12. Zauberstäbe und ihre Meister


Endlich war es Freitag. Fidea hatte schon lange nicht mehr dermaßen verzweifelt das Ende einer Schulwoche herbei gesehnt, aber das Gemunkel der anderen Schüler empfand sie nach wie vor als äußerst lästig. 

Am Wochenende musste sie ihren Gemeinschaftsraum zum Glück nur zum essen verlassen und würde dadurch den meisten fragenden Blicken ihrer Mitschüler entgehen können. Und letztlich galt es fast schon als ungeschriebenes Gesetz auf Hogwarts, dass nach einem Wochenende das bisherige Gesprächsthema durch neuen Redestoff ersetzt werden würde, sehr zur Erleichterung der Ravenclaw. 

Also hieß es nur noch für heute durchzuhalten und auf ihre Schritte gut acht zu geben, um bloß nicht ihre Mission auf leichtsinnige Weise irgendwie zu gefährden.

Allerdings wurde dieser auf den ersten Blick recht rosige Tag von einem unliebsamen Ereignis überschattet, welches sich Slugclub nannte. Nicht das Fidea etwas gegen den wohlbeleibten Hauslehrer von Slytherin einzuwenden gehabt hätte, schließlich konnte sie ihn eigentlich in ihrer Zeitlinie schon relativ gut leiden. Nein die Ursache für die Abneigung des Mädchens gegenüber diesem Treffen, hing mit einer ganz anderen Person zusammen, welche vorläufig noch den Namen Tom Riddle trug. 

Ihr kurzes Zwiegespräch in der Bibliothek hatte die Ravenclaw noch ziemlich lebhaft in Erinnerung behalten und war daher alles andere als erpicht darauf, dem dunkelhaarigen Jungen heute Abend zu begegnen.

Aber wie bereits gesagt, sie musste an ihre Aufgabe denken und ihr innerliches Unwohlsein mehr oder weniger zurückdrängen. Immerhin hatte sie schon einmal die Aufmerksamkeit des jungen Dunklen Lords erlangt, aber wie sie sich nun weiter zu Verhalten hatte, wusste das Mädchen augenblicklich noch nicht wirklich. Es blieb wohl abzuwarten, ob Tom Riddle ihr Gespräch weiter fortsetzen würde und wenn ja, was er der Ravenclaw dann zu sagen hatte. Nachdem Fidea sich am Ende von Alte Runen mit Wilhelmina abgesprochen hatte, dass die beiden zusammen zum Slugclub-Treffen gehen würden, machte sich das Mädchen mit schlendernden Schritten auf den Weg zum Ravenclawturm.

Die Korridore der alten Zaubererschule waren an diesem herrlichen Spätsommertag sonnendurchflutet und durch die hohen Bogenfenster erhaschte man hier und da einen Blick auf die weitläufigen Ländereien von Hogwarts, die bereits zum Großteil in herbstlichen Farben getaucht waren.

Wie sehr das Mädchen doch diesen Anblick genoss. Wenn man aus dem Fenster blickte, erschien alles was einem auf der Seele lastete so immens fern zu sein und dieses Gefühl war einmal eine angenehme Abwechslung zu der inneren Unruhe, die Fidea ansonsten in unbarmherzigen Klauen regelrecht gefangen hielt.

Immer kleiner und winziger wurden die Ländereien von Hogwarts während das schlanke Mädchen die breite Wendeltreppe zu den Turmgemächern ihres Hauses emporstieg. 

Mit jedem Schritt in dem die einzelnen landschaftlichen Details an Größe verloren, schienen auch die Probleme und Sorgen Fideas allmählich und doch so unaufhaltsam zu schrumpfen.

Bald schon war die Ravenclaw in dem steinernen Gang am Ende der imposanten Wendeltreppe angekommen, wo sie eine kleine Schar aus Schülern in blauen Umhängen vor dem Eingang zum Ravenclawturm ausmachen konnte. 

Einige schienen angeregt miteinander zu diskutieren, während andere wiederum nur gelangweilt und mit ziemlich entnervten Gesichtsausdrücken an der kühlen Steinmauer angelehnt herumstanden. Offensichtlich hatte der Türklopfer seine nervige Angewohnheit, die darin bestand gerade gegen Wochenende die schwierigsten Rätsel zu stellen, auch zu dieser Zeit bereits inne. 

