17. Der Raum der Wünsche



Die Wochen vergingen und der Herbst war nun unweigerlich mit all seinen Für und Widern, über die Ländereien von Hogwarts heran gebrochen. So machte sich die dritte Jahreszeit an den wabernden Nebelfeldern am Morgen und den immer wieder häufiger auftretenden, kühlen Herbstwinden bemerkbar.

Wilhelmina hatte sich verbissener denn jäh dem Quidditch- Training gewidmet, nachdem Gryffindor überraschender Weise haushoch gegen Huffelpuff verloren hatte.

Zwischen Gideon und ihr war auf Grund dessen, ganze zwei Wochen lang kein einziges Wort mehr gesprochen worden -obwohl der immer gutgelaunte Huffelpuff eigentlich auch nichts dafür konnte- , bis sich das hochgewachsene Mädchen schließlich wieder gefangen, ihren Stolz überwunden und sich letztlich bei ihrem Freund entschuldigt hatte.

Fidea konnte bezüglich dieses Verhaltens nur schmunzelnd den Kopf schütteln und fühlte sich zum wiederholten Male, auf verwunderliche Art und Weise ein bisschen an Hermine und Ron erinnert. 

Huffelpuff hatte dann schließlich Mitte Oktober, eine geradezu vernichtende Niederlage gegen Slytherin einstecken müssen, so dass Gryffindor wieder -sehr zur Freude von Wilhelmina- im Rennen um den Hauspokal war. Was die Quidditch-Saison betraf, blieb es also sowohl für Schüler, als auch Lehrer weiterhin höchst spannend.

Weiterhin spannend blieben auch Fideas Fortschritte im Hinblick auf ihre Mission. Die Ravenclaw hatte mit Ausnahme der Zaubertrankstunden, in denen sie nach wie vor mit ihrer Projektarbeit beschäftigt waren, nicht großartig Kontakt zu Tom Riddle gehabt. 

Meistens hatten sie sich nur gegenseitig abschätzend gemustert und kurz angebunden über ihren Trank unterhalten. Tatsächlich war es manchmal fast schon zum Haareraufen, glich ihre Beziehung zu dem jungen Dunklen Lord doch viel zu sehr einem dynamischen Tangotanz.

Jedes Mal wenn das Mädchen glaubte, ihm und den benötigten Informationen auch nur ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein, zog sich der Slytherin auf einmal komplett von ihr zurück. Die Ravenclaw wurde zudem das mehr oder weniger ungute Gefühl nicht ganz los, dass der junge Dunkle Lord mit einer anderen, nicht ganz unerheblichen Angelegenheit beschäftigt zu sein schien.

Mehrmals war sie ihm abends in einigen eher abgelegenen und wenig begangenen Korridoren der altehrwürdigen Zaubererschule begegnet, welche das goldgelockte Mädchen gerne als Abkürzungen und Umgehungen nutzte. 

Dabei hatte er sie im Vorbeigehen - wenn überhaupt- nur eines flüchtigen Blickes bedacht, als wäre sie eine Nebensächlichkeit, welche nicht weiter seiner Aufmerksamkeit bedürfte, zumindest im Augenblick noch nicht. Irgendetwas heckte der dunkelhaarige Junge aus, jedoch hatte Fidea keinen wirklichen Anhaltspunkt darüber, um was es sich dabei handeln könnte.

Missmutig versuchte sich das lockenköpfige Mädchen auf die Anweisungen von Professor Dumbledore zu konzentrieren, als er ihnen vorführte, wie man die Länge und Farbe seiner Haare verwandeln konnte. Die Klasse schaute nicht schlecht, nachdem sie einem Professor Dumbledore mit kurzem Knabenschnitt und himbeerfarbenen-Haaren - gemäß Harry war Himbeermarmelade die Lieblingsmarmelade des alten Zauberers, daher wohl auch jene Farbwahl- entgegen blickte.

Mit einem eleganten Schlenker seines Zauberstabs, verwandelte er sich wieder zu seinem alten Aussehen zurück und wies die versammelte Schülerschaft mit einem gutmütigen Zwinkern an, sich im Folgenden an einer ähnlichen Veränderung zu versuchen.

Die Lautstärke der Klasse nahm während der Zauberei rasant zu, da die wenigsten Verwandlungen auch tatsächlich wie gewünscht ausgingen. Fidea konnte sich ein heftiges Lachen nicht verkneifen, als sie Gideon mit einem ellenlangen grauen Rauschebart erblickte, der dem von Professor Dumbledore alle Ehre gemacht hätte.

