Kapitel 25

Das Restaurant war im Obergeschoss eines Luxushotel.

Alles war protzig und in leichtem Barock eingerichtet. Weiß und Gold waren die Hauptfarben, wie unzählige Kunstwerke und Deckenmalereien, die das ganze schmückten.

Ich fühlte mich total Fehl am Platz. 

Die drei Männer hatten wie immer teure Anzüge an und ihre Haare waren haargenau gestylt. Doch ich hatte immer noch diesen Stummel auf meinem Kopf und einen zu großen Sweater, wie eine zerrissene Hose an. Das ganze abgerundet von den Augenringen unter meinen Augen, aufgrund den schlaflosen Nächten dank Jiyong.

Wir hatten die Jungs zurück gelassen, die zuerst nach Hause gefahren waren, um das Gepäck aufzuräumen. Das Hotel gehört nämlich Seungri und überall waren Sicherheitsleute. Wir waren, wie es Bobby sarkastisch angedeutet hatte, "safe".

Allgemein schien den Jungs es nicht zu gefallen, ihren Boss zurück zu lassen. Sie schienen den anderen Sicherheitsmännern nicht zu trauen. 

Auf jeden Fall saßen wir eben nun zu viert an einem Tisch, gleich neben uns die Skyline von Seoul und vor uns unzählige französische Speisen. Und es sah auch verdammt gut aus, nur ließen die Muscheln und Schnecken mir nicht so richtig ruhe, da die Drei sie auch nicht leise essen konnten. Bei jedem lauten Schlürfer wurde mir etwas mehr schlecht.

Ich schaute deswegen hartnäckig auf meine Ente und versuchte den Drang zu unterdrücken, die Teller vom Tisch zu schmeißen.

Ich saß gegenüber von Seungri, neben ihn Daesung und Jiyong natürlich neben mir. Es war eigentlich ziemlich gemütlich hier, mit der Frau am Piano, der guten Bedienung, der tollen Aussicht und dem leckeren Essen. Währe da nicht unser äußerst mafiahaftes Tischgespräch. 

Das Thema war "Wie Quäle ich den Spitzel am besten, ohne ihn unzubringen, aber dennoch genug Schmerzen zu verursache, um an Informationen zu kommen?". 

Es tat besonders gut, zu essen, während jemand vorschlug, die Fingernägel wegzureißen.

"Hwasa hat bestimmt schon gute Arbeit getan. Sie hasst nichts mehr, als jemanden Fremden in ihrem Zimmer zu finden. Vor allem, wenn dieser ihre Sachen durchwühlt.", sagte Daesung und trank einen Schluck aus seinem Glas.

Soviel wie ich mitbekommen hatte, war Hwasa die Anwältin, in deren Kanzlei der Spitzel gefunden wurde. Sie war für die politischen Tätigkeiten verantwortlich. Ich wusste nicht mal, dass Jiyong etwas mit Politik zu tun hatte. Aber anscheinend musste man jede Menge hohe Tiere bestechen, um das zu machen, was er tat. 

"Sie war ziemlich wütend gewesen. Hanbin meinte, sie hatte ihm gedroht seinen Schwanz mit ihren eigenen Händen abzureißen, wenn wir nicht sofort kommen würden. Anscheinend spricht sich sowas ziemlich schnell um und schädigt dem Ruf ihrer Kanzlei. Sie hat es aber noch so umdrehen können, dass er als Mordverdächtiger einer ihrer Fälle festgenommen wurde. Die Öffentlichkeit denkt, er hätte nach seiner Akte gesucht.", erwiderte Jiyong kauend.

Seungri schnaubte laut auf. 

"Selbst wenn sie nur noch dich als Kunde hätte, würde sie mehr verdienen als die meisten anderen Anwälte." Sein Unterton war sarkastisch.

Jiyong musste etwas grinsen und schien über die Worte des Jüngeren glücklich zu sein. Er sah es anscheinend als Kompliment.

"Sie meinte aber auch, dass CL ihn nicht geschickt haben könnte, da sie in Amerika war. Die Säuberung vor zwei Tagen lässt darauf schließen, dass sie keinen Plan hatte, was ihr Rat vorhatte.", sprach Daesung weiter.

Noch immer hatte ich keine Ahnung, wer diese CL genau war. Außer das sie meine Stiefschwester war und mich tot sehen wollte. Da kamen doch familiäre Gefühle hoch.

"Interessiert leider niemanden in dieser Branche. Sie hat offiziell angefangen und ist somit die Schuldige für jedes vergossene Blut. Ihre Leute, ihr Schutz. Ihr Mann ist in mein Revier eingedrungen, somit ist auch sie eingedrungen. Und so sieht es jeder. Sie hat es hinzunehmen." Jiyong wischte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab.

Plötzlich kam ein großer Mann, in einem schwarzen Anzug und einem Headset im Ohr. Er verbeugte sich kurz und flüsterte Seungri dann etwas ins Ohr. Dieser hörte zu, bis sich sein Gesicht verdunkelte. Er nickte knapp und schon war der Mann wieder fort.

Ich schaute ihm etwas irritiert nach, die anderen beide schauten gespannt zu ihrem Freund.

"CL ist da.", sagte dieser nur.

Seine Stimme verriet keine Gefühlsregung. Der vorlaute junge Mann hatte Platz für einen kalten Geschäftsmann gemacht. Oder doch eher Mafiosi?

