Kapitel 21
Amalia Pov.:
Als ich wieder zu mir kam stöhnte ich gequält auf. In meinem Kopf hämmerte es als würde ein Presslufthammer darin steppen. Nach und nach nahm ich meine Umgebung wieder wahr und bemerkte das ich von irgendjemanden getragen wurde. Angestrengt zwang ich meine Augen sich zu öffnen. Das erste was ich sah war ein schwarzer Frack, bis mein Blick weit genug nach oben gewandert war, um in zwei rot glühende Irden zu blicken. Der Dämon bewegte sich in einem zielsicheren, schnellen Laufschritt Richtung Bug des Schiffes, das gerade unterzugehen schien. Vollkommen verwirrt betrachtete ich die skurrile Szenerie. Was war hier bitte los? Ich konnte mich nur bruchstückhaft an die letzten Stunden erinnern. Warte... da war doch etwas gewesen... Genau, wir waren auf der geheimen Versammlung gewesen und ich hatte Undertaker verfolgt. Ich war einigen Zombies begegnet und ab da wurde es schwammig. Das einzige was ich sicher wusste war die glühende Wut, die Angst und die Verzweiflung die ich gefühlt hatte. Und die grünen Augen des Bestatters die mich besorgt musterten und wie er nach mir rief. Gedankenverloren wanderten meine Augen unstet von einem Punkt zum nächsten, bis sie an Ciel hängen blieben oder besser gesagt an dem was er in seiner Hand hielt. Ich wusste was es war! Das waren Undertakers Lockets, die er immer bei sich trug.
Wie ein Blitz schlug die Erinnerung bei mir ein. Ich hatte sie abgerissen und die darauffolgende Vision kam mir wieder in den Sinn. Die Stimme des Earls riss mich aus meinem Tranceartigen Zustand.
„Hey, Lia! Hörst du mich? Ist bei dir alles gut?" Seine Stimme klang besorgt, hatte aber auch einen skeptischen Unterton.
„Jaja, alles bestens. War ja nur wieder wegen einer Vision ohnmächtig. Das ist ja nix neues...", versuchte ich ihn zu beschwichtigen, doch der vielsagende Blickwechsel zwischen ihm und Sebastian ließ mich nochmal nachhaken.
„Wieso scheint dich das nicht zu beruhigen, was ist passiert?"
Diesmal klinkte sich der Butler ein.
„Mylady vielleicht ist es besser wenn wir sie nicht in Kenntnis setzten, aber sie sollten ihre Kräfte besser nicht mehr einsetzen und eine Weile bei uns bleiben bis wir mehr wissen." Ungläubig starrte ich von einem zum andern. Ging das etwa schon wieder los?! Und diesmal hatte es sogar etwas direkt mit mir zu tun. Wut schäumte in mir auf und als würde sie eine verborgene Tür öffnen strömten einige meiner Erinnerungen auf mich ein. Geschockt schnappte ich nach Luft. Was...was hatte ich nur getan. Gepeinigt von den Bildern schlug ich mir die Hand vor den Mund. Mir war speiübel von den Sachen an die ich mich nun erinnerte. Wie konnte ich so etwas nur tun ohne auch nur den blassesten Schimmer davon zu haben? Ein kurzes Straucheln im Schritt des Dämons ließ mich hochschrecken. Erst jetzt bemerke ich das er verletzt war und zwar nicht gerade leicht. Es musste schwer sein Ciel und mich gleichermaßen bei diesem Tempo zu tragen. Mit einem Satz sprang ich von seinem Arm und passte mich seinem Tempo an. Ich fühlte das ich eindeutig geschwächt war, aber ich hatte noch genug Kraft übrig. Doch der Dämon schien sich gar nicht so über die Entlastung zu freuen. „Amalia, du sollst dich doch nicht so anstrengen und schon gar nicht deine Fähigkeiten nutzen!" Inzwischen waren wir an der Spitze des Schiffes angekommen die sich gefährlich nach oben beugte. „Ist schon gut! Ich hab alles unter Kontrolle", wank ich seine Worte ab, „ihr müsst keine Angst haben das ich wieder Amok laufe."
Der Blick des Duos sah aus als würden sie aus allen Wolken fallen. „Du..du erinnerst dich doch?", hinterfragte der Junge meine Worte. Augenverdrehend streckte ich meine Arme aus. „JA! Ich hab mich gerade an das Meiste erinnert, auch wenn ich keine Ahnung hab was mit mir los war. Vertraut mir uns läuft die Zeit davon." Sebastian schien aber nicht so leicht zu überzeugen zu sein. „Wie kannst du das wissen? Und was hast du vor?" Langsam riss mir der Geduldsfaden, bei der ganzen Fragerei. „Ich weiß es einfach! Uns läuft die Zeit davon! In ein paar Minuten oder Sekunden wird das Schiff von den Fluten verschlungen und ich sehe hier keine andere Möglichkeit für Ciel hier sicher rauszukommen, außer wenn ich mit ihm fliege.", redete ich gewählt ruhig auf ihn ein, „Du verträgst so ein bisschen kaltes Wasser schon für die kurze Zeit oder?"