Auch Wilhelmina war kaum aus dem Lachen herausgekommen, bis ihr der Huffelpuff leicht eingeschnappt auf den Arm klopfte und sie auf ihre zweifarbigen Augenbrauen hinwies, was die Gryffindor dann wohl nicht mehr ganz so lustig zu finden schien. Einzig und alleine Tom und Fidea, hatten im Laufe der Stunde eine einwandfreie Verwandlung vorgenommen.

Die Ravenclaw musste etwas schmunzeln, als sie den Slytherin in einer perfekt gestylten silbernen Haarpracht erblickte - er hätte dabei mühelos als Mitglied der Malfoy- Familie durchgehen können-, wobei sie mit ihrem karottenroten Kurzhaarbob, wahrscheinlich nicht weniger albern wirkte.

Mit einem warmen Lächeln entließ sie letztlich Professor Dumbledore in das heißersehnte, baldige Wochenende, wobei der Großteil der Klasse nach wie vor aussah, als hätte er an einer Farbschlacht teilgenommen. Da die Zauber allerdings laut dem Verwandlungslehrer, ihre Wirkung über einige Stunden hinweg verlieren würden, schien dieser Sachverhalt keinen der Schüler großartig zu stören.

Als die goldblonde Ravenclaw schließlich als eine der letzten ihre Schulsachen zusammen packte - das Gedrängel an der Klassenzimmertür und im Korridor konnte ihrer Meinung nach noch etwas warten- hielt sie der, nun wieder grauhaarige Zauberer zurück.

"Miss Fountain, wenn ich einmal kurz mit Ihnen sprechen dürfte".

Das Mädchen war für einen kurzen Moment etwas überrascht, ehe sie kaum merklich nickte und dann zum Pult nach vorne schritt. Alle anderen Schüler waren bereits in das Wochenende hinaus getreten und keiner schien wirklich einen Blick zurück zu werfen, auf die nach vorne beorderte Fidea. Der Verwandlungslehrer musterte die etwas nervöse Rawenclaw mit seinen durchdringenden himmelblauen Augen und einem für ihn typischen- warmen Lächeln.

"Meine Liebe, machen sie sich keine Sorgen".

Der grauhaarige Zauberer musste den etwas bekümmerten Ausdruck auf dem Gesicht des Mädchens bemerkt haben, denn sein Lächeln wurde -wenn überhaupt möglich- noch freundlicher.

"Ich hätte nur gerne von Ihnen in Erfahrung gebracht, wie weit Sie schon bei Ihrer Aufgabe gekommen sind und ob ich Ihnen in irgendeiner Art und Weise behilflich sein kann".

Seine Augen fixierten Fideas zwar mit einem gutmütigen Ausdruck, wirkten allerdings gleichzeitig auch durchaus berechnend, als er seine leicht buschigen Augenbrauen fragend nach oben gezogen hatte.

Die Ravenclaw berichtete daraufhin- nach einem kurzzeitigen Zögern ihrerseits- äußerst knapp von den statt gefundenen Gesprächen mit Tom Riddle, wobei sie gewisse Gesprächsfetzen und Situationen zwischen ihnen beiden, die ihr zugegebenermaßen selbst geringfügig unangenehm waren, gekonnt aus ihren Schilderungen herausließ.

Der grauhaarige Zauberer nickte nachdenklich zu den Worten des Mädchens und auch wenn sie das Gefühl nicht ganz loswurde, dass Dumbledore mehr als genau zu wissen schien, dass die Ravenclaw ihm nicht jede Einzelheit mitgeteilt hatte, sprach sie der Professor darauf zum Glück nicht an.

"Nun gut Miss Fountain, wenn das alles ist?"

Stechende hellblaue Augen musterten das lockenköpfige Mädchen eindringlich, während der Verwandlungslehrer nachdenklich seine Fingerkuppen aneinander gelegt hatte.

"Dann würde ich vorschlagen, dass auch Sie sich in ein entspanntes Wochenende begeben. Wie gesagt, ich stehe jeder Zeit wenn Sie Hilfe bräuchten zur Verfügung, vergessen Sie das nicht. Nur weil man Sie alleine in die Vergangenheit zurück geschickt hat, heißt das nicht, dass Sie alle Widrigkeiten komplett alleine meistern müssen".

