6. Die Reise beginnt


In relativ kurzer Zeit hatte Fidea die nach ihrer Meinung nach nötigsten Dinge in einer kleinen Reisetasche verstaut. Außer ihren Schulumhängen, Kosmetikartikel und einigen alltäglichen Anziehsachen, hatten nur noch ihre liebsten Bücher in der Tasche Platz gefunden. Auf die Mitnahme von persönlichen Gegenständen hatte sie weitestgehend verzichtet. Zu groß schätzte die Ravenclaw das Risiko ein, dass Jemand sie dadurch auf ihrer Zeitreise enttarnen könnte. 

Und nun saß das Mädchen im Schneidersitz auf ihrem blauen Himmelbett und starrte fast schon hypnotisch ihre fertiggepackte Tasche an. Der Schlafsaal war zum Glück leer gewesen, so dass Fidea ohne unangenehme Fragen zu beantworten, ihre Sachen in aller Ruhe zusammen suchen hatte können. 

Doch genau diese ungewöhnliche Ruhe, machte das Mädchen vor ihrer bevorstehenden Reise nervös. Erst in der Stille ihrer Gedanken, war ihr so richtig bewusst geworden, was sie eigentlich hinter sich lassen würde und welche Tragweite ihre Handlungen in der Vergangenheit haben könnten. Die Ravenclaw würde für eine unbestimmte Zeitdauer ihr komplettes bisheriges Leben zurück lassen und in einer neuen Zeit, noch einmal mehr oder weniger von vorne beginnen müssen. Eine Zeit mit anderen Sitten als heutzutage, in der das Mädchen ohne Freunde oder Familie dastehen würde. Und zusätzlich zu all diesen Widrigkeiten, musste Fidea irgendwie versuchen das Vertrauen des noch jungen Lord Voldemorts zu gewinnen.

Allein bei diesem Gedanken stellten sich die Nackenhaare der Ravenclaw auf. Das Bild eines großen, schlanken und gutaussehenden dunkelhaarigen Jungen flackerte kurz vor ihren Augen auf. 

Fidea erinnerte sich an den Tag in ihrem zweiten Schuljahr, als sie Tom Riddle zum ersten Mal begegnet war, als wäre es gerade erst gestern gewesen.

"Harry ihr müsst vorgehen, wenn wir zu spät kommen, dann könnte Ginny..." Rons Stimme brach ab, doch sowohl Harry als auch Fidea konnten erahnen was Ron sagen wollte. Nach einem kurzen Blickaustausch mit der Ravenclaw, nickte Harry. "In Ordnung Ron, aber du kommst ganz sicher mit Lockhart klar?" "Ja ja macht euch keine Sorgen. Bitte findet meine Schwester". Rons besorgte Stimme erklang gedämpft durch den Schutthaufen, der den Weg zurück versperrte. Mit einem mulmigen Gefühl machten sich der Gryffindor und die Ravenclaw eilig auf den Weg zum Eingang der Kammer des Schreckens. Nachdem Harry die große, runde eiserne Tür mit Parsel öffnete, betraten sie die dunkle und feuchte Kammer. Als der Gryffindor einen schwarzen Umriss am Boden entdeckte, rannte er ohne nachzudenken los und Fidea ihm hinterher. Vor ihnen lag der leblose Körper von Rons Schwester. Harry hatte sich hinunter gekniet und seinen Zauberstab achtlos zur Seite gelegt. Das goldgelockte Mädchen jedoch ließ ihren Blick über die unheimlichen Schlangenstatuen hinweg durch die Kammer schweifen, ihren Zauberstab hielt sie dabei fest umklammert. Irgendetwas stimmte hier nicht. "Fidea sie lebt, Ginny atmet noch, allerdings nur schwach. Wir müssen sie hier schnellstens rausbringen!" "Das glaube ich nicht" erschall eine kalte, arrogante Stimme hinter ihnen. Die Ravenclaw richtete ihren Zauberstab, auf den soeben aus den Schatten tretenden, fremden Jungen. Er war groß und schlank, hatte dunkles Haar und schöne Gesichtszüge. Das Abzeichen am Umhang des unbekannten bleichen Jungen, wiesen diesen als Vertrauensschüler aus. "Tom!" meinte Harry. "Tom?" fragte das Mädchen sichtlich vorsichtig. "Der Junge aus der Erinnerung, von diesem merkwürdigen Tagebuch?" Harry nickte. "Tom, wir müssen Ginny hier rausbringen! Der Basilisk könnte jeder Zeit auftauchen!" Der Angesprochene machte allerdings keinerlei Anstalten sich zu beeilen. Stattdessen echote sein kaltes, schrilles Lachen durch die weitläufige Kammer. "Oh, der Basilisk kommt nicht wenn er nicht gerufen wird". Ein selbstgefälliger Gesichtsausdruck war auf das schöne Gesicht des Vertrauensschülers getreten. Fidea musterte den Jungen angewidert. Innerhalb dieser kurzen Zeit hatte er es geschafft ihr Missfallen zu erregen. Misstrauisch beäugte sie ihn genauer. "Harry die Erinnerung die du gesehen hast war 50 Jahre her und er scheint seitdem keinen Tag gealtert". Diese Feststellung bedachte der Vertrauensschüler mit einem erneuten arroganten Auflachen und innerhalb eines kurzen Moments der Ablenkung, hatte sich Tom Harrys Zauberstabs bemächtigt. Noch ehe die Ravenclaw reagieren konnte, war sie entwaffnet und in einer Ganzkörperklammer gefangen worden. Wie sie sich in dieser Situation für ihre kurze Unachtsamkeit verflucht hatte. Tom hätte sowohl Harry als auch Fidea an diesem Tag töten können. Einzig und allein die enorme Arroganz des jungen dunklen Lords, hatte den beiden das Leben gerettet. Seit diesem Geschehen, hatte das Mädchen sich geschworen, sich nie mehr in solch eine Situation der Machtlosigkeit bringen zu lassen.