Zwei Viertklässler stritten lautstark, während ihnen drei Erstklässlerinnen mit relativ ratlosen Gesichtern bei der angefachten Diskussion zu folgen versuchten.

Fidea musste in sich hinein schmunzeln. Wie oft hatte sie schon mit gefühlt der Hälfte aller Ravenclaws vor dem Türklopfer gestanden, weil keiner die Rätselfrage zu beantworten wusste. Sicherlich war es manches Mal durchaus lustig gewesen und man hatte viele neue Leute aus anderen Jahrgangsstufen kennen gelernt, wie beispielsweise Luna Lovegood oder sogar Cho Chang.

Allerdings konnte es auch ziemlich lästig werden, wenn man unbedingt etwas aus seinem Schlafraum brauchte oder mit jemanden sprechen wollte und einfach nicht in seinen Gemeinschaftsraum kam.

"Was hat er sich denn diesmal schönes ausgedacht?" 

Das goldblonde Mädchen hatte sich mit fragender Stimme an die beiden Viertklässler gewandt, die nun ihre hitzige Debatte beendeten und die Sechstklässlerin mit rötlichen Gesichtern ansahen.

Der rothaarige schlaksige Junge wandte sich schließlich von seinem Freund ab und machte eine etwas verdrießliche Miene, bevor er Fidea das Rätsel des Türklopfers mitteilte. Das Mädchen nickte beim Zuhören kaum merklich, während sie über die Worte des Ravenclaws nachdachte.


'Es hat keine Farbe und trotzdem kann man es sehen.

Es wiegt nichts, aber jeder Gegenstand wird damit leichter.'


Als der rothaarige Junge geendet hatte, schlich sich ein kleines Lächeln auf das Gesicht von Fidea, denn das Mädchen kannte das besagte Rätsel nur zu gut. Der Türklopfer hatte die Aufgabe in ihrem dritten Schuljahr ebenfalls einmal gestellt und auch damals hatte das Rätsel nicht sogleich gelöst werden können.

Die Ravenclaw erinnerte sich an einige missratene Ansätze von Roger Davies und Marietta Edgecombe und die genervten Gesichtsausdrücke, der restlichen vor dem Durchlass zum Turm kampierenden Schüler. 

Nachdem sich alle schon etwas ratlos auf einen langen Abend eingestellt hatten, lieferte letztlich ein Zweitklässler mit dem Namen Anthony Goldstein den entscheidenden Ansatz, denn die Antwort war eigentlich ungemein simpel gewesen. Fidea ging nun mit einem wissenden Lächeln an den beiden Viertklässlern vorbei und beugte sich zu dem bronzenen Türklopfer hinunter. 

"Die Antwort lautet 'ein Loch'

Es ist farblos, jedoch sichtbar und alles damit versehene verliert unweigerlich an Gewicht".

Der bronzene Adlerkopf gab ein zustimmendes metallisches Krächzen von sich und die Tür zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws öffnete sich, was die anderen im Gang herumstehenden Ravenclaws mit einem erleichterten Aufseufzen zur Kenntnis nahmen. Rasch verschwanden sie mit raschelnden Umhängen in dem herrschaftlichen Gemeinschaftsraum und auch Fidea folgte ihnen geschwind, bevor sich der Eingang erneut verschließen würde.

Der große Raum war jetzt zur Mittagszeit angenehm hell und die silbernen Sterne an der gewölbten, kuppelartigen Decke, hoben sich leuchtend von dem dunklen Blau um sie herum ab. Ein allzu bekanntes lautes Auflachen, ließ die Ravenclaw ihren suchenden Blick durch das Turmzimmer schweifen.

Bei einer der Sitzecken nahe des grauen aufwendig dekorierten Kamins, konnte sie letztlich die beiden anderen Ravenclawmädchen aus ihrem Jahrgang ausmachen, welche das goldgelockte Mädchen nun mit gegen ihre Hüften schlagender Schultasche ansteuerte.

Mit einem freundlichen Lächeln wurde Fidea sogleich von Esperanza und Leokardia begrüßt, als sich die Ravenclaw neben den beiden Mädchen auf dem, mit blauer Seide bespannten Sofa, hatte fallen lassen. Erst als sich Fidea gesetzt hatte, bemerkte sie den jungen Zauberer, der ihnen in einem mit Silberfäden durchzogenen Polstersessel gegenüber saß und sich allem Anschein nach, noch bis Gerade eben mit Leokardia und Esperanza unterhalten hatte.