Sein Blick war freundlich, aber bestimmt, als er sich mit jenen Worten an das goldblonde Mädchen gewandt hatte. Fidea nickte dankend und war bereits mit schlendernden Schritten am Gehen, als sie auf der Hälfte des Klassenzimmers noch einmal stehen blieb, da ihr plötzlich ein sie schon länger verfolgender Gedanke gekommen war. Die Ravenclaw drehte sich im Stehen um, sodass sie erneut dem intensiven Blick des Professors ausgesetzt war, der sie innerlich leicht frösteln ließ.

"Mir fällt tatsächlich eine Sache ein, bei der ich Ihre Unterstützung bräuchte".

Das Mädchen wappnete sich für das was sie nun sagen würde und vermied es dabei diskret, Dumbledore in die röntgenartigen Augen zu blicken, vor denen kein noch so kleines Geheimnis verborgen zu bleiben schien. Fidea schnappte kurz nach Luft und sprach ihre Bitte mit äußerster Hast aus, als wäre sie dadurch von weitaus weniger Fragwürdigkeit.

"Könnten Sie mir vielleicht eine Genehmigung für die verbotene Abteilung ausstellen?"

Dumbledores Augenbrauen zogen sich augenblicklich fragend in die Höhe, doch noch ehe er etwas entgegnen konnte, hatte Fidea erneut zu sprechen angesetzt, um ihre außergewöhnliche Bitte näher zu erläutern.

"Nun ja Herr Professor, Tom hat wie Sie wissen auch eine Zutrittserlaubnis und vielleicht könnte ich dadurch..."

Weiter kam die goldgelockte Ravenclaw jedoch nicht, da der grauhaarige Zauberer sie mit erhobener Hand zum Schweigen gebracht hatte und sie aufmerksam über seine silbernen Halbmondgläser hinweg begutachtete.

"Sie müssen sich nicht erklären Miss Fountain. Mein zukünftiges Ich vertraut Ihnen, also trifft das auch auf meine Person in dieser Zeit zu".

Ein kurzer Schlenker seines Zauberstabs genügte, da hatte Dumbledore sich bereits ein kleines Pergamentstück verschafft, welches er eilig mit schwarzer Tinte beschrieb und dann mit geschwungenen Buchstaben noch seine Unterschrift darunter setzte. Mit undefinierbarem Gesichtsausdruck reichte er schließlich dem lockenköpfigen Mädchen vor sich, das betreffende Pergamentblatt.

Leicht zögerlich griff die Ravenclaw nach dem, sich rau anfühlenden Stück aus Pergament und bedankte sich ein letztes Mal bei Dumbledore, der sie genauestens mit seinen röntgenartigen Augen fixierte, ehe sie endgültig aus dem Klassenzimmer trat.

Das Pergamentblatt mit der erteilten Erlaubnis hielt Fidea nach wie vor fest umklammert in ihrer rechten Hand wie einen Schatz, als sie durch die Korridore der Zaubererschule schritt.

In einem etwas ruhigeren und weniger belebten Gang des alten Schlosses blieb das Mädchen schließlich stehen. Mit leicht zittrigen Fingern faltete die Ravenclaw die auf ihren Namen ausgestellte Erlaubnis auf und konnte dabei, die in ihr aufsteigende Aufregung nicht vollends unterdrücken. Das Pergament knisterte unter der behutsamen Berührung ihrer Finger, als die saphierblauen Augen Fideas über das Geschriebene aus schwarzer Tinte huschten.

Endlich konnte sie in Erfahrung bringen, was genau Tom Riddle in den auffällig langen Stunden in der Verbotenen Abteilung so inbrünstig zu studieren pflegte. Welche dunklen Geheimnisse und Pläne erforderten bloß die volle Aufmerksamkeit dieses, ihr von Tag zu Tag immer mysteriöser erscheinenden Jungens, die dermaßen von Bedeutung waren, dass er alles andere mit Nichtachtung zu strafen schien.

Doch dieser Gedanke allein, war nicht der Grund für die plötzliche Aufregung und Nervosität, die sich in dem goldgelockten Mädchen breit gemacht hatte. Nein ganz und gar nicht. Die Ravenclaw erschrak beinahe vor ihrer eigenen Person, als sie gleichsam den fast schon unerhörten Drang nach dem, ihr nun zugänglichen düsteren Wissen in sich wahrnahm. 

