19. Halloween
Die unzähligen ängstlichen bis düsteren Gedanken Fideas ließen sich auch die nächsten Tage über nicht wirklich vertreiben. Unruhe hatte sich in dem Inneren des sonst so beherrschten Mädchens breit gemacht, wie eine Seuche die sich einfach nicht austreiben lassen wollte.
Zumindest sorgte das bevorstehende Halloween-Fest und der davor statt findende Ausflug nach Hogsmeade für etwas Ablenkung, wofür die leicht zerstreute Ravenclaw mehr als dankbar war. Esperanza und Leokardia lagen ihr schon seit Tagen mit Schwärmereien zum Süßigkeitenladen der kleinen Hexenstadt in den Ohren, so dass Erzählungen über Kokosmakronen, Lakritzfledermäusen und Kürbispralinen Fideas ständige Begleiter waren.
Auch Gideon und Wilhelmina waren bezüglich des Hogsmeade-Ausflugs fleißig am planen, was dringlichst alles besichtigt werden musste. So wollte Wilhelmina sich unbedingt über das neuste Quidditch- Accessoire in "Flitzebogen's Besenkammerl" auf dem Laufenden halten, wobei Gideon von dem Butterbier und der Atmosphäre in den Drei-Besen mehr als angetan zu sein schien (was natürlich -seinen eigenen Angaben zu Folge- in keinster Weise mit der hübschen jungen Wirtin Miss Greenfield in Zusammenhang stand).
Alle Schüler ab der dritten Klasse sahen folglich voller Begeisterung dem baldigen Ausgeh-Wochenende entgegen und so kam es, dass die heitere Stimmung der anderen nach und nach auch die etwas trübselige und angespannte Ravenclaw mitriss.
Es war ein kalter, windiger Samstagmorgen, als sich die Hogwartsschüler schließlich leicht bibbernd in Reih und Glied am zugigen Hauptportal der Zaubererschule einfanden, um nach Hogsmeade gelassen zu werden. Der Greise Hausmeister Apollyon Pringle, der mit seiner kleinen mopsigen und untersetzten Statur, äußerlich das genaue Gegenteil von dem hageren und eher knochigen Argus Filch darstellte, hackte die gegen die Kälte dick eingemummten Schüler nacheinander von einer langen gelblichen Pergamentrolle ab.
Dabei musste jeder eine genaue Musterung seiner kleinen verschmitzten und fies dreinblickenden Augen über sich ergehen lassen, wobei auch überprüft wurde ob die Schuluniform einwandfrei und makellos saß.
Anders als zu Fideas Zeit, war nämlich normale Alltagskleidung selbst in der Freizeit der jungen Hexen und Zauberer nicht gestattet. Die Schüler hatten Hogwarts zu repräsentieren und daher den bestmöglichsten Eindruck zu hinterlassen, selbst bei ihren Ausflügen nach Hogsmeade.
So sehr die Zaubererschule in dieser Zeit, der ihr bekannten in der Zukunft auch zu ähneln schien, gab es hin und wieder einige –wenn auch nicht allzu gravierende- Unterschiede zu vermerken. Die Zauberergesellschaft war zwar schon immer deutlich liberaler als die Muggelwelt gewesen, aber die Benimmregeln und Etikette- Vorschriften der 40er Jahre, waren auch an den Zauberern nicht vollkommen unbemerkt vorüber gegangen.
Nach ungefähr zehn Minuten ungeduldigem Hin- und Her- Gezappel in der zugigen Kälte am Schlossportal, konnten sich endlich auch Fidea und ihre beiden Freunde aus Gryffindor und Huffelpuff, dicht gefolgt von Esperanza und Leokardia auf dem Weg in die Hexenstadt machen.
Weißer feuchter Nebel hing tief wie ein dichter undurchdringlicher Schleier über den Ländereien von Hogwarts, als sie ihre Mäntel dicht an ihre Körper pressend, über die kahlen und windigen Schlossgründe der Zauberschule eilten.
Der aufsteigende graue Rauch der Kamine der dicht aneinander gereihten Häuser, zeigte ihnen schon von weitem den Standort von Hogsmeade an und motivierte zum Weitergehen in der unangenehmen feuchten Kälte.