Mit einem Kopfschütteln verscheuchte die Ravenclaw ihre Gedanken an Vergangenes. Jetzt zählten die Gegenwart und ihre baldige Aufgabe. 

Mit einer kurzen Betrachtung der Uhrzeit auf ihrer silbernen Taschenuhr, erhob sich das Mädchen schließlich von ihrem Himmelbett und verließ dann, mit einem letzten Blick zurück ihren Schlafsaal. 

Mit jedem Schritt, dem sie dem Büro von Professor McGonagall näher kam, fühlte sich ihr Herz umso schwerer an. Wieso wurde sie dieses ungute Gefühl einfach nicht los, dass dies das letzte Mal in ihrem Leben war, dass sie das Schloss so wie jetzt sehen würde? Die Zeitreise war doch schließlich nicht für ewig angedacht und doch fühlte es sich so schrecklich endgültig an.

Für ihren Geschmack viel zu schnell schon, stand sie vor der Tür der Hauslehrerin ihrer besten Freunde. Nach dem die Ravenclaw ein letztes Mal tief durchgeatmet hatte, klopfte sie an und sogleich öffnete die Tür sich von Zauberhand. Fidea straffte ihre Schultern und betrat dann das kleine Büro. Am anderen Ende des Raums standen Professor Dumbledore und neben ihm jeweils links und rechts die beiden Professoren McGonagall und Snape. Snape hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und sah wie immer verdrießlich drein, so als ob er sich fragen würde, warum er sich eigentlich in die ganze Sache mit hineinziehen hatte lassen. Professor McGonagall hingegen blickte fast schon besorgt zu dem schlanken Mädchen hinüber und hatte ihre Hände vor der Brust verschränkt. 

Es sah fast so aus, als hätten die drei Professoren erst kürzlich eine kleine Meinungsverschiedenheit gehabt. Mit einem kurzen Blick auf Dumbledore, verabschiedete sich schließlich McGonagall mit den Worten, dass sie heute Aufsichtspflicht habe und verließ ihr Büro.

Etwas unschlüssig stand die Ravenclaw nun mitten im Raum und fasste sich letztlich ein Herz, die ihr unangenehme Stille zu durchbrechen. "Ehm, ist alles in Ordnung? Oder haben sich Schwierigkeiten bezüglich meiner Reise ergeben?" Dumbeldore beantwortete ihre Frage mit einem Lächeln. "Aber gewiss befindet sich alles in bester Ordnung. Sind Sie nach wie vor dazu bereit, die Zeitreise auf sich zu nehmen Miss. Fountain?" 

Fidea blickte von Snape zu Dumbledore und nickte dann. "Wunderbar meine Liebe. Sie haben alles nötige eingepackt?" Der Schulleiter deutete auf die kleine Reisetasche des Mädchens. Diese bejahte, fühlte sich jedoch etwas Unwohl in ihrer Haut. War sie wirklich bereit, für die ihr zugedachte Aufgabe? 

