6. Kapitel

Fiona sah Sonne unsicher an.
"Geht es dir gut? Du warst da ein- gesperrt...", fragte sie.
"Ja, war ich!", knurrte Sonne wütend. "Weil wir ja unbedingt bei deinen ach so tollen Zweibeinern bleiben mussten!"
Sie sah ihn böse an. "Es war alles gut! Du weißt ja gar nicht, was sie vorhatten. Vielleicht wollten sie dich..." Sie verstummte. Scheinbar fiel ihr kein guter Grund ein, eine Katze in solch ein Gehäuse einzusperren.

"Ich hätte sterben können!", meinte Sonne fassungslos. "Vielleicht fangen sie so ihre Beute." Er schnaubte. "Immer muss ich nach deiner Schnauze tanzen! Warum bist du nicht einfach mit mir hier draußen in Freiheit geblieben? Alles wäre viel einfacher gewesen!"
Seine Schwester sah zu Boden. "Es tut mir ja leid...aber... Sonne..." Sie hob den Blick und sah in seine Augen. "Ich bin keine Katze, die nach draußen gehört...ich fühlte mich bei den Zweibeinern wohl. So musste ich mich nie ums Überleben sorgen."
Sonne schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, aber ich werde nicht nochmal zu irgendwelchen Zweibeinern gehen. Komm mit, diesmal machen wir mal, was ich will." Er wollte sich umdrehen und gehen, aber Fiona hielt ihn zurück.

"Warte. Ich...komme nicht mit." Als Sonne sie fragend ansah, fuhr sie fort. "Geh du wohin du willst. Ich bleibe hier." Ihr Blick war traurig. "Wir können nicht zusammenbleiben. Wir passen nicht zusammen. Das war schon immer so. Es tut mir leid, aber... hier trennen sich unsere Wege."
"Ich geh nicht ohne dich", meinte Sonne entsetzt. "Du bist die einzige, die mir blieb!"
Fiona seufzte traurig und mitfühlend. "Ich würde gern bei dir bleiben. Aber du sollst dich nicht zu etwas zwingen, was du nicht willst, nur um bei mir zu bleiben. Ich werd dich nie vergessen und immer lieb haben." Die Kätzin trat zu ihm und schmiegte ihren Kopf an seinen. Ihr Bruder schluckte. Sie hat recht...es geht nicht.
"Ich...also...leb wohl", stammelte Sonne. Fiona nickte und drehte sich um.
"Alles Gute Sonne. Pass auf dich auf."
Und ehe er etwas erwidern konnte rannte sie davon, in Richtung Zweibeinerort zurück.

Sonne lief eine einsame, geschädigte Straße entlang. An ihrer Seite war nur Gras und Sonne fühlte sich ein bisschen einsam. Ein weiterer Mond war vergangen, seit Fiona und er getrennte Wege gingen. Was mache ich nun? Das ganze Leben lang schlafen, jagen, essen? Wird ja super... Er wünschte, er hätte Freunde an seiner Seite. Was machte das Leben für einen Sinn, so allein? Sonne seufzte und verließ die Straße, ging weiter in die Wiese hinein und näherte sich dem großen Dschungel, von dem er schon viel gehört hatte. Seine Mutter hatte ihm erzählt, dort gäbe es Monster und sie würden jede Katze töten, die einen Schritt hineinwagte. Jungengeschichten. Sowas glaub ich nicht mehr.
Bevor er jedoch den Dschungel betreten konnte, hörte er ein lautes Fauchen. Er drehte sich um und sah einige Meter weiter, hinter einem großen Felsen, Fledermaus und seine Freunde. Der große schwarze Kater knurrte seinen braunen Freund Kratzer an und dieser legte unterwürfig die Ohren an. Sonne kniff die Augen zusammen. Diese Fuchsherze! Ich sollte sie töten, so wie sie es meinen Geschwistern angetan haben!
Leise schlich er durch das hohe Gras zu den Katzen und sah, wie Fledermaus von seinen Kollegen wegging. Soll mir recht sein, dachte er. Dann hab ich größere Chancen.
Er versteckte sich hinter dem Felsen und beobachtete Kratzer und Schnauze, der scheinbar am Bein verletzt war. Er lag am Boden und sah angeekelt auf seine Wunde. Es sah brutal aus, Sonne vermutete, dass es noch lange dauern würde bis der weiße Kater wieder laufen konnte.

