Kapitel 54
Ich wachte auf, als ich das Gefühl hatte, vollkommen zu verdursten.
Was ich sah, war der Raum, der mir leicht bekannt vorkam, bis mir einfiel, dass ich schon mal in diesem Bett aufgewacht worden war.
Es war das Patientenzimmer von Taeyang. Jiyongs Arzt und Freund.
Nicht zur meiner Verwunderung saß Jiyong neben mir, auf demselben Sessel wie das letztes Mal.
Mit müden aber dennoch wachsamen Augen erwiderte er meinen Blick, bis er aufstand und zu mir kam. Ich wollte mich aufsetzten, doch eine böse Vorahnung riet mir davon ab, da meine komplette Seite sich unangenehm steif anfühlte.
Langsam ließ sich Jiyong auf dem Bett neben mir nieder und achtete dabei, keine Kabel zu berühren. Oder gar mich selbst.
Kurz hob er seine Hand und wollte mich anscheinend doch berühren, doch ließ es dann letztendlich. Bis ich seine Hand suchte und mit meiner umklammerte. Ein sanfter Druck war die einzige Reaktion, bevor er mich ansprach.
„Wie geht es dir, mein Kätzchen?“, fragte er leise. Seine Stimme war rau und angespannt.
Wie lange hatte ich geschlafen? Was war noch passiert? War schon wieder jemand gestorben oder war der Angriff bei uns der einzige gewesen?
„Ganz gut denke ich mal.“, brachte ich brüchig hervor, was mir wieder einfallen ließ, dass ich extremen Durst hatte. „Kann ich etwas zum Trinken bekommen?“
Sofort griff er nach einem Glas Wasser auf dem Nachtisch neben mir und führte es zu meinem Mund. Gierig schluckte ich die Flüssigkeit und genoss das Gefühl, als die die Trockenheit aus meinem Hals verschwand.
„Besser?“ Vorsichtig stellte er das Glas wieder zurück und lächelte sanft, als er mein eiliges Nicken sah.
„Wie geht es dir?“, fragte ich mit einer festeren Stimme zurück.
Sein Blick huschte schnell über mein Gesicht, nur um dann wieder auf meinen zu antworten. Es war eine Aktion von Sekunden und dennoch konnte ich verstehen, dass er wieder unten war. Nur überlegte er gerade, ob er mich, die anscheinend verletzt im Bett lag, seinen Gefühlen aussetzten konnte.
Beruhigend drückte ich seine Hand und lächelte sanft.
„Ich lebe, Jiyong. Dank dir und deinen Schusskünsten. Aber ich lebe. Und das ist doch das wichtigste oder? Also, wie geht es dir.“ Es war deutlich herauszuhören, dass ich auf eine Antwort bestand. Dass er mir nicht ausweichen sollte.
Dennoch überlegte er noch für einen Moment weiter, bis er nachgab.
„Ich hatte solch eine Angst, als du plötzlich zusammengebrochen warst und all das Blut aus der Wunde geflossen war. Du warst so weiß und dein Atem kaum zu hören. Ich dachte, dass es nun das Ende gewesen wäre und ich dich nie wieder sehen könnte. Dass du sterben würdest.“, flüsterte er schnell und aufgelöst. Dabei wurde sein Griff fester und ich konnte die Angst und Panik in seine Augen sehen. „Taeyang meinte selbst, dass das nun fast das Ende gewesen wäre. Und ich Idiot habe dich nach Korea gebracht, weil ich Angst hatte, dass die Ärzte ihr helfen würden. Dass sie dich einfach sterben lassen würden. Aber was soll ich machen? Ich brauche dich doch. Ich brauche dich, um stark zu bleiben. Vor allem jetzt, wenn sogar jemand aus dem Inner Circle mich verraten hat. Jetzt wo jeder ein Feind sein kann.“
Verzweifelt hob er unsere Hände hoch und lehnte sich dagegen.
Mein Herz schmerzte mehr als alles andere, bei diesem Anblick.
Es war wie damals. Als er zusammengebrochen war und mir gezeigt hatte, wie zerbrechlich er doch war.
Mit meiner anderen Hand strich ich durch sein Haar und zog ihn letztendlich zu mir, bis er lag und sein Kopf auf meiner gesunden Schulter war.
„Es ist in Ordnung, wenn du Angst hast. Ich verstehe dich. Ich hatte auch Angst, aber nun, wo ich sehe, dass ich lebe und noch immer hier sein kann, ist sie nicht mehr so schwer. Ich lebe, weil du mich gerettet hast. Hörst du, Jiyong? Ich lebe wegen dir.“, beruhigte ich ihn und strich dabei noch immer durch sein Haar.
