Kapitel 27

                          Sarah

,,Verdammt das war knapp", keuchte ich. ,,Danke Jonas." Er nickte nur knapp, denn wahrscheinlich stand er noch genauso unter Schock wie ich. Kein Wunder, denn nur einen Moment später und wir wären von Pfeilen aufgespießt worden. Ein einziger Gedanke daran ließ mich zusammen zucken, denn Luke wäre ohne uns hier gefangen und keiner von uns wäre da, um ihn zu beschützen, wenn er ihn Gefahr geriet. Ein schneller Tod war hier noch das gnädigste, was er zu erwarten hatte.  Ich dachte an Georg und Lars, die beim Versuch uns zu beschützen, gestorben waren. Die Trauer und der Schreck waren groß, doch trotzdem zwang ich mich wieder einen klaren Gedanken zu fassen.

,,Wir müssen weiter."

,,Damit wir wieder beinahe von Pfeilen aufgespießt werden", gab Jonas trotzig zurück. ,,Wir brauchen einen Plan, denn ansonsten werden wir es niemals zum anderen Turm schaffen.

Und damit meine ich lebend."

Ich fluchte und sah mich um, denn auf der Mauer lagen tote Wachen von denen konnten wir keine Hilfe mehr erwarten. Ich verzog das Gesicht, denn sie alle waren von einem oder mehreren Pfeilen durchbohrt worden und der Boden neben ihnen war voller Blut. Ich ekelte mich als ich zu einem Wachmann rüber robbte, um sein Schild zunehmen, damit wir wenigstens nicht so angreifbar waren. Sofort wurde ein neuer Pfeilregen abgeschossen und im letzten Moment zog mich Jonas zurück. Verdutzt sah ich ihn an bevor er mich sanft küsste. Ich lag an seiner Brust und spürte seinen Atem über mir.

,,Das war nicht gerade klug oder willst du dich umbringen?", sagte er.

,,Natürlich nicht ", brummte ich. ,,Ich wollte nur den Schild holen, denn damit hätten wir wenigstens etwas Rückendeckung."

Jonas seufzte und strich mir übers Haar. ,,Beim nächsten Mal versuche ich es, aber vorher muss dieser Pfeilhagel aufhören." Über uns zischten die Pfeile hinweg, sodass der ganze Boden der Mauer mit Pfeilen bestückt war, die tief im Mörtel steckten. Ich zog einen nach dem anderen heraus, wobei nur zwei Schritte weiter von uns ein toter Wachmann lag. In seinen Armen hielt  er eine Armbrust. Vielleicht hatten wir doch eine Chance.

Ich musste nur irgendwie da rüber kommen ohne, dass mich ein Pfeil traf. Jonas schien den selben Gedanken zu haben. ,,Bleib hier. Ich übernehme das", sprach er und schob mich zurück.

,,Kommt nicht in Frage", antwortete ich grimmig und robbte mich vor. Er seufzte und erneut setzte ein Pfeilhagen ein. Ein Pfeil schlug nur einen Handbreit von meiner Hand ein und gerade noch konnte ich sie wegziehen bevor sich ein Zweiter hineine bohrte. Verdammt das war vielleicht knapp gewesen. Schnell griff ich nach der Armbrust und robbte zurück, doch ein Pfeil traf mich am Bein und ich jaulte vor Schmerzen auf. Sofort zog mich Jonas zu sich, sodass mich die Pfeile hinter mir nicht trafen. Er hatte mir erneut das Leben gerettet. ,,Alles in Ordnung?", fragte er verzweifelt.

Ich verzog mein Gesicht. Es tat so verdammt weh und Jonas fluchte leise, weil er mich hatte gehen lassen. ,,Ich fürchte ich muss den Pfeil herausziehen." Er riss einen Fetzen Stoff von seinem Ärmel. ,,Hier beiß drauf, dann schreist du nicht." Ich sah ihn ängstlich an als ich auf den Stoff biss. ,,Das wird jetzt wehtun", murmelte er und zog den Pfeil mit aller Kraft heraus. Der Schmerz überwältigte mich fast und ich hatte das Gefühl tausend Nadeln würden aus meiner Haut gezogen werden. Ich keuchte.

Blut lief aus der Wunde und als er auch noch die Stelle ausbrannte und Alkohol drüber schüttete, was entsetzlich brannte und stank, verlor ich entgültig mein Bewusstsein. Ich bekam nur noch mit, wie Jonas sich über mich beugte und die Wunde verbannt. Er entdeckte dabei die Armbrust und sah mich verdutzt an. ,,Du hast es geschafft sie zu holen, dann war ja doch nicht alles umsonst."

Auf meinem Gesicht bildete sich ein Lächeln.

Mein Kopf lehnte an seiner Schulter als sich mein Bewusstsein entgültig verabschiedete.

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