Seine unordentliche Haarmähne war ungewöhnlich hell und erschien fast schon weiß, während seine Augen gleichsam zweier silberner Monde, das soeben Platz genommene Mädchen durchdringend musterten.

Fidea hatte diesen jungen Mann noch nicht auf Hogwarts gesehen und bezweifelte zudem, dass es sich bei dem in himmelblauen Roben gekleideten Zauberer um einen Schüler handelte. Der hellhaarige junge Mann saß immens gerade und mit vorsorglich gefalteten Händen in dem nachtblauen Polstersessel, während er sich abwesend mit der rechten Hand durch seine weiße gekräuselte Haarpracht fuhr. Obwohl die Ravenclaw sich ziemlich sicher war, diesen jungen Mann vor sich noch nie zuvor gesehen zu haben, wurde sie auf unerklärliche Art und Weise das merkwürdige Gefühl nicht ganz los, den Blick dieser unheimlichen silbernen Augen von irgendwoher zu kennen, was ohne Frage ziemlich absurd war.

Und doch, irgendetwas flüsterte ihr innerlich ein, dass sie diesem Jungen oder irgendjemanden der ihm äußerst ähnlich sah, bereits begegnet war. 

Vielleicht erinnerte sich das Mädchen auch nur an einen seiner späteren Nachfahren?

Esperanza schien Fideas nachdenkliches Stirnrunzeln aufgefallen zu sein, denn das spanische Mädchen stellte der Ravenclaw im Folgenden den rätselhaften hellhaarigen Zauberer vor. "Das ist Garrick Ollivander" der junge Mann nickte kurz bei der Erwähnung seines Namens.

Das goldblonde Mädchen staunte nicht schlecht, war dies tatsächlich der große Mr. Ollivander, bei welchem sie mit elf Jahren ihren getreuen Zauberstab gekauft hatte? Wie ungemein seltsam es war ihn in jugendlicher Gestalt jetzt in diesem Augenblick vor sich zu wissen.

Wie aus einem Reflex heraus tastete sie nach ihrem hölzernen Zauberstab und ließ ihn nachdenklich in ihren schmalen Händen kreisen. 

"Er ist der Sohn von Gervaise Ollivander, der den Zauberstabladen in der Winkelgasse führt. Und naja wir wissen ja alle, dass die Zauberstäbe aus der Familie Ollivander den besten Ruf haben".

Leokardia lief bei ihrem Gesagten leicht rosa an, als der hellhaarige Zauberer ihren Blick kreuzte. "Er hat jetzt mit seinem Vater den Zauberstabladen übernommen und ist gerade nur auf Bitte von Professor Dippet wieder in Hogwarts" Esperanza hatte mit aufgeregter Stimme gesprochen.

"Nun ja ab diesem Jahr soll versuchsweise eine Eichung der Zauberstäbe bei den Fünft- und Siebtklässlern vor den praktischen Abschlussprüfungen vorgenommen werden. 

In den letzten Jahren gab es wohl zu viele Beschwerden bezüglich angeblich schlechter Prüfungsergebnisse, auf Grund von nicht geeigneten Zauberstäben. Professor Dippet möchte derartige Ausreden zukünftig unterbinden, weshalb ich als Nachfolger des Zauberstabgeschäfts Ollivander als Experte herangezogen wurde". 

"Und bei dieser Gelegenheit dachte Garrick daran die beiden Ravenclaw-Chaotinnen zu besuchen" das schwarzhaarige Mädchen hatte bei diesen Worten Fidea zugezwinkert und auf sich und Leokardia gedeutet.

Auf dem Gesicht des jungen Zauberers hatte sich bei diesen Worten ein abwesendes Lächeln geschlichen, während die spanische Ravenclaw dem anderen Mädchen den Umstand ihrer gegenseitigen Bekanntschaft näher erläuterte. "Garrick hier besuchte in unserem ersten Schuljahr gerade das Abschlussjahr auf Hogwarts. Wir beide haben es doch tatsächlich geschafft bereits am ersten Tag nach dem Festessen hoffnungslos in dem überdimensional großen Zaubererschloss verloren zu gehen". Esperanza hatte einen etwas peinlich berührten Gesichtsausdruck aufgesetzt als sie weiter sprach. "Naja er war damals der für uns zuständige Vertrauensschüler und musste uns die ganze Nacht lang in den zahlreichen Ecken und Winkeln von Hogwarts suchen". 