Daesung seufzte laut und fasste sich an die Stirn. Jiyong behielt eine neutrale Miene und sagte nichts. Er schien eher so aus, als hätte er es erwartet.

"Hat sie nicht Hausverbot, nachdem sie dein Zimmer anzünden wollte?", fragte Daesung dafür.

"Das war vor drei Jahren und normalerweise hält sie das auch ein, aber die Neugierde hat anscheinend gesiegt. Wenn du möchtest, kann ich Jane in einen seperaten Raum bringen, damit sie sie nicht sieht?" Fragend schaute Seungri seinen Boss an. Dieser überlegte kurz und schaute dann mich an.

Seine Augen waren etwas dunkler als vorhin. Auch hatte er wieder diese Falten zwischen seinen Augenbrauen. Am liebsten hätte ich sie weggeküsst. Doch bei dem Gedanke wer bald hier sein könnte, wurde mir schlecht. 

Plötzlich nickte Jiyong, aber ließ seinen Blick auf mir.

"Bring sie hier raus und sorg dafür, dass sie niemand sieht. Die Jungs sollen sie abholen. Niemand anderes darf sie mitnehmen." Sein Ton war kalt und gefühlslos. Man konnte förmlich spüren, wie sehr er in seinem Element war. Er kannte dieses Spiel nur zu gut. 

"Sehr wohl, Boss." Seungri stand auf und machte mir deutlich, dass ich ihm folgen sollte. Etwas zögerlich tat ich es, nicht ohne ein letztes Mal auf Jiyong zu schauen. Dieser schaute auf sein Teller. Das Gesicht bedeckt von seinen Haaren. Doch als er dann aufblickte, war er jemand anderes. 

Nie hatte ich diesen Blick bisher gesehen. Nicht als er wütend war, oder mir drohte. Nichtmal als er mich gepackt hatte.

Er war nun das Oberhauptes einer ganzen Mafiaorganisation.

Seungri nahm mich sanft am Oberarm, als er bemerkte, dass ich stehen geblieben war.

"Komm, Jane. Er schafft das schon.", munterte er mich auf und lächelte.

Es war nett gemeint, doch half nichts.

Wir gingen hinter die Bar und öffneten eine Tür. Die Bedienung schien uns nicht zu beachten. Hinter der Tür war ein Treppenhaus. Zusammen eilten wir die Treppen runter, während Seungri etwas in sein Handy tippte.

"Die Jungs sind in fünf Minuten da, solange bleibe ich bei dir.", erklärte er mir.

Ich nickte bloß und achtete darauf keine Stufe zu verpassen. Ich war es nicht gewohnt so schnell die Treppe runter zu gehen und Seungris Griff ließ mir nichts anderes übrig. Auch fielen mir die Haare ins Gesicht, da ich den Haargummi auf den Weg nach unten verloren hatte.

Doch zum Glück öffnete er bald eine weitere Tür und wir kamen bei einem Gang heraus. Hier war es ziemlich hektisch und ich erkannte, dass es der Gang für den Sevice war. Ohne auf die Grüßungen zu achten, ging Seungri mit mir nach rechts und dann durch eine automatische Tür, die uns in die Empfangshalle hinausspuckte.

Wie vorhin standen hier und da Abreisende und Neuankömmlinge in teuren Klamotten. Männer in Anzügen saßen auf edlen Sitzmöglichkeiten und warteten auf ihren Fahrer.

Seungri zeigte auf eine hintere Ecke, in der eine weitere Tür war. Sie war etwas versteckt.

"Der Raum für die Sicherheitsleute.", erklärte er etwas aus der Puste und führte mich dorthin.

Genau in der Mitte der großen Halle, packte mich jemand am Handgelenk und drehte mich brüsk um. Dabei wurde ich aus Seungris Hand gerissen, welcher sich sofort umdrehte.

Ich schaute schockiert zu der Person und brauchte ein paar Sekunden, bis ich sie erkannte.

Als ich das kleine Kreuz unter dem Auge dann endgültig wahrgenommen hatte, schrie alles in mir danach  wegzurennen.

Der Typ grinste mich dreckig an und scannte mich. Sein Blick verriet sofort, dass er mich erkannt hatte und was er davon hielt.

Ich fing ungewollt zu zittern an und die Bilder, welche ich so gut verdrängt hatte, tauchten augenblicklich wieder auf. Sie stürmten mein Kopf wie eine Flut, die vor nichts halt machte. 

Wie meine Mutter zusammengebrochen war.

Wie das Licht aus ihren Augen erloschen war.

Wie ihr Nachthemd von dem ganzen Blut rot geworden war.

Ihr Blut.

Überall.

Gerade als ich meinte, wieder durchzudrehen, wurde ich erneut gepackt. Hart stieß ich gegen eine Brust. 

Eine tiefe Stimme kam von der Person hinter mir. Genau wie mehrmaliges Klicken.

"Finger weg, oder muss ich dich diesmal wirklich umbringen Ganzo?", knurrte Hanbin gefährlich.

Als ich mich umschaute, sah ich die Jungs, wie sie mit Pistolen auf diesen Ganzo zeigten.

Der Typ der dabei gewesen war, als meine Mutter umgebracht wurde.

Der, welcher den Befehl dazu gegeben hatte.




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