Mit einem Kopfschütteln versuchte sie die ihr unliebsame Neugierde zu vertreiben, die durchaus und ohne jedweden Zweifel gefährlich werden konnte.

Das Wissen in der Verbotenen Abteilung, wurde schließlich nicht ohne Grund vorsorglich von der Schülerschaft fern gehalten, denn vieles davon war nicht nur äußerst verstörend, sondern konnte in den Meisten Fällen sogar tödliche Folgen mit sich bringen. Nein, man sagte ja schließlich nicht umsonst, dass die Neugierde der Katze Tod sei.

Aber konnte sie sich wirklich ihr Interesse an der schwarzen Magie vorwerfen, war doch davon zu lesen alleine sicherlich nicht verderblich oder etwa doch?

Und was wenn sich in eben dieser düsteren Form der Zauberei, letztlich eine überraschende Möglichkeit fand Lord Voldemort in ihrer eigenen Zeit endgültig zu besiegen und das Leid der Zaubererwelt zu beenden? Fidea zerstreute gedanklich erneut die fragwürdigen inneren Stimmen, die ihre plötzliche Neugierde gutzuheißen schienen.

Dumbledore war ein weitaus erfahrenerer und ohne Frage talentierterer Zauberer als sie zu diesem Zeitpunkt. Wenn sich die Antwort auf 'das Problem' Lord Voldemort und seine wachsende Anhängerschaft tatsächlich durch irgendeine Information aus der verbotenen Abteilung hätte finden lassen können, wäre er gewiss schon deutlich früher darauf gekommen und hätte nicht zur Zeitreise greifen müssen.

Außerdem war es gewiss alles andere als weise, Feuer mit Feuer zu bekämpfen, denn am Ende würde sich unweigerlich zumindest einer der Beteiligten eine gar üble Verbrennung zuziehen. Und doch, konnte man es der Ravenclaw sicherlich nicht vollends vorwerfen, dass sie ganz getreu den Traditionen ihres Hauses nach Wissen strebte, selbst wenn es sich dabei vielleicht um etwas fragwürdige Einsichten auf die ihr bekannte Zauberei handelte.

Das lockenköpfige Mädchen seufze verdrießlich ob ihres nicht gerade unerheblichen inneren Disputes auf, ehe sie sich allmählich wieder auf den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum aufmachte. Eine Frage schwirrten Fidea dabei gleichsam eines nervtötenden Insekts immer wieder in ihrem Kopf herum: Warum übte das Verbotene bloß eine so unglaubliche, fast schon beängstigende Anziehung auf sie aus?


♦♦♦


Beim Abendessen war es wie immer laut zugegangen, wie es eben so war wenn alle Schülergruppen mit unterschiedlichen Altersstufen am Ende einer Unterrichtswoche, munter schwatzend aufeinander trafen. 

Da die Gryffindor- Quidditchmanschaft zu einem abendlichen Sondertraining einberufen worden war und Fidea Gideon nirgends ausfindig machen konnte, hatte das Mädchen heute wieder einmal neben ihren Zimmerkammeradinnen Esperanza und Leokardia Platz genommen.

Nachdem sie ihre Bäuche mit allerlei Köstlichkeiten vollgeschlagen hatten, machten sich die drei Ravenclaws gut gelaunt auf zu ihrem Gemeinschaftsraum, um den Abend gemütlich bei einem verabredeten Zauber-Schnick-Schnack Duell -das Spiel wurde schon vor 50 Jahren gerne von Schülern gegen Langeweile eingesetzt- ausklingen zu lassen.

Auf ihrem Weg durch die Mittler Weile eher düsteren Korridore diskutierten die Mädchen dabei über den bald anstehenden Ausflug nach Hogsmeade, der am Tag der Halloween -Feier angesetzt worden war.

Gerade als Esperanza von den unwiderstehlichen Kokosmakronen im Vorgänger- Laden des Honigtopfs, dem 'Lebkuchenhäuschen' zu schwärmen begann, lenkte Fidea eine nahezu lautlos an ihnen vorbeihuschende Person ab. Obwohl die goldgelockte Ravenclaw einzig und alleine noch einen Schatten und das gedämpfte Rascheln von Umhängen erfassen konnte, wusste Fidea sofort um wen sich dabei handelte. Tom Riddle wanderte schon wieder durch die Korridore.

