Kapitel 2
Amalia Pov.:
Ich konnte es kaum glauben.
Endlich hatte ich herausgefunden für was der Schlüssel war, den mein Vater mir hinterlassen hatte. Nach all diesen langen Monaten des erfolglosen Suchens war ich endlich ans Ziel gelangt.
Den Tränen nahe beugte ich mich beinahe ehrfürchtig über das geöffnete Grab.
Ich war erleichtert als ich sah, dass kein Sarg direkt unter der Grabplatte hervorblitze, sondern nur eine kleine Metallkiste.
Gespannt was sich wohl darin befand barg ich sie. Jedoch beschloss ich sie nicht direkt zu öffnen, dies wollte ich lieber in Ruhe im Haus machen.
Somit verschloss ich die Grabplatte wieder und schlenderte gedankenverloren zum Haus zurück.
Die Kiste hatte ich mir sicher unter den Arm geklemmt und mit meiner Jacke verdeckt, damit keiner der Angestellten meinen neuen Schatz sah, den ich soeben gehoben hatte.
Wieder in meinem Büro, in meinem Lieblingsstuhl starrte ich nervös die Kiste an, die vor mir auf dem Schreibtisch stand.
Was würde sie wohl beinhalten?
Meine größte Sorge bestand daraus, dass ich tatsächlich neue Informationen zu meinem Zustand herausfand, die ich vielleicht lieber nicht gewusst hätte.
Doch nun war ich so weit gekommen, dass ein Rückzieher kontraproduktiv gewesen wäre. Außerdem konnte ich meine Fähigkeiten nicht ewig unterdrücken. Mit jedem Tag mehr der verging spürte ich wie sie drohte aus mir herauszubrechen. Die Sache am Grab hatte mir einerseits etwas Erleichterung beschafft, andererseits spürte ich jedes Mal wenn ich meine Kräfte einsetzte eine Welle von unkontrollierter Macht die versuchte auszubrechen und an meiner Selbstkontrolle kratzte.
Wenn es so weiterging würde ich irgendwann wieder die Kontrolle verlieren sobald ich sie einsetzte und dann würde es um einiges schlimmer sein als das erste Mal in London.
Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen wie es sein würde wieder wie auf Autopilot zu sein, ohne etwas dagegen tun zu können.
Tief atmete ich ein. Soweit würde ich es nicht kommen lassen. Ich konnte meine Kräfte nur begrenzt einsetzen oder unterdrücken, auf keinen Fall würde ich dem Machtrausch zum Opfer fallen.
Mit neuem Mut öffnete ich endlich die Metalltruhe. Im inneren befand sich ein kleines Büchlein.
Vorsichtig nahm ich es an mich.
Von außen sah es nicht nach etwas außergewöhnlich aus, aber schon der Fakt das es meiner Mutter gehört hatte machte es für mich besonders.
Nervös was ich wohl gleich lesen würde, schlug ich das Buch auf.
Schon die erste Seite rührte mich zu Tränen.
》Für meinen kleinen Engel,
In diesem Tagebuch werde ich dir sowohl meine Vorgeschichte, sowie die Gegenwart und auch deine Zukunft aufzeichnen. In dem Wissen das ich nicht mehr lang auf dich achtgeben kann. Egal was auch passiert, du darfst niemals aufgeben. Du wirst stärker als alle anderen es je sein werden.
Hör auf dein Herz, es weiß die Antwort.
Deine dich über alles liebende Mutter, Phelicia《
Oh verdammt, endlich hatte ich etwas was mir Antworten liefern würde.
Von Gefühlen überwältigt schlug ich mir die Hand vor den Mund, um nicht laut zu schluchzen. Nach all den Jahren würde ich endlich die Wahrheit erfahren und etwas über meine Mutter lernen.
Bevor ich weiter las versuchte ich wieder etwas runter zu kommen.
Dieser kleine Gefühlsausbruch wühlte mich schon wieder viel zu sehr auf.
Ich wollte nicht riskieren, das mir das Buch aus Versehen zwischen den Fingern in Flammen aufging, nur weil ich vergessen hatte meine Kräfte zu zügeln.