Die mittelgroße Schülerschar vor ihnen, zerstreute sich langsam ab dem Stadteingang in alle möglichen Richtungen, um zu den verschiedenen Läden zu gelangen. Denn ob Scherzartikel, Schreibkram oder Qudditchzubehör, war in Hogsmeade so ziemlich alles, was das durchschnittliche Schülerherz begehren konnte, erhältlich.
Esperanza und Leokardia, die die drei Freunde beim Gehen rasch eingeholt hatten, ließen es sich natürlich nicht nehmen, Fidea sogleich in den berühmt und berüchtigten Süßigkeitenladen der Stadt zu ziehen.
Gideon und Wilhelmina waren den drei Ravenclaws schließlich mit einem kurzen Schulterzucken ebenfalls in das überfüllte Geschäft gefolgt und sahen sich ihrerseits nach ihren Lieblingsnaschereien um.
Der Laden war hell und –ganz passend zu den verschiedenen Süßigkeiten- kunterbunt und sehr ausgefallen dekoriert. Ein angenehmer süßlicher Geruch nach allerlei Gewürzen und Köstlichkeiten lag in der Luft und eine freundlich lächelnde, etwas korpulente Frau mit roten Pausbäckchen bot ihnen allen beim Eintreten ein paar noch warme Kürbistörtchen an.
Quickende schwarze Lakritzfledermäuse flogen dicht über den Köpfen der jungen Hexen und Zauberer hinweg, die sich in das gemütlich warme Naschparadies gedrängt hatten, während kleine weiße Zuckereulen leise in einer der vollgestopften Zimmerecken vor sich hin schuhuten.
Fidea drängte sich gerade an einem Drittklässler aus Gryffindor vorbei, dessen Ohren von einer zu großen Portion Feuerbrause kräftig qualmten, als Esperanza und Leokardia ihr auch schon mit gespannten Kulleraugen eine große Tüte mit gemischten Naschereien in die Hand drückten.
„Die musst du unbedingt probieren! Das sind unsere augenblicklichen Favoriten!"
Esperanza klatschte begeistert wie ein kleines Mädchen in die Hände und fischte sogleich die Kokosmakronen, von welchen sie die letzten Tage über ununterbrochen am Schwärmen gewesen war, aus der nicht gerade unerheblich großen Süßigkeitentüte.
Mit erwartungsvollem Blick wartete die dunkelhaarige Ravenclaw ungeduldig auf die Reaktion Fideas, während das Mädchen leicht überfordert noch am Kauen war.
„Und?"
Nachdem die goldblonde Ravenclaw anerkennend den Daumen ihrer noch freien Hand hob, um zu signalisieren, dass die Kokosmakronen tatsächlich unbeschreiblich köstlich waren, breitete sich ein zufriedenes Grinsen auf dem rundlichen Gesicht Esperanzas aus.
„So dann lass es dir schmecken! Ich bin da drüben bei Leokardia, diese neuen Kreischbonbos muss ich unbedingt testen!"
Und mit diesen Worten verschwand das spanische Mädchen auch schon in der dichten Schülerschar.
„Aber, was ist mit der Tüte? Das kann ich unmöglich annehmen".
Verzweifelt rief Fidea der dunkelhaarigen Ravenclaw hinterher, die nur abwehrend ihre Hand hob, ehe sie endgültig in der Schülermasse aus schwarzen Umhängen unterging. Gut, dann würde sie die beiden nachher eben zu einem Butterbier in den Drei- Besen einladen.
Kopfschüttelnd, aber mit einem unverkennbaren Lächeln auf dem Gesicht, machte sich das lockenköpfige Mädchen daran, Gideon und Wilhelmina in dem proppenvollen Laden ausfindig zu machen. Nach kurzem Umherschweifen ihrer saphirblauen Augen, hatte die Ravenclaw die beiden schließlich jeweils mit einer Süßigkeitentüte bestückt, am Ladeneingang erblickt. Nach kurzem Gedrängel und Umhergeschupse war Fidea letztlich bei ihnen.
