2. Erinnerungen
"Es ist für mich von äußerster Wichtigkeit, dass Fidea ohne große Verzögerung sämtliche Unterlagen der ersten Jahrgangsstufe erhält, um wirklich sicher zu gehen, dass der Lehrplan in Hogwarts dem von Beauxbatons entspricht".
Aufgeregt und mit äußerst gewichtigem Tonfall erschall die Stimme von Fideas Mutter nicht gerade leise in dem runden Büro des Schulleiters von Hogwarts. "Mrs. Fountain..." begann der Schulleiter vorsichtig und wurde sogleich wieder unwirsch von ihr unterbrochen.
"Miss de Corbin wenn ich bitten darf, ich habe wieder meinen alten Mädchennamen angenommen." Der Schulleiter kam nicht umhin kurz zu schmunzeln, als er dem wirschen Gesichtsausdruck der hochgewachsenen Hexe begegnete. "Also dann Miss de Corbin" begann Dumbledore erneut, wobei er Rachel über seine Halbmondgläser hinweg keinen Moment aus den Augen ließ.
"Wie ich Ihnen bereits einige Male nach Absprache mit Madame Maxime mitgeteilt habe, dürfte ihre Tochter keinerlei Schwierigkeiten damit haben, den Schulstoff der zweiten Klasse auf Hogwarts zu bewältigen".
Mit einem Augenzwinkern begegnete er dem schüchternen Blick des goldgelockten Mädchens und fügte an sie gewandt hinzu.
"Ihrem Zeugnis und Madame Maximes Lobeshymnen nach zu urteilen, habe ich es hier schließlich mit einer äußerst talentierten Junghexe zu tun, die ganz gewiss ohne Probleme ihr Studium der Zauberei auf Hogwarts fortsetzen kann".
Fidea errötete leicht unter dem Lob des Schulleiters, der jedoch immer noch einer ziemlich skeptisch dreinsehenden Rachel de Corbin entgegen sah.
"So so, das ist also Ihre Meinung..." Sie warf dabei einen abschätzenden Seitenblick auf ihre Tochter, schien kurz über das Gesagte nachzudenken und schüttelte dann den Kopf "Nun gut Herr Schulleiter, aber ich bitte darum umgehend darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, sollten sich Fideas Noten auch nur in kleinster Weise verschlechtern." Dumbledore musterte sie weiterhin mit ruhigem Blick, nickte kaum merklich und versicherte dann Fideas immer noch leicht aufgebrachter Mutter, sie bei negativen schulischen Veränderungen augenblicklich zu informieren.
Mit dieser Bekundung des Schulleiters soweit zufrieden, wurde der strenge Ausdruck in Rachel de Corbins kornblumenblauen Augen deutlich sanfter. "Wie bereits gesagt, Fidea ist in Hogwarts in den besten Händen und wenn ich mich so an Ihre eigene Schulzeit zurückerinnere, sollten Sie dies selbst am besten beurteilen können". Die Mutter des Mädchens schien für einen kleinen Augenblick in Gedanken versunken zu sein, ehe sich ihr Blick erneut zu schärfen begann.
Dumbledore, welcher die hochgewachsene Hexe die ganze Zeit über genauestens beobachtet hatte, überraschte mit den nachfolgenden Worten nicht nur Fidea, sondern definitiv auch ihre Mutter. "Bitte, seien Sie nicht so streng mit sich selbst. Jeder scheitert irgendwann und Misserfolge machen selbst vor den Besten unter uns oftmals nicht halt". Der Blick des weißhaarigen Zauberers wurde eindringlicher "Fehler sind überhaupt nicht schlimm. Aber fehlende Bereitschaft zur Veränderung ist es ganz gewiss". Rachel de Corbins Antlitz wurde als Antwort sichtlich grimmiger "Bitte verzeihen Sie Professor, aber ich verstehe nicht so recht was Sie mit dieser Aussage zu beabsichtigen wünschen!" Die fein-geschwungenen Augenbrauen der Hexe waren, um mangelnde Einsicht zu bekunden, sichtlich in die Höhe gezogen, während sie den Schulleiter leicht aufgebracht musterte. Ein unangenehm langer Moment der Stille hatte sich aufgebaut.