Ich konnte an dem nassen Stoff auf meiner Haut spüren, dass er weinte. Es schmerzte ihn so zu sehen, doch war ich auch glücklich, dass er mir so sehr traute, um mir diese Gefühle zu zeigen.
Ich liebe dich, Jane.“, sagte er nach einer Ewigkeit zu mir.
„Ich dich auch, Jiyong.“
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Taeyang hatte deutlich betont, und das mehrmals, dass er mich sofort zurückholen würde, wenn ich mich zu gestresst fühlen würde.
Und ich würde lügen, wenn ich nicht behaupten würde, dass die totale Wut in mir mich nicht stressen würde.
Ich konnte sogar mit absoluter Sicherheit sagen, dass ich so gestresst war, wie halb Amerika als Donald Trump Präsident geworden war.
Ich stand nämlich in einem neuen Apartment, umzingelt von der Innenstadt Seouls, welches mehr einem Sicherheitstrakt ähnelte, als einer Wohnunterkunft.
„Vorsichtig, Kleine.“, warnte mich Bobby, als er mit einem Karton an mir vorbei musste.
Wortlos machte ich ihm Platz und sah ihm zu, wie er in dem neuen Arbeitszimmer von Jiyong verschwand.
Es war hier nicht hässlich. Nein. Ganz im Gegenteil. Es war wie alle andere Unterkünfte modern und geschmackvoll eingerichtet. Von der Aussicht ganz zu schweigen.
Aber die Kameras, die zahlreichen Sicherheitsanlagen und Fluchtgänge waren mit nicht geheuer. Ich fühlte mich, wie bei The Big Brother. Nur halt für die Mafia.
Wie unter Trance lief ich zu dem Zimmer, in dem Bobby verschwunden war und kurz davor Jiyong. Darin befanden sich ehrlich gesagt alle, die mitumgezogen waren. Sie saßen vor Bildschirmen und Computern und schienen sich alles einzustellen. Weil ja irgendjemand das ganze kontrollieren musste.
„Jiyong?“, fragte ich und erregte somit fast die ganze Aufmerksamkeit.
„Ja?“, kam es nur zurück.
„Können wir kurz sprechen. Alleine?“
„Uhm…Gerade ist es etwas schlecht. Was ist denn?“
„Bleiben wir hier länger?“
„Ja. Voraussichtlich.“
„Und die Kameras?“
„Die auch.“
„Selbst im Schlafzimmer…Oder Bad?“
„Keine Sorge, auf die habe nur ich zugriff.“
„Das ist ja…beruhigend…Wenn du vielleicht später Zeit hast, können wir uns die Gegend anschauen? Hier scheint es viel zu geben.“
Nun schaute Jiyong auf, wie auch wieder ein paar andere Augenpaare. Nur schauten diese alle zu ihrem Boss. Außer Bobby, der guckte zu mir. Es war augenblicklich eine unangenehme Anspannung in der Luft.
„Das geht nicht.“, antwortete mir Jiyong nach einer Weile.
„Was?“
„Du kannst nicht raus. Das ist zu gefährlich, Jane.“, mischte sich nun Bobby mit ein. „Wir können dir nicht die Sicherheit bieten, die nun nötig ist. Das wäre zu riskant.“
Sprachlos schaute ich die beiden Männer an, während mir dämmerte, was das zu bedeuten hatte.
„Nein.“ Kopfschüttelnd schaute ich Jiyong an. Sein Blick etwas sanfter, als er meinen Ausdruck sah. „Ihr werdet mich nicht wieder einsperren!“ Nun war meine Stimme etwas lauter.
„Jane.“ Jiyong stand auf, doch ich ließ mich nicht ablenken.
„Du hast es versprochen! Du hast es mir versprochen! Nie mehr wie damals! Und nun machst du es doch! Du hast mich angelogen!“
„Beruhig dich Jane. Deine Wunde.“ Eindringlich ging nun auch Bobby auf mich zu. Doch ich ging einen Schritt zurück.
„Fickt euch! Ihr und eure Sicherheit! Ihr könnt das nicht tun und ich werde das auch nicht zulassen! Ich bin kein Tier. Ich bin ein Mensch und ich habe ein Recht auf Freiheit und wenn ich sie mir selbst holen muss.“
Mit diesen Worten ging ich aus dem Raum und ignorierte die Rufe der anderen.
Nur die Panik in meiner Brust konnte ich nicht ignorieren.
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Hello!
Neues Kapitel! Momentan ist es recht stressig, weil bald Notenschluss ist und alle Lehrer meinen, sie müssen schreiben....Also bitte Gnade mit mir 🙏💘
Ach ja! Heute hat auch x_Jenniferx Geburtstag! Sie schreibt auch tolle Storys und würde sich über einen Besuch freuen 😁
Viel Spaß beim Lesen!
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