„Also, wollen wir dann zu 'Flitzebogens Besenkamerl'? Die beiden sind wohl noch etwas beschäftigt und man trifft sich nachher bestimmt in den Drei-Besen wieder".
Wilhelmina nickte zu Esperanza und Leokardia hinüber, die gerade damit beschäftigt waren, quietsche- bunte Zuckerwatte zu probieren. Die beiden Ravenclaws schienen ziemlich viel Spaß zu haben und sogar etwas aufgedrehter als die meisten jüngeren Schüler zu sein.
Fidea kicherte leise in sich hinein und nickte dann. „Natürlich gerne, lasst uns aufbrechen". Mit diesen Worten zufrieden, öffnete die hochgewachsene und sportliche Gryffindor die beschlagene Glastür des Ladens.
Ein eisiger Windstoß kam ihnen augenblicklich entgegen, als sich die drei einer nach dem anderem nach draußen in das unangenehme Wetter begaben. Eilig hasteten die Freunde durch die zugigen schmalen Gassen, bis sie schließlich an ihrem gewünschten Standort angekommen waren.
Einige Besenmodelle und allerlei Zubehör, lagen in dem von der Kälte beschlagenen Schaufenster aus. Von dem Läuten der Eingangsglocke begleitet traten die drei schnellstens ein, um der windigen Straße und den ziemlich frischen Außentemperaturen rasch zu entgehen.
Anders als im Süßigkeitenladen von zuvor, war die anwesende Schülerzahl in diesem Geschäft eher überschaubar. Wilhelmina machte einmal eine Runde durch das gesamte Sortiment, um sich über die Neuerungen einen Überblick zu verschaffen, bevor sie sich an den Ladeninhaber wandte.
Dieser war – so gut sich dies erkennen ließ- von mittlerem Alter, hatte volles braunes Haar und trotz seiner weitläufigen roten Umhänge erkennbar, eine durchaus sportliche Figur.
„Mina ist so etwas wie seine Stammkundin" erklärte Gideon mit einem Augenrollen. „Mr. Morgan war einmal ein ziemlich bekannter Qudditchspieler, soweit ich weiß für die Tornados". Der Huffelpuff nickte zu der gegenüberliegenden Seite des Geschäfts hinüber, an welcher dutzende von glitzernden Auszeichnungen und Pokalen ausgestellt waren.
„Ich bin leider nicht so Quidditch- interessiert, aber er war wohl eine nicht gerade unbedeutende Nummer".
Gideon zuckte mit den Achseln und beobachtete die Gryffindor aus den Augenwinkeln heraus genauestens, die nun mit einem breitem Lächeln und leicht geröteten Wangen, ein Päckchen entgegen nahm, das sie soeben bezahlt hatte.
Gut gelaunt winkte sie nochmals Mr. Morgan zum Abschied zu, ehe sie sich Fidea und Gideon anschloss, welche bereits hinaus in die Kälte getreten waren. Der Huffelpuff hielt der Gryffindor dabei hastig ganz galant die Türe auf, wobei er dem Zauberer in der roten Kluft einen undefinierbaren Blick zuwarf, ehe die Ladentür auch schon wieder zugefallen war.
Wilhelmina schien das Ganze jedoch nicht wirklich zur Kenntnis genommen zu haben, sondern erzählte Fidea sogleich aufgeregt von ihrer Neuerwerbung, einem brandneuen 'Besepflegeset'. Gideon schloss sich alsbald zögerlich ihrer Unterhaltung an, allerdings wirkte sein sonst so fröhliches Lächeln irgendwie etwas aufgezwungen.
Der Wind wurde nach und nach stärker und zerrte an ihren Schulumhängen, während sie sich ihren Weg zu den Drei-Besen bahnten. Alle drei hielten ihre Hüte mit einer Hand fest, während sie ihre Schals mit der anderen Hand zum Schutz gegen die fröstelnde Kälte, eng an ihre Gesichter pressten.
Ein paar Gassen weiter, stießen sie schließlich zu einer anderen kleinen Gruppe von Schülern aus verschiedenen Häusern, die offensichtlich das genau gleiche Ziel hatten, wie die drei Freunde. Eilig und von dem eisigen und heulenden Wind begleitet, hastete die kleine Truppe von jungen Hexen und Zauberern zu dem, von weitem bereits einladend aussehenden magischen Wirtshaus.
