16. Astronomie, Gedanken und Gespräche


Ein kalter Luftzug begleitete die Ravenclaw auf ihrem Weg, zum höchsten Turm von Hogwarts, wo heute ihre allererste Astronomiestunde im sechsten Schuljahr- zumindest in dieser Zeitlinie- stattfinden würde.

Mit achtsamen Schritten stieg das Mädchen die gefühlt nicht enden wollenden Stufen zum Turm empor. Immer schmaler und niedriger wurde der Gang, in welchem sich Fidea mit Hilfe der Wendeltreppe immer weiter und weiter nach oben kämpfte.

Am Ende der Stufen angekommen, schlug ihr sogleich ein kühler frischer Windstoß entgegen, der ihre erschöpften Lebensgeister wieder erwachen ließ. Etwas außer Atem trat sie auf die, in dämmrige Dunkelheit getauchte, breite Plattform hinaus.

An der, mit reichlich Moos bewachsenen, Mauerumrandung der Plattform standen bereits ein paar vereinzelte Teleskope verteilt, die wohl ihr Astronomielehrer schon vorsorglich, hier oben platziert haben musste.

In Gedanken ging das Mädchen auf die Umrandungen zu und hielt sich an der, sich feucht anfühlenden Mauer fest, sodass sie über die Brüstung schauen konnte. Sonderlich viel ließ sich allerdings nicht in der gähnenden Schwärze der Nacht ausmachen.

Kleine gräuliche Konturen markierten die, vom silbernen Mondlicht erhellten Baumwipfel des verbotenen Waldes. Gelbliche Lichtflecken auf dem weitläufigen Gelände der Zaubererschule, zeigten in welchen Bereichen des altehrwürdigen Schlosses, zu dieser späten Stunde noch Licht brannte.

Als erneut ein etwas stärkerer Wind aufkam und über die Plattform fegte, schloss die Ravenclaw die Augen und breitete ihre Arme aus, um den ihren Körper umspielenden Herbstwind, mit jeder Faser ihrer Glieder besser wahrnehmen zu können.

Ein Lächeln schlich sich auf das ovale, im Mondlicht weiß leuchtende Gesicht Fideas, als der Wind ihr offenes Haar ergriff und es in alle Richtungen peitschen ließ, während sie dem entfernten Rauschen der Bäume lauschte.

Sie hatte es immer schon gerne vorgezogen, ihre Haare offen zu tragen. Einzig und alleine wenn es um seriöse Angelegenheiten ging, steckte die Ravenclaw sie sich auch mal hoch, um ernster und zugleich erwachsener zu wirken.

"Wollen wir heute Nacht das Fliegen erlernen?"

Erschrocken von dem plötzlichen Klang der arroganten, öligen Stimme hinter sich, begann Fidea das Gleichgewicht zu verlieren und torkelte unweigerlich nach vorne. Das Mädchen hatte sich bereits unten, in einer tiefroten Blutlache, mit zu abertausenden Einzelteilen zersplitterten Knochen gesehen, hätte der dunkelhaarige Junge hinter ihr nicht so unfassbar schnell reagiert.

Ihr Herz raste noch von dem plötzlichen Schreck wie wild in ihrer Brust, als sie schwer atmend, in das perfekte engelsgleiche Gesicht von Tom Riddle blickte, welches nur Zentimeter von dem ihrigen entfernt war.

"Ich habe ja schon einige absurde Reaktionen auf meine Gegenwart hin erlebt, aber gleich von einem Turm zu springen ist dann doch etwas zu dramatisch, selbst für meinen Geschmack".

Seine glitzernden dunklen Augen musterten sie schelmisch und zugleich mit leichter Arroganz, während sich ein zutiefst amüsiertes Grinsen auf seinem, von edlen Zügen gezeichneten Gesicht, auszubreiten begann. Fidea fing sich langsam wieder und sah den dunkelhaarigen Jungen, in dessen Armen sie sich nach wie vor befand, mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Da hat aber irgendjemand eine ziemlich hohe Meinung von sich selbst. Hast du eigentlich keine Angst, dass du bei solch einem großen Ego im Wasser untergehen könntest?"