Die angespannte Stimmung im Raum löste sich schließlich auf, nachdem Fideas Mutter mit einem kurzen Blick auf ihre silberne Taschenuhr, hastig nach ihrem seidenen Reiseumhang griff, um ihren eigenen Worten zu Folge, nicht ein immens wichtiges Abendessen mit einem Abgesandten des ägyptischen Zaubereiministeriums zu verpassen. Zum Abschied umarmte sie kurz ihre Tochter und nickte Dumbledore leicht zu, ohne diesen nochmals in die Augen zu schauen, ehe die Hexe auch schon eilends auf den Ausgang des Büros zuging. Kurz vor der schmalen Wendeltreppe angekommen, machte Rachel de Corbin jedoch nochmals am Absatz kehrt und suchte den Blick des Schulleiters. So etwas wie Einsicht schien sich für einen kurzen Augenblick auf dem makellosen schmalen Gesicht der Hexe breit gemacht zu haben, als ein leises "Danke,....Professor" über ihre Lippen glitt, bevor sie sich letztlich endgültig dem Gehen zuwandte.
Leicht überrascht, aber sichtlich entspannter nachdem ihre Mutter den Raum verlassen hatte, atmete Fidea auf, wobei sie mit einem schwachen Lächeln Dumbledores röntgenartigen Blick begegnete.
"Mütter können manchmal etwas anstrengend sein nicht wahr? Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie doch alle immer nur das beste für ihre Kinder wollen, wenn auch manchmal mit etwas zu viel Eifer". Sein Blick schien kurz abwesend und nachdenklich, ehe sich der alte Zauberer mit seiner gewohnten Heiterkeit an das Mädchen wandte, welches zur Zustimmung nur leicht genickt hatte.
"Haben wir vor lauter Aufregung unsere Zunge verschluckt?" gluckste Dumbledore amüsiert.
Fidea schluckte ihr leichtes Unbehagen darüber so genau gemustert zu werden herunter und sprach mit bemüht kräftiger und klarer Stimme.
"Bitte verzeihen Sie Professor, es ist alles noch etwas neu für mich und eine ziemliche Umstellung".
Entschuldigend begegnete sie dem durchdringenden Blick Dumbledores, der nun verständnisvoll nickte. "Machen Sie sich keine Sorgen Miss Fountain, Hogwarts wird Ihnen gefallen, da bin ich mir ziemlich sicher" er lächelte das Mädchen freundlich an.
Ein leises Klopfen an der Tür des Schulleiterbüros ließ Fidea jedoch im nächsten Moment leicht zusammen zucken. Der Aufforderung des Schulleiters folgend, betrat ein kleiner weißhaariger Zauberer das runde Büro und begrüßte sie beide freundlich.
"Fidea das ist Professor Flitwick. Er ist der Hauslehrer von Ravenclaw und unterrichtet zudem noch Zauberkunst". Fidea nickte zum Zeichen das sie verstanden hatte.
Natürlich hatte der sprechende Hut sie zum Wohlwollen ihrer Mutter nach Ravenclaw geschickt. Obwohl dies nicht unbedingt die erste Wahl des Hutes gewesen war. Nein es war tatsächlich ihre Entscheidung gewesen lieber dem Haus ihrer Mutter anzugehören, als mit der Alternative Slytherin, die der Hut bevorzugte zu leben. Es hatte sie geradezu erschreckt, dass der sprechende Hut sie als passend für dieses Haus betrachtete. Zum Glück hatte er Fidea die Wahl überlassen und ihre Entscheidung für Ravenclaw letztlich akzeptiert. Noch immer hatte sie die verführerisch säuselnde Stimme des sprechenden Hutes in den Ohren, der sie wählen ließ zwischen Wissen und Vernunft als Basis ihres Erfolgs oder Eifer und Ruhm auf den Pfaden des Hauses Slytherins.
