Kapitel 12

Als wir anhielten, eilte Bobby aus dem Wagen und öffnete die hintere Tür.

Kaum wurde ich rausgehoben, empfing mich die Kälte des Abends.

Ich hatte schon vor einer Weile aufgehört zu weinen, doch die Nässe auf meinen Wangen wurde durch die frische Temperatur unangenehm.

Dafür waren meine Arme überraschend warm und ich hatte auch das wohlige Gefühl der Müdigkeit in mir.

Ein kurzer Blick, und ich konnte erahnen, dass wir in einer etwas gehobener Siedlung waren.

Neue und große Häuser reiten sich aneinander und öfters waren auch große Gärten mit hohen Zäunen zu sehen.

Doch mein Kopf war schwer und ich wollte eigentlich nur noch schlafen. Ungewollt ließ ich ihn gegen Hanbins Schulter fallen. Er füllte sich an, als wäre er mit Zement gefüllt.

Die Gegend verschwam und ich realisierte, dass wir rannten.

Bobby drückte irgendein Knopf und rief was.

Ich konnte Schotter knirschen hören.

Dann eine Frau, welche aufschrie.

"Taeyang!"

Laute Schritte.

Befehle.

Mir war kalt und warm zugleich.

Ein Knurren.

Jemand wollte mich von Hanbin fort nehmen.

Ich wimmerte.

Aber es interessierte niemand.

Ich wurde von jemanden anderen getragen.

Plötzlich war es unter mir weich.

Dann spürte ich eine Hand, die mir sanft durchs Haar fuhr.

Jemand flüsterte.

"Jiyong, du solltest draußen warten."

Die Frau.

Mir wurde übel.

Schwarze Punkte nahmen mein Blickfeld ein. Aber ich hatte doch meine Augen zu.

"Ich bleibe bei ihr."

Ich kannte diese Stimme.

Doch das Denken würde zu anstrengend und ich fühlte mich so müde. Ich wollte einfach nur schlafen.
Doch die Albträume würden wieder kommen.

"Schlaf, Kätzchen.", hörte ich, bevor alles schwarz wurde.

-

"Sie wird wieder. Viel Schlaf, gutes Essen und etwas frische Luft werden ihr besser helfen, als jede Medizin", versicherte Taeyang seinem Freund und zog dabei seine Handschuhe aus.

Er bekam keine Antwort.

Es hatte schlimmer ausgesehen, als es gewesen war. Die Schnitte waren zwar tief gewesen, doch hatten keine wichtige Ader erwischt. Außer ein paar kleine Narben würde nichts übrig bleiben.

"Wieso hat sie das getan ...", hörte er Jiyong murmeln.

Geübt wusch er seine Hände und du suchte in dem Spiegel nach seinem Freund.

Dieser saß auf einem Stuhl und blickte auf das schlafende Mädchen hinab.

Sie sah friedlich aus.
Aber auch krank.

"Das waren keine gezielte Schnitte. Bobby hatte etwas von einem Spiegel erzählt. Wahrscheinlich hatte sie einen Zusammenbruch. Dabei muss es dann passiert sein." Das weiche Handtuch fühlte sich brutal sanft an. Er hasste diese widerlichen Gummihandschuhe einfach.

"Woher willst du das wissen?"

Seufzend wand Taeyang sich um.

War da wirklich Spott in der Frage gewesen.

"Ich habe oft genug deine Männer und Feinde zusammengeflickt. Da weiß man sowas."

Mit verschränkten Armen lehnte er sich an das Becken. Unten waren die gedämpften Stimmen seiner Frau und der Jungs zu hören.

Er war fast gestorben, als er sie so schreien gehört hatte. Hyorin sollte nicht so schreien oder so etwas sehen.

Sie sollte sich ausruhen und sich auf das Kind freuen.

Wie er.

"Wie lange war sie in dem Zimmer eingesperrt gewesen?" Fragend schaute er zu Jiyong.

Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben lang. Sein Vater war davor der Familienarzt gewesen und nun eben er. Er hatte auch die Schwärmerei mitbekommen. Sie nie verstanden. Jiyong hatte sie nie gesehen. Nur Bilder.

Doch er war auch überrascht gewesen, sie plötzlich in echt zu sehen. Sie war gewachsen, doch etwas von dem kleinen Mädchen von den Fotos steckte noch in ihr. Ebenfalls der Trotz, welcher selbst durch die Angst zu sehen war.

Jiyong würde sich bei Jane die Zähne ausbeisen.

So wie er bei Hyorin.

Doch hatte man es einmal geschafft, war es besser als jeder Schatz dieser Erde.

Das wusste er.

"10 Tage."

Taeyang zog scharf Luft ein.

"Sie ist kein Tier." Seine Meinung dazu war deutlich zu hören.

"Sie hat die Mappe gefunden und mir einen Ohrfeige verpasst. Hanbin wollte sie erschießen. Es hat fünf Tage gebraucht, ihn wirklich davon abzubringen." Ironisch lachte er auf.

Sie beide wussten, dass der Junge das ohne Probleme geschafft hätte. Doch er verehrte seinen Boss.

"Dennoch hat er sie hergebracht."

"Weil er einen Eid geschworen hat und ich ihm befohlen habe, Bobby von ihr fernzuhalten."

"Bobby?"

"Er hat Interesse an ihr. Als er die Blutergüsse gesehn hatte, hat er mich tatsächlich belehrt."

Taeyang lachte auf.

"Du verwöhnst deine Jungs zu sehr. Bald sind sie wie die anderen und dann musst du sie auch nach Japan schicken."

Jiyong hob arrogant die Braue.
Er wusste, dass sein Freund Recht hatte. Doch was sollte er mache? Sie waren seine Familie.

"Ich möchte dir nicht zu nahe treten, doch als Arzt verbiete ich dir, sie nochmal solange einzusperren. Das wird sie umbringen. Sie hatte schon Risse als sie in Korea ankam. Nun kann sie jederzeit zerbrechen."

"Ist sie das nicht schon."

"Nein. Das war, sagen wir der Arm. Ich habe ihn wieder dran geklebt. Also Vorsicht." Er drückte sich vom Porzellan ab und machte sich auf den Weg zur Tür.

Doch sein Freund hielt ihn davon ab.

"Sag den Jungs ich möchte den Jet startklar haben. Mit unseren Sachen. Und die anderen drei sollen rund um die Uhr erreichbar sein."

Interessiert wand er sich zu Jiyong.

"Wohin willst du?"

"Aufs Land. Du hast doch gesagt sie braucht Ruhe und frische Luft."

Nickend schaute er auf Jane.

"Deine Jets sind doch verbrannt?"

Jiyong lachte auf.

Wie nannte er sie? Kätzchen.

Wie seine Mutter ihn genannt hatte.

Früher.

Wortlos ging er aus dem Raum und  wusste, dass sein Freund absofort verloren hatte.

Jiyong hatte der ganzen Welt seine Schwachstelle gezeigt.

Doch Taeyang würde das niemals erwähnen.

Sein Freund wusste es schließlich besser als jeder andere.

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Hello!
Meine Updates von Montag können auch absofort sonntags kommen, da ich morgen im Normalfall 10 Schulstunden haben werde und es somit vergessen könnte!
Aber euch stört das bestimmt nicht 😊

Viel Spaß beim Lesen 💕

tablos 👭💕

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