Kapitel 5 I Kampf der Titanen

Es war ungefähr 22 Uhr abends, als Bianca und ich uns von Hektor verabschiedeten. Sie hatte mich überredet, heute Abend in diesen neuen Club in der Stadt zu gehen, von dem momentan alle redeten. Mit alle, meine ich Bianca. Sie hatte mich den ganzen Tag damit zugetextet, wie gerne sie dort hin würde. 

"Oh mein Gott, wir müssen ins Dark Forest heute Abend! Heute ist mega der coole DJ da und es werden bestimmt auch einige heiße Kerle da sein, das sollten wir uns nicht entgehen lassen." hatte sie mir mit verträumtem Blick prophezeit. 

Schließlich hatte ich mich dann überreden lassen, ein bisschen Abwechslung konnte mir auch nicht schaden.

Nach Unischluss fuhren wir zusammen zu Bianca nach Hause, um unsere Sachen abzulegen und uns ein bisschen frisch zu machen. Sie packte ihre Schminkutensilien auf den Wohnzimmertisch, holte eine Flasche Wodka aus der Küche und befüllte zwei kleine Shot Gläser.

"Auf uns!" trällerte sie und kippte den Wodka in einem Zug runter. Ich tat es ihr gleich. Ein eisiges, brennendes Gefühl machte sich in meiner Kehle breit, fieses Zeug. Aber es erfüllte seinen Zweck. Drei weitere Shots später, begab ich mich daran, mein Make Up etwas aufzufrischen. Bianca hatte schon ihre Haare mit einem Lockenstab zu sanften Wellen geformt und hatte es irgendwie geschafft, sich künstliche Wimpern anzubasteln. 

"Ich frage mich ja immer, wie du das hinkriegst mit den Wimpern. Ich kriege das nie so hin." lachte ich und sie prustete los. "Ich sehe damit aus wie eine Mutation von mir selber."

"Alkohol hilft."erklärte sie und gackerte vor sich hin. "Außerdem brauchst du ja nichtmal welche. Deine Wimpern sind traumhaft lang." ergänzte sie und warf mir dabei einen gespielt neidischen Blick zu. 

Ich zog mir eine enge schwarze Jeans und ein schwarzes, enges Top mit Spitze an, das ich mir von Bianca geborgt hatte. Ich öffnete den Dutt, den ich mir am  Morgen gemacht hatte, sodass meine Haare lockig bis zu meiner Hüfte hinunterfielen. Ein bisschen Eyeliner und roter Lippenstift- fertig. Das musste reichen. Mit Mode hatte ich es nicht so. Ich mochte es lieber unkompliziert, sodass man alles irgendwie miteinander kombinieren kann.

Zwei Shots später und mit leichter Schräglage machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Club. Besoffen kam es einem nie so kalt vor, wie es in Wirklichkeit war, aber draußen war es eisig und ich hatte meine Jacke zu Hause gelassen. Auf Biancas Hinweis "Brauchst du keine Jacke?" hatte ich klugerweise nur ein "Ich scheiß auf Jacken!" zurückgelallt und kam mir vor, wie die coolste Braut auf diesem Planeten. Wörtlich genommen war es ziemlich cool. 

Im Club angekommen, steuerten wir direkt auf die Tanzfläche zu. Es war ziemlich dunkel in dem Laden, es herrschte ein riesiges Gewusel von Menschen und die Musik war bis auf volle Lautstärke gedreht. Jedenfalls hörte es sich so an. 

"Ich hole mir was zu trinken, willst du auch was?" brüllte ich Bianca entgegen. Ihr Blick war auf einen dunkelhaarigen, bärtigen Typen fixiert, den sie wahrscheinlich schon von Anfang an auf dem Radar hatte. Ihrem frechen Grinsen nach zu urteilen, war ihre Jagd anscheinend eröffnet. Sie schüttelte den Kopf als Antwort auf meine Frage. "Bis später!" rief ich ihr grinsend zu und kämpfte mich durch die Menschenmenge zur Bar. Mit einem Glas Wasser in der Hand ging ich raus in der Raucherbereich, um etwas frische Luft zu schnappen. 