Professor Dumbledore riss das Mädchen dann allerdings mit seinen nächsten Worten aus ihren Selbstzweifeln. "Professor Snape war so freundlich für Sie das Elixiere Tempus zu brauen, welches Sie in die Zeit von vor etwa 50 Jahren zurückschicken wird".

Fidea musterte den Schulleiter nachdenklich. "Ein Elixier, kein Zeitumkehrer?" Dumbeldore sah die Ravenclaw durchdringend an. 

"Ja ein Elixier. Ein Zeitumkehrer eignet sich besser für Zeitreisen in der eigenen Vergangenheit einer Person, aber Sie müssen ja schließlich in eine Zeit zurück, bevor Sie überhaupt geboren wurden". "Und wann kann ich dann wieder zurück? Gibt es eine Art Zeitlimit?" Dumbledore musterte das Mädchen eindringlich. 

"Nun ja Miss. Fountain, es dürfte Ihnen etwa eine Zeitspanne von eineinhalb Jahren zur Verfügung stehen. Sie werden zum Anfang des 6. Schuljahres 1943 zurückkehren und dann bis ungefähr zur Hälfte der 7. Jahrgangsstufe in der vergangen Zeitlinie verbleiben. Alles Wichtige habe ich bereits in einem Brief an mein früheres Ich aufgeschrieben. 

Wie Sie sicherlich wissen, war ich zu jener Zeit Verwandlungslehrer in Hogwarts, weshalb ich Sie zu Professor McGonagalls Büro gebeten habe. Es ist nämlich weitaus besser, wenn Sie zunächst alles mit meinem früheren Selbst abklären, bis Sie schließlich mit dem damaligen Schulleiter Professor Dippet sprechen". 

Fidea nickte "Und wie sieht es mit meiner Identität aus? Kann ich meinen Namen behalten oder halten Sie dies für zu gefährlich Professor?" 

Dumbledore fuhr sich mit seinen Fingern nachdenklich durch seinen langen, weißen Bart. "Da ihr Vater muggelstämmig ist, denke ich kaum, dass es ein Problem darstellen sollte wenn Sie mit ihrem tatsächlichen Namen auftreten werden. Generell würde ich Ihnen empfehlen, bei Erzählungen über Ihre Vergangenheit, nahe bei der Wahrheit zu bleiben, denn Tom würde es relativ bald merken, wenn Sie versuchen würden ihm irgendeine beliebige Geschichte aufzutischen. Sie heißen Fidea Fountain, waren bis zum Ende der fünften Klasse auf Beauxbatons. Da ihre Eltern gerade eine Ehekrise durchmachen, wurden Sie zu Ihrer entfernten Tante nach England geschickt, um auf Hogwarts Ihren Abschluss zu erlangen". 

Die Ravenclaw nickte und fragte interessiert. "Und wie wurde das mit meinen bisherigen Zeugnissen aus Beauxbatons geregelt?" 

"Nun wie Sie wissen Miss. Fountain, unterstützt uns auch Madame Maxime im Kampf gegen Lord Voldemort. Auf meine dringliche Bitte hin, hat sie mir freundlicherweise Ihre Hogwartszeugnisse als Zeugnisse ihrer eigenen Schule, von der betreffenden Zeit ausgegeben. Sie sehen also Miss. Fountain es wurde für alles bestens gesorgt. Der Rest liegt nun bei Ihnen". 

Die letzten Worte des Schulleiters hallten in Fideas Kopf wieder. Die Rahmenbedingungen waren nun also gegeben. Letztlich würden jetzt ihre Handlungen über alles Weitere entscheiden.

Doch eine maßgebliche Sache, hatte Dumbledore dem Mädchen noch nicht gegenüber erwähnt. "Professor, welche Informationen genau soll ich Ihnen nun beschaffen? Sie haben mir immer noch nicht meine eigentliche Aufgabe definiert". Dumbledore wich dem fragenden Blick der Ravenclaw aus". Alles was in irgendeiner Weise nützlich sein könnte". 

Fidea schmunzelte über diese ziemlich allgemein gehaltene Antwort des Schulleiters. Auch Snape schien nicht ganz damit zufrieden, bedachte er Dumbledore kurz mit einem vorwurfsvollen Blick, so als wolle er diesen dazu bewegen, dem Mädchen doch mehr zu verraten. 

Die Ravenclaw schluckte kurz und wappnete sich für das, was sie gleich zu sagen beabsichtigte. "Hat meine Reise in die Vergangenheit vielleicht etwas mit Professor Trelawney zu tun?" 