Professor Dumbledore riss Fidea aus ihren Gedanken, als er bekundete, dass Professor Flitwick sie zum Ravenclaw Gemeinschaftsraum führen würde und ihr dann noch einen guten Anfang auf Hogwarts wünschte.
So verließ das Mädchen hinter dem kleinen Professor das Schulleiterbüro und begab sich auf den Weg zum Ravenclawturm, der für ihre Zeit auf Hogwarts ihr neues zu Hause werden sollte.
♦♦♦
Dumbledore sollte recht behalten, denn Hogwarts gefiel Fidea ungemein gut. Nur zwei weitere Mädchen waren in ihrem Jahrgang aus dem Hause Ravenclaw, Padma Patill und Esta Holmes. Meistens saß Fidea mit Padma, ihrer Zwillingsschwester Parvati und deren besten Freundin Lavender zusammen.
Alle wollten sie mehr von ihrem ersten Schuljahr auf Beauxbatons wissen und waren sehr freundlich zu ihr.
Und wenn sie mal nichts mit Padma und den anderen Mädchen unternahm, war sie ganz zufrieden damit, in der umfangreichen Bibliothek von Hogwarts zu sitzen und sich neues Wissen anzueignen.
Ihre ruhigen Tage auf Hogwarts sollten jedoch bald ihr jehes Ende finden, als Fidea das goldene Trio aus Gryffindor kennen lernte.
Nachdem es zu einigen Angriffen auf Schüler gekommen war, verdunkelte sich die Stimmung in dem sonst so heiteren Schloss und man stellte regelmäßig neue Vermutungen an, wer denn der Verantwortliche für das Ganze war. Dabei fiel mit der Zeit immer häufiger ein Name, nämlich der des Jungen-der-überlebt-hatte, Harry Potter. Da die ganze Angelegenheit mit der Kammer des Schreckens ihr Interesse geweckt hatte, beobachtete Fidea die drei Freunde unauffällig häufiger, um mehr über die Attacken herauszufinden. Tatsächlich kam sie bald zu dem Schluss, dass es sich bei dem Schuldigen in keinem Fall um Harry Potter handeln konnte.
Diese Vermutung wurde ihr letztlich durch den Angriff auf Hermine bestätigt. Nachdem selbst die Lehrer ratlos und verzweifelt angesichts der Angriffe auf die Schüler wirkten, wollte Fidea selbst etwas unternehmen und den beiden Jungen helfen den Schuldigen zu finden, bevor noch wirklich jemand starb.
Eines Tages bot sich dann Fidea tatsächlich eine Möglichkeit das Vertrauen von Ron und Harry zu gewinnen, indem sie sie vor einem äußerst wütenden Filch gerettet hatte, als sie mal wieder auf einem ihrer Alleingänge gewesen waren.
Das Mädchen hatte ihnen daraufhin von ihren Theorien zur Kammer des Schreckens erzählt. Selbstverständlich waren die beiden zunächst etwas misstrauisch, da ihnen jedoch Hermines kluge Einfälle fehlten, holten sie Fidea letzten Endes doch noch mit in ihr Boot.
Und so begann das erste Abenteuer des Mädchens in Hogwarts, aus welchem sie mit neuen guten Freunden zurückkehren sollte.
♦♦♦
Nur Hermine sträubte sich Anfangs etwas gegen Fidea, schließlich waren die beiden ja Konkurrentinnen was den Titel der Jahrgangsbesten betraf, änderte dann jedoch nach Harrys und Rons Schilderungen zur Kammer des Schreckens ihre Meinung über Fidea. So wurde aus dem goldenen Trio von Hogwarts das goldene Quartett, dass Abenteuer und Probleme geradezu magisch anzog, sehr zum Missfallen von Fideas Mutter Rachel.
Im dritten Schuljahr retteten die vier Sirius Black und fanden neue Wahrheiten über Harrys Eltern und deren Freunde heraus.