"Stickig da drinnen, was?" sagte eine kehlige Männerstimme und ich drehte mich ruckartig rum. Jemand hielt mir von hinten die Augen zu und lachte. Es war wie bei Esther. Diese Stimme würde ich unter Hunderten wiedererkennen.

"Kennst du mich noch, Luna?" säuselte die Person mir ins Ohr und ich vernahm eine Geruchsmischung aus Zigaretten, Bier und Schweiß.

 "Lass mich los, Titus." zischte ich und befreite mich von seinen Händen. Seit unserer letzten Begegnung war einige Zeit vergangen, doch er hatte sich kaum verändert. Glatzköpfig und hämisch grinsend stand er vor mir.  

"Was willst du hier?" wollte ich wissen. 

"Was soll ich hier schon machen. Feiern, ficken, saufen. Das übliche." erwiderte er und schenkte mir einen verachtenden Blick. "Und du? Was machst du hier, Kleine?" fragte er, während einer seiner beiden Kumpels telefonierend an mir vorbeiging und mir dabei einen warnenden Blick zukommen ließ. 

"Das geht dich überhaupt gar nichts an, was ich hier mache." zischte ich wütend und wollte wieder zurück in den Club gehen, als er mich am Arm festhielt und mich anfunkelte, wie eine Raubkatze, die ihre Beute im Visier hat. 

"Ich hab gehört, dass du viel Zeit mit meiner Schwester verbracht hast in letzter Zeit." kommentierte er das Ganze und brach in schallendes Gelächter aus. Er festigte seinen Griff, sodass sich seine Finger in meinen Arm bohrten. Was für ein Psychopath.

"Lass mich los, verdammt!" schrie ich, spuckte ihm vor die Füße und versuchte mich loszureißen. Er packte mich nun auch am anderen Arm, sodass uns nur wenige Centimeter voneinander trennten und er mir eindringlich in die Augen sehen konnte. 

"Du kleines Stück Scheiße -" fing er an, doch jemand kam ihm zuvor.  Er wandte seinen Blick von mir ab, hin zu jemandem, der gerade den Raucherbereich betreten hatte. Ich konnte die Person nicht sehen, aber ich sah an Titus' Blick, dass er den oder diejenige kannte. 

"Lass das Mädchen los." befahl jemand mit einer tiefen, ruhigen Männerstimme. 

"Du schon wieder." knirschte Titus und sein Blick verhärtete sich. Er ging einen Schritt zurück, ließ mich aber nicht los. Ich versuchte erneut, mich zu befreien, woraufhin Titus mir einen kräftigen Schubs verpasste. Immernoch alkoholisiert, taumelte ich umher und kippte nach hinten über. Zu meiner Verwunderung schlug ich nicht auf dem Boden auf, sondern wurde von zwei starken Armen aufgefangen. 

Ich blickte in Maxims, strahlende blaue Augen. Er sah genauso verwirrt aus wie ich. 

"Was machst du denn hier?" lallte ich ihm entgegen. Er ignorierte meine Frage, zog mich auf die Beine und steuerte auf Titus zu. "War klar, dass ihr euch kennt. Hat die kleine Hure es dir schon besorgt?" spottete Titus und funkelte Maxim angriffslustig an, doch der fackelte nicht lange. Mit einem Mal packte er Titus am Kragen, schleuderte ihn mit dem Rücken gegen die Wand und durchbohrte ihn mit einem bedrohlichen Blick.

"Wenn ich dich oder einen deiner scheiß Freunde noch einmal in dieser Stadt sehe, ist das das letzte, was du getan hast. Dass du dich überhaupt traust hier aufzutauchen, zeigt schon wie dumm du bist." knurrte er und ließ ihn los. Nach Luft ringend stürmte Titus an mir vorbei. 

Hm, dachte ich. So einfach kann es sein.

Aber woher kannten sich die beiden? Und warum tauchte er genau jetzt hier auf? Fragen über Fragen :D




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