Aus Snapes noch grimmiger werdenden Miene, schloss das Mädchen, dass die beiden Professoren sehr wohl über Trelawneys Anfall und vermutlich auch die Vorhersage Bescheid wussten. Dumbledore musterte Fidea eindringlich über seine Halbmondgläser hinweg und ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Schulleiters ab. 

"Wie ich sehe, lassen Sie sich nicht so leicht täuschen Miss Fountain. Um genau zu sein spiele ich schon etwas länger mit dem Gedanken einer Zeitreise, da sich einige Fragen ergeben haben, die sich von diesem Standpunkt aus nur unzureichend beantworten lassen. Ihre Freunde werden jede noch so kleine Information gebrauchen können, um gegen den Dunklen Lord zu bestehen. Vorrangig geht es natürlich um seine Horkruxe und ob Voldemort es jemals in Betracht gezogen hat, ein lebendiges Wesen oder eine Person zu einem Horkrux zu machen". 

Die Ravenclaw besah den Schulleiter leicht verwirrt, denn diese Vermutung hörte sich geradezu lächerlich an. Ein Horkrux sollte einem Unsterblichkeit verleihen, was wohl durch eine Bindung an ein lebendes Wesen kaum erfüllt werden konnte. 

"Ich weiß dass dies nicht sonderlich logisch klingt, zumindest augenblicklich noch nicht, aber dies steht in Zusammenhang mit einer Vermutung von mir, die von äußerster Wichtigkeit ist. Ich brauche Gewissheit denn..." Dumbledore strich sich in Gedanken über seine unschöne und geschwärzte Hand. "Keiner von uns weiß, wie viel Zeit ihm noch gegeben ist und ich muss daher aus Gründen, welche ich Ihnen augenblicklich noch nicht nennen darf, vorausplanen". 

Diesmal begegnete er Fideas Blick ohne auszuweichen. "Und die Vorhersage von Professor Trelawney hat genau Sie, als die richtige Person für diese Zeitreise benannt". 

"Adler und Schlange... " flüsterte das goldgelockteMädchen leise. 

Der Schulleiter nickte "Ich kann Ihnen leider nicht mehr zu dieser Vorahnung von Professor Trelawney sagen, denn nach reichlichen Überlegungen denke ich, dass es dafür einfach noch nicht an der Zeit ist".  Seine Augen blickten die Ravenclaw entschuldigend an, die mit ruhiger Stimme und hochgezogenen Augenbrauen fragte "Und wann ist die rechte Zeit Professor?" 

"Zu gegebenem Zeitpunkt wird sich Ihnen alles nötige offenbaren".

Fidea schüttelte den Kopf, durch die Vielzahl ihrer Abenteuer war sie bereits an Dumbledores rätselhafte Art mehr oder weniger gewöhnt. Hoffentlich würde sie ihre Entscheidung nicht schon bald bereuen. Die Ravenclaw bedachte den Schulleiter letztlich mit einem entschlossenen Blick. "Nun gut Professor dann sollten wir wohl keine weitere Zeit verschwenden". 

Dumbledore nickte und bedeutete Snape, dem Mädchen einen türkisfarbenen Trank zu reichen. Fidea umschloss mit leicht zittrigen Fingern dass, sich ungewöhnlich kalt anfühlende Glas und blickte zu den beiden Professoren auf. 

Dumbledore wünschte ihr viel Glück auf ihrer Reise und reichte der Ravenclaw schließlich einen dicken Briefumschlag, mit allen wichtigen Dokumenten und einem Erklärungsschreiben an sein jüngeres Selbst. 

Nach einem letzten tiefen Atemzug, führte das Mädchen dann das Glas an ihre Lippen und leerte den Trank in einem Zug. Langsam breitete sich kribbelnd eine schmerzhafte Kälte in Fideas Gliedern aus und im nächsten Moment wurde die Welt um sie herum nachtschwarz.



So ich habe mir mal erlaubt etwas weiterzuschreiben und möchte nochmal erwähnen, dass ich mich sehr über Kommentare und Verbesserungsvorschläge freuen würde. Also sprecht zu mir ;)

Ich weiß, dass sich die Geschichte noch etwas hinzieht, aber ich möchte nicht einfach innerhalb eines Kapitels schon in der Vergangenheit sein oder dass meine Heroine sich blindlinks verliebt, wie in manchen anderen Storys. Ich denke, dass sich alles erst richtig aufbauen muss, damit die Charaktere letztlich nicht zu blass herüber kommen. Sollte dies zu störend sein, bitte ich um Rückmeldung.

Beste Grüße :)








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