Einer der anderen Schüler, ein kleiner untersetzter Ravenclawjunge mit pechschwarzen Haaren und dicker Nickelbrille, hielt den drei Nachzüglern hilfsbereit die Tür auf. Dankbar huschten die drei Freunde in die warme, laute Wirtsstube und nahmen sogleich an einem freien Tisch in einer benachbarten Ecke am Eingang Platz.
Gideon erbot sich sogleich, um ihnen allen ein Butterbier zu besorgen und machte sich auf in Richtung Tresen, wo eine hübsche rothaarige Hexe gerade dabei war, einige Viertklässler zu bedienen.
Es war ziemlich lustig, aber Fidea hätte schwören können, dass Wilhelmina die blutjunge Wirtin mit genau dem gleichen undefinierbaren Blick bedachte, den das Mädchen zuvor schon bei Gideon im Quidditchladen beobachtet hatte.
Auch die Gryffindor folgte dabei jeder noch so kleinen Bewegung des Huffelpuffs, der gerade mit einem breiten Lächeln seine Bestellung von der schönen, augenklimpernden Hexe entgegen nahm.
„Sag ich es doch, er hat sich genau wie all die anderen Jungen in diese Wirtin verguckt".
Der Gesichtsausdruck des hochgewachsenen Mädchens war leicht missbilligend und wüsste die Ravenclaw es nicht besser, so hätte man dieses Verhalten durchaus als dezente Eifersucht deuten können.
„Ich habe mich auch nicht weniger verguckt, als du in diesen ach so tollen Mr. Morgan".
Gideon der Wilhelminas Aussage allem Anschein nach in Tischnähe mitbekommen hatte, setzte sich soeben wieder zu ihnen und reichte jeweils jedem der beiden Mädchen ein warmes Butterbier.
„Das, das ist doch gar nicht wahr!"
Eine zartrosa Färbung hatte sich auf die hohen Wangen der sportlichen Gryffindor geschlichen.
„Ach nein?"
Gideon hob spielerisch eine seiner gebogenen Augenbrauen in die Höhe und musterte Wilhelmina dabei schelmisch, durch seine meergrünen Augen.
„Jetzt hör schon auf!"
Auch das hochgewachsene Mädchen grinste nun und verpasste dem immer noch schelmisch dreinblickenden Huffelpuff schließlich einen, ihrer üblichen spielerischen Hiebe gegen den Oberarm.
Das Thema schien damit beendet zu sein, allerdings ertappte Fidea die beiden nachfolgend gelegentlich dabei, wie sie sich kurze Blicke zuwarfen, wenn sie glaubten, dass der jeweils andere es gerade nicht mitbekam.
Die Ravenclaw schmunzelte sachte in sich hinein. Konnte es sein, dass sich da zwischen den beiden Freunden so etwas wie zarte Bande anbahnten?
Das weitere Gespräch der Freunde verlief dann wieder wie gewohnt lässig und unbekümmert, als sie über das abendliche Halloween-Fest zu sprechen begannen.
„Angeblich hat die Kopflosenjagd für dieses Jahr eine Einlage beim Fest geplant!"
Gideons meergrüne Augen glitzerten bei diesen Worten.
„Ach hör doch auf! Ich habe von Gerüchten gehört, dass Professor Dippet einen echten Vampir eingeladen haben soll!"
„Also das glaube ich wohl eher weniger..."
Der Huffelpuff blickte zweifelnd in das aufgeregte Gesicht der Gryffindor, die den Kommentar des Jungen nur mit einer wegwerfenden Handbewegung bedachte.
„Das werden wir ja dann heute Abend sehen!" meinte Gideon daraufhin nur mit deutlich herausforderndem Unterton.
„Was werden wir sehen?"
Esperanzas von der Kälte kräftig gerötete Gesicht erschien vor ihnen, als das spanische Mädchen gefolgt von Leokardia mit einer Unmenge von Tüten beladen, an ihrem Tisch Platz nahm.
