Kapitel 3 I Axtmörder
"Ich würde aber an deiner Stelle auch nicht alleine hier rumspazieren, wenn es dunkel ist." fuhr er fort und beäugte mich skeptisch, sodass mir ein Schauer über den Rücken lief.
"Bin ja nicht hier rumspaziert, sondern eher geflüchtet. Außerdem wohne ich hinten in dem Wohnblock, der schnellste Weg geht durch den Park. Hab auch keinen Bock außen durch das Viertel zu laufen, da ist es auch nicht sicherer. " erklärte ich. Er blies Zigarettenrauch aus seinem Mund und packte mein Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger, sodass er die Schramme genauer betrachten konnte.
"Sehr treffsicher waren deine Verfolger ja offensichtlich nicht. Ein paar Centimeter weiter und dein Kiefer hätte ziemlich gelitten. Hast du Schmerzen?" fragte er sachlich und ich kam mir vor, wie beim Arzt. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein nicht da. Aber mein Kopf tut echt weh." gab ich zu und fasste mir reflexartig an die Stelle am Kopf.
„Glaub ich dir. Versuch mal den zu drehen." wies er mich an und ich versuchte meinen Kopf nach rechts zu drehen, bis ein stechender Schmerz mich stoppte und ich leise aufheulte.
„Du musst zum Arzt, ich kann nichts mehr machen für jetzt. Aber warte nicht zu lange, sonst könnte das übel ausgehen." Sagte er in ernstem Ton und beäugte mich wieder mit diesem unergründlichen Blick.
„Scheinst dich ja auszukennen." kommentierte ich die Situation. Er grinste.
„Die ein oder andere Schlägerei hab ich miterlebt, stimmt."
„Miterlebt, ist aber auch Ansichtssache." Sagte ich und lachte müde vor mich hin. Er lehnte sich im Sofa zurück und packte die Sachen wieder in den kleinen Erste Hilfe Koffer.
„Gibt es wirklich niemanden, der dich abholen oder begleiten kann?" wollte er wissen und zog dabei ungläubig die Augenbrauen zusammen.
„Nein. Meine Mutter ist krank und sozusagen ans Bett gefesselt, sie kann die Wohnung nicht verlassen und wahrscheinlich pennt die eh schon lange. Abgesehen davon will ich auch niemanden darum bitten, mich so spät abends noch irgendwo abzuholen. Ich komme gut alleine zurecht." erklärte ich.
„Merke ich." lachte er. „Komm, ich bring dich nach Hause." fügte er noch hinzu und stand auf.
„Ist nicht nötig. Ich will dir nicht noch mehr Umstände machen." protestierte ich, aber ich sah schon an seinem Blick, dass er keine Widerworte akzeptieren würde.
„Es macht mir mehr Umstände, wenn du gleich wieder hier stehst und ich nochmal komplett von vorne anfangen muss." brummte er mit verschränkten Armen.
„Musst mir ja nicht helfen. Ich schaff das schon alleine." Entgegnete ich unverzüglich.
„Laber keinen Scheiss. Natürlich helfe ich dir. Vielleicht sehe ich so aus, aber ich bin kein Unmensch." Sagte er harsch, verdrehte die Augen und schnappte sich ein paar Autoschlüssel vom Wohnzimmertisch.
„Du wohnst in SO einer.. Behausung, aber hast ein Auto?" fragte ich ungläubig.
„Korrekt." Sagte er knapp und deutete mit einer Handbewegung zur Tür.
„Du bist echt merkwürdig." Stellte ich fest und grinste ihn an.
An der Straße angekommen, drückte er auf den Knopf seines Schlüssels und ein schwarzer, glänzender BMW hupte kurz auf.
„Das ist doch nicht dein Ernst." Sagte ich schockiert und belustigt, aber er ignorierte die Bemerkung. Er ging zu dem Auto und hielt mir die Tür auf.
„Steig ein." Befahl er mir und ich traute mich nicht, noch etwas hinzuzufügen. Ich fragte mich, ob es wirklich so eine gute Idee war, mit dem Typ, den ich überhaupt gar nicht kannte, ins Auto einzusteigen. Keiner wusste wo ich war und ich kannte nichtmal seinen Namen. Andererseits, hätte er mir was Böses gewollt, hätte er eben schon die perfekte Gelegenheit gehabt. Außerdem war er ja eigentlich sehr hilfsbereit gewesen, bisher. Ein bisschen mulmig war mir trotzdem zumute.
„Ich kenne nichtmal deinen Namen." Platzte es aus mir heraus, sobald er eingestiegen war. Sein Blick war finsterer dennje.
„Maxim." Antwortete er wieder knapp und bemerkte anscheinend meinen Gesichtsausdruck, denn sein Blick wurde etwas weicher. „Mach dir nicht ins Hemd. Ich kenne deinen doch auch nicht. Außerdem, wäre ich ein Axtmörder oder sowas, hätte ich dich doch eben in Ruhe zerlegen können, ohne dass es irgendwer mitkriegt. Spätestens als du gesagt hast, dass deine Mutter nicht aus dem Haus kann und auch sonst niemand nach dir sucht, hätte ich es ziemlich bequem gehabt. Also entspann dich, ok?" sagte er, zwinkerte mir zu und sah dabei so umwerfend gut aus, dass ich alle negativen Gedanken wieder verwarf. Obwohl er sich auch hier wieder beunruhigend gut auskannte, was Mord und das zerlegen menschlicher Körperteile betraf.
Langsam steuerte er sein Auto durch die Dunkelheit.
„Wo muss ich hin?" fragte er und zündete sich wieder eine Zigarette an. Ich öffnete das Fenster, um nicht zu ersticken im Auto.
„Nordgasse 25. Und danke." Erwiderte ich.
„Kein Thema. Also, wie heißt du? Könnte ja sein dass du eine kriminelle bist. Ich will mich absichern, du weißt schon." Kommentierte er und lächelte mich an. Seine blauen Augen funkelten.
„Luna." Sagte ich.
„Okay. Das hört sich nicht kriminell an. Mein letzter Hund hieß auch so." Lachte er und hielt vor meiner Haustür an.
„Danke für alles." Sagte ich während ich mich abschnallte.
„Wie gesagt, kein Problem. Wenn du wieder auf der Flucht bist, komm zu mir, vorausgesetzt ich bin zu Hause. Keine falsche Bescheidenheit." Ergänzte er und lächelte mich wieder so an, dass ich dahinschmolz.
„Echt, danke Maxim." Antwortete ich und grinste ihn an, bevor ich aus dem Auto stieg.
Was für ein Tag, dachte ich und fiel ins Bett.
Werden sie sich wiedersehen?
Schreibt es in die Kommentare, hoffe es gefällt euch :)
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