Sein Blick war alles andere als verärgert ob ihrer Worte und sein charmantes Lächeln wurde unverkennbar nur noch breiter. Offensichtlich hatte die Ravenclaw ihn wohl heute in vortrefflichster Laune angetroffen.

"Das lass mal schön meine Sorge sein".

Er hauchte ihr jene Worte mit einem leisen Flüstern in ihr rechtes Ohr, sodass sein warmer Atem ihren Nacken streifte und das Mädchen unweigerlich leicht erschauderte. Ganz langsam löste sich der feste Griff seiner Arme um ihrem Körper ohne dabei auch nur kurzzeitig den intensiven Blickkontakt mit Fidea zu unterbrechen.

Keinen Moment später vernahmen sie beide auch schon das Wiederhallen von Schritten auf den steinernen Stufen, die zum Turm hinauf führten. Der riesenhafte Astronomieprofessor betrat gefolgt von den restlichen Schülern des Kurses, bei welchen es sich um zwei Gryffindors und einen Huffelpuff handelte, die windige Plattform.

Die Klasse war mit gerade mal einer Handvoll Schülern tatsächlich ziemlich klein, was dem gutgelaunten Professor Blumberg jedoch herzlich egal zu sein schien. Seine Körpergröße war wahrhaftig rekordverdächtig, auch wenn sie nicht ganz an die von Hagrid heranzureichen schien.

Anders als der wohlbeleibte Wildhüter den Fidea kannte, war der hochgewachsene Astronomie-Professor gerstenschlank mit bereits schütterem und größtenteils bereits ergrautem Haar. Über seiner Oberlippe thronte ein monströser Schnurrbart, welcher genauso gut irgendein totes Tier hätte sein können, welches sich der Professor einfach angeklebt hatte.

Ein nachtblauer Spitzhut, mit aufgestickten silbernen Sternen, verdeckte mehr schlecht als recht die bereits kahler werdenden Stellen, auf seinem Kopf. Ohne großartige Reden zu schwingen, wies er sie an, sich alle an einem Teleskop einzufinden und auf ihren Sternenkarten, den heutigen Nachthimmel zu dokumentieren, solange die Nacht noch jung war.

Fidea war wenig überrascht darüber, alsbald Tom Riddle an dem Teleskop neben ihr vorzufinden. Ein letztes amüsiertes Lächeln schlich sich auf sein, selbst im schwachen Mondlicht noch unfassbar makellos erscheinendes Gesicht, als er den Blick des goldblonden Mädchens kreuzte, ehe er sich ihrer eigentlichen Aufgabe zuzuwenden begann.

Die Rawenclaw schüttelte etwas irritiert kaum merklich den Kopf, bevor auch sie sich der, vor ihr befindlichen Sternenkarte widmete.

Fidea überraschte es immer wieder aufs Neue, wie unglaublich entspannend ein Blick auf den, von glitzernden Sternen übersäten Nachthimmel, eigentlich sein konnte. 

In Gedanken war sie wieder bei dem kleinen, neugierigen und manchmal auch etwas naiven Mädchen, dass im Sommer oft Nächtelang, an der Seite ihres Vaters auf der Wiese ihres Vorgartens gelegen und den Sternenhimmel betrachtet hatte.

Die Ravenclaw erinnerte sich an das Funkeln in ihren Augen, als sie von den Namen der Sternbilder und ihren mythologischen Geschichten erfuhr und das glucksende Lachen ihres Vaters Frédéric, als sie sich weigerte nicht eher schlafen zu gehen, bis er zu Ende erzählt hatte.

Eine Sache, die er ihr in einer dieser Nächte gesagt hatte, ging ihr seit jeher nie mehr aus dem Sinn, als wäre es gerade einmal gestern gewesen, dass er es dem kleinen frechen blonden Lockenkopf gegenüber erwähnt hatte.

Es kam Fidea so vor, als würde sie die angenehme tiefe Stimme ihres Vaters hören, als sie gedanklich die vergangen Worte in ihrem Kopf Revue passieren ließ.