Ich verbrachte fast den ganzen Tag damit das Büchlein zu studieren.
Die Geschichte die meine Mutter dort niederschreiben hatte, war einfach unglaublich.
Es hätte eine Art Liebesdrama aus der Bibliothek sein können, wenn ich nicht eindeutig meine Familie darin wiedererkannt hätte.
Ihre feine geschwungene Schrift führte mich Seite um Seite durch alles was sie durchmachen musste.
》Begonnen hatte alles damit, dass meine Mutter für einen Auftrag zur Erde gemusst hatte. Sie war in eine Situation geraten, bei der ihr eine Gangsterbande an den Kragen wollte und noch ehe sie hätte reagieren können, war ihr mein Vater zur Hilfe geeilt. Er hatte nicht gewusst mit wem er sich anlegte und obwohl meine Mum sich hätte problemlos Verteidigen können, war sie ihm dankbar gewesen. Denn in diesem Moment, als sie sich das erste Mal begegneten, verliebte sie sich in ihn.
Jedoch war es verboten eine Beziehung mit Menschen einzugehen, erst recht da Phelicia zu den mächtigsten Engeln im Himmelsreich zählte.
Sie war eine hervorragende Kämpferin und ihre Fähigkeiten überragten die meisten Engel um weiten. So kam es das sie ihn von oben herab beobachtete.
Doch mit der Zeit wurde es immer schwerer sich von ihm fern zu halten, bis sie ihn heimlich immer wieder besuchte. Er wusste um ihr Geheimnis und das Risiko, doch ihre Liebe führte sie immer wieder zusammen.
Zu spät bemerkte sie das nicht nur ihr Geheimnis aufgeflogen, sondern auch das sie schwanger war.
Dies hatte es in der Geschichte der Engel noch nie gegeben.
Wegen ihres Regelbruchs und der außergewöhnlich Situation musste sie fliehen. Es brach ein Kampf aus in dem sie sich und ihr ungeborenes Kind beschützen musste, denn die anderen Himmelsbewohner forderten ihren Tod.
Auf der Flucht und bereit alles zu tun, schrieb sie ihr Wissen nieder.
Phelicia kannte die Prophezeiung und war sich sicher das ihre Tochter die Erbin dieser Macht sein würde.
Nach der Geburt brachte sie mich zusammen mit dem Buch und ihrer Himmelswaffe, die sie zu einem Dolch umgewandelt hatte zu meinem Vater, bevor es zu einem Kampf kam, den sie nicht gewinnen konnte und sie starb.《
Geistesabwesend fuhr ich mit meinen Fingern über den Dolch, der wie immer in meinem Beinholster steckte.
Meine Mutter war also tatsächlich ein mächtiger Engel gewesen, der für meinen Vater die Regeln des Himmels gebrochen hatte. Genau so etwas hatte die Prophezeiung vorausgesagt.
Zumindest wusste ich jetzt wie sie wirklich gestorben war.
Die zusätzlichen Informationen die das Buch hergab gefielen mir jedoch überhaupt nicht. Es handelte sich zwar meinst um Vermutungen, dennoch schienen viele zuzutreffen.
Unter anderem fand ich heraus, dass mein Dolch sich in das Schwert verwandeln konnte, welches ich bei der Schlacht gegen Angela genutzt hatte, indem ich meinen Energiefluss mit ihm verband und es somit wieder auf seine volle Größe wachsen ließ.
Das war ein Fakt den ich gut gebrauchen konnte, aber die Hinweise beunruhigten mich noch mehr, da vorallem auch Undertaker ein paar dieser Sachen angesprochen hatte. Die Theorie war für mein Leidwesen viel zu nah an der Praxis, wie man bei meinem Kontrollverlust in London hatte sehen können.
Doch mit diesem Buch hatte ich zumindest ein paar weitere Anhaltspunkte was mich erwarten könnte und wie ich damit umzugehen hatte. Ich würde mich niemals meinem Schicksal übergeben.
Solange ich Hoffnung hatte, würde ich meinem eigenen Weg folgen und meine Bestimmung neu schreiben.
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