„Was uns heute Abend beim Halloween-Fest erwartet. Es gibt ja unzählige Gerüchte" wiederholte Wilhelmina freundlich.
„Oh ja das stimmt! Habt ihr das auch von der Kopflosenjagd und dem Vampir gehört?"
Esperanza war sogleich mit feurigen braunen Augen, bei der zuvor angefachten Diskussion mit von der Partie. Leokardia saß hingegen wie immer ruhig daneben und war damit beschäftigt, ihren dicken Schal und Mantel abzulegen.
„Und noch viel gefunden?"
Fidea wandte sich mit einem fragenden Lächeln, an das eher stillere Mädchen mit dem Silberhaar und deutete auf die vielen mitgebrachten Tüten.
„Nun ja, Esperanza hat eine Schwäche für Mode, also haben wir uns noch ein wenig bei Madame Malkins eingedeckt".
Die zierliche Ravenclaw kicherte leicht hinter vorgehaltener Hand. „Typische Mädchen eben, ohne neue Kleider geht bei uns nichts!"
Fidea stimmte in das glucksende Lachen Leokardias mit ein, ehe sie sich abrupt erhob. „Ihr beiden braucht noch ein Butterbier" meinte die goldgelockte Ravenclaw als Antwort auf den fragenden Blick des elfengleichen Mädchens.
Diese nickte dankbar, als Fidea sich wie Gideon zuvor an die Tresen begab und bei der rothaarigen Wirtin bestellte, die sie sogleich bediente. Mit zwei warmen Flaschen Butterbier in der Hand schlängelte sich das Mädchen schließlich wieder zurück zu ihrem Tisch, durch das Mittler Weile deutlich voller gewordene Wirtshaus.
Im Vorbeigehen kam sie dabei auch an einer etwas abseits sitzenden Gruppe von Slytherins vorbei, die sie jedoch nur wie alle Schüler von anderen Häusern mit hämischen Blicken bedachten. Fidea hatte kurz ihren Blick über die Köpfe der grün gekleideten Gruppe schweifen lassen, konnte allerdings Tom Riddle nicht unter ihnen ausmachen.
Leicht verwundert ob seiner Abwesenheit, eilte die Ravenclaw weiter, allerdings nicht ohne einen deutlich düsteren Blick, von der wie immer übertrieben herausgeputzten Adonia Lestrange zu kassieren.
Letztendlich am Tisch ihrer Freunde angekommen, reichte sie den beiden anderen Mädchen aus Ravenclaw die mitgebrachten Flaschen Butterbier, ehe sie es sich wieder auf der gepolsterten Bank neben Leokardia bequem gemacht hatte.
Während die anderen weiterhin über das abendliche Fest sprachen, huschten die Augen Fideas unbewusst immer mal wieder gelegentlich zurück, zu den abgelegen positionierten Slytherins. Feine Fältchen kräuselten sich auf der Stirn des Mädchens, während sie ein wenig an ihrer eigenen Butterbierflasche nippte.
„ER ist meistens nicht bei diesen Ausflügen dabei".
Eine leise Stimme neben sich, ließ die Ravenclaw sachte zusammen zucken. Das Mädchen hatte überhaupt nicht bemerkt, dass Leokardia sie wohl die ganze Zeit über beobachtet haben musste.
„Was meinst du?"
Leicht irritiert, jedoch bemüht ausdruckslos musterte Fidea die zierliche Lovegood.
„Wir wissen beide wen ich meine, Riddle natürlich!"
Die sonst so verträumten sturmgrauen Augen der Ravenclaw wirkten ernster und fast schon berechnend.
„Damals nach dem Abendessen, bist du ihm doch hinterher gelaufen, nicht?"
Fidea schloss aus der Miene des silberhaarigen Mädchens, dass diese genauestens zu wissen schien, wovon sie sprach. Die lockenköpfige Ravenclaw wollte etwas erwidern, wurde jedoch von Leokardia mit einem Handzeichen davon abgehalten.
„Das soll kein Vorwurf sein, aber mir ist aufgefallen, dass du ungewöhnlich viel Zeit mit Tom Riddle verbringst".
Der Gesichtsausdruck des Mädchens wurde, wenn überhaupt möglich, noch ernster.