"Nicht zu vergessen, war das nicht das einzige Missgeschick der beiden hier". Ollivander hatte ein breites Grinsen aufgesetzt, als er mit leicht glasigem Blick an die betreffenden Erinnerungen zurückzudenken schien. Esperanza und Leokardia sahen bei diesen Worten leicht gequält und mit entschuldigender Miene drein. "Nun ja man kann nicht gerade von uns behaupten, dass wir gleichsam kleiner grauer Mäuse im Hintergrund herum gestanden hätten".

Die schwarzhaarige Ravenclaw hob die Schultern. "Wir hatten es nie wirklich beabsichtigt in diese ganzen Schwierigkeiten zu geraten und den Vertrauensschülern das Leben zu erschweren". 

"Das sagt ihr jetzt" meinte der hellhaarige junge Mann mit einem deutlich amüsierten Tonfall in seiner rauchigen Stimme. Esperanza verdrehte daraufhin nur gekonnt ihre dunklen Augen und verschränkte die Arme. "Als ob wir tatsächlich so schlimm gewesen wären". Der junge Zauberer quittierte diese Aussage seinerseits lediglich mit einem vielsagenden Lächeln, welches andeutete, dass Ollivander diesbezüglich entschieden anderer Meinung war. "Nun wie dem auch sei, wir freuen uns definitiv dich wieder zu sehen".

Leokardia hatte sich mit schüchterner Stimme an den jungen Zauberstabmacher gewandt. Ihre Wangen waren nach wie vor von einer deutlichen rosa Färbung durchzogen, als sie sich leicht verlegen das glatte silber-blonde Haar hinter die Ohren strich.

"Die Freude ist ganz meinerseits und ich bin froh darum wieder einmal in meinem alten Gemeinschaftsraum sitzen zu können. Manchmal erscheint mir meine eigene Schulzeit gar nicht mal so lange her zu sein". Seine ungewöhnlichen hellen Augen hatten für einen kurzen Moment einen träumerischen Ausdruck angenommen, als er in Gedanken vertieft auf das munter prasselnde Kaminfeuer vor ihnen herabblickte. "Aber so lehrreich dieser Lebensabschnitt auch gewesen sein mag, trauere ich dieser Zeit nicht nach, schließlich liebe ich meine Arbeit!" seine bleichen Wangen glühten vor Freude bei dieser Bekundung auf, bis sich jedoch im nächsten Augenblick ein reichlich trübseliger Ausdruck auf seinem Gesicht auszubreiten begann.

"Wenn nur mein Vater manchmal nicht so fürchterlich störrisch mit meinen Vorschlägen und Neuerungen umgehen würde" der hellhaarigen Zauber schüttelte verzweifelt und mit missmutiger Miene den Kopf, bevor er wieder zu seinem unbekümmerten Gesichtsausdruck zurückkehrte.

"Wieso denn das? Du hast doch bereits deine ersten Zauberstäbe mit 16 Jahren gefertigt und du bist ein ziemlich talentierter Zauberer, zumindest hast du in der siebten Klasse eine Auszeichnung für deine Leistungen in Zauberkunst erhalten". Leokardia hatte mit piepsiger Stimme geredet und war unter dem erneut auf sie gerichteten Blick des jungen Zauberers noch rosaner angelaufen, so dass sie bald schon sämtlichen rötlichen Gewächsarten Konkurrenz machen konnte.

Ollivander blickte das silberhaarige Mädchen überrascht an. "Das weißt du noch? Die Sache mit meiner Auszeichnung?" 

Die zierliche Lovegood fixierte leicht verlegen ihre kleinen kindlichen Hände als sie kaum merklich unter dem intensiven Blick des Zauberstabmachers nickte.

Dieser musterte Leokardia noch für einen kurzen Augenblick ungläubig, bevor er weiter sprach. "Mein Vater hält mich nach wie vor für verrückt weil ich von der Ansicht überzeugt bin, dass nicht der Zauberer sich seinen Zauberstab auszusuchen hat, sondern der Stab sich seinen zukünftigen Herrn letztlich eigenständig erwählen muss. 

Ich habe ja bereits meine ersten Zauberstäbe verkauft und einige eurer Mitschüler bedienen sich sogar ihrer ohne Probleme, doch er ist weiterhin nicht wirklich von meinen Theorien überzeugt". Der junge Ollivander ließ seine Schultern bei diesen Worten deprimiert hängen, so dass sein längliches Kräuselhaar sein trauriges Gesicht zum Großteil verdeckte. 

