört zu uns - also zu Fang und mir. Er...ist manchmal echt...anstrengend und Maddie hilft mir", stammelte er. ,,Hagrid", zischte ich. ,,Talentiert ist sie, unsere Maddie", meinte Hagrid. Dabei klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter.

,,Ich glaube es nicht", stieß Abby enttäuscht aus. ,,Was?!", panisch sah ich mich um. Es gab nur einen Fluchtweg und der wurde von Hagrid versperrt. ,,Seit wann versteckst du deinen Niffler vor uns?" ,,Ich verstecke rein gar nichts vor euch! Miran habt ihr doch gesehen", schnaubte ich. Das war wahrscheinlich die dümmste Antwort seit Monaten gewesen.

,,Ich dachte, wir wären beste Freunde und könnten uns alles erzählen. Freunde haben doch keine Geheimnisse voreinander!", schrie Abby. So hatte ich sie bis jetzt nur einmal erlebt. ,,Versteht mich denn keiner? Ich möchte keine Freunde! Ich habe keine Freunde und ich werde meine Meinung auch nicht so schnell ändern. Merkt euch das ein für allemal!", verlor ich die Fassung. ,,Aber, ich dachte", begann Abby mit zitternder Unterlippe zu sprechen. ,,Nein, hör auf zu denken, Abby. Ihr solltet mir einmal richtig zuhören! Ich habe keine Lust auf diese lächerlichen Gespräche unter Freunden. Ich bin nun mal gern allein und das solltet ihr akzeptieren, wenn wir Bekannte bleiben wollen", rief ich, ,,Und JA, der Niffler gehört mir. ICH habe ihn gefunden und ICH kümmere mich täglich um ihn. Es kann euch aber vollkommen egal sein, denn das ist mein Leben. Ich lasse mir deshalb von niemandem etwas vorschreiben! Verstanden?!"

Fassungslosigkeit schlug mir entgegen. Abby liefen sogar ein paar Tränen über die Wangen. Das hast du ja wieder ganz toll gemacht, Maddie. Abby machte Anstalten aufzustehen. Jedoch war ich immernoch wütend und stand ebenfalls auf: ,,Bleib ruhig sitzen! Ich übernehme das für dich. Macht euch noch einen schönen Abend - ohne mich. Ich gehe" Dann drehte ich mich nochmal um: ,,Danke, Hagrid, für alles. Ich komme morgen wieder vorbei" Als nächstes folgte das Knallen der Tür und Fangs Winseln.

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