„Er meidet eigentlich den Kontakt zu anderen Häusern, du solltest daher auf der Hut sein. Du bist noch relativ neu auf Hogwarts und ich zähle dich zu meinen Freunden, daher ein gut gemeinter Rat, halte dich besser fern von ihm".
Leokardia schüttelte bestimmt den Kopf, als wolle sie einen unangenehmen Gedanken vertreiben.
„Es kommt einfach nichts Gutes dabei heraus".
Fidea nickte zum Zeichen das sie verstanden hatte und musste eingestehen, dass sie leicht gerührt war von der Sorge der anderen Ravenclaw. Dies zeigte nur wieder einmal aufs Neue, wie überraschend gut es ihr gelungen war, sich in dieser Zeitlinie zu integrieren und neue Freundschaften aufzubauen.
„Danke dir für deinen Rat und deine Sorge".
Das Mädchen versuchte zu lächeln, sah Leokardia allerdings deutlich an, dass diese bezweifelte, dass sie sich den Ratschlag tatsächlich zu Herzen nehmen würde. Fidea konnte das andere Mädchen nicht bei diesem traurig enttäuschten Gesichtsausdruck belassen, weshalb sie beschloss noch ein paar Worte hinzuzufügen.
„Ich kann dir das leider nicht versprechen, aber..."
„Ich verstehe schon", der Ansatz eines schwachen Lächelns machte sich auf dem zarten Gesicht der jungen Lovegood breit.
„Sei einfach vorsichtig, in Ordnung?"
Fidea nickte, was das andere Mädchen wohlwollend zur Kenntnis nahm, ehe sie beiden sich wieder dem Gespräch der anderen Freunde am Tisch zuwandten. Wie es schien, war Esperanza gerade mit leuchtenden Augen dabei, Gideon und Wilhelmina ihre modischen Erwerbnisse zu präsentieren, die fast alle ziemlich eng geschnitten waren.
Auf die Frage der Gryffindor zu diesem Umstand hin, meinte das spanische Mädchen lediglich mit klimpernden dunklen Wimpern, das Kurven dazu da wären um gesehen zu werden, ehe sie sich erneut in ihrer Sußigkeitentüte bediente.
Diese Bemerkung brachte alle mehr oder weniger zum Lachen und langsam brach die kleine Gruppe erneut auf, um ja pünktlich beim abendlichen Halloween-Fest zu erscheinen.
Der Himmel war deutlich düsterer geworden und dicke dunkle Wolken, die verdächtig nach Sturmwolken aussahen, hingen tief am Horizont. Hastig schritten sie hinaus aus der kleinen Hexenstadt und über die weitläufigen Ländereien von Hogwarts, wo von fern bereits das erleuchtete Schloss sie einladend in Empfang zu nehmen schien.
In der von Fackeln erhellten Eingangshalle angekommen, hörten sie bereits von weitem das lautstarke Gemurmel und Getratsche der anderen Schüler in der festlich hergerichteten, großen Halle.
Geradezu monströse orangene Kürbislaternen schwebten an Stelle der üblichen weißen Kerzen in der Luft und eine Schar echter lebender Fledermäuse rauschte hier und da über die Köpfe der aufgeregt miteinander tuschelnden, jungen Hexen und Zauberer hinweg.
Bei größeren Festlichkeiten wurde leider darauf geachtet, dass man am richtigen Haustisch saß, weshalb sich die Freunde am Eingang zur Halle schließlich trennen mussten und Fidea den beiden anderen Mädchen aus Ravenclaw, zu der langen in blauen Farbtönen gehaltenen Tafel folgte.
Nachdem auch die letzten Trödler schlussendlich zur großen Halle gefunden hatten, eröffnete Professor Dippet mit einer einladenden Handbewegung und ein paar kurzen feierlichen Worten das heißersehnte Festessen.
Allerlei Köstlichkeiten auf goldenen Tabletts erschienen sogleich, an welchen sich die Schüler beherzt gütlich taten. Die Speisen in Hogwarts waren eigentlich immer vortrefflich, doch am heutigen Tage hatten sich die fleißigen Haushelfen tatsächlich wieder einmal selbst übertroffen. Kein Teller blieb lange leer und man blickte in so manches glücklich schmatzende Schülergesicht.