Fidea tat der Zauberstabmacher in diesem Moment außerordentlich leid.

Sie hatte zwar davon gelesen, dass diese neuen Ideen von Mr. Ollivander geradezu revolutionär gewesen waren und anfangs einiges an Hohn und Spott kassierten, aber die Ravenclaw hätte nicht gedacht, dass das Ganze ihn dermaßen mitgenommen hatte. 

Der alte geheimnisvolle Mann mit den unheimlichen hellen Augen hatte damals einen so leichten und träumerischen Eindruck auf sie gemacht.

Es erschien dem kleinen Mädchen welches sie zu jener Zeit noch gewesen war, fast unmöglich dass irgendetwas den alten Zauberstabmacher beunruhigen oder gar verärgern könnte. Auch Esperanza schien Mitleid mit dem hellhaarigen Zauberer zu haben, als sie zu dem ehemaligen Ravenclaw sprach.

"Also ich für meinen Teil finde, dass sich deine Theorie doch ziemlich interessant anhört und sollte man letztlich nicht für alles offen sein?" 

Das schwarzhaarige Mädchen hatte den jungen Zauberstabmacher mit einem aufmunternden Lächeln bedacht.

"Nun dieser Meinung bin ich auch, jedoch ist mein Vater da ganz anderer Ansicht. Er hat mich regelrecht ausgelacht, als ich ihm die Idee unterbreitet habe, sich in Zukunft doch stärkerer Zauberstabkerne wie Einhornhaare oder Drachenherzfasern zu bedienen, wie ich es bereits bei meinen Neukreationen begonnen habe. Ein Zauberstab mit Knieselhaaren ist einfach zu schwach für höhere Magie und weitaus zu empfindlich".

Der hellhaarige junge Mann vergrub etwas niedergeschlagen seinen Kopf in den Händen. Ollivander machte offensichtlich gerade eine schwierige Zeit wegen seiner heruntergespielten Ideen durch. Warum waren die Menschen eigentlich immer nur so kritisch wenn es um die Einführung von neuen Dingen und Ideen ging?

"Also ich habe nichts gegen Knieselhaare einzuwenden, mein Zauberstab enthält diesen Kern und er funktioniert tadellos. Nicht dass ich deinen Einfall schlecht reden möchte, aber vielleicht geht ja beides?" Esperanza hatte den hellhaarigen Zauberstabmacher mit großen dunkel-braunen Augen aufmerksam gemustert.

"Darf ich einmal sehen?" Ollivander hatte seine bleichen Hände fordernd nach dem Zauberstab des spanischen Mädchens ausgestreckt. Diese bedachte den jungen Mann zunächst mit einem leicht misstrauischen Gesichtsausdruck, schließlich gab kein Zauberer äußerst gerne sein Zauberhandwerk in fremde Hände ab.

Nach einem kurzen Augenblick des innerlichen Haderns mit sich selbst, reichte Esperanza ihm schlussendlich ihren, aus dunklem Holz gefertigten Zauberstab. Der ehemalige Ravenclaw ließ den Zauberstab nachdenklich durch seine länglichen Finger gleiten, bis er mit etwas abwesender Stimme zu sprechen begann.

"Ah Mahagoni 9 1/2 Zoll, federnd wenn auch etwas spröde"

Esperanza bedachte den hellhaarigen Jungen mit einer hochgezogenen Augenbraue, was dieser jedoch überhaupt nicht wahrzunehmen schien. Seine gesamte Aufmerksamkeit lag auf dem Zauberstab in seinen Händen.

"Und natürlich das Haar eines Kniesels als Kern. Aber nicht eines x-beliebigen Kniesels wohlgemerkt. Nein, nein du hast eine ziemlich starke Bindung zu dem besagten Tier. Ist es nicht so?"

Die schwarzhaarige Ravenclaw sah den hellhaarigen Mann unverkennbar überrascht an. "Ja es ist ein Haar meines Hauskniesels. Er begleitet mich schon seit meinem fünften Lebensjahr". Und wie zur Bestätigung ihrer Worte sprang ein großes katzenähnliches Wesen auf den Schoß des Mädchens und bedachte den etwas überraschten Zauberstabmacher mit einem kurzen Aufblitzen von goldenen Augen.

