Kapitel 83
Pete hatte an dem kleinen See im Wald gehalten. Mitten in der Nacht war es hier schon recht gruselig. Und doch fühlte ich mich sicher. Was konnte mir hier schon passieren?
Der Mond spiegelte sich auf der eisigen Wasseroberfläche des See's. Wenn man nicht gewusst hätte wo Himmel und wo Erde war, hätte man auch denken können Kopf zu stehen.
Ich musste lächeln. Hm, vielleicht stand ich ja Kopf und wusste es nur nicht. Vielleicht hatte meine Welt sich so gedreht, dass es so plötzlich für mich richtig rum erschien. Möglich war alles, so viel war klar. Immerhin hatte sich mein Leben ja auch komplett geändert. Mittlerweile war ich sogar bereit zu töten, wenn es drauf ankam.
"Kleines?" Pete hatte nach meiner Hand gegriffen. Sich zu mir rüber gebeugt, als ich ihn angeguckt hatte. Wir waren in einen viel zu innigen Kuss verfallen. Da war es wieder, dieses Kribbeln im Bauch. Die Gänsehaut, als seine Hand unter meine Haare, bis zu meinem Nacken glitt. Der Wunsch, dass er mich überall streichelte. Das unsere nackten Körper sich berührten, während sie miteinander verschmolzen. Ein leises Stöhnen von ihm, dann drückte er mich sanft von sich. Rutschte tief in seinen Sitz. Der Kaffeebecher an seinen Lippen, die ich doch so gern noch weiter geküsst hätte.
Ich schaute durch die Windschutzscheibe in den kalten Winterhimmel. Mal wieder nur ein einziger Stern, genau neben dem Mond. "Los komm!" forderte ich Pete auf auszusteigen. Ignorierte seinen fragenden Blick, als ich die Beifahrertür öffnete, um auszusteigen.
"Oh Chelsea, es ist viel zu kalt." auch er hatte das Auto verlassen.
"Jetzt komm schon her." lächelte ich. Streckte meine Hand nach ihm aus, nach der er griff. "Setz dich! " ich drängte ihn gegen die Motorhaube. Quetschte mich zwischen seine Beine. Küsste ihn sanft auf seine weichen Lippen.
"Knutschen können wir auch im Auto."
"Ich weiß! Aber... aber ich möchte dir Jemanden vorstellen."
"Hier? Mitten in der Nacht, in nem dunklen Wald?" bei jedem seiner Worte eine kleine Wolke seines Atems, der warm die eisige Nacht traf. "Bist du jetzt vollkommen verrückt?"
"Verrückt nach dir. Ja!"
"Du bist blöd." ein Lächeln, gefolgt von einem sanften Kuss.
"Bereit?"
"Jep."
Ich stellte mich neben ihn. Lehnte nun auch gegen die Motorhaube. Griff nach seiner Hand. Wie würde er gleich reagieren? Sollte ich ihm wirklich unser Sternchen vorstellen? Würde es ihm helfen, einiges zu verarbeiten? Ich musste es drauf ankommen lassen.
"Da oben..." mein Arm ausgestreckt, deutete ich mit dem Finger auf das einzige Sternchen am Himmel. "Darf ich dir unsere Tochter vorstellen?"
Pete's Blick folgte meinem. Er lächelte und doch kämpfte er mit der Fassung. "Sie... sie ist wunderschön!"
"Ja, das ist sie."
"Ist es das, weshalb du so viel besser mit allem klar kommst?"
"Ich denke schon. Denn ich gucke jede Nacht in den Himmel." ich hatte mich vor ihn gestellt. Ihn einfach in den Arm genommen. "Ich rede mit ihr, wenn es mir schlecht geht. Und wenn du genau hin hörst, antwortet sie dir."
"Hast du dich mit ihr über uns unterhalten?"
"Hm. Sie mag es nicht, dass du dich so verschließt und sie mag es nicht, dich so traurig zu sehen."
Er ließ sich auf all das ein. Schaute zufrieden in den Himmel. Seine Arme hatte er um mich gelegt. So, dass mein Kopf an seiner Brust lag. Sein Herzschlag langsam und gleichmäßig. Seine innere Anspannung, die langsam, aber sicher wich.
Langsam wurde mir kalt, weshalb ich anfing zu zittern. Aber ich sagte nichts. Wollte ihm diesen Moment mit unserem Baby nicht nehmen. Er sollte ihn für immer in guter Erinnerung behalten. Sich gern erinnern. So, als wenn ich sie geboren und er sie zum ersten Mal im Arm gehalten hätte. Er sollte verstehen, dass sie immer bei uns war. Das sie immer ein Teil unserer endlosen, bedingungslosen Liebe sein sollte. Das er die Gedanken an sie zulassen durfte, wann immer ihm danach war.
"Chelsea?" ich schaute auf und ihm direkt in seine Augen. "Ich hatte an dem Tag so schreckliche Angst um dich."
"Ich weiß. Aber ich habe gekämpft für dich. Auch wenn mich die Sehnsucht nach ihr, fast auf die andere Seite gezogen hätte."
"Ich wäre euch in der selben Nacht gefolgt." seine Worte ein leises flüstern. Mein Herz blieb für einen winzigen Moment stehen. Schlug erst weiter, als ich ein Küsschen auf meiner Stirn spürte. Er löste sich von mir. Stieg ins Auto. Seine Blicke, die mich beobachteten, als ich noch mal kurz in den Himmel blickte. Ein leises "Danke" an den Stern, der jede Nacht für mich da war. Erst dann stieg auch ich ins Auto.
"Ich hab Angst mit dir zu schlafen." nervös drehte Pete seinen leeren Kaffeebecher in den Händen.
"Warum?"
"Davor, dass du wieder schwanger werden könntest. Das ich dann auch dich verliere und nicht nur unser Kind."
Ich rutschte auf seinen Schoß. "Das wird nicht passieren. Ich nehme mittlerweile die Pille." gestand ich ihm. "Ich bin auch grad nicht bereit dafür, noch mal schwanger zu werden."
Er schmunzelte erleichtert. Umschloss mein Gesicht mit seinen Händen. Ein Kuss, der all den Schmerz der letzten Wochen zuließ. Die Berührungen, die die Anspannung der letzten Monate vertrieb. Jede noch so kleine Zärtlichkeit, die Liebe in uns streichelte und den Hass auf Alles und Jeden vernichtete. Der Sex, der uns vereinte. Der uns zeigte, dass wir es mal wieder geschafft hatten zusammen zu finden. Wie sehr ich sein zufriedenes Stöhnen vermisst hatte. Seinem Atem, der meine glühend heiße Haut traf. Der schneller wurde, kurz bevor er seinen Höhepunkt erreichte. Diese glasigen blauen Augen, die mich danach anstrahlten. Seine rosigen Wangen, die ihn so lebendig wirken ließen. Der atemlose Kuss, den er mir schenkte, wenn auch ich erschöpft, aber glücklich lächelte. Die Sucht, es gleich noch mal mit ihm zu tun.
Keiner von uns wollte nach Hause. Wollten den perfekten Moment festhalten. Pete hielt mich im Arm. Wir redeten nicht. Lauschten nur dem Herzschlag des Anderen.
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