Das Mädchen warf einen kurzen unschlüssigen Blick in Richtung des Ganges, in dem sie den jungen Dunklen Lord aus dem Seitenwinkel heraus hatte verschwinden sehen können, ehe sie einen für sich eigentlich untypisch wenig überlegten Entschluss gefasst hatte, nämlich Tom Riddle zu folgen. 

Mit aufgesetzt bekümmerter und leicht erschrockener Miene teilte sie den beiden anderen Ravenclaws -sie schienen den vorbeihuschenden Slytherin offensichtlich nicht wirklich bemerkt zu haben- mit, dass sie befürchtete ihren Kalender in der großen Halle liegen gelassen zu haben.

Rasch murmelte sie eine Entschuldigung, bevor die beiden Mädchen vorschlagen konnten mit ihr zurück zu gehen, sagte dass sie dann nachkommen würde und eilte hastig zu dem benachbarten Korridor, um dem dunkelhaarigen Jungen zu folgen. Esperanza, die ihr offenkundig die Ausrede abgenommen hatte, rief Fidea nach sich zu beeilen, schließlich wollte sie dieses Mal wieder ihre Siegesserie fortsetzen, denn das spanische Mädchen war im Zauber-Schnick-Schnack so gut wie unschlagbar.

Fidea nickte nur kurz mit einem mühsam unterdrückten Lächeln, ehe sie in dem besagten Korridor verschwand, wobei ihr der durchdringende Blick Leokardias nicht entgangen war. 

Hatte die elfengleiche Ravenclaw etwa doch den vorbeieilenden Tom Riddle bemerkt? Doch das goldgelockte Mädchen hatte nicht wirklich die Zeit sich über dergleichen Gedanken zu machen, schließlich wollte sie die Spur des Slytherins nicht vollends verlieren.

Fidea war dem dunkelhaarigen Jungen bereits einige Male gefolgt, allerdings hatte sie ihn immer wieder in der Nähe des siebten Stockwerks der Schule aus den Augen verloren. Zumindest wusste das Mädchen daher, in welche Richtung sie laufen musste, um dem jungen Dunklen Lord möglichst unauffällig abfangen zu können.

Hastig und einzig und alleine von dem Geräusch ihrer raschelnden schwarzen Schulumhänge begleitet, rannte die Ravenclaw durch den düsteren Gang, um dann hinter einem kunstvoll verzierten Wandteppich in eine Abkürzung zu gelangen.

Beim Ausgang des geheimen Weges blieb sie kurz keuchend stehen, um sich zu orientieren, ehe sie sich zu den nächstgelegenen Treppen begab, so dass sie sich fast schon in Reichweite des siebten Stockwerks befand. Und tatsächlich, am Fuße der Treppe angelangt, konnte sie gerade noch den ihr mit dem Rücken zugekehrten Slytherin ausmachen, der in dem Korridor verschwand, der geradewegs zum siebten Stockwerk führte.

Aufregung machte sich in der Ravenclaw breit, als sie Tom Riddle so leise wie möglich zu folgen versuchte. Endlich würde sie eine Erklärung für die merkwürdigen abendlichen Runden des Slytherins finden. War das Mädchen ihm über einige Abzweigungen hinweg ohne Probleme hinterher geeilt, war der dunkelhaarige Junge im nachfolgenden Flur auf einmal urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt und nicht mehr auffindbar.

Wie war das nur möglich, sie war ihm doch ganz dicht auf den Fersen gewesen?

Die goldgelockte Ravenclaw fluchte leise verdrießlich und verschränkte missmutig ihre Arme. Sie war so nah dran gewesen, ihm endlich auf die Schliche zu kommen. Hatte er sie etwa doch bemerkt und sich daher irgendwo versteckt?

Das Mädchen ließ ihren aufmerksamen Blick durch den größtenteils in dunklen Schatten getauchten Gang wandern und schüttelte dann den Kopf bei diesem Gedanken. Ausgeschlossen, er hatte sich niemals auch nur ansatzweise umgedreht und sie war mit äußerster Vorsicht vorgegangen. Nein, er hatte sie gewiss nicht bemerken können, allerdings war Tom Riddle auch nicht einfach nur irgendjemand.

Wie dem auch sei, allem Anschein nach war ihr der Slytherin zum wiederholten Male entwischt, was alles andere als ermutigend für Fidea war. Enttäuscht ließ sie ihre verschränkten Arme verdrießlich sinken. 

