Kapitel 14
Amalia Pov.:
Ciels Blick durchbohrte mich regelrecht, während wir uns schweigend gegenüber saßen. Nervös rutschte ich auf den weichen Poltern hin und her.
"Nun... wollen wir mit der Partie Schach beginnen?", erhob ich endlich meine Stimme, um der bedrückende Stille zu entfliehen. Skeptisch verschränkte er die Arme, setzte aber ohne ein Wort zu sagen seinen ersten Zug.
Erleichtert folgte ich seinem Beispiel und ein spannendes Spiel begann. Ich hatte viel geübt, damit ich den Jungen vielleicht endlich mal schlagen könnte, ganz ohne meine hellseherischen Fähigkeiten zu nutzen. Langsam wurde die Lage ernst und ich konzentrierte mich so sehr, dass ich erst gar nicht mitbekam wie mich der Earl ansprach. Als er sich endlich meiner Aufmerksamkeit sicher war, stellte er seine Forderungen: "Das Spiel scheint ganz viel versprechend, wie wär's mit einer kleinen Wette? Wenn ich die höhere Anzahl an Partien gewinne, dann verrätst du mir was vorhin mit dir los war."
Nervös kaute ich auf meiner Lippe. Sollte ich das Risiko eingehen? Mir war bewusst das ich ihn vertrauen konnte, aber das hieß noch lange nicht das er alles wissen sollte.
Schlussendlich stimmte ich dem Deal zu, unter der Bedingung, dass er mir endlich seine Mission anvertraute, zumindest so viel wie er sagen konnte ohne das er Staatsgeheimnisse verriet.
"Schachmatt!", jubelte ich begeistert während ich meinen letzten Zug setzte, der Ciels König in Bedrängnis brachte. Das Spiel war aus und ich hatte tatsächlich gewonnen! Wir hatten 3 Runden gespielt und die zweite davon hatte ich knapp gewonnen, während ich in der dritten Runde eigentlich zurückgelegen hatte. Naja, vielleicht hatte ich ein bisschen geschummelt, um die letzte Runde doch noch zu gewinnen. Erst hatte ich ehrlich und gerecht spielen wollen, doch es stand einiges auf dem Spiel, das sagte mir mein Bauchgefühl. Hier ging irgendetwas größeres vor sich und herauszufinden was es war, war wichtiger als mit dem jungen Lord über meine Gefühlswelt und Fähigkeiten zu debattieren.
Grinsend ließ ich mich in die weichen Polster des Sofas zurücksinken. Mit einer ausladenden Handbewegung deutete ich vom Schachbrett auf Ciel. "Your turn. Erzähl mir alles was hier abgeht."
Er schien nicht sehr begeistert davon zu sein verloren zu haben, aber nach kurzer Bedenkzeit fing er an zu erklären. Immerhin war er ein Mann seines Wortes. Als er kurzzeitig stoppte, um weitere Gedanken zu sortieren wie viel er mir noch anvertrauen konnte kam ich ihn mit einem Vorschlag entgegen.
"Ich weiß das du mir nicht jedes Detail erzählen kannst, also wie wär's damit. Ich erzähl dir was ich bereits weiß und du bestätigst mir das."
Durch ein einfaches nicken zeigte er sich damit einverstanden und ich begann die Fakten aufzuzählen.
"Inzwischen weiß ich das hier auf dem Schiff etwas großes geplant ist. Es wurde einer der größten Säle für morgen Abend reserviert, doch ich konnte nicht herausfinden für was. Des Weiteren gibt es Unstimmigkeiten bei der Fracht die sich an
Bord befindet, die Listen scheinen nicht zu stimmen. Außerdem habe ich mich etwas unter den Adeligen umgehört, es scheint das viele der Anwesenden sich das geplante Spektakel anschauen wollen, aber das es nicht öffentlich zugänglich ist und es einen geheimen Code gibt um teilzunehmen."
Nachdenklich wartete ich auf eine Reaktion meines Gegenübers.
"Du hast Recht. Wir sind wegen dieses Spektakels hier. Es scheint eine Versammlung vom Karnstein Hospital zu geben, bei der es nicht mit rechten Dingen zugeht. Das mit dem Code ist neu, aber Sebastian wird sicher mehr darüber wissen." Seufzend fuhr er sich durch die Haare. "Wenn du jetzt eh schon bescheid weißt könntest du auch helfen. Wir werden uns morgen Abend im großen Saal bei den normalen Veranstaltungen treffen und uns dann bei der Versammlung einschleichen. Zieh dir etwas an in dem du dich zur Not verteidigen kannst, falls es zu ungeplanten Komplikationen kommt und verkleide dich ein wenig, wir dürfen nicht auffallen. Alles weitere erklärt Sebastian dir morgen."
Damit verabschiedete er sich und ich blieb allein zurück.
Nachdenklich ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Jetzt wusste ich etwas mehr und nahm endlich an dem Geschehen teil, aber wieso fühlte es sich so an als würde ich geradewegs in eine Katastrophe laufen? Zusammen mit dem dämonischen Duo konnte ich sicher etwas ausrichten und vielleicht sogar meine Vision abwenden.
Oh... davon hatte ich Ciel noch gar nichts gesagt. Naja ich würde sicher noch genug Zeit haben ihn davon zu unterrichten und wahrscheinlich kam mein Unbehagen von diesem nahenden Desaster.
Doch jetzt wo ich mich beruhigt hatte kam ich nicht umhin weiter über Undertakers Verhalten nachzugrübeln. Welchen Grund sollte er haben mir so distanziert, fast schon feindlich gegenüber zu stehen? Ja, wir waren nicht im Besten auseinander gegangen, aber wenn müsste ich diejenige sein die wütend ist. Schließlich hatte er mich 'zu meinem Besten' eingesperrt. Auf keinen Fall lag es daran, es musste etwas anderes in der Zwischenzeit vorgefallen sein. Etwas wo er es nicht gebrauchen konnte, dass sich jemand einmischte. Er war schon vorher Einsiedlerisch gewesen, aber nun schien er sich weiter denn je von anderen Distanziert zu haben. Kurz stockte mir der Atem. Was wenn er etwas mit der Versammlung des Hospitals zu tun hatte? Ich wusste aus Erfahrung das er etliche seiner Leichen aus Krankenhäusern bezog und auch hin und wieder obskure Aufträge dort erledigte, da war diese Schlussfolgerung nicht weit. Doch was nur könnte es sein das den Ex-Shinigami so gefangen nahm. Ich sah wie sich die roten Fäden vor meinem inneren Auge langsam verbanden und je weiter ich mir ausmalte was vor sich ging, desto weniger gefiel es mir. Der morgige Abend würde entscheidend sein, das konnte ich fühlen und egal was auf mich zukam, ich musste das Ruder zu meinem Gunsten Wenden.
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