Kapitel 12

Amalia Pov.:

Ich war furios. Was bildete er sich eigentlich ein?! Er hatte sich nicht von mir verabschiedet damals in London, meldet sich auch nicht mehr und kaum das ich ihn wieder sehe, schmeißt er mir das an den Kopf. Ich sollte meine Nase nicht in Dinge reinstecken die mich nichts angingen? Das verdammte Schiff würde untergehen! Natürlich würde ich jetzt umso mehr nachforschen was hier vor sich ging.
Der Untergang der Campania erklärte zumindest die Anwesenheit der vielen Shinigamis, doch was machte Ciel hier?
Und Undertaker.... Dieser Idiot konnte mir gestohlen bleiben! Meine Haare wurden von einem heftigen Windstoß den ich ausversehen selbst erzeugte wild umher geschleudert, während die Luft um mich gefährlich knisterte. Ein leichtes kribbeln breitete sich über meinen Körper aus und das war es was mich aus meiner wutverzerrten Starre riss. Verdammter Mist! Ich war kurz davor gewesen meine Kontrolle vollends zu verlieren. Schnell versuchte ich meine Kräfte so gut es ging wieder einzudämmen.

Doch eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte die ganze Zeit hämisch, ob es denn wirklich so schrecklich wäre die Kontrolle aufzugeben und die Macht die mir geschenkt wurde zu nutzen. Wäre es nicht befreiend, nicht nur meinen Gefühlen freien lauf zu lassen, sondern auch dem Engel in mir? Es war immerhin ein Teil von mir... Ich könnte die bestrafen die mir im Weg stehen, ich war mächtiger als sie...

Aufgewühlt schüttelte ich die Gedanken ab. Nein! Auf gar keinen Fall. Ich sollte so etwas nicht einmal denken! Doch die Stimme war immer präsent und säte Zweifel an meinem Handeln. Ich wurde noch verrückt! Oder vielleicht war ich es schon...
Aber das war jetzt nebensächlich.
Ich würde sofort anfangen nach Hinweisen zu suchen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Jetzt erst recht! Und wenn es sein musste würde ich auch auf meine Kräfte zurückgreifen.

Die Nacht zog sich unendlich lange, während ich in meiner Kabine dutzende Theorien, was hier vor sich gehen könne in meinem Notizbuch notierte. Jegliche Hinweise die ich fand schrieb ich fein säuberlich auf und ging ihnen nach. Bald schon hatte ich einige handfeste Fakten und stolperte per Zufall über einige Reservierungen für größere Räumlichkeiten. Anscheinend wurde dort etwas gelagert oder es sollte etwas in einer geschlossenen Gesellschaft stattfinden. Was es war ließ sich recht einfach ermitteln, indem ich die Person ausfindig machte die die Buchung getätigt hatte. Es war bereits vier Uhr morgens, als ich alle nötigen Infos zusammen hatte. Alles andere musste ich tagsüber machen, wenn die Passagiere wach waren. Müde ließ ich mich in meine Kissen sinken und schlief, kaum dass ich die Augen geschlossen hatte, ein.

Durch lautes Klopfen wurde ich am nächsten Morgen geweckt. Schlaftrunken richtete ich mich auf und angelte nach meiner Taschenuhr. Mit einem leisen klacken sprang sie auf und ich konnte erkennen, dass es bereits nach Zehn war.
Benommen durch den wenigen Schlaf quälte ich mich aus dem Bett, um der Person die immer noch gegen die Tür hämmerte zu öffnen.
Erstaunt blickte ich auf einen blauen Haarschopf herab. Was zur Hölle wollte Ciel von mir? Er hatte mich doch die ganze Zeit nicht aufgesucht.
Gähnend verschränkte ich die Arme.
"Was willst du hier und das auch noch ganz ohne deinen Butler?"
Es gab mehrere Möglichkeiten, weshalb er mich aufsuchen könnte, aber ich bezweifelte dass er nur nach mir sehen wollte. Wahrscheinlich war der Dämon unterwegs um Informationen für den Fall zu sammeln und dem jungen Herrn war langweilig.
Kaum das ich daran gedacht hatte, bestätigte er es mit seiner Bitte.
"Ich bin für den Moment allein und wollte fragen ob du Lust hättest mit mir eine Partie Schach zu spielen? Bis auf den ersten Abend haben wir uns noch gar nicht richtig unterhalten. Also was meinst du?"

Grinsend verdrehte ich die Augen.
"Klar, ich schenke dir gerne etwas von meiner wertvollen Zeit. Aber sag mal wird Lizzy nicht eifersüchtig wenn du sie so lange alleine lässt und stattdessen Zeit mit mir verbringst?"

Bei der Erwähnung seiner Verlobten stöhnte er gequält auf. "Erinnere mich nicht daran. Sie hing fast den ganzen gestrigen Tag an mir. Ich bin froh das sie heute mit ihrer Familie Zeit verbringt. Mit dir kann ich wenigstens intellektuellen Dingen nachgehen. "

"Okay. Ich zieh mich nur kurz um. Geh doch schon mal in den Gemeinschaftsraum, ich komm gleich nach." Ohne auf seine Antwort zu warten schloss ich die Tür und durchwühlte meine Kommode nach passender Kleidung.
Wiederwillen legte ich die gemütlichen Hosen beiseite und zog ein einfaches Kleid heraus. Wie sehr ich es doch hasste, dass man in dieser Gesellschaft immer vorzeigbar aussehen musste mit Kleid und allem drum und dran. Doch das interessierte mich, zumindest größtenteils, überhaupt nicht. Schnell zog ich die gewählten Sachen über und verließ meine Kabine.

Mein Weg führte mich am Kuchenbuffet vorbei und ich beschloss kurzerhand ein paar süße Leckereien mitzunehmen, schließlich hatte ich noch nicht gefrühstückt. Und weiter ging es zum Gemeinschaftraum.
Kaum das ich den großen Raum betrat, wandten sich etliche Blicke der Anwesenden mir zu. Hastig flitzte ich in die Ecke in der einige Tische aufgestellt waren für Kartenspiele, Schach und was es sonst noch so gab. Kurz bevor ich sie erreichte blieb ich wie gebannt stehen und beobachtete eine Gruppe junger Männer dabei wie sie mit dem Queue die Kugeln über den Tisch jagten. Lachend versenkten sie eine Kugel nach der anderen, während sie über einem Glas Whiskey wetteten wer wohl gewinnen würde. Das leise klacken erfüllte den Raum und lies mich an meine Begegnung mit Undertaker denken.
Wieder kochten die Gefühle in mir hoch und ein eisiger Windzug wehte kurzerhand über den Billardtisch und brachte die Kugeln durcheinander. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Verdammt! Das hätte nicht passieren dürften, aber beim Gedanken an den Bestatter fielen bei mir alle Selbstschutzmaßnahmen. Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch er hatte mich mit seinem abweisenden Auftreten verletzt.

Kopfschüttelnd wandte ich mich von den Männern ab, die immer noch irritiert auf den Tisch starrten und versuchten sich einen Reim darauf zu machen wie in einem geschlossenen Raum Wind aufkommen konnte. Ich scannte den Raum nach Ciel ab, der nicht weit von der Szenerie in einem viel zu großen Ohrensessel saß und alles mitbekommen zu haben schien.
Peinlich berührt schlich ich zu ihm rüber und ließ mich auf das ihm gegenüber stehende Sofa fallen. Hoffentlich würde er keine Fragen stellen, das war das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte.

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