Im Anschluss an das atemberaubende Essen folgte tatsächlich eine etwas längere und selbstverständlich dramatische Showeinlage der berühmt und berüchtigten kopflosen Reiter. Ein Vampir war allerdings zur Enttäuschung einiger, nirgends in der Halle zu erblicken.
Glücklich von einem erlebnisreichen Tag und mit vollgeschlagenen Bäuchen, löste sich die Veranstaltung schließlich spät abends auf und die Schüler begaben sich mehr oder weniger geordnet zurück in ihre Gemeinschafträume und Schlafsäle.
Auch Fidea und die beiden anderen Mädchen aus Ravenclaw gingen in der schwarzen Masse aus Schulumhängen unter, während sie sich mal mehr und mal minder erfolgreich, durch die Menge zu wuseln versuchten. In ihrem Schlafsaal angekommen, fielen die drei nach kurzer Abendtoilette erschöpft und müde in ihre wohlig warmen Betten.
Jane-Mary hatte heute Nacht glücklicher Weise Aufsichtspflicht, weshalb die drei Ravenclaws dieses Mal keine der üblichen und zugleich mehr als unnötigen Belehrungen der Vertrauensschülerin, über sich ergehen lassen mussten.
Wie schön es war mal nicht von bösartigen Blicken vor dem Schlafengehen regelrecht erdolcht zu werden, ging es Fidea durch den Kopf, als sie allmählich und ganz sachte, in das Reich der Träume hinüber glitt.
Undurchdringlicher gräulicher Nebel lichtete sich und das Mädchen fand sich keuchend und mit vor Angst laut schlagendem Herzen, auf einer von hohen dunklen Tannen gesäumten Lichtung wieder. Der Mond schien voll und hell, konnte allerdings weder die Dunkelheit noch die schreckliche Angst vertreiben, die sich in ihrem schneller schlagenden Herzen unaufhaltsam breit gemacht hatte. Das gelockte helle Haar viel ihr in das schweißnasse Gesicht, als sie sich nach einem Geräusch herum drehte, das sie hatte zusammen fahren lassen. Angst und Panik waren die einzigen Gedanken in dem Kopf des Mädchens, dabei realisierte sie im Moment überhaupt nicht wirklich, wovor sie sich eigentlich so maßlos fürchtete. Das Geräusch kam unverkennbar näher, jetzt hatte man sie gefunden. Wie ein Reh in der Falle kam sie sich vor, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn weiter fortzulaufen.
Es war sinnlos, es gab kein Entrinnen.
Kein Entrinnen...
Regungslos und mit vor Furcht weit aufgerissenen Augen, beobachtete das Mädchen machtlos, wie sich die in Dunkelheit gehüllte, aufrechte Gestalt von den angrenzenden Schatten löste und lautlos, wie ein Jäger auf seine hilflose Beute zukam.
„Sei vorsichtig" hörte sie die Stimme von einem träumerischen aber zugleich ernst dreinblickenden silberhaarigen Mädchen sagen, dessen Gesicht kurzzeitig vor ihren geweiteten Augen auftauchte.
Die Gestalt griff grob nach dem ängstlichen Geschöpf, doch bevor jene sie tatsächlich erreichen konnte, war die Welt um sie herum nur noch schwarz.
...nur noch schwarz.
Schweißgebadet schreckte Fidea, begleitet von einem lauten Donnergrollen, aus ihren weichen Federkissen auf. Der Atem der Ravenclaw ging schnell und stoßweise, als wäre sie wahrhaftig gerannt. Leicht durcheinander fuhr sie sich mit der rechten Hand immer wieder durch ihre unordentliche Haarmähne, als ein greller Blitz das runde Turmzimmer gespenstisch erhellte.
Regen peitschte heftig gegen die hohen Bogenfenster, als ein erneutes lautes Donnergrollen sie sachte zusammen zucken ließ.
„Nur ein Traum, ein böser absurder Albtraum..." flüsterte das leicht verstörte Mädchen wie ein beruhigendes Mantra vor sich hin.