Das Mädchen wollte gerade eben wieder kehrt machen, um sich zu ihrem Gemeinschaftsraum zu begeben, als der Wandbehang von Barnabas dem Bekloppten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie konnte ihr dieses entscheidende Detail nur entgehen? Fidea rügte sich innerlich für ihre Nachlässigkeit. Konnte es sein, dass Tom Riddle das Geheimnis um den Raum der Wünsche kannte?

Wenn dem tatsächlich so war, dann wäre sein abruptes Verschwinden tatsächlich ziemlich einfach erklärbar. Mit leicht zittrigen Händen von ihrem zu vorigen Gerenne, fuhr das Mädchen über die kühlen dunklen Steine der Wand gegenüber des ihr, nur allzu bekannten Wandbehangs des törichten Zauberers Barnabas, der für seinen gescheiterten Versuch Trollen Ballett beizubringen, als Lachfigur in die Zauberergeschichte eingegangen war.

Erinnerungen kamen dem Mädchen dabei hoch, an intensive DA-Trainingsstunden und eine Fuchs-teufelswilde Dolores Umbridge, die ihnen lange vergebens versucht hatte auf die Schliche zu kommen. 

Ein Lächeln breitete sich bei diesen Gedanken auf dem ovalen Gesicht der Ravenclaw aus, bis ein plötzliches Räuspern hinter ihrem Rücken sie in Windeseile und mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen herumwirbeln ließ, um dem düsteren Blick von keinem Geringeren als Tom Riddle höchstpersönlich zu begegnen.

Das Mädchen hätte schwören können, dass für einen kurzen, kaum greifbaren Augenblick ihr Herz auf Grund des Schocks vergessen hatte weiter zu schlagen. Die Ravenclaw schluckte, als sich die düstere hochgewachsene Gestalt des jungen Dunklen Lords vor ihr aufbaute, was den Jungen nur noch furchteinflößender und autoritären wirken ließ, als dies für gewöhnlich schon der Fall war.

"Was hast du hier zu suchen?"

Seine dunkle Stimme erklang harsch und zugleich schnarrend, während er Fidea mit einem alles anderen als freundlichen Ausdruck auf dem Gesicht musterte. Von dem überraschenden Schock rasch wieder erholt, schnappte die Ravenclaw einmal kurz nach Luft, ehe sie mit einem nicht weniger harschen Unterton ihrem Gegenüber antwortete.

"Ich wüsste nicht was dich das anginge, es ist noch keine Ruhezeit. Ich kann mich also in der Schule aufhalten wo ich möchte!"

Ihre saphierblauen Augen glitzernden herausfordernd in dem spärlichen, gelben Licht der Fackeln. Tom schien sich jedoch in keinster Weise davon beeindrucken zu lassen, sondern verschränkte nur mit gelangweiltem Gesichtsausdruck in einer wie immer eleganten Bewegung, seine Arme.

"Das beantwortet noch nicht die Frage, warum du mir folgst".

Seine düsteren Augen begutachteten jede Einzelheit ihres Gesichts, um ein verräterisches Zucken ausfindig machen zu können, doch diesen Gefallen tat ihm das Mädchen nicht. Fideas Gesicht war zu einer einzigen eisernen, selbst für ihn nur schwerlich deutbaren Maske erstarrt.

"Ich weiß nicht was du meinst. Ob du es glaubst oder nicht. Aber nicht alles dreht sich nur um dich Riddle!"

Der Slytherin zog seine Augenbrauen nach oben, während sich ein leichtes Schmunzeln auf den perfekt geschwungenen Lippen des dunkelhaarigen Jungen auszubreiten begann.

"So, warum sind wir dann bitte gerannt als würde der Teufel höchstpersönlich dich verfolgen?"

Das marmorgleiche, makellose Gesicht Tom Riddles blieb ausdruckslos, doch Fidea war das triumphierende Glitzern in den düsteren Augen des Jungen keines Falls entgangen. Er glaubte, sie mit dieser Aussage in die Enge getrieben zu haben, doch da kannte der Slytherin die Ravenclaw nicht recht.

Er wollte sie herausfordern, dann sollte er auch eine passende Antwort darauf erhalten. Das goldgelockte Mädchen hatte eines ihrer freundlichsten falschen Lächeln aufgesetzt, als sie mit ruhiger und durchaus überzeugender Stimme zu sprechen begann.

"Ich wollte nun einmal nicht zu spät zu meiner Verabredung kommen. Das geziemt sich doch nicht".

