Kapitel 5
Diese Nacht verbrachte ich in seinen Armen.
In den Armen eines Fremden.
Er hielt mich einfach fest und ließ mich in Ruhe auseinander fallen. Mich in meinem Schmerz versinken. In der Trauer um meiner Mutter.
Außer sanfte Worte und beruhigende Streicheleien war nichts von ihm gekommen. Er ließ mich einfach sein.
Irgendwann war ich dann eingeschlafen.
Dennoch blieb mir bis in den Schlaf ein komisches Gefühl. Doch ich schob es beiseite.
Es war die erste Nacht, in der ich komplett durchschlief. Es war ein traumloser Schlaf und gab mir wieder die Energie, die mir gefehlt hatte.
Als ich aufwachte, waren die Kopfschmerzen fort. Ich hatte zwar immer noch eine leichte Müdigkeit, doch der Unterschied meiner Zustände der letzten Tage und nun waren enorm.
Langsam öffnete ich meine Augen und erwartete schon das Gesicht des Mannes zu sehen. Der Platz neben mir war leer.
Ich bewegte mich leicht und fuhr dann zusammen.
„Sie ist wach. Schau, dass er spricht und danach nie wieder etwas sagen kann", kam seine ruhige Stimme vom Fenster aus und erschreckte mich.
Immer noch mit klopfenden Herz schaute ich ihm zu, wie er sein Handy einpackte. Zu meiner Überraschung trug er nun einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd.
„Guten Morgen, Kätzchen. Ich wollte dich nicht aufwecken", erklärte er und kam auf das Bett zu.
Instinktiv wich ich zurück, bis ich fast aus dem Bett flog. Ein amüsiertes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Dennoch blieb er stehen.
Locker stand er dort, mit einer Hand in der Hosentasche. Die andere hatte jede Menge Ringe und schon wieder waren Ketten um seinen Hals. Er schien Schmuck zu mögen...
„Gestern Nacht warst du nicht so schüchtern", durchbrach er die Stille. Mal wieder schien ihm das ganze total zu gefallen.
Ich spürte sofort die Wärme in meinem Gesicht und suchte hektisch nach einer Antwort.
Ich hatte mich von ihm trösten lassen. Ich hatte ihn meinen Gefühlsausbruch miterleben lassen.
Und ich war in seinen Armen eingeschlafen.
„I-Ich kenne nicht mal deinen Namen", sagte ich jedoch und fühlte mich sofort dumm.
Ein leiser Laut kam über seine Lippen und anhand des Funkelns in seinen Augen wusste ich, dass es ein verkniffenes Lachen war.
Mit seinen Fingern fuhr er sich über den Mund. Das Silber glänzte im Licht.
„Mein Name ist Jiyong. Kwon Jiyong. Doch du kannst mich einfach Jiyong nennen, Jane."
Bei der Erwähnung meines Namen zuckte ich leicht zusammen. Er hörte sich seltsam an, wenn er ihn sagte. Fast schon wie ein Schnurren.
Abwartend scannte er mich. Wollte anscheinend sicher gehen, dass ich keine Fragen mehr hatte, doch für mich gab es noch viel zu wissen.
Langsam beugte ich mich vor. Schaute ihn an.
„Wieso seid ihr nicht früher gekommen? Deine Männer. Du hast gesagt, dass du Bescheid wusstest?", fragte ich also. Meine Stimme war leise, fast schon ein Flüstern.
Kurz erwiderte er meinen Blick, dann setzte er sich auf die Bettkante.
„Als ich herausfand, dass sie euch gefunden hatten, wollte ich sofort jemanden schicken, doch meine Jets wurden angezündet und waren dementsprechend unbrauchbar", erklärte er sanft. Seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Verlust war offentsichtlich. Erneut fühlte ich mich wie ein Kind. „Bis ich jemand finden konnte, der bereit war, mir zu helfen, hatten sie schon ihren Vorsprung."
Meine Augen fingen wieder zu brennen an.
Hätten diese Leute nicht geahnt, dass er uns helfen wollte, wäre meine Mutter noch am Leben. Oder auch nur verletzt. Hier bei mir.