Auf Ollivanders Gesicht trat ein merklich amüsiertes Lächeln. "Wenn ich mich nicht irre, hat dein Kater meinen Vater damals aufs Übelste gebissen, die Narben sind heute immer noch an seiner rechten Hand erkennbar". Der Zauberstabmacher gluckste beim Gedanken an dieses Ereignis noch einmal laut auf, während Esperanza nur entschuldigend die Schultern hob.

"Nun ja er kann manchmal etwas eigen sein". Der weiße Kniesel mit den großen Ohren schnurrte nur ganz unschuldig bei diesen Worten und ließ sich ganz zutraulich von seiner Herrin am Hals kraulen. Mit nach wie vor reichlich belustigter Miene, reichte Ollivander dem spanischen Mädchen wieder ihren Zauberstab, welche diesen dankend entgegen nahm.

"Ja dieser Zauberstab passt definitiv zu dir, wobei ich denke dass speziell deine persönliche Verbindung zu dem Kniesel dabei von Vorteil ist. Tja und welcher Kern könnte besser für einen so temperamentvollen Charakter geeignet sein, wie ein nicht minder zahmer Kniesel".

Esperanza bedachte den ehemaligen Ravenclaw vor sich lediglich mit einem gespielt empörten Gesichtsausdruck während ihr treuer Kater den jungen Zauberstabmacher aus verengten Augen fixierte. "Und was ist mit meinem Zauberstab?" Leokardia streckte dem Sprössling der besten englischen Zauberstabmacherfamilie ihren hölzernen Stab, mit immer noch leicht geröteten Wangen und zittrigen Händen entgegen. 

Dieser bedachte das schüchterne Mädchen zunächst mit einem durchdringenden Blick, bevor er den Stab der jungen Lovegood schließlich zögerlich an sich nahm.

"Angeblich kann der Zauberstab den Charakter seines Zauberers offenbaren und sogar dessen verborgenstes Inneres" mit flüsternder Stimme hatte sich Leokardia an Fidea gewandt, doch Ollivander schien trotzdem jedes einzelne Wort glasklar vernommen zu haben.

"Ja dies stimmt größtenteils, wird jedoch noch von einigen Zauberstabmachern wie Gregorowitsch oder Ibn Sina stark angezweifelt". 

Ollivander hatte Leokardia für einen kurzen Augenblick mit einem anerkennenden Gesichtsausdruck bedacht, was die silberhaarige Ravenclaw erneut verlegen den Kopf senken ließ.

Mit kreisenden Bewegungen ließ der hellhaarigen Zauberer den Zauberstab durch seine bleichen Finger wandern, bis er Leokardia mit seinen mondgleichen Augen genauer betrachtete.

"Rosenholz, 14 Zoll, geschmeidig und biegsam.

Ah aber der Kern passt nicht so recht zu dir". Seine intensiven Augen blickten nun fest in die sturmgrauen verträumten Augen des silberhaarigen, zierlichen Mädchens. 

"Für ein solch freimütig denkendes und elfengleiches Wesen, wäre das Haar eines Einhorns weitaus besser geeignet, als der jetzige Kern deines Zauberstabs".

Das silberhaarige Mädchen lief bei dem Gesagten des Zauberstabmachers nur noch röter an und nahm mit leicht zittrigen Händen wieder ihren Zauberstab in Empfang. Was genau denn nun der Zauberstab der jungen Lovegood als Kern enthielt, teilte Ollivander den anderen beiden Mädchen nicht mit.

Seine hellen silbernen Augen waren nach wie vor auf die zierliche Ravenclaw gerichtet und es schien fast so, als gebe es eine stille Übereinkunft zwischen ihnen.

Esperanza tat das geheimnisvolle Gehabe der beiden nur mit einem Kopfschütteln ab und nötigte Ollivander dann dazu, sich doch bitte noch den Zauberstab von Fidea anzusehen. Das Mädchen weigerte sich zunächst vehement. Konnte Ollivander womöglich wahrnehmen, dass weder sie noch ihr Zauberstab aus dieser Zeitlinie stammten? Nachdem die schwarzhaarige Ravenclaw jedoch nicht locker lassen wollte, überreichte Fidea dem hellhaarigen Zauberer letztlich mit äußerstem Widerwillen ihren Zauberstab.

Die Augen des Zauberstabmachers leuchteten für einen Moment auf, als er mit seinen länglichen Fingern bedächtig über das helle Holz des Zauberstabs strich. 