"Vergiss niemals mein Spätzchen. In einem Universum, dass nur so voller Leben und Vielfalt trotz, bist du niemals auch nur ansatzweise alleine. Einsamkeit ist lediglich eine Illusion unseres Geistes, nicht mehr und nicht weniger".

Ein Lächeln schlich sich unweigerlich auf das Gesicht des goldblonden Mädchens, als sich ihr der Wahrheitsgehalt dieser Aussage, in ihrem Kopf manifestierte. Nein man war wirklich niemals komplett alleine, wobei sie an ihre neuen Freunde auf Hogwarts in dieser fremdartigen Zeitlinie dachte.

Doch neben diesen, fast schon tröstlichen Gedanken, kam die Ravenclaw nicht ganz umhin, ihren Vater zu vermissen welchen sie das letzte Mal im Alter von zwölf Jahren zu Gesicht bekommen hatte. 

Sie hatte damals nicht wirklich verstehen können, wie man sich einfach so gefühlt von einem Tag auf den anderen entlieben und sogar regelrecht verabscheuen konnte. Ihren Eltern erschienen dem Mädchen im Großen und Ganzen glücklich und dann löste sich auf einmal ihre Familie auf.

Im Nachhinein hatte Fidea erfahren, dass es wohl schon länger in der Beziehung ihrer Eltern gekriselt haben musste, sie es jedoch vorsorglich vor ihren noch jungen Jahren, vor ihr verborgen gehalten hatten. 

Sie würde nie den Schmerz in den warmen grünen Augen ihres Vaters vergessen, als er sie das letzte Mal in die Arme genommen hatte und ihr dabei tröstliche Worte - ein baldiges Wiedersehen betreffend- ins Ohr flüsterte.

Der strenge Blick ihrer Mutter und das aufgezwungene Lächeln auf dem Gesicht ihres Vaters hatten sich seit damals unvergesslich in den Erinnerungen von Fidea regelrecht eingebrannt.

Die Ravenclaw wollte in Anbetracht dessen, jedoch nicht ihre Mutter für das Ganze verantwortlich machen. Zu einer Beziehung gehörten -nachdem was das Mädchen so in späteren Jahren mitbekommen hatte- immer zwei dazu und sie war zu diesem Zeitpunkt wahrlich noch zu jung gewesen, um über die Beziehung ihrer Eltern urteilen zu können.

Auch wenn Fidea des Öfteren mit ihrer Mutter aneinander geriet und sie in sehr vielen Dingen nicht immer einer Meinung waren, wusste das Mädchen sehr wohl, dass sie sie liebte. 

Das Problem zwischen ihnen beiden, lag vorwiegend darin begründet, dass die überstrenge Mutter der Ravenclaw, sie vergebens in irgendein vorgefertigtes Bild ihrer Person zu stecken versuchte.

Doch Fidea wollte sich nicht irgendwelchen alten Traditionen beugen müssen und über ihr Leben zukünftig, selbst entscheiden. Es mochte schön und gut sein, dass ihre Familie auf Rowena Ravenclaw zurück ging, allerdings war sie selbst nicht jene altehrwürdige Hogwartsgründerin, sondern Fidea Rowena Fountain.

Zwar ein Mädchen mit einem alten Erbe, aber definitiv eine eigene, selbstständige Person. Die Ravenclaw schüttelte sachte ihren goldenen Lockenkopf um ihre Gedanken zu vertreiben, als sie merkte, dass sie zu sehr von ihrer eigentlichen Aufgabe abschweifte.

Mit wachen Augen blickte sie wieder angestrengt durch ihr Teleskop, um die noch fehlenden Himmelsgebilde und Planeten einzutragen. 

Wie schnell die Zeit beim Sternen-Beobachten verging, überraschte das Mädchen, als Professor Blumberg bald das Ende der Stunde verkündete und mit einem relativ zufriedenen Gesichtsausdruck ihre Sternenkarten einsammelte.

Während der hochgewachsene Lehrer die Teleskope wieder abbaute, begaben sich die Schüler nacheinander zu der schmalen Wendeltreppe, um den Turm verlassen zu können.

Beim Hinuntergehen waren sie alle ziemlich still, so dass man einzig und alleine die wiederhallenden Geräusche ihrer Schritte, auf dem massiven Steinuntergrund vernehmen konnte. 