Fidea hatte hinter vorgehaltener Hand das alberne Gekicher der anderen – in ihren Augen zutiefst kindischen Mädchen- nachgemacht, wobei sie ganz unschuldig und mit gespielter Verlegenheit ihre Augenlieder senkte. Mit übertriebenem Aufwand widmete sie sich nachfolgend noch ihren, durch das Laufen leicht zerzausten Harren. Wenn das mal keine Schauspielleistung war.

Ein undefinierbarer Ausdruck -war es Ärger oder gar Verwunderung?- war kurzzeitig auf das makellose Gesicht des jungen Dunklen Lords gehuscht, ehe sich seine Gesichtszüge wieder zur vollkommenen Ausdruckslosigkeit hin glätteten. Die düsteren stechenden Augen des Slytherins folgten dabei jeder noch so kleinen Regung des Mädchens vor ihm.

"Und wo ist dann deine 'Verabredung' -er sprach das Wort mit deutlichem Unglauben aus- jetzt?"

Ein tückisches Grinsen war auf das Gesicht des gutaussehenden dunkelhaarigen Jungen getreten, während er mit verschränkten Armen darauf zu warten schien, mit welcher Ausrede sich die Ravenclaw wohl dieses Mal aus der Schlinge zu ziehen beabsichtigte.

Fidea ließ sich jedoch gekonnt nichts anmerken, -sie hatte sich erfreulicher Weise endlich wieder deutlich besser im Griff, als in den anderen Gesprächen mit ihm zuvor- ehe sie ihr Gesicht zu einer verdrießlichen Maske verzog.

"Offensichtlich wurde ich versetzt!" Das Mädchen gab sich gespielt empört und stemmte ihre Hände leicht erzürnt in die Hüften.

"Was für eine bodenlose Unverschämtheit, in Frankreich wäre mir das gewiss nicht passiert. Ihr Engländer seit wirklich manchmal wie kalte Frösche".

Die Ravenclaw schüttelte nach wie vor gespielt entrüstet ihren, von goldenen Locken geschmückten Kopf.

"Oder aber..." Fidea blickte nachdenklich zu Tom herüber. "Oder aber du hast meine Verabredung verschreckt, indem du durch die Gänge herum gegeistert bist".

War das der Anflug eines Schmunzelns auf dem Gesicht des jungen Dunklen Lords?

"Genau, du bist schuld an meiner Schmach, dass ich versetzt wurde".

Die Ravenclaw hatte anklagend den Zeigefinger gegen den dunkelhaarigen Jungen erhoben, der dem Zucken seiner Mundwinkel nach zu urteilen, ihre ganze Geschichte zutiefst amüsant zu finden schien. Im nächsten Moment war es nun an dem Slytherin den Kopf zu schütteln, ehe er das lockenköpfige Mädchen genauestens aus seinen dunklen Augen heraus musterte. Dann schien er einen plötzlichen Entschluss gefasst zu haben.

"Genug der Märchen! Wenn du schon hier bist, kann ich dir auch gleich etwas zeigen".

Sein Blick wurde angespannt und feine Konzentrations- Falten erschienen auf seiner hohen bleichen Stirn, ehe er die Wand, an welcher sich der Raum der Wünsche vor Unwissenden verbarg, drei Mal auf und abschritt, wobei Fidea ihn dabei keine Sekunde aus den Augen ließ. 





So meine Lieben :)

Nein, ich habe euch nicht vergessen! 

Nach einer gefühlten Unendlichkeit des Wartens, geht es nun mit diesem Kapitel endlich weiter. Natürlich möchte ich mich nochmals für die lange Pause entschuldigen, aber augenblicklich habe ich wirklich einiges um die Ohren, so dass ich einfach nicht früher zum Schreiben kommen konnte.

Bedanken möchte ich mich natürlich noch bei der zwischenzeitlich gewachsenen Anzahl von Lesern und Votern. Bitte seid mir nicht allzu böse, wenn ich nicht jedem einzelnen von euch gesondert schreibe, aber seid versichert, dass ich mich jedes Mal riesig freue, wenn ich wieder einen neuen Vote oder ein neues Kommentar unter meinen Kapiteln vorfinde.

Noch zum Kapitel: Ich hoffe es bleibt weiterhin spannend. Was sagt ihr zu Fideas leichter Affinität für die dunklen Künste? Wie glaubt ihr geht es weiter? Ich freue mich wie immer auf eure Meinungen und Spekulationen.

Beste Grüße :)

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