„Jane", sprach er leise meinen Namen aus.
Ich holte kurz Luft und versuchte mich zusammenzureißen. Fragend schaute ich auf.
Jiyong sah besorgt aus.
„Komm her, Kätzchen." Mit seinen Fingern machte er eine Bewegung.
Ich blieb jedoch starr.
Bewegte mich nicht.
Langsam legte er seinen Kopf schief.
"Du weißt, was ich dir gestern erzählt habe. Du gehörst jetzt mir. Also noch ein letztes Mal: Komm her." Sein Ton war noch immer ruhig und leise, doch die Drohung deutlich zu hören.
Für einen kurzen Moment war die Versuchung zu groß, mich von ihm einwickeln zu lassen, doch dann erinnerte ich mich an die Worte meiner Mutter.
Wenn sie tatsächlich das gewesen war, was Jiyong erzählt hatte, hatte sie nur erahnen können, was mit mir passieren könnte. Und nun war ich hier. Wurde von einem wildfremden Typen als Eigentum beansprucht.
"Ich gehöre dir nicht. Ich gehöre niemanden, außer mir selbst", brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Meine Hände waren zu Fäuste geballt und hielten die weiche Decke fest. Mein Blick auf sie gerichtet.
Meine Antwort war falsch gewesen.
Harsch wurde ich am Kiefer gepackt und nach vorne gezogen. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in meine Wangen und die Tränen flossen nun endgültig. Verzweifelt versuchte ich mich freizubekommen.
Seine Augen waren dunkler als davor. Seine Wut war deutlich unter der vorgespielten ruhigen Oberfläche zu sehen.
"Du gehörst alleine mir. Niemanden sonst. Denn ich habe deinen beschissenen Arsch gerettet und werde es auch gerne wieder tun. Doch denke deswegen bloß nicht, dass ich dir nicht zeigen würde, was es bedeutet mir nicht zu gehorchen", knurrte er schon fast.
Ein Schauer durchfuhr mich. Ich hatte Angst. Sehr sogar.
"Hast du mich verstanden, Jane?", fragte er mich nun etwas sanfter.
Es war ein Befehl. Keine Frage.
Ich schloss kurz die Augen und nickte dann so gut es ging. Mit seinen Fingern war das nicht so einfach.
"Benutzt deinen süßen Mund, Kätzchen."
Weinend schaute ich ihn wieder an. Meine Backen wurden langsam taub.
"Ja", brachte ich dennoch hervor.
"Ja was?"
"Ja, Jiyong", riet ich und hoffte, dass die Antwort passte.
Anscheinend war es der Fall, denn er ließ mich los.
Sofort kroch ich von ihm fort und rieb mein Gesicht. Aufhören zu weinen konnte ich nicht.
"Was ist, Seung?", fragte Jiyong plötzlich, ohne mich aus den Augen zu lassen.
"Er ist da", sagte eine tiefe Stimme von der Tür aus.
Erschrocken schaute ich hin.
Es war der Mann, welcher besoffen gesungen hatte. Nun jedoch nüchtern und er rauchte tatsächlich mitten im Zimmer.
Wie lange stand er schon da?
Was hatte er mitbekommen?
Jiyong nickte und stand dann auf.
"Ich bin in einer Stunde fertig. Versuch noch bis dahin zu schlafen, dann hol ich dich um etwas Anständiges zu essen."
Mit einer selbstbewussten Haltung ging er zu der Tür, vorbei an dem anderen Mann.
"Komm", war nur noch zu hören, dann war er fort.
Dieser Seung starrte mich noch kurz an. Sein Blick war kalt und hatte etwas Abschätzendes. Dann schloss er die Tür.
Ich zählte wieder bis 100 bis ich mir erlaubt tief Luft zu holen und die Schluchzer laut raus zu lassen.
Ich rollte mich auf dem riesigen Bett zusammen und fing zu weinen an.
Und schon wieder war ich vollkommen alleine.
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Kleine Info: Ich weiß am Anfang der Geschichte gab es Deutsch und Koreanisch als Sprache, doch ich hab keine Lust, dass die ganze Zeit zu erwähnen, also nicht beirren lassen!
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