Fidea kam schließlich als letzte in der Gruppe unten an und war wenig überrascht, einen am Ausgang der Wendeltreppe lässig angelehnten Tom Riddle vorzufinden, welcher ganz offensichtlich auf sie gewartet hatte.

Als der Slytherin sie erblickte, löste er sich gewohnt galant und vollkommen geräuschlos, von den düsteren Schatten der alten Steinmauern und trat auf das lockenköpfige Mädchen zu.

"Ich dachte mir, ich könnte dich ein Stückchen auf deinem Weg zum Gemeinschaftsraum begleiten".

Selbst in dem spärlichen Licht, konnte das Mädchen das listige Aufblitzen in den Augen des dunkelhaarigen Jungen vor sich erkennen.

"Ach tatsächlich? Sehe ich dermaßen verloren aus?"

Die Ravenclaw hatte ihre Augenbrauen hochgezogen und musterte den jungen Dunklen Lord, mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Das ihr nur allzu bekannte, überaus charmante und gleichsam gefährliche Lächeln, breitete sich auf dem, größtenteils in Dunkelheit getauchten Gesicht, Tom Riddles aus.

"Das wohl eher weniger, allerdings sollte Jemand nach der Sache auf dem Astronomieturm besser ein Auge auf dich haben. Nicht, dass heute Nacht noch ein weiteres Unglück geschieht".

Fidea beäugte den Slytherin misstrauisch und stemmte bestimmt ihre Hände in die Hüften, um sich neben ihm nicht ganz so klein und unsicher zu fühlen.

"Dann ist der große Tom Riddle jetzt etwa auf die Seite der großherzigen Samariter gewechselt und bietet mir Geleitschutz durch die dunklen und ach so gefährlichen Korridore von Hogwarts an?"

Das Mädchen hatte ihre Augen abschätzend verengt, während das amüsierte Grinsen auf dem Gesicht des dunkelhaarigen Jungen nur noch breiter wurde.

"So in etwa"

Seine düsteren Augen glitzerten bei diesen Worten und die Ravenclaw konnte ein unbehagliches Erschaudern nicht ganz unterdrücken. Was hatte er nur vor? 

Sie würde es nie herausfinden, wenn sie ihn jetzt abweisen würde und was war schon dabei? Tom würde sich wohl kaum unter den vielen wachsamen Augen auf der Zaubererschule, zu irgendeiner Dummheit hinreißen lassen.

Das Mädchen bedachte den jungen Dunklen Lord mit einem letzten misstrauischen Blick, bevor sie eine gleichgültige Bewegung mit ihren Händen machte.

"Von mir aus, dann gehen wir eben ein Stück zusammen".

Fidea hätte schwören können, einen Anflug von Genugtuung auf seinem Gesicht ausmachen zu können, ehe sie sich nebeneinander durch das nächtliche Schloss aufmachten. Beide sprachen zunächst nichts auf ihrem Weg und warfen sich einzig und alleine hier und da mal einen undefinierbaren Blick zu.

"Du traust mir nicht oder?"

Tom Riddle hatte die merkwürdige Stille zwischen ihnen beiden unterbrochen und bedachte das lockenköpfige Mädchen, mit einem durchdringenden Blick seiner dunklen Augen. 

Fideas Gesichtszüge schienen ihr für einen kurzen Moment vor Überraschung zu entgleiten, ehe sie mit geröchelter Stimme antwortete.

"Wie kommst du darauf? Ich traue dir nicht mehr und nicht weniger, als anderen die ich nur flüchtig kenne auch!"

Die Ravenclaw hatte versucht bei ihren letzten Worten bestimmt zu wirken, sah dem Slytherin allerdings deutlich an, dass dies ganz und gar nicht der Fall gewesen war. Seine Augen glitzerten unverkennbar gefährlich, als er harsch zurück sprach.

"Du lügst!"

Hatte er gerade seine Zähne gebleckt? Ein raubtierhafter Ausdruck hatte sich auf dem perfekten Gesicht des gutaussehenden Jungen breit gemacht. Fidea wollte darauf irgendetwas entgegnen, um ihn etwas milder zu stimmen, doch der Slytherin hob nur abwehrend eine bleiche feingliedrige Hand.