"Wohin geht Fledermaus?", fragte Schnauze.
"Jagen", antwortete Kratzer. "Du nützt uns da nichts mehr und einer muss ja auf dich aufpassen", fügte er verächtlich knurrend hinzu.
"Ich werde bald wieder fit sein!", wiedersprach der weiße Kater etwas traurig. "Konnte ich ja nicht riechen, dass da plötzlich ein Monster kommt..."
"Du kennst doch die Zweibeiner. Warum läufst du überhaupt auf die Straße?", entgegnete Kratzer vorwurfsvoll, worauf Schnauze schwieg.
Sonne hörte den Katern schweigend zu. Wütend stellte sich sein Fell auf, als er daran dachte, was sie Gepard und Wölkchen angetan hatten. Wenn ich Rache will, dann jetzt! Einer kann sich eh nicht wehren und Fledermaus ist weg.
Also trat er aus seinem Versteck und ging er entschlossen auf sie zu. Die beiden Katzen sahen zu ihm.
"Was soll das?", knurrte Kratzer. "Ach bist du nicht der rötliche Kater, den wie letztens den Wasserfall runtergeschubst haben?" Er verstummte und kniff verwirrt die Augen zusammen. "Warum bist du nicht tot?"
Verächtlich fauchend trat er an Kratzer heran. Sonne war nun gewachsen und reichte dem Kater schon bis zur Schulter. "Ihr könnt mir nichts mehr tun! Nun werde ich euch das selbe antun wie ihr mir!"
"Ach ja, denkst du?", lachte Schnauze. "Wir sind zu zweit." Er versuchte aufzustehen, fiel jedoch um, als er sein Bein zu belasten versuchte.

Sonne sah seine Chance und sprang auf seinen Rücken. Voller Wut und Trauer zerkratzte er ihn und der Kater jaulte, bis Sonne von ihm gezogen wurde und Kratzer ihn gegen den Felsen schlug. Leicht benommen schlug Sonne nach Kratzers Schnauze und traf. Nun zog sich eine lange, rote Linie über seine Nase, eine sehr empfindliche Stelle. Kratzer stemmte Sonne mit den Pfoten nach unten und drückte ihn auf den Boden. Der jüngere Kater trat wild um sich und biss in seine Pfote. Erschrocken zuckte Kratzer zurück und Sonne sprang auf, riss sein Ohr ein und fletschte die Zähne. Der braune Kater ließ sich keine Angst machen und ging ihm an die Kehle. Dies hatte Sonen nicht erwartet, er jaulte hilflos auf. Es kam ihm plötzlich dumm vor, seine Feinde anzugreifen. Ich will nicht sterben!
Er versuchte sich tot zu stellen und es zeigte Wirkung. Kratzer ließ lockerer und Sonne trat ihn mit den Hinterbeinen gegen den Fels. Daraufhin schlug er auf seine Augen ein und Kratzer wimmerte vor Schmerz.

Sonne ließ ihn dort zu Boden gehen und griff Schnauze an. Das weiße Fell des Katers war am Rücken rot vor Blut und Schnauze sah dem Feind ängstlich entgegen. Sonne, blind vor Wut, wusste nicht mehr was er tat und nagelte seinen Gegner an den Boden, wobei er das verletzte Bein des Katers schmerzvoll traf und dieser aufjaulte. "Bitte tu mir nichts", flehte er doch Sonne stoß seine Zähne in dessen Kehle und schmeckte das Blut. Kurz konnte er ihn halten, doch plötzlich landete ein schweres Gewicht auf ihm und zog ihn runter. Kratzer hatte wieder Kraft gesammelt und versetzte ihm nun harte Schläge gegen die Seiten, woraufhin Sonne zurückwich. Fauchend zerfetzte Kratzer ihm die Ohren und plötzlich sprang Fledermaus mit einer Maus zwischen den Zähnen hinter dem Fels hervor. Nach einem kurzen Blick zu Schnauze ließ er die Maus fallen und wollte auf Sonne losgehen, doch dieser merkte seine missliche Lage, drehte um und floh, er rannte so schnell er konnte weg.
"Komm ja nie wieder", fauchte Fledermaus. "Schnauze war unser Freund! Du wirst es noch büßen, einen hilflosen Kater getötet zu haben!"

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Wie jeden Freitag ein neues Kapitel :)
Was haltet ihr von Sonne Rache? Ist er zu weit gegangen oder könnt ihr ihn verstehen?
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen^^

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