Das vierte Schuljahr stand ganz im Zeichen des trimagischen Turniers und stellte die Freundschaft der vier durch Rons Eifersucht auf Harry, stark auf die Probe. Doch die Freunde gingen aus den ganzen Schwierigkeiten mit einem weitaus stärkeren Band aus Freundschaft hervor, als jemals zuvor. Fidea beobachtete die ersten Verliebtheiten von Hermine und Harry, konnte dem Ganzen allerdings nicht sonderlich viel abgewinnen. Vielleicht lag es an der Geschichte ihrer Eltern, sie wusste es nicht genau. Aber mit dem Wort Liebe war sie immer schon recht vorsichtig umgegangen, als könnte sie sich daran aufs Übelste verbrennen. Sie selbst war sicherlich durchaus ansehnlichen, entsprach jedoch nicht einer klassischen Schönheit wie beispielsweise Harrys einstige Flamme Cho oder gar Fleur Delacour. Trotz den Protesten ihrer Freunde, hatte sie sich vehement geweigert an dem Weihnachtsball teilzunehmen und hatte sich lieber mit einem guten Buch in ihren Schlafraum zurückgezogen. Fidea achtete zudem darauf, ja nicht ehemaligen Schulkameraden aus Beauxbatons zu begegnen, die sie wieder mit ihrem genialen und gut-aussehenden Bruder vergleichen würden. Zu dritt halfen sie Harry bei den Vorbereitungen zu den drei Aufgaben und standen zu ihm, als er von der Rückkehr von Du-weisst-schon-wem berichtete.
Im fünften Jahr wurde Fidea im Zuge der anstehenden ZAGs aufs Schärfste von ihrer Mutter überwacht. Umbridge wusste um die Stellung von Fideas Mutter im Ministerium und wartete nur auf den kleinsten Fehltritt, um dieser von der Unzurechnungsfähigkeit ihrer Tochter zu berichten. Trotz all dieser Widrigkeiten, ließ sich Fidea nicht von ihren Freunden und Überzeugungen abbringen. So warb sie zusammen mit Luna vertrauenswürdige Ravenclaws für die DA an und half Fred und George gelegentlich bei einem ihrer Experimente, zum Schaden von Umbridge. Die Sekretärin des Ministers hatte Fidea zwar für einige solcher Aktionen im Verdacht, konnte jedoch dem klugen Mädchen, das stets darauf bedacht war ihre Spuren sorgsam zu verwischen, nichts nachweisen. Zusammen mit der Kerntruppe der DA, stellte sich Fidea schließlich den Todessern im Ministerium und lenkte somit zum wiederholten Male den Zorn ihrer Mutter auf sich. Selbst ihre hervorragenden ZAG Ergebnisse konnten der angespannten Stimmung zwischen ihnen beiden nicht wirklich abmildernd entgegen wirken.
Und nun war Fidea in ihrem sechsten Schuljahr auf Hogwarts. Die Stimmung zwischen den Freunden war jetzt, da Lord Voldemort öffentlich wieder zurückgekehrt war, äußerst angespannt. Harry wurde von Dumbledore in Voldemorts Vergangenheit unterwiesen, vermutlich um dessen Handeln für ihn verständlicher erscheinen zu lassen. Harry berichtete ihnen regelmäßig von seinen neuen Erkenntnissen über Tom Riddle, der heute der gefürchtetste schwarze Magier aller Zeiten war. Und nun war sie äußerst gespannt was die drei von ihren Weihnachtsferien zu erzählen hatten, schließlich war sogar der Zaubereiminister bei den Weasleys aufgetaucht. Fidea blickte in die tiefschwarze Nacht vor ihrem Fenster. Bald dürfte der Hogwartsexpress ankommen und sie würde endlich ihren liebsten Ort auf Erden wiedersehen.
So hier wieder paar Hintergrundinfos zu Fidea :)
Information am Rande:
Dumbledores Gespräch mit Rachel basiert auf dem folgenden Zitat:
"Fehler sind nicht schlimm. Aber fehlende Bereitschaft zur Veränderung kann schlimme Folgen haben". – John Wooden, Basketball-Spieler (1910-2010)
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