Er wollte weiter protestieren, doch da hatte ich meine Flügel schon ausgefahren. Mit einem flehenden Blick streckte ich abermals die Arme aus und diesmal übergab er mir wiederwillig seinen Meister. Keine Sekunde zu früh, denn kaum das ich abgehoben hatte, ging ein Ruck durch den letzten Teil des Kreuzers und es wurde vom Wasser umspült. Einige Zeit war außer dem großen Strudel nichts zu sehen und ich fing an mir Sorgen um den Dämon zu machen, doch ein wenig entfernt bewegt sich ein Rettungsboot in Richtung stillerer Gewässer. Das musste er sein! Sogleich hielt ich darauf zu und setzte zur Landung darauf an.
Der Kopf des Butlers ragte hinter dem Boot aus dem Wasser und schob es weiter an, doch er war nicht der einzige der zu schwimmen schien. Entgeistert starrte ich hinter ihn. Das konnte einfach nicht wahr sein! "Sebastian schnell! Komm ins Boot, die Bizarre Dolls leben noch und können schwimmen!" Verständnislos drehte er sich um, ehe er sich fluchend ins Boot hievte und sich das Paddel schnappte. Ciel gab seinen Befehl keine Sekunde zu früh, denn die Monster erreichten uns und zerrten am Boot um irgendwie an unsere Seelen zu kommen. Mit dem jungen Earl in unserer Mitte verteidigten wir unsere kleine Rettungsinsel mit Leib und Leben. Blut und Wasser spritzten gleichermaßen, bis es in den frühen Morgenstunden endlich ruhig wurde.
Die Sonne bagann schon aufzugehen und färbte das Wasser in sanften Farben. Erschöpft ließ ich mich zu Boden sinken. Meine Flügel hatte ich schon vor längerer Zeit nicht mehr aufrechterhalten können und hatte sie wieder verschwinden lassen. Mir tat alles weh, mein Kopf schwirrte und ich fühlte mich wie durch die Mangel gedreht. Doch ich war nicht diejenige mit dem schlimmsten Zustand an Bord. Sebastian, der gerade noch die letzten Zombies geköpft hatte brach nun schwer atmend und Blut spuckend zusammen. Seine Verfassung sah mehr als kritisch aus und Ciel war sofort an seiner Seite. Es musste der Hieb mit der Todessense gewesen sein die ihm so zugesetzt hatte. Die Wunde konnte auch mit seinen Dämonenkräften nicht so einfach heilen, genau wie die die ich ihm damals mit meinem Engelsdolch zugefügt hatte.
Und trotzdem dachte er nur an seine Pflichten als Butler: "Es tut mir leid ich habe als Butler des Hauses Phantomhive versagt."
Aufgebracht baute ich mich vor ihm auf.
"Versagt?! Du Idiot! Du bist fast draufgegangen, weil du ihn mit deinem Leben verteidigt hast. Damit hast du deine Pflicht doch mehr als nur erfüllt. Ich weiß das der Vertrag alles für dich ist, aber denk doch auch mal eine Sekunde an dein Wohlergehen!" Die Tränen standen mir in den Augen als ich ihn so anschrie. Ich wollte ihn nicht verlieren, er bedeutete mir genau wie Ciel, Grell und auch Undertaker die Welt. Sie waren die ersten und einzigen richtigen Freunde die ich je gemacht hatte. Sie verstanden mich, doch mit mir in der Nähe schien alles nur noch komplizierter und gefährlicher für sie zu werden. Am besten würde ich sofort abreisen und mich nicht mehr in ihre Nähe begeben, bis ich herausfand wie ich mich kontrollieren konnte.
Vollkommen von meiner Planung für meine nächsten Schritte vereinnahmt bekam ich nur halb mit wie der Earl mir zustimmte und ihm Ruhe verordnete.
Sanft lächelnd beobachtete ich die Szenerie. Ja, sie waren Hausherr und Butler, Vertragspartner und Dämon, aber doch so viel mehr. Sie waren Familie. Sie mochten es sich nicht selbst eingestehen, aber man sah deutlich wie nahe sie sich standen.
Zwischen dieses Band wollte ich mich nicht stellen.
Von dem rettenden Schiff eingesammelt, hielt ich gebührenden Abstand zu allen.
Lizzy hatte nur Augen für ihren Verlobten und fiel ihm mit Freudentränen um den Hals. Für mich war hier kein Platz. Ich gehörte nicht dazu, meine Welt war wie immer abgeschnitten von ihrer und es war besser wenn es so blieb. Jetzt verstand ich meinen Vater mehr denn je, wieso er mich wie einen Vogel im goldenen Käfig gehalten hatte. Es ging nicht darum mich vor der Außenwelt zu schützen (zumindest nicht nur), sondern die Außenwelt vor mir.
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Hach ja... damit hab ich wieder einen Punkt auf meiner Storyline abgehakt! Das Ende von Book of Atlantic, jetzt gehts weiter mit der Orientierung an den Mangas. Ich bin selbst gespannt wohin mich die Geschichte noch führt, auch wenn ich schon so gut wie alles durchgeplant habe. Hoffentlich gefällt euch der zweite Teil mit seiner Entwicklung bis jetzt. Nuja, dann bis bald!
Eure Sternenbringerin 🌠
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