Fidea missfiel es außerordentlich ihren Zauberstab in den Händen eines anderen Magiers zu sehen, doch augenblicklich musste sie sich damit mehr oder weniger abfinden.

Die unheimlichen silbernen Augen Ollivanders bedachten das goldblonde Mädchen mit einem aufmerksamen Blick, als er die Ravenclaw von dem Zauberstab ausgehend, einer genaueren Musterung unterzog.

"Wir haben hier sehr schönes helles Eschenholz, 12 1/4 Zoll, biegsam und elastisch. Der Kern ist ein Thestralhaar".

Esperanza sah den hellhaarigen jungen Mann gespannt an "Und was kannst du über unsere neue Freundin daraus schließen?" Die silbernen Augen Ollivanders waren nach wie vor starr auf die jetzt leicht nervöse Fidea gerichtet.

"Nun ja Eschenholz ist ein sehr hartes und zugleich elastisches Holz. Zauberer mit diesem Holz in ihren Zauberstäben stehen zu ihren Ansichten, können allerdings auch flexibel denken. Die Esche ist der keltischen Mythologie nach zu urteilen der Baum des Ehrgeizes".

Die schwarzhaarige Ravenclaw quietschte vergnügt auf. "Ja ehrgeizig ist unsere liebe Fidea hier. Du verstehst also doch was von Zauberstäben. Ich glaube ich muss mit deinem Vater mal ein ernstes Wörtchen reden!" 

Selbst Ollivander stimmte in das darauf folgende Lachen der anderen beiden Mädchen mit ein. Seine sowieso schon heiser klingende Stimme, wurde bei seinen folgenden Worten noch leiser und geheimnisvoller.

"Nun und alten Legenden zu Folge, fürchten sogar Schlangen sich vor diesem Baum. Es existieren sogar vereinzelte durchaus amüsante Sprüche darüber. Beispielsweise heißt es, dass die Schlange lieber ins Feuer hin läuft, bevor sie durch der Esche Schatten schleicht". Die mondgleichen Augen Ollivanders bedachten die Ravenclaw mit dem goldenen Lockenhaar mit einem unheimlichen röntgenartigen Blick, den das Mädchen nur zu gut von der älteren Ausgabe des jungen Mannes kannte.

Der alte Mr. Ollivander war damals ziemlich überrascht gewesen, dass sich gerade dieser Zauberstab für Fidea entschieden hatte. Dies lag vorrangig daran, dass er ihn lediglich versuchsweise kreiert hatte und ihn nach einer Reihe von Prüfungen eigentlich für eher ungeeignet zur Zauberei befand. Das Thestralhaar hätte dem Stab einen viel zu launenhaften und unbeständigen Charakter beschert, als dass irgendein Zauberer ihn jemals wirklich beherrschen könnte. Doch diese unliebsame Kreation, hatte vor sechs Jahren ausgerechnet Fidea zu seinem Herrn und Meister auserkoren und dem Mädchen seit dem wahrlich gute Dienste erwiesen.

Mit einem letzten prüfenden Blick auf den Zauberstab des goldgelockten Mädchens, reichte der hellhaarige Zauberstabmacher diesen schließlich wieder seiner angedachten Meisterin, welche ihn freudig wieder in Empfang nahm. Ein vertrautes warmes Kribbeln breitete sich sogleich über die Fingerspitzen der Ravenclaw aus, als sie das helle Holz des Stabes andächtig berührte. 

Ihr war die Tatsache, dass Mr. Ollivander ihn eigentlich für relativ schwach befunden hatte, immens egal. Dies war definitiv ihr Zauberstab und wahre Stärke blieb nicht gerade selten augenscheinlich verborgen.



So meine lieben Leser, Voter und Kommentareschreiber :) Weihnachten steht vor der Tür und ich habe mir erlaubt etwas weiterzuschreiben. Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass Tom in diesem Kapitel nicht vorkommt, aber keine Angst unser lieber Tommy wird in den folgenden Kapiteln wieder auftreten. Ich persönlich mag die Randgeschichten in den Büchern besonders und wollte auch in meiner Fanfiction eine solche Atmosphäre vermitteln. 

Da sich in diesem Kapitel alles um das Thema Zauberstäbe dreht, möchte ich euch gerne fragen welchen Stab ihr bei Pottermore zugeteilt bekommen habt bzw. was ihr glaubt welcher Zauberstab zu euch passen würde.


Mit den besten weihnachtlichen Grüßen :)

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