Kapitel 3
Sofort ertönte lautes Lachen und sogar Gekicher.
Der Mann blickte mich weiterhin an. Dabei versuchte er nicht zu schwanken.
Hanbin zog ihn an seinem Jackett zurück auf seinen Platz.
„Hyung, du hast es mal wieder mit dem Wein übertrieben", meinte er amüsiert.
Ein anderer wand sich zu mir grinsend um.
„Das ist üblich für TOP, wenn er einen reichen Kunden an Bord gezogen hat. Nimm ihn das nicht übel." Er hatte verwuscheltes braunes Haar und recht große Augen. Für mich schien er fast noch ein Kind zu sein.
Die meisten auf dem Sofa sahen noch jung aus, außer dieser TOPund noch einer, der mich die ganze Zeit anstarrte. Er hatte zur Abwechslung mal nur ein schlechtes Shirt und Shorts an. Sein Haar war nach hinten gegelt und gingen knapp über die Ohren.
Unter seinem Blick fühlte ich mich unwohl. Vor allem, weil ich noch immer nicht wusste, was eigentlich los war.
Diese Menschen waren mir fremd und hatten mich zudem in ein wildfremdes Land geschleppt.
Doch dieser betrunkene Typ lenkte mich wieder ab, indem er zu singen anfing.
Seine Stimme war überraschend tief und leicht schief. Das Glas wurde hin und her geschwenkt, was die rote Flüssigkeit darin fast überschwemmen ließ.
Ein paar der Männer fingen wieder das Lachen an.
Hanbin verzog gequält das Gesicht. Wenn ich mich nicht irrte, lächelte mich auch Bobby entschuldigen an.
„Wo ist nur unser Boss, wenn man ihn braucht", murmelte er, doch ich konnte es hören.
Mir wurde das ganze immer unangenehmer und ich schlang meine Arme um mich. Es sollte mir das Gefühl geben, nicht vollkommen ausgeliefert zu sein.
Das, was vorhin passiert war, der laute Gesang, das Gestarre des komischen Typen, die Schmerzen und die Müdigkeit zerrten an meinen Nerven.
Ich hielt das nicht mehr lange aus.
Was sollte ich hier?
Als TOPnun lauter wurde, erschrak ich mich und ging instinktiv ein paar Schritte zurück.
Gegen das, was ich dann mit meinen Rücken stieß, erschrak mich jedoch noch mehr. Mit einem leisen Aufschrei drehte ich mich in Windeseile um. Dabei verhedderten sich irgendwie meine Beine und ich verlor das Gleichgewicht.
Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde schloss ich meine Augen und wappnete mich auf den Schmerz des Aufpralls vor.
Der jedoch nie kam, da mich zwei starke Arme an der Hüfte festhielten.
Als ich die Augen wieder öffnete, war es ganz still im Zimmer.
Zwei braune Augen schauten mich an. Sie sahen schon fast gelangweilt aus. Nur das leichte Schmunzeln auf den Lippen des Mannes machte mir klar, im welcher Lage ich war.
Hektisch drückte ich meine Hände gegen seine Brust. Es war schon fast ein verzweifelter Akt.
Der Mann ließ mich sofort los. Ich wich ein paar Schritte zurück. Mein Herz pochte laut in meinem Ohr.
Das Klopfen erfüllte fast meinen ganzen Kopf und ließ keinen klaren Gedanken zu.
„Taeyang, kümmer dich um ihre Verletzungen", sagte er bloß ohne mich aus den Augen zu lassen.
Er hatte schwarzes Haar, welches ihm ins Gesicht fiel. Unter dem Hemd und den Ketten blitzten Tattoos hervor. Trotz seiner schmalen Figur hatte er Muskeln, die jedoch nur dezent sichtbar waren. Irgendwie erinnerte er mich an einen Puma. Und genau das machte mir Angst.
Jemand seufzte laut auf. Es war der komische Typ von vorhin.
Also hieß er Taeyang.
Warte mal!
Erst sollte ich mich fertig machen. Wohlgemerkt, nachdem ich das schlimmste Ereignis meines Lebens durchstanden hatte und wurde dann gezwungen hier herunterzukommen. Und nun sollte sich dieser Typ da um meine Wunden kümmern?
Und niemand sah es als selbstverständlich, mich über die Lage und dem was passiert war aufzuklären? Ich wurde einfach hin und her geschoben! Und hatte einfach keine Ahnung, was ich hier sollte und was mit mir passieren würde! Oder wieso überhaupt jemand bei uns eingebrochen war und meine Mutter erschossen hatte! Oder wieso ich verdammt nochmal noch lebte!