"Nein, keine weiteren Lügen. Bitte das haben wir nicht nötig".

Seine Augen folgten ihr unverwandt, bei jedem seiner Worte.

"Du bist klug Fountain, zumindest weitaus klüger als die meisten hier".

Abscheu schlich sich für den Bruchteil einer Sekunde auf sein makelloses Gesicht.

"Wir haben ein solches Theaterspiel also nicht nötig. Nein, dein Festhalten daran beleidigt mich sogar".

Seine wohlgeformten Lippen hatten sich zu einem schmalen missbilligenden Strich verengt, wobei er sie keinen Moment aus den Augen ließ. Es war unverkennbar, dass der Slytherin alles andere als erfreut war.

"Warum sollte ich dir vertrauen, wenn du mir gegenüber nicht gerade weniger von Misstrauen erfüllt bist?"

Die Ravenclaw hatte ihre saphirblauen Augen zu Schlitzen verengt und begegnete dem Blick des dunkelhaarigen Jungen herausfordernd. Kurzzeitig war sich das lockenköpfige Mädchen sicher gewesen, dass der junge Dunkle Lord ihr an die Kehle springen würde, da sie es gewagt hatte ihm Parole zu bieten.

Doch was nun als Reaktion folgte, hätte sie gewiss nicht erwartet. Tom Riddle lachte. Er lachte so heftig, dass er seinen Kopf in den Nacken geworfen hatte, ehe er sich mit einem amüsierten Ausdruck, auf dem wunderschönen Gesicht wieder zu ihr wandte.

"Touché! Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht!"

Seine dunklen Augen funkelten in dem schwachen Licht der alten Gänge.

"Nun über Vertrauen lässt sich gewiss streiten". Sein Gesicht war wieder zu der beängstigenden, raubtierhaften Maske von zuvor zurückgekehrt.

"Doch ich habe es dir schon einmal gesagt. In Hogwarts habe ich mehr oder weniger das Sagen".

Fidea rollte ihre Augen "Ja daran kann ich mich erinnern, ich..." Tom hatte sie mit seiner gefährlich süßlichen Stimme unterbrochen.

"Gut dass du dich zurück entsinnen kannst".

Der dunkelhaarige Junge war nun lautlos näher an sie heran getreten, so dass das Mädchen seinen warmen moschusartigen Atem deutlich wahrnehmen konnte.

"Du magst Geheimnisse haben Fountain, schön und gut".

Er hob abwehrend seine bleiche Hand, als die Ravenclaw etwas zu entgegnen beabsichtigte.

"Leugne es nicht! Diesen Punkt haben wir bereits geklärt". Sein Gesichtsausdruck war leicht verärgert, aber resolut.

"Ich habe nichts gegen Geheimnisse, doch solltest du mir früher oder später in irgendeiner Weise im Weg stehen, wirst du dies mehr als nur bereuen!"

Er lächelte charmant, als er ihr die Worte süßlich, gleichsam eines Versprechens entgegen flüsterte. "Wir wollen doch nicht, dass weder dein durchaus kluger Kopf, noch dein schönes Gesicht, in irgendeiner Weise Schaden nehmen. Findest du nicht auch?"

Toms längliche kalten Finger, hatten Fideas Kinn abrupt angehoben, so dass sich der Blick ihrer beiden Augenpaare kreuzte. Ein Kribbeln breitete sich an der berührten Stelle in dem Gesicht der Ravenclaw aus und das Herz des Mädchens raste in ihrer Brust, als wäre sie soeben einen Marathon gelaufen.

Sie nickte kaum merklich als Antwort und versuchte eine selbstbewusste, wenig beeindruckte Maske aufzusetzen. Toms galantes Lächeln wurde breiter, als der Slytherin sich weiter zu ihr hinüberbeugte, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

Er würde sie doch nicht etwa küssen? Ihre Augen weiteten sich für einen kurzen Moment vor Schreck, während ein anderer -zugegeben kleiner Teil- genau das herbei zu sehnen schien. Doch der junge Dunkle Lord, hatte lediglich seinen Kopf zur Seite gedreht, um dem Mädchen ins Ohr flüstern zu können.