In der Nacht verarbeitete das Gehirn nur alle möglichen Gedanken und Erlebnisse und das war nun einmal dabei heraus gekommen, stellte die Ravenclaw ernüchternd fest. Ihre Ängste waren gespenstisch und nochmals dramatisiert in Form dieses schrecklichen, geradezu furchteinflößenden Traumes über sie hereingebrochen.
So ungern Fidea es auch zugab, hatte sie seit dem letzten Gespräch mit dem jungen Dunklen Lord zum ersten Mal wirklich daran gedacht, dass sie womöglich versagen könnte. Sie war sich so ungemein sicher gewesen, dass sie die ganze Situation, dass sie Ihn händeln könnte, doch nun hatten sich nicht gerade unerhebliche Zweifel in ihr Herz geschlichen.
Er spielte ein Spiel mit ihr, so viel stand seit ihrer letzten Begegnung fest und sie konnte sich von dem ungemein unerfreulichen und zugleich unpassenden Gefühl nicht ganz lösen, das sie selbst bloß am Ende die Gejagte sein würde.
Das Peitschen des Regens und das nun ferner klingende Grollen des Donners wurde nur von dem gleichmäßigen und zugleich etwas beruhigenden Atmen der beiden anderen Mädchen, in dem rundlichen Schlafsaal begleitet.
Fidea zog ihre Satindecke bis zum Hals hoch, ehe sie sich wieder zögerlich in die einladend weichen Kissen ihres Himmelbettes, zurückfallen ließ. Gerade als sie glaubte langsam wieder Schlaf finden zu können, erklang ein dumpfes Klopfen an der Tür zu ihrem Schlafsaal und störte zum zweiten Male die Nachtruhe der goldgelockten Ravenclaw.
Das Klopfen war zunächst leise, wurde dann jedoch lauter, bis sie endlich von ihrem Bett aufsprang um nachzusehen, wer zu dieser späten Stunde noch wach war. Fidea hörte deutlich wie auch die anderen beiden Mädchen in dem Raum sich allmählich unter ihren weichen Decken zu Bewegen begannen, bis auch sie schlaftrunken zu der Türe blickten, die Fidea gerade im Inbegriff war zu öffnen.
Zwei mittelgroße Mädchen -vermutlich Zweitklässlerinnen- standen nur in ihren Nachthemden bekleidet und barfuß vor der lockenköpfigen Ravenclaw, die die beiden etwas überrascht musterte.
„Was?"
Doch weiter kam Fidea nicht, denn das etwas größere rothaarige Mädchen redete hastig auf die Sechstklässlerin ein. Dem eiligen Durcheinander aus Worten konnte die ältere Ravenclaw nicht wirklich entnehmen, was die beiden mitten in der Nacht vor ihrem Schlafsaal verloren hatten, weshalb sie das aufgeregte Mädchen sachte unterbrach.
„So jetzt noch einmal ganz langsam und in Ruhe".
Die rothaarige Zweitklässlerin holte mit weit aufgerissenen Augen japsend nach Luft, ehe sie mit erstickter Stimme die nächsten Worte sprach, die Unheil verkündend in den Ohren Fideas wiederhallten.
„Unsere Zimmergenossin Myrte,... Myrte Warren ist verschwunden..."
So liebe magische und auch nicht-magische Gemeinschaft,
wie versprochen geht es nun mit dem neuen Kapitel weiter!
Eigentlich möchte ich dieses Mal dazu nicht allzu viel sagen und warte einfach eure kritischen Stimmen ab. Lasst mich wissen ob euch die Handlung zusagt und bitte verzeiht den Gap am Ende, aber das musste einfach sein (ihr dürft euch mich jetzt mit einem ganz fiesen Grinsen vorstellen ;) ).
Ganz liebe und sommerliche Grüße :)
PS: Eine Frage hätte ich dann doch noch an euch (soweit ihr gewillt seid mir darauf zu antworten). Augenblicklich habt ihr so einiges mehr über die verschiedenen anderen Charaktere in meiner Fanfiction mitbekommen, also hätte ich gerne gewusst, welche der Randfiguren euch bisher am besten gefallen und warum.
Danke schon mal im voraus! :)
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