Das ganze ließ mich letztendlich den Mann an seinem Handgelenk packen, während er schon halb durch den Bogen war. Sofort war im Hintergrund Bewegungen zu hören. Ein Blick nach hinten und ich sah, wie nun alle konzentriert dranstanden. Sie achteten alle auf meine Hand.
Entschlossen zu erfahren, was hier nun los war, blickte ich wieder zu dem Mann. Dieser schaute mich ausdruckslos an.
„Wo bin ich? Und wer seid ihr?", fragte ich mit zittriger Stimme. Mein Kopf schmerzt und ich wurde mir immer mehr bewusst, wie müde ich doch war.
Leicht zuckte sein Mundwinkel.
„In Seoul, Korea." Seine Stimme war ruhig. Fast schon zu ruhig.
„Und?", wollte ich weiter wissen. Innerlich drehte ich vollkommen durch. Ich befand mich auf der anderen Seite der Erdkugel!
„Lässt du mich wieder los, wenn ich dir das verrate?" Sein Ton war neckend, wie bei einem kleinen Kind.
Doch ich ignorierte es und nickte.
„Wir sind eine Gruppe. Manche bevorzugen jedoch den Namen Mafia. Das hier sind die Mitglieder und ich bin ihr ... Boss?" Fragen legte er seinen Kopf schief. Dass er amüsiert war, war deutlich zu erkennen.
Das hier war nur ein verdammtes Spiel für ihn!
„Und wieso ist meine Mutter dann tot und ich hier?", frage ich einfach weiter.
Er stieß ein Seufzer aus und schüttelte den Kopf.
„Du hältst dich wohl nicht gerne an Abmachungen. Wie deine Mutter."
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen.
„Schnell zusammengefasst, hatte deine Mutter noch eine Rechnung in dieser Gesellschaft offen und wir haben dich vor demselben Schicksal wie das deiner Mutter gerettet."
Seine Augen studierten meine Reaktion. Diese war pure Verwirrung.
Mir wurde in kurzen Abschnitten warm und kalt, weswegen ich Schweißausbrüche bekam. Oder war mir kalt und warm, weil ich Schweißausbrüche hatte?
„Schicksal? Rechnung? Was mei-"
„Deine Mutter war die Mätresse eines anderen Oberhaupt und ist dann einfach abgehauen. Und ach ja!" Mit einer kraftvollen Bewegung befreite er sich aus meinem Griff. Überrascht zuckte ich erneut zusammen. „Du bist das Ergebnis dieser Affäre."
Schockiert schaute ich ihn an.
Konnte kein Wort davon glauben.
Es war so unrealistisch.
Meine Mutter als Mätresse?
Niemals!
Aber das würde soviel erklären ...
Als ich bemerkte, dass der Mann wieder ging, wollte ich ihm folgen und weiter fragen.
„Halt! Was meinst du damit!", schrie ich schon fast. Die Verzweiflung mehr als deutlich zu hören.
Auf meine hektische Bewegung hin hörte man mehrere Geräusche. Es waren dieselben wie letzte Nacht. Pistolen.
Doch ich ignorierte sie und streckte meine Hand nach dem Mann aus.
Dann verschwamm plötzlich mein Sichtfeld und wurde von schwarzen Punkten erfüllt. Mir zog sich der Boden unter den Füßen weg. Meine Haut schien zu brennen und gleichzeitig durchfuhren mich eiskalte Stiche, welche meine Brust schmerzen ließen.
Das Letzte, was ich sah, bevor ich zusammensackte, war das überraschte Gesicht des Mannes.
Hart schlug ich auf den Boden auf. Mein Kopf fing höllisch zu stechen an.
Bevor es ganz schwarz wurde, hörte ich eine fremde Stimme.
„Fuck! Was habt ihr dem Mädchen gegeben?"
Dann verlor ich das Bewusstsein.
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Hello 🙆
Ich habe ja irgendwie noch nichts zu der neuen Ff gesagt, deswegen wird es glaube ich mal Zeit 😂
Diese Idee kam mir (mal wieder) gleich nach meiner letzten, obwohl ich eine Pause machen wollte, und ließ mich nicht in Ruhe...
Ich habe keine Ahnung, wie groß der Umfang von dieser sein wird, doch es wird wahrscheinlich etwas Größeres und ich hoffe, ich halte durch😅
Zudem vielen Dank für das tolle Feedback oder die süßen Reaktionen!! 👭💔
Viel Spaß beim Lesen! 🌸
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