"Dann sind wir ja schon mal einer Meinung". Vorsichtig trat er von der Ravenclaw zurück, ehe er mit einem letzten, schelmischen Grinsen auf dem makellosen Gesicht, lautlos und elegant, mit den Schatten des angrenzenden Korridors verschwand und eine zutiefst verwirrte Fidea zurückließ.

"Verdammter Amortensia!"

Murmelte das goldblonde Mädchen leicht benommen und zugleich erzürnt, über ihre eigene Torheit zu sich selbst, bevor auch sie in Richtung ihres Gemeinschaftsraums, in der sie umgebenden Dunkelheit, verschwand.


♦♦♦


Der eckige Gemeinschaftsraum war düster und einzig und alleine vom schwächer werdenden Licht des Kamins und den grünlichen, kunstvoll verzierten Deckenleuchtern erhellt.

Das Wasser des großen Sees war so schwarz wie die Nacht, die zu jener Tageszeit herrschte und erschien als undurchdringlicher düsterer Schleier, der absolut nichts von der darunterliegenden Wasserwelt preiszugeben vermochte.

Der grün-silbern dekorierte Raum war komplett leer, bis auf einen hochgewachsenen dunkelhaarigen Jungen, welcher seine bleichen länglichen Hände an dem grauen Kamin angelehnt hatte. Auf seinem wohlgeformten Gesicht spiegelte sich das orange Licht, des langsam herab brennenden Feuers.

Seine dunklen Augen wirkten abwesend, aber berechnend, während sich ein zutiefst zufriedenes, fast schon spöttisches Lächeln auf seinen perfekt geschwungenen Lippen auszubreiten begann. 

Das Bild eines goldblond, gelockten Mädchens mit vor Schreck geweiteten saphierblauen Augen, schlich sich immer wieder in seine Gedanken.

Sie war gewiss klug, doch auch sie würde sich ihm nicht länger zur Wehr setzten können. Sie hatte versucht selbstbewusst die ganze vergangene Situation herunter zu spielen, doch er hatte sie -so glaubte er zumindest- weitestgehend durchschaut.

Auch sie würde ihm nicht länger wiederstehen können und sich letztlich seiner wachsenden Gefolgschaft anschließen. Das Lächeln auf seinem Gesicht erhielt eine deutlich fiese Komponente, als seine Gedanken weiter zu wandern begannen.

Eine Erbin Rawenclaws war wahrlich eine erfreuliche Bereicherung und er hatte große Pläne mit dem betreffenden Mädchen. Für einen kurzen Moment verdunkelte sich jedoch seine, zuvor so begeisterte Miene.

Wenn er doch nur wüsste was genau sie zu verbergen suchte. Irgendetwas stimmte mit ihrer Person nicht komplett, allerdings gab es nichts, dass ihm wirklich lange verborgen bleiben konnte. 

Doch die Tatsache, dass sie offensichtlich mehr über ihn zu wissen schien, als eigentlich möglich sein durfte, verunsicherte den Slytherin leicht und machte ihn zugleich rasend.

Er musste immer noch innerlich bei dem Gedanken lachen, als seine Ravenclaw-Spionin ihn aufgeregt über ihre Vermutung in Kenntnis setzte, dass Fidea Fountain ihn vermutlich mit Amortensia zu beeinflussen suchte.

Wenn dieses dumme Mädchen doch nur wüsste...

Ein amüsierter Ausdruck war auf sein makelloses Gesicht gezogen, wobei seine hohen Wangenknochen weitaus mehr Geltung erhielten.

Und doch war es äußerst seltsam, dass sich Fidea mit solchen Büchern beschäftigte. Er bezweifelte die Mutmaßung seiner Spionin stark, was jedoch nur einen möglichen Punkt übrig ließ, der ihm ganz und gar missfiel.

Es war so als wäre ihm das lockenköpfige Mädchen auf der Schliche und dergleichen konnte er gewiss nicht dulden. Es galt sie also zu manipulieren und letztlich auf seine Seite zu ziehen.

