4. Kapitel
Als Sonne die Augen öffnete, war es bereits dunkel. Schnell bemerkte er wieder, wo er war und richtete sich auf. Gepard, Wölkchen! Sie sind doch den Wasserfall hinuntergefallen!
Voller Sorge sprang Sonne den Weg am Wasserfall entlang hinunter, am Boden lief er zum Wasser und sah sofort Gepard und Sonne, die am Ufer neben einem Stein lagen.
"Gepard!", rief er und ging zaghaft zu ihnen. "Wölkchen?"
Beide zeigten keine Regung. Sonne tippte sie vorsichtig an. Ihre Körper waren kalt. Als der rot-weiße Kater begriff, dass sie auch nicht mehr atmeten, jaulte er traurig auf. Sie sind tot! Ich hab meine Geschwister verloren!
Ihm wurde schwindlig vor Zorn und Wut auf die bösen Streuner. Voller Trauer schmiegte sich Sonne an seinen Bruder und seine Schwester und wimmerte voller Sehnsucht. Er erinnerte sich an die Momente, an denen er mit ihnen raufte, über die Wiese jagte, wie stolz Gepard war, als er seine erste Beute zwischen den Fängen hielt und auch an den Abend, an dem Sonne seinem Bruder versprach, auf ihn aufzupassen. Und jetzt?, dachte er sich vorwurfsvoll. Jetzt ist nicht nur er tot, sondern auch noch Wölkchen! Er schluchzte und vergrub den Kopf zwischen den Pfoten. Ich konnte ihn nicht mal einen Mond lang beschützen.
Die ganze restliche Nacht blieb er bei seinen toten Geschwistern. Heute konnte er eh nicht mehr einschlafen.
Am nächsten Tag grub Sonne für die beiden ein Grab und legte sie vorsichtig und liebevoll hinein.
"Ich werde euch immer lieben", versicherte er den zwei Leichen. "Es tut mir so Leid."
Nachdem er das Grab zugegraben hatte blieb er kurz stehen, machte sich aber dann auf den Weg in Richtung Zweibeinerort. Fiona ist gestern entkommen. Vielleicht lebt sie noch. Ich muss sie finden!
Also sprang er den Weg am Wasserfall hinauf und lief dann den Fluss entlang zum Zweibeinerort. Er versuchte den Geruch seiner Schwester aufzufangen, konnte sie jedoch nicht wittern. So beschloss er, ein cremefarbenes Hauskätzchen zu fragen, das auf einem Zaunpfosten saß.
"Hey du", maunzte Sonne und sprang zu der Kätzin mit langem Fell hinauf. "Hast du vielleicht zufällig vor kurzem eine Kätzin mit geflecktem Fell gesehen? So gefleckt wie bei einem Gepard."
Die Kätzin sah auf. "Wieso fragst du?"
"Ich suche sie", erklärte er. "Sie ist meine Schwester."
"Und wieso suchst du nicht in eurem Haus?", fragte sie, als wäre er dumm.
"Weil wir kein Haus haben", antwortete Sonne nun schon leicht genervt. "Also, hast du sie gesehen?"
Die Katze legte den Kopf schief. "Ihr seid keine Hauskätzchen?"
"Nein, wir leben ohne Zweibeiner." Er trat ungeduldig von einer Pfote auf die andere. "Sag doch bitte einfach, ob du sie gesehen hast."
"Ja", miaute sie.
"Wirklich?", rief Sonne erfreut. "Wo?"
Die Kätzin zuckte mit den Schultern. "Sie kam vom Fluss und ist hier vorbeigekommen."
"Danke", schnurrte er. "Weißt du wo sie jetzt ist?"
Sie verdrehte die Augen. "Woher denn?"
"Hätte doch sein können", murrte Sonne und drehte sich um. Er sprang den Zaun runter und lief weiter in das Dorf. So unfreundlich!
Trotzdem war er hoffnungsvoll und beruhigt, denn die Chancen, dass sie noch lebte, waren nun viel höher.
Einige Zeit später fragte er noch ein Hauskätzchen nach ihr. Er hatte in der Zeit schon mehrere gefragt, welche meistens keine Ahnung von ihr hatten, aber dieses Hauskätzchen hatte sie tatsächlich vor kurzem ein paar Meter weiter gesehen. Sonne lief die Straße entlang, bis er plötzlich ein überraschtes Maunzen hörte.
"Sonne?", fragte die Stimme leise und unsicher. Erfreut drehte er sich um und stand seiner letzten, überlebenden Schwester gegenüber.
"Fiona!", schnurrte er überglücklich und sie schmiegten sich erleichtert aneinander. Sie blieben eine Ewigkeit dort stehen und schnurrten laut, bis Fiona sich löste.
"Ich hatte schon Angst, dich nie wieder zu sehen", sagte sie. "Wo sind die anderen? Und was ist mit den bösen Katern passiert? Oh du musst mir so viel erzählen! Komm mit in mein neues Zuhause. Dort haben wir unsere Ruhe."
Also folgte ich ihr mit einem mulmigen Gefühl einen Weg entlang. Meine Freude, sie zu sehen, verebbte etwas, mit dem Gedanken, ihr vom Tod unserer Geschwister zu erzählen. Ich habe schon ein bisschen Angst, ihr zu sagen, was passiert ist... Sie ist immernoch etwas traurig, unsere Mutter verloren zu haben. Wird sie das verkraften?
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Tut mir leid für die Verspätung dieses Kapitels. Ich hatte gestern nur leider keine Zeit mehr '^^
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