Den Anfang hatte er bereits heute gemacht und nun war alles nur noch eine Frage der Zeit, bis auch sie ihren Widerstand ihm gegenüber brechen würde, denn absolut Niemand entzog sich seiner einnehmenden Persönlichkeit.

Tom Riddle bleckte seine weißen Zähne, als das bekannte Zischen seines treuen Monsters ihn aus den Gedanken riss.

Sein Durst wurde von Tag zu Tag größer, seitdem er seinem alten Erbe gefolgt war. Bald würde es seinem Wunsch nach Tod und Verderben nachkommen dürfen, wenn er das richtige Opfer gefunden und alles weitere bestens geplant hatte.


♦♦♦


Hatte das lockenköpfige Mädchen geglaubt, zu dieser späten Stunde, Niemanden in ihrem Gemeinschaftsraum vorzufinden, so hatte sich die Ravenclaw gehörig geirrt.

Die blauen, samtenen Vorgänge des hohen runden Raumes waren Nachts über zugezogen, so dass einzig und alleine der Kamin in der Ecke des Turmzimmers und die silbernen Sterne an der Decke, als spärliche Lichtquelle dienten.

Ein unüberhörbares Schluchzen, das sich deutlich von dem fröhlichen Knistern des Kamins abhob, ließ Fidea auf dem Weg zu ihrem Schlafsaal inne halten. 

Suchend ließ das goldblonde Mädchen ihren Blick durch den, in Dämmerlicht getauchten Raum wandern, um in einem Sessel vor dem Kamin, eine zusammengekauerte Person ausmachen zu können.

Mit vorsichtigen leisen Schritten, um die betreffende Person nicht zu erschrecken, ging die Ravenclaw auf den Kamin zu und setzte sich zunächst wortlos gegenüber von dem dunkelhaarigen, in Tränen ausgelösten Mädchen. Fidea erkannte die blasse picklige Zweitklässlerin sofort.

Das Mädchen sah mit verquollenen braunen Augen zu der Sechstklässlerin auf. "Es, es tut mir leid, ich gehe sofort in meinen Schlafsaal, ich..."

Das lockenköpfige Mädchen hielt die andere Ravenclaw sanft zurück, welche fluchtartig von ihrem Sessel aufzuspringen versucht hatte.

"Ich bin nicht hier um dir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Dir geht es offensichtlich nicht ganz gut und vielleicht möchtest du mit Jemanden reden, dass hilft für gewöhnlich".

Das braunhaarige Mädchen hatte den Kopf gesenkt und vermied jeglichen Augenkontakt mit Fidea, als würde sie sich abgrundtief schämen.

"Es ist nichts" meinte sie mit leiser piepsiger Stimme, während sie ihre zittrigen Hände überaus interessiert musterte. Die Sechstklässlerin hob zweifelnd ihre Augenbrauen.

"Dann weinst du also wegen nichts?"

Die Zweitklässlerin sah abrupt auf, sodass Fidea ihre wässrigen, mit dunklen Augenrädern umrandeten Augen besser begutachten konnte.

"Es ist nicht nichts. Aber es spielt auch keine Rolle, ich spiele keine Rolle!"

Das picklige Mädchen hatte traurig ihr kantiges, bleiches Gesicht verzogen.

"Wer sagt das, diese Olive vom Abendessen?"

Die Zweitklässlerin nickte trübselig. "Sie und viele andere. Es wäre besser ich wäre niemals geboren worden. Ich bin weder klug, noch hübsch. Ich bin einfach nur unnötig".

Das dunkelhaarige Mädchen hatte mit fester Stimme gesprochen, als hätte sie folgende Worte gleichsam einem Mantra auswendig gelernt. Ein leicht erzürnter Ausdruck hatte sich auf dem ovalen Gesicht der älteren Ravenclaw breit gemacht.

"Das ist eine Lüge. Du bist genauso wichtig wie jeder andere Mensch auch. Und ich bin mir sicher, dass deine Eltern und deine ganze restliche Familie, mir da zustimmen werden!"

Das dunkelhaarige Mädchen begegnete den saphierblauen Augen ihrer Gegenüber.

"Sie sind meine Familie, was sollen sie auch anderes sagen. Aber die anderen sie..."

Fidea hob abrupt ihre Hand um die picklige Ravenclaw zum Schweigen zu bringen.

"Myrte war dein Name nicht wahr?" Das zusammengekauerte Mädchen nickte.

"Ja Myrte Warren. Ein altmodischer hässlicher Name, der genauestens zu seiner mickrigen Trägerin passt".

Erneut bildeten sich kugelrunde Tränen in ihren braunen Augen und rollten ihre geröteten Wangen hinab.

"Hässlich wieso? Weil du nicht wie jede andere heißt? Myrte du bist auch nicht jede andere, du musst dich von diesen falschen Gedanken lösen. Ich weiß es ist schwer und ich kann verstehen, dass dir vermeintlich gute Ratschläge vermutlich schon zu den Ohren heraus hängen, aber du darfst dein Leben nicht von anderen bestimmen lassen".

"Ja aber..."

Das lockenköpfige Mädchen sah die andere Ravenclaw bestimmt an.

"Nein kein aber. Du selbst erst gibst ihnen Macht über dich, indem du ihren Beleidigungen zustimmst".

Die Zweitklässlerin blickte zutiefst traurig drein. "Wenn sie jedoch recht haben".

"Womit recht? Dein Pickelproblem ist doch nicht von Dauer und die Schulheilerin wird dir dabei bestimmt herzlichst zur Seite stehen. Und deine Noten müssen nicht immer perfekt sein, nur weil du in Ravenclaw bist".

Das dunkelhaarige Mädchen musterte Fidea ungläubig. "Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Und sollte diese Olive oder irgendjemand anders, dich wieder zu piesacken versuchen, dann wird die Gesellschaft von Sechstklässlern sie bestimmt verstummen lassen. Ich nehme mal an, dass du Esperanza und Leokardia bereits kennen gelernt hast".

Die picklige Ravenclaw nickte. "Wir stehen jeder Zeit als Hilfe zur Verfügung. Du musst einfach nur Fragen".

Die braunen Augen Myrtes waren vor Überraschung weit aufgerissen. "Wirklich ihr würdet mir helfen?"

Fidea nickte, was dem braunhaarigen Mädchen ein schwaches Lächeln entlockte. "Siehst du, ein Lächeln steht dir weitaus besser, als Tränen".

Die Augen der Zweitklässlerin leuchteten erfreut auf, als sie sich nach mehrmaligem Bedanken, mit deutlich zuversichtlicherer Haltung, zu ihrem Schlafsaal aufmachte.

Fidea sah dem braunhaarigen Mädchen hinterher und war soweit ganz zufrieden damit, dass sie der verängstigten Ravenclaw hatte helfen können.

Eine Sache ließ dem lockenköpfigen Mädchen allerdings keine Ruhe, denn auf merkwürdige Art und Weise kam ihr Myrte unglaublich bekannt vor, die Frage war nur warum?




So meine Lieben,


willkommen zu einem neuen – diesmal wieder etwas länger gewordenem- Kapitel meiner Fanfiction. Zuerst möchte ich natürlich wieder euch fleißigen Leser, Votern, Kommentareschreibern und neuen Followern danken. Danke für eure großartige Unterstützung!

Besonders danken möchte ich dabei, @EscetMC, @GretaFey, @Gwendolyn00, @Ohydrah0, @enilec_1 und @Ingwer-Honig-Tee, die wirklich so gut wie jedes Mal ziemlich ausführliche Kommentare schreiben und mich dadurch immens ermutigen :)


So, was sagt ihr zu diesem Kapitel? Ist Tom überhaupt noch authentisch? Fidea nicht zu sehr eine Mary-Sue? Wie immer freue ich mich auf eure Gedanken, Bemerkungen zur Story, also lasst mich wissen was euch so beim Lesen durch den Kopf geht.

Der Anfang ist wirklich etwas klischeehaft, aber ich konnte einfach nicht wiederstehen, eine solche Szene zwischen Tom und Fidea zu schreiben.


